Ein wenig traurig schüttelte Valerian den Kopf. „Nein, das sieht nicht so aus. Verstehe mich nicht falsch, ich hätte gar nichts gegen Primus als Ehemann für meine Schwester. Er darf heiraten, den nötigen Stand hat er dafür. Und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er seine Frau auf Händen tragen wird. - Aber daß sie die Gepflogenheiten nicht einhalten, daß sie den ehrbaren Weg nicht gehen, das nehme ich beiden übel.“ Vor allem Primus, denn von Valentina wußte er, was für einen Dickkopf sie hatte und wie ewig sie schmollte, wenn etwas nicht so lief, wie sie es wünschte. Aber Primus glaubte er eigentlich als kühlen Kopf zu kennen, der wußte, was sich gehörte. Aber da hatte er sich offensichtlich geirrt.
Es tat gut, daß Calvena ihre Hand auf seinen Arm legte. Ein dankbarer Blick traf seine Frau. Sie wußte genau, was in ihm vorging. Wie oft hatten sie schon darüber gesprochen! Aber es half leider nichts, darüber zu sprechen. Und tun konnten sie auch nichts. Sie mußten darauf warten, daß Primus endlich handelte und Valentina in einen ehrbaren Stand versetzte.
„Seine Frau starb. Wie genau, ist mir auch nicht bekannt, ich wollte auch nicht nachfragen, denn ich weiß, er hat sie sehr geliebt. Immerhin hat er ihren Verlust schon einmal verschmerzen müssen. In dem festen Glauben, sie verloren zu haben, ging er zur Legion damals.“ Eine merkwürdige Geschichte war das gewesen, damals. Aber dieses Mal war Primus wohl dabei gewesen und seine Frau tatsächlich gestorben. So nahm Valerian zumindest an nach dem wenigen, was er wußte.
„Du hast Recht, Laevina. Hier in Rom muß man sein, wenn man wirklich Macht ausüben will. Die Provinzen können nie mehr sein, als Sprungbretter. Und eine Möglichkeit, zu Reichtum zu kommen.“ Nicht nur ein Politiker hatte den Ruf, als armer Mann in ein reiches Land gegangen zu sein und als reicher Mann ein armes Land verlassen zu haben.