Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Ausnahmsweise war es mal nicht Valerian, der sich an der Porta den Hintern abfror. Sondern er war derjenige, der das Castellum verließ. Kam ja auch wirklich selten genug vor.


    "Salve, Kameraden. Ich habe einen Botengang zu erledigen. Hier ist meine Ausgangserlaubnis." Er legte die Wachstafel vor:



    Ausgangsgenehmigung für Legionarius Quintilius.


    Hiermit genehmige ich dem Legionarius Quintilius den Ausgang aus dem Castellum zum Zwecke eines Botenganges.


    gez.
    Quintus Terentius Alienus, Tribunus Angusticlavius


    Dann wartete er, bis der Kamerad seine Eintragung gemacht hatte und ihm bedeutete, daß er gehen konnte.

    Schon wieder ein Appell für die gesamte Legion! Das war ja unglaublich, wie oft das in letzter Zeit vorkam! Valerian platzte natürlich vor Neugierde. Bestimmt hatte das mit dieser Besprechung der hohen Tiere zu tun, die in der Stadt stattgefunden hatte. Es mußte irgendwelche wichtigen Neuigkeiten geben.


    Hoffentlich hatten sie es nicht mit einem ernsthaften Aufstand zu tun. Das wäre wirklich fatal. Hatte es nicht schon genug Blutvergießen gegeben?

    Valerian nickte verstehend. Das traf sich ja ganz hervorragend, so mußte er nicht nach Leuten suchen, die er nicht kannte. "Das ist gut, die kenne ich beide. Dann habe ich keine weiteren Fragen, Tribun." Er nahm die beiden Verträge an sich. "Ich bräuchte allerdings noch eine Ausgangserlaubnis für die Kameraden am Tor." Als einfacher Legionär spazierte man schließlich nicht so einfach aus dem Castellum heraus.

    Legionarius Magnus



    Legionarius Magnus


    Magnus seufzte. Der Bursche war wirklich extrem hartnäckig. Furchtbar. Andererseits zeigte es ja, daß ihm der Eid etwas wert war und er sich auch in Zukunft gerne an den feierlichen Moment erinnern wollte. "Na schön, Du Nervensäge", meinte er seufzend und kam hinter dem Tresen hervor. Er nahm die Rüstungsteile zur Hand und machte schon mal ein paar Voreinstellungen, dann hielt er die Teile Probus entgegen. "Hier, rein mit Dir, ich schließe Dir dann die Schnallen. Wird nicht toll sitzen, aber für den Moment... Deinem Centurio solltest Du damit aber nicht unter die Augen kommen. Entweder perfekt oder gar nicht, sage ich Dir. - Wem bist Du denn zugeteilt?"



    Natürlich, die üblichen Scherze blieben natürlich nicht aus. "Kann ja nicht jeder so fußkrank sein wie ihr", war nur eine der Erwiderungen auf den Scherz der Reiter. Es war weder zu übersehen, noch zu überhören, daß diese Scherze auf keinen Fall bösartig zu nehmen waren.


    Als Cupidus das Wort ergriff, kehrte allerdings Ruhe ein. Jeder wollte wissen, was er zu tun hatte. Doch wirklich Neues erfuhren sie nicht. Gut, sie befragten die Einwohner des Dorfes und die Reiter suchten in der Umgebung nach Spuren. Wunderbar. Ein Angriff? Ja, unmöglich war das natürlich nicht. Sie sollten sich vorsehen. Gerade auch in Marcomers Dorf hatten sie ja die Feindseligkeit der Germanen deutlich zu spüren bekommen.


    Valerian bezweifelte stark, daß die Germanen etwas verraten würden. Doch es konnte nicht schaden, es zu versuchen. Ein schwarzes Schaf gab es in jeder Gruppe, warum also nicht in diesem Dorf... Dorf des Wigand... Namen hatten die!


    "Also, ein Anführer ist nicht bestimmt. Wenn der Optio uns nicht selbst mit seiner Anwesenheit erfreuen möchte, heißt das." Was er ja nicht annahm. Irgendwie hatten sie sich bisher keine Gedanken darum gemacht, wer als Anführer fungieren sollte. Er warf einen fragenden Blick in die Runde.

    Legionarius Magnus



    Legionarius Magnus


    Daß der Neue die Liste nicht einfach unterschrieb, sondern nachguckte, ob auch alles da war, fand Magnus eigentlich normal. Er wunderte sich immer, wenn es mal einer nicht machte. Nachdem er die Unterschrift hatte, legte er die Wachstafel an der dafür vorgesehnen Stelle ab, damit der Optio sie kontrollieren konnte, wenn er wieder da war. Dann wollte Magnus eigentlich zum Tagesgeschäft übergehen.


    Doch der Neue hatte noch eine weitere Bitte. Er wollte den Eid in seiner Uniform ableisten. "Also... Du hast das Ding noch nie angehabt. Sämtliche Riemen müssen erstmal auf Deine Größe eingestellt werden... glaubst Du, das macht man mal eben in wenigen Minuten? Junge, geh Deinen Eid so ableisten. Es kommt nicht auf die Kleidung an, sondern auf die Einstellung." Seine Stirn war gerunzelt und er hatte eine Augenbraue gehoben, als er den Probatus musterte. "Und die Anpassung der Rüstung machst Du dann später in aller Ruhe mit Hilfe Deiner Kameraden im Contubernium." Vor allem hatte er keine Lust, an den unzähligen Schnallen herumzufingern.



    Valerian blickte auf die beiden Verträge. Der Auftrag war ja nicht weiter schwierig. "Ja, eine Frage habe ich noch. Wer genau ist unterschriftsberechtigt?" Es wäre ja fatal, wenn ihm jemand die Verträge unterschreiben würde, der dazu gar nicht bevollmächtigt war. Denn Valerian hatte nicht die geringste Ahnung, welche Personen zur Geschäftsführung der Freya Mercurioque gehörte. Natürlich vermutete er den Duumvir, denn der war ja vor kurzem erst hier gewesen. Und er wußte, daß Lando da irgendwie mit drinhing. Doch mehr wußte er nicht.

    "Jawohl, Tribun. Da bin ich dabei gewesen", bestätigte Valerian nickend. Wenigstens erkannte der Tribun ihn wieder. Das war nicht selbstverständlich, die meisten hohen Offiziere gaben sich nicht mal Mühe, sich die Gesichter und Namen einfacher Soldaten zu merken.


    Extrasold? Das war natürlich immer gut! Gerade jetzt im Moment, wo Valentina unbedingt Unterstützung brauchte, auch wenn sie ständig ablehnte, Geld von ihm anzunehmen. Also nickte er wieder. "Extrasold käme mir im Moment nicht ungelegen. Was habe ich dafür zu tun?" Da es ein Angebot von einem Tribun war, konnte es ja nichts sein, was ihm nicht erlaubt war.

    Legionarius Magnus



    Legionarius Magnus


    Magnus haßte den Dienst im Magazin. Zumal ja normalerweise ein Optio mit anwesend war, der sich dann die angenehmen Arbeiten rauspickte und ihn dann herumscheuchte, um Dinge umzuschichten, oder neu einzusortieren, auf Schäden zu untersuchen und was noch so alles anfiel.


    Heute allerdings war der Optio nicht da. Eine Magenverstimmung hatte ihn außer Gefecht gesetzt und so war Magnus heute ganz allein zuständig für das Magazin. Das war echt mal angenehm. Er machte nur das allernötigste und ließ es sich sonst gut gehen. Es war fast Glück, daß er gerade eine Eintragung auf einer Tabula zu machen hatte, als plötzlich jemand eintrat. Doch der erste Schreck war schnell überwunden, als er sah, wer da hereingekommen war. Unverkennbar ein Frischling.


    "Salve! Ja, dafür bin ich zuständig. Warte einen Moment." Er ging nach hinten und holte nach und nach die ganze Ausrüstung zusammen. Ein ansehnlicher Haufen, der nur schwer auf einmal zu befördern war. Es war immer wieder ein Vergnügen besonderer Art, einem Probatus dabei zuzusehen, wie er versuchte, all das Zeug auf einmal zu den Unterkünften zu schleppen.


    "Hier quittieren", forderte Magnus den Neuen auf und legte ihm eine Wachstafel hin:


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung:


    - I Lorica Segmentata (Schienenpanzer)
    - I Mantel
    - II Leinentunika
    - II Gürtel
    - II Paar Stiefel
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Furca (Tragestange)
    - I Tragenetz
    - I Tasche
    - I Sack
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis (Helm)
    - II Beinschienen
    - I Gladius
    - I Pugio
    - II Pila
    - I Scutum
    - I Schildhülle


    Unterschrift des Soldaten:




    Sim-Off:

    Bitte nicht andere mitschreiben ;) Ist hier nicht so schlimm, aber anderswo kannst Du damit echt übel anecken... Achja, und die ollen Römer duzen sich :)


    "Ich weiß, daß ich das nicht brauche. Ich mach's aber trotzdem", meinte Valerian ernst und nahm das Schwert entgegen. Zum Glück ging Lupus wirklich los, um sich die Händen behandeln zu lassen. Schließlich hatte Valerian keine Befehlsgewalt über seine Kameraden, er konnte nur einen Rat erteilen, mehr nicht.


    Als Lupus den Raum verlassen hatte, fing Valerian an, das Gladius ordentlich zu putzen und blank zu reiben. Eine Tätigkeit, die ihm leicht von der Hand ging, da er sie ja ohnehin täglich tun mußte. Er machte das nicht mal ungern. Beim Ausrüstung putzen konnte man seine Gedanken in aller Ruhe schweifen lassen.

    Ein wenig erstaunt hatte Valerian den Befehl gelesen. Der Tribun befahl ihn zu sich? Unwillkürlich ging er alle Untaten der letzten Zeit durch und überlegte, ob diese schlimm genug waren, um deswegen gleich von einem Tribun zusammengestaucht zu werden. Eigentlich nicht. Oder ob der Duumvir doch etwas gesagt hatte? Das konnte er sich eigentlich nicht vorstellen, der hatte doch zum Schluß einen ganz sympathischen Eindruck gemacht. Und er hätte ihn doch wohl nicht bei Raetinus rausgehauen, um ihm auf der anderen Seite bei Alienus gleich wieder einen reinzuwürgen. Nein, bestimmt nicht.


    Also er kam wirklich nicht darauf, was der Tribun von ihm wollen könnte. Er mußte sich also wohl oder übel überraschen lassen. Als er die Tür des officiums erreicht hatte, kontrollierte er noch einmal schnell seine Uniform. Aber es war alles in bester Ordnung. Dann klopfte er an.

    Einen Versuch war es immerhin wert gewesen, auch wenn Valerians Holzschwert wirkungslos an der Rüstung des Gegners entlangschrammte. Schnell zog er den Arm zurück in den Schutz des Scutums und für einen Augenblick war zwischen ihnen beiden die gewohnte Ausgangsstellung hergestellt. Doch dies währte nur wenige Augenblicke, wie Valerian von einem erfahrenen Kämpfer wie diesem auch erwartet hatte. Er selbst versuchte, gleichzeitig anzugreifen und den Moment zu nutzen, in dem der andere die Deckung etwas öffnete, damit er zustechen konnte. Valerian hingegen versuchte nun, den Waffenarm des Gegners mit dem Scutum den Waffenarm des Gegners so abzulenken, daß er selbst nicht getroffen wurde und zugleich unter dem gerade angehobenen Schild des Gegners hindurchzustechen. Ein Manöver, das Drusus erst vorhin gegen ihn versucht hatte und das fast zum Erfolg geführt hätte.

    "Vale, Optio", sagte auch Valerian. Für ihn gab es eine strikte Trennung zwischen dem Optio und seinem Kumpel Drusus. Es war eben eine vertrakte Situation. Und auch wenn es ihm sicher nicht leicht gefallen war, auf die Kameradschaft hier im Contubernium zu verzichten, so war es doch ganz sicher die richtige Entscheidung gewesen. Als Vorgesetzter war man eben doch nicht mehr gleicher unter gleichen, so gern man es auch wäre.


    Solange Drusus im Privaten der nette Kerl blieb, der er war, würden sie mit der Situation auch zurecht kommen. Und es war ja noch gut abgegangen. Pech war es natürlich bei Lupus, daß er einfach noch nicht fertig gewesen war. Gerade wollte er dem Kameraden ein paar aufmunternde Worte sagen, als sein Blick auf dessen Hände fiel. "Mensch Lupus! Damit gehst Du besser zum Valetudinarium und läßt es behandeln, damit sich nichts entzündet. Gerade an den Händen passiert das schnell! Na los. Ich poliere derweil Dein Gladius, hab ja Zeit. Na los." Er streckte die Hand nach dem Schwert aus.

    Tatsächlich hatten sie am Vortag den Befehl zum Abtreten irgendwie überhört. Das war ziemlich peinlich gewesen, hatte am späteren Abend aber noch für Lacher gesorgt. Sie waren es eben gewöhnt, angebrüllt zu werden. Raetinus hatte einfach viel zu normal mit ihnen gesprochen, da fühlten sie sich halt gar nicht angesprochen. Aber egal. Geschehen war geschehen. Nur die eisigen Füße, die hatte Valerian lange nicht warm bekommen. Und da war er nicht der einzige, dem es so ergangen war.


    Doch am Abend hatten sie gut gegessen, die Nacht hatten sie in Ruhe durchschlafen können und heute morgen hatten sie ordentlich gefrühstückt und heißen Kräutertee getrunken. So störte sie nicht mal der reichliche Schnee, der in der Nacht gefallen war. Zumindest noch nicht, das würde sicher noch kommen. Valerian hatte über seine Wollstrümpfe Leder gewickelt und war damit dann in die Caligae geschlüpft. Es paßte so gerade, hielt dafür aber auch gut. Er hatte das ganze noch gut eingefettet und war sicher, daß es seine Füße zumindest eine ganze Weile trocken und warm halten würde.


    Warm eingepackt, gut ausgerüstet und frohen Mutes, da die befürchtete Erkältung bisher doch ausgeblieben war, machte er sich auf die Suche nach der Turma II. Ein paar Reiter waren anscheinend schon abmarschbereit. "Salve, Kameraden. Gehört ihr zur Turma II?", fragte Valerian die Männer und hoffte, die richtigen gefunden zu haben.

    Na, also. Einer war erledigt, wenigstens etwas. Er hörte den Schrei und unwillkürlich hielt er einen Moment inne. Immerhin waren sie hier nicht in einem echten Gefecht, sondern es waren Kameraden, gegen die sie hier kämpften. Doch der andere zog sich zurück und schien zumindest nicht ernsthaft verletzt zu sein. Die Sorge um den Getroffenen allerdings kostete Valerian kostbare Sekunden.


    Schon war der nächste Gegner heran. Und der schien es wirklich wissen zu wollen. Wie ein Rammbock walzte er auf Valerian zu und schon stieß er mit dem Schwert nach ihm, während er mit seinem Scutum das Scutum von Valerian zur Seite drängen wollte. Und welche Kraft dahinter steckte!


    Nun kam Valerian seine Bildung zugute. Der Stich hätte beinahe getroffen, denn er hatte diesen Angriff kaum bemerkt. Doch er hatte sich leicht gedreht, um die Kraft, die gegen ihn gewirkt wurde, seitlich abzulenken und so ging auch der Stich so gerade noch daneben. Glück gehabt! Knirschend schrammten die Schilde aneinander vorbei und nun war es an Valerian, zuzustechen, in der Hoffnung, den Gegner zu erwischen.

    Der Wind war wirklich kalt und sie standen nun schon eine ganze Weile stocksteif in Habachtstellung da, während die beiden Offiziere sich unterhielten. Es drängte Valerian danach, wenigstens mal mit den Beinen abwechselnd aufzustampfen. Doch niemand tat so etwas und er wollte nicht der erste sein, der sich ungebührlich benahm. So stand er weiter da und fühlte, wie seine Füße sich langsam in Eisklumpen verwandelten und die Kälte seine Beine hinaufzukriechen begann.


    Wenn die Offiziere sich noch nicht einig waren, was getan werden sollte, warum hatte man sie dann so eilig zusammengerufen? Wenigstens etwas heißes trinken wäre mal ganz nett gewesen. Ganz abgesehen davon, daß Valerians Magen lautstark rebellierte, da eine ordentliche Mahlzeit längst überfällig war. Und es war so elend kalt!

    Und da war schon der nächste, wie erwartet. Wie gut, daß Valerian wußte, um wen es sich handelte, auch wenn er mit dem Octavier eher so gar nichts zu tun hatte.


    "Jawohl, Tribun Octavius", bestätigte er und machte abermals eine entsprechende Eintragung. Wer wohl der nächste sein würde? Das wäre fast schon eine kleine Wette wert. Valerian tauschte mit seinem Kameraden ein breites Grinsen aus, denn dieser schien ähnliche Gedanken zu haben. Auf jeden Fall lohnte es sich, die Tabula gleich in der Hand zu behalten.

    Das war der erste. Doch Valerian wußte, es würden noch weitere folgen. Denn der Befehl hatte sich auch schon zu ihm herumgesprochen. Es mußte etwas wichtiges anstehen. Etwas sehr wichtiges.


    "Jawohl, Tribun Terentius", bestätigte er und machte die entsprechende Eintragung in den Wachbericht.


    Die Neugierde plagte ihn natürlich schon. Das war der Nachteil, wenn man nur ein einfacher Soldat war: Wenn etwas vor sich ging, dann erfuhr man es in der Regel als letztes. Aber wenn es darum ging, die Kastanien aus dem Feuer zu holen, stand er in der ersten Reihe. Ein Naturgesetz.