Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Vale, D... Optio", sagte Valerian, durch seine Gedankengänge ein wenig verwirrt. Verflixt, er sollte besser aufpassen. Ein wenig bedauernd blickte er Drusus hinterher. Bis die Tür wieder zu war. Irgendwie mußten sie es doch mal hinkriegen, daß sie sich außerhalb des Dienstes trafen und sich auf gleicher Ebene begegnen konnten. Einfach mal wieder normal miteinander reden und miteinander lachen. Das mußte doch möglich sein.


    Seufzend wandte er sich um. Der Neue schien ja keine Scheu zu haben und machte einen netten Eindruck. Und so ging Valerian auch lächelnd auf ihn zu und reichte ihm die Hand. "Lucius Quintilius Valerian. Ja, daß Du neu bist, ist nicht zu übersehen, die Rüstung sitzt miserabel", lachte er ohne es böse zu meinen. "Richte Dich erstmal ein, mit der Rüstung helfen wir Dir dann. Die Ausrüstung gehört in den Vorraum. Da ist noch Platz und Du kannst gucken, wie wir sie verstaut haben. Du hast echt Glück. Du bist im besten Contubernium der ganzen Legion!" Behauptete er einfach mal, selbst fest davon überzeugt. Allerdings behauptete das wohl jedes Contubernium von sich.

    Immerhin hatten sie den Platz endlich einigermaßen geräumt. Die Menschen hatten sich damit abgefunden, daß hier heute nichts mehr zu erreichen war und hatten sich durch die Straßen und Gassen der Stadt verteilt. Den Rest würden dann die Eques erledigen.


    Kaum hatte Valerian festgestellt, daß hier die Arbeit praktisch getan war und der Platz nur noch gesichert werden mußte, hörte er auch schon den Centurio wieder nach ihm rufen. Eine Dame heimgeleiten? Na, das war doch mal eine angenehme Aufgabe!


    Valerian folgte mit dem Blick der Geste des Centurio und sah, welche Gasse dieser meinte. "Jawohl, Centurio", bestätigte er den Befehl und schaute sich nach Lupus um, der ja mit ihm gehen sollte.

    Die Gruppen für die Befragungen der Einwohner hatten sich selbständig gebildet. Sie bestanden je aus drei bis vier Mann, von denen jeweils einer germanisch sprach. Fünf Mann, von denen keiner germanisch sprach, waren zurückgeblieben und sie sicherten auf einen Wink von Valerian hin den Dorfplatz. Man konnte ja nie wissen. Gerade wollte Valerian weitere Fragen stellen, als Cupidus ins Dorf geritten kam. Da er aber nicht alarmiert oder beunruhigt wirkte, machte Valerian doch einfach weiter.


    "Nun, wir sind überhaupt nur in der Gegend, um die Banditen zu jagen, die hier in der Umgebung immer wieder Höfe und Häuser überfallen. Übrigens machen die keinen Unterschied zwischen Römern und Germanen, wen sie bestehlen und morden, kümmert sie nicht. Wißt ihr, in welcher Gegend sie wohl ihren Unterschlupf haben? Oder wißt ihr von Überfällen, die uns nicht gemeldet wurden? Gab es hier in eurer direkten Umgebung Überfälle?" Bei einer solchen Masse an Banditen mußte den Einheimischen doch etwas aufgefallen sein. "Auch Dinge, die nebensächlich erscheinen, könnten wichtig sein. Bedenkt, je eher wir die Kerle haben - und wir werden sie kriegen - umso eher könnt ihr wieder in Frieden und Sicherheit leben. Und umso eher kehren wir nach Mogontiacum zurück." Und brauchten dann auch keine weiteren Vorräte. Das sprach er so direkt nicht aus. Doch Wigand war sicher klug genug, selbst auf diesen Gedanken zu kommen.


    Aufmerksam betrachtete Valerian den Mann vor sich. Und auch die anderen, die aus den Hütten herausgekommen waren. Er achtete darauf, ob jemand von ihnen auffällig wertvolle Gegenstände bei sich trug. Hoffentlich hatten die anderen mit ihren Befragungen einigermaßen Erfolg.

    Als der Optio mit einem offensichtlich neuen Probatus das Contubernium betrat, sprang Valerian auf, nahm Haltung an, salutierte und grüßte vorschriftsmäßig. "Salve, Optio Iulius."


    Doch Drusus schien überhaupt niemanden wahrzunehmen, grüßte auch nicht. Merkwürdig. War irgendetwas vorgefallen? Valerian behielt die Haltung bei, besser war das, denn Drusus war offensichtlich ganz und gar im Dienst.


    Das Verhalten seines Freundes machte Valerian ein wenig traurig. Sie sahen sich kaum noch privat. Und im Dienst mußte Drusus nun einmal den Vorgesetzten herauskehren. Trotzdem. Valerian vermißte ihn einfach. Oder war er sauer, weil er ihm damals geraten hatte, nicht im Contubernium zu bleiben? Doch wie wollte er die Probati am Tag zusammenbrüllen und abends dann mit ihnen über miserable Kochversuche lachen? Vielleicht hätte er damals einfach den Mund halten sollen. Dann hätten sie gesehen, ob so etwas funktionieren kann oder nicht. Und vielleicht hätte ihre Freundschaft dann nicht so gelitten.


    Der Neue sah soweit ganz nett aus. Seine Rüstung war wohl nur provisorisch angelegt, das saß ja noch gar nicht. Aber wenigstens war er schlau genug gewesen, sie nicht so zu schleppen. Schlauer als Valerian es damals an seinem ersten Tag gewesen war.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    ...
    "Salve, miles! Was ist denn mit dir passiert?", erkundigte sich Reatinus und sah über den Zustand des Soldaten hinweg.


    Valerian holte tief Luft, nahm Haltung an und salutierte. So gehörte es sich nun einmal. Doch er hielt sich nicht sehr lange damit auf. "Salve, Centurio. Es geht um Severus. Ähm. Probatus Artorius. Er ist sehr schwer verletzt. Wir haben ihn ins valetudinarium gebracht, doch ... es war alles voller Blut und er sah wirklich schlimm aus. Der Medicus meinte, ich soll Dich holen. Er braucht jetzt jemanden, der ihm beisteht." Er hatte das alles ziemlich schnell herausgesprudelt und mußte nun erst wieder Luft holen.

    Valerian rannte so schnell er konnte, und das war ziemlich schnell, zur Unterkunft des Centurio. So manche verwunderte Blicke folgten ihm, doch versuchte niemand, ihn aufzuhalten.


    Bedingt durch die Eile klopfte er wesentlich kraftvoller an die Tür, als er es sonst getan hätte. Hoffentlich war der Centurio anwesend. Wenn er ihn jetzt erst suchen mußte... da wollte er lieber gar nicht dran denken.


    Hoffentlich starb Severus nicht. Valerian mochte den Kameraden wirklich gern. Was wohl geschehen war? Wer konnte ihm das angetan haben? So schrecklich viel Blut. Naja, Kopfwunden bluteten natürlich immer sehr stark. Und es sah auch meistens viel mehr aus, als es dann wirklich war. Trotzdem. Der Anblick des jungen Probatus hatte Valerian wirklich sehr erschreckt. Dementsprechend blaß und geschockt sah er aus.

    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, obwohl nur Augenblicke vergangen waren, bis der Medicus endlich hereinstürmte. Er war natürlich sehr aufgebracht wegen der Brüllerei. Doch die Wut schien ihm angesichts des Verletzten schnell zu vergehen. Valerian war sehr erleichtert zu sehen, mit welchem Tempo und welcher Routine das Personal hier sich der Sache annahm.


    Als er dann den Befehl bekam, den Centurio zu holen, nickte er gehorsam. "Jawohl." Er zwang sich von dem Anblick des blutüberströmten Kameraden los und verließ das Valetudinarium, um zur Baracke zu rennen.

    Valerian eilte herbei, während der andere Wachhabende am Tor stehen blieb. Als er den Verletzten erkannte, wurde er blaß. Der Kamerad hatte doch vor gar nicht so langer Zeit erst das Castellum verlassen! "Severus! Ihr Götter! - Verdammt, schnell zum Valetudinarium! Beeilung!" Genügte es nicht, daß Lupus behandelt werden mußte? Nun auch noch Severus? Er sah gar nicht gut aus, der Junge. Wirklich ganz und gar nicht gut. "Schnell, ich mache euch die Türen auf." Valerian lief voran, auf direktem Weg zum Valetudinarium.

    Es kam Valerian fast wie eine Wiederholung vor. Er stürmte in das Valetudinarium und hielt für die anderen die Tür auf. "Einen Medicus! Schnell! Und ich meine wirklich schnell!", brüllte er und half, den Verletzten auf die Liege zu legen, auf der vor gar nicht so langer Zeit noch Lupus gelegen hatte.


    Sim-Off:

    Hey, Du willst uns doch wohl hoffentlich nicht verlassen? :(

    Natürlich hatte Valerian Fragen. Jede Menge sogar. Vor allem die Frage, wie sie nach Beutegut suchen sollten, ohne den Menschen dafür auf die Füße zu treten. Und wie sollten sie Beutegut erkennen? Diese Menschen lebten im römischen Imperium, sie besaßen ganz sicher auch römische Gegenstände. Aber natürlich fragte Valerian nichts dergleichen.


    "Nein, keine Fragen mehr. Wir werden unser bestes versuchen." Er drehte sich zu den anderen um, denn das organisatorische wollte er hier klären und nicht erst im Dorf. "Am besten teilen wir uns auf, damit wir mit möglichst vielen Leuten gleichzeitig reden und sie sich nicht absprechen können. Wer kann alles germanisch? Wir bilden so viele Gruppen, wie wir Leute mit germanischen Sprachkenntnissen haben. - Drusus, wir beide nehmen uns den Anführer vor. Sobald wir ins Dorf kommen und wir zwei den Anführer ausfindig gemacht haben und mit ihm reden, geht ihr zu den anderen Häusern, befragt die Bewohner und schaut euch gründlich um."


    Er nickte Cupidus noch einmal zu und gab dann den Befehl zum Abmarsch ins Dorf.


    Kaum waren sie dort angekommen, wurden sie von einem wahrhaft barbarisch, aber auch höchst beeindruckend wirkendem Mann begrüßt. Oder vielmehr nach ihrem Begehr gefragt. "Salve", grüßte Valerian höflich. "Gehe ich recht in der Annahme, daß Du Wigand bist?" Er sah jedenfalls aus wie jemand, der Wigand hieß und Anführer dieses für germanische Verhältnisse gar nicht mal so kleinen Dorfes war. Oder einer seiner engsten Vertrauten.


    "Wir haben einige Fragen an Dich und Deine Leute. Das ist schon alles." Er sprach in ruhigem, höflichem, aber dennoch durchaus bestimmtem Ton.

    Valerian fühlte sich merkwürdig betäubt. Wie durch Watte hörte er die weiteren Worte des Legaten. Ein Opfer... ja, ein Opfer war immer gut. Er schaute der Prozession zu, ohne wirklich zu begreifen, was da vor sich ging. Schon mehrmals hatte er den Kaiser gesehen. Immerhin hatte Valerian ja sein ganzes bisheriges Leben in Rom verbracht. Und den Kaiser bewundert, wann immer er sich blicken ließ. Seine Treue zu ihm war immer unverbrüchlich gewesen. Und eben so treu würde er zu dem neuen Kaiser stehen. Der Kaiser hatte ihn zu seinem Nachfolger bestimmt. Also mußte es sich bei ihm um einen fähigen Mann handeln.

    Zentimeter für Zentimeter schoben sich die Legionäre langsam vor. Merkten sie, daß die Menschen allzusehr zusammengedrängt waren, verlangsamten sie ihr Tempo, blieben aber nicht stehen. "Nun seid doch vernünftig, Leute. Geht nach Hause", sagte Valerian in beruhigendem Tonfall. "Hier könnt ihr nichts mehr ausrichten und für heute gibt es auch keine weiteren Neuigkeiten. Geht nach Hause! Trauert. Und sorgt euch nicht, der Caesar ist ein guter Mann." Seine Worte schienen etwas zu bewirken, denn der Druck gegen sein scutum ließ langsam nach. Sie konnten langsam weiter vorrücken. Immer mehr Menschen verließen den Platz und informierten die ihnen entgegen Kommenden, was es an Neuigkeiten gab und daß der Platz durch die Soldaten geräumt wurde.

    Tatsächlich war es Valerian gelungen, einen Kameraden aus der I. Centurie, aus Crispus' Truppe, zu überreden, mit ihm zu trainieren. Dass das Wetter heute erbärmlich schlecht war und nasser, klatschiger Schnee in dicken Flocken vom Himmel rauschte, störte die beiden dabei wenig. Auch bei schlechtem Wetter wurden Schlachten geschlagen und so musste man auch bei widriger Witterung trainieren, um auf alles vorbereitet zu sein.


    Sie trafen sich, nachdem Valerian sein Lauftraining und die anderen Übungen beendet hatte, auf dem Exerzierplatz. Mit Übungsscutum und Übungsgladius ausgerüstet standen sie sich nun gegenüber. Und schon erfolgte die erste Attacke des erfahrenen Veteranen. Zunächst schaffte es Valerian recht gut, die Angriffe des Veteranen abzuwehren. Doch nach einer Weile geriet er mehr und mehr in Bedrängnis, bis er sich schließlich besiegt geben musste. Danach ließ sich Valerian erklären, was er verbessern konnte, wo die Probleme lagen und wie er aus der einen oder anderen vertrackten Situation wieder herauskommen konnte.


    Und schon ging es weiter. Die Angriffe folgten nun in rascher Folge aufeinander, doch Valerian wehrte nicht nur ab, sondern schaffte es, auch den anderen mächtig ins Schwitzen zu bringen. Unentschieden wogte der Kampf lange hin und her, bis der Veteran dann doch wieder siegte. Trotzdem hatte Valerian nicht das Gefühl, sich seiner Niederlage schämen zu müssen. Und sie verabredeten sich schließlich für den nächsten Tag, um das Training fortzusetzen.

    Ein Kamerad, der gerade in der Nähe des valetudinariums herumlungerte, war so freundlich, die Tür zu öffnen, so daß Severus und Valerian den verletzten Lupus ungehindert hereinbringen konnten.


    "Wir brauchen einen Medicus", rief Valerian schon beim Hereinkommen und hoffte, daß jemand kompetentes reagieren würde. Sie legten den Schild auf den Boden und hievten Lupus dann auf eine Liege, die in diesem Raum stand. Dort lag er wesentlich besser.

    Nein, es war wohl doch zu schlimm. Valerian wunderte sich allerdings darüber. Wie stark hatten die denn zugeschlagen? Das war ja wirklich nicht mehr normal! Von den Männern der I. hätte er wirklich mehr Verantwortungsgefühl erwartet.


    "Komm, Severus. Wir legen ihn auf ein scutum." Valerian legte seinen eigenen Schild auf den Boden, zog seinen Mantel aus zur Auspolsterung, damit der Griff nicht drückte. Dann legte er mit der Hilfe von Severus den Verletzten auf den Schild. Die Beine hingen natürlich einfach herunter, doch die waren ja auch nicht verletzt, da machte es nichts.


    "Also los." Er nickte dem Kameraden zu, sie hoben gleichzeitig an und hatten nun eine improvisierte Trage, mit der sie Lupus zum valetudinarium bringen konnten.

    Valerian wandte sich zu Lupus um und lächelte. "Keine Ursache. Du hättest für mich garantiert das gleiche getan. Wie sieht es denn mit Deiner Hand aus?" Natürlich war er neugierig und schaute auf den neuen Verband. Nicht, daß man daran irgendetwas erkennen könnte, was in irgendeiner Weise die Neugierde befriedigen würde.


    "Es ist noch was zu essen da. Bestimmt bist Du hungrig..." Er deutete auf den Topf, in dem sich noch eine gute Portion Puls befand, der sogar noch leicht warm war.

    | Capsarius Marcus Acilius Faustinus



    "Ah, da bist Du ja. Kommst gerade zurecht", meinte Faustinus, der gerade den Raum betrat und einen Krug dampfenden Wassers mit sich trug. "Setz Dich da hin, aber rühr den Verband nicht an, das mache ich." Er selbst wusch sich gründlich die Hände, nachdem er den Krug abgestellt hatte. Dann mischte er das warme Wasser und etwas Essig in einer Schüssel und tränkte ein Tuch mit dem Gemisch.


    Dann löste er vorsichtig den Verband, bis es nicht weiterging, da der Stoff leicht mit der Wunde verklebt war. "Keine Bange, es ist nur warm, nicht heiß. Brennen wird es natürlich trotzdem", kommentierte der Capsarius und legte das nasse Tuch auf, damit die verklebte Stelle aufweichen konnte. Es dauerte nicht lange, bis er den Verband lösen konnte, ohne neuen Schaden anzurichten. Dann reinigte er die Wunde wieder, wie er es auch am Vortag getan hatte.


    "Es wäre eigentlich besser, die Hand nicht zu belasten. Dann würde es schneller heilen. Schau, es ist immer noch recht stark gerötet. Ansonsten sieht es schon gar nicht schlecht aus. Es eitert nichts und die Wundränder sehen auch gut aus. Ich werde jetzt dick Salbe draufgeben, damit Du nicht den Verband in die Wunde einarbeitest, und das ganze fest verbinden. Nach dem Training kommst Du dann wieder. Sollte der Verband durchweichen, brichst Du das Training ab, verstanden!" Er wickelte den Verband sehr sorgfältig. Achtete darauf, daß genug Stoff über der Wunde lag und er nicht rutschen konnte, gleichzeitig achtete er darauf, gleichmäßige Übergänge zu schaffen, damit nicht an neuen Stellen Druck oder Reibung entstand und sich am Ende dadurch neue Blasen bildeten.




    Capsarius - LEGIO II GERMANICA

    Die ließen auch nicht lange auf sich warten. In gleichmäßigem Tempo waren sie dem angegebenen Weg gefolgt. Nach dem ersten Meilenstein Richtung Mogontiacum einfach nach links, dann dem Pfad gefolgt. Auf der rechten Seite kam dann die Wiese, auf der die Reiterabteilung schon auf sie wartete und dahinter sah man bereits das Dorf liegen.


    Als sie die wartenden Reiter erreicht hatten, befahl Valerian:


    "Milites, consistite*!"


    Fragend blickte er Cupidus an, denn der hatte als einziger anwesender Offizier natürlich den Befehl inne.



    Sim-Off:

    *Halt

    An diesem Tag war der Wind ideal, um es mit dem Bogenschießen noch einmal zu versuchen. Nachdem Valerian also sein Lauftraining und die üblichen Übungen absolviert hatte holte er sich einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen. Dieses mal klappte es von Anfang an schon besser als beim letzten mal. Anscheinend hatte er den Kniff mit dem Wind jetzt doch einigermaßen raus. Die Pfeile landeten samt und sonders auf der Zielscheibe. Und nicht wenige davon genau in der Mitte. Er vergrößerte den Abstand und schoß weiter. Und auch jetzt traf er mit recht großer Sicherheit.


    "Na, ist doch gar nicht so übel", meinte eine Stimme hinter Valerian und er drehte sich um. Sein Trainingspartner für den Kampf ohne Schild stand da und grinste breit. "Ich hätte heute Zeit, wollen wir nochmal?"


    Valerian nickte. "Gerne. Laß mich eben die Pfeile einsammeln, dann holen wir uns die Übungswaffen." Er lief zur Zielscheibe, zog die Pfeile heraus und kam dann zu seinem Trainingspartner zurück. Zusammen gingen sie ins Magazin, um Pfeile und Bogen wieder abzugeben und sich dafür die Übungswaffen aushändigen zu lassen.


    Damit kehrten sie dann auf den Exerzierplatz zurück. Der Trainingskampf, der nun folgte, zeigte deutlich, daß beide mittlerweile sehr geübt waren in dieser Art des Kampfes. Es dauerte lange, bis der erste "Todesstoß" fiel und Valerian war leider der Verlierer. Doch in der nächsten Runde schon konnte er den Kampf für sich entscheiden. Und den dritten ebenfalls. Es wurde bald klar, daß die beiden sich inzwischen gegenseitig in nichts mehr nachstanden. Als der dritte tödliche Treffer fiel, klopfte der Legionär Valerian auf die Schulter. "Also, ich kann Dir nichts mehr beibringen. Vielleicht fragst Du mal jemanden aus der I., denn die Jungs haben wirklich noch ein bißchen mehr drauf als wir. Hast Du ja auch neulich beim Übungskampf gesehen. Die sind einfach klasse."


    Sie machten sich auf den Weg zum Magazin, um alles wieder abzugeben. "Das ist eine gute Idee. Ich werde gleich mal zu deren Unterkünften gehen und schauen, ob sich einer erbarmt. Ich hoffe, sie sind sich nicht zu gut dafür. - Danke nochmal für Deine Geduld!" Sie verabschiedeten sich mit einem kräftigen Händedruck.

    | Capsarius Marcus Acilius Faustinus



    Faustinus besah sich die Hand und schüttelte den Kopf über so viel Unverstand. "Und natürlich willst Du die Übung mit dem Pilum unbedingt mitmachen, weil Du der Meinung bist, daß ein harter Mann sich nicht so anstellen sollte wegen einer kleinen Blase." Das war eine sachliche Feststellung und keine Frage.


    "Und natürlich wirst Du meinen, daß ich hoffnungslos übertreibe, wenn ich Dir sage, daß schon Männer an sowas gestorben sind." Auch das war eine Feststellung und keine Frage.


    "Setz Dich da hin, ich bin gleich wieder da." Der Capsarius winkte einen Burschen heran, trug ihm etwas auf und trat dann selbst an eine Waschschüssel, wo er sich gründlich die Hände wusch. Er benutzte dafür dieses germanische Zeug - Seife. Es schäumte ordentlich und er ließ sich Zeit damit, seine Hände zu reinigen. Dann trocknete er sie an einem sauberen Handtuch ab und kam zu Lupus zurück.


    "Ich werde die Wunde und die Hand mit Essigwasser reinigen. Danach werde ich sie Dir leicht verbinden, damit sie trocken und sauber bleibt, aber trotzdem Luft herankann. Morgen vor der Übung kommst Du her und läßt Dir einen ordentlich festen Verband machen. Und nach der Übung kommst Du wieder her, damit wir schauen können, wie sehr das Training der Wunde geschadet hat. Wenn es dann zu schlimm bist, wirst Du auf die Benutzung der Hand ein paar Tage verzichten müssen." Wenn es nach ihm ginge, würde er ihm für zwei Tage das Waffentraining untersagen, doch der Probatus war anscheinend sehr entschlossen, seine Grundausbildung nicht zu verzögern. Auch eine verständliche Einstellung, deshalb konnte man zumindest einen Versuch starten.


    Der Bursche brachte ein Tablett mit einer Schüssel, zwei Krügen und einigen sauberen Stoffbinden. Der Capsarius mischte in der Schüssel Wasser und Essig und begann dann mit der gründlichen Reinigung der Hand. Das brannte bestimmt sehr, doch das interessierte den Mann gar nicht. Wer morgen mit solch einer Hand Pilumwerfen üben wollte, der durfte sich hierbei nicht anstellen. Nachdem er mit der Reinigung fertig war, fertigte er den Verband. Die Hautfetzen ließ er, wo sie waren. Vielleicht würde der eine oder andere wieder anwachsen. Wenn nicht, konnte er sie immer noch entfernen.


    "Weder Schmutz noch Wasser darf an die Wunde kommen. Diese Minzsalbe, die ich da gerochen habe, ist nicht schlecht. Aber ich würde empfehlen, heute darauf zu verzichten. Solltest Du starke Schmerzen haben, die Hand sich heiß anfühlen oder sich gar irgendwelche roten Striche an der Hand oder gar Arm zeigen, bist Du sofort wieder hier, verstanden!" Er blickte den Probatus sehr ernst an. "Dann bis morgen vor dem Training."




    Capsarius - LEGIO II GERMANICA