Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Auch Valerian staunte nicht schlecht. Primus wurde zum Duplicaruius befördert? So schnell? Naja, es war schon irgendwo zu erwarten gewesen. Immerhin hatte Primus immer schon enormen Ehrgeiz besessen und sich auch immer schon besonders hervorgetan mit seinen Leistungen.


    Doch vor der ganzen Legion ernannt zu werden, war schon etwas besonderes. Der Terentier würde es sicher noch in den Ritterstand schaffen. Er hatte nicht nur Ehrgeiz und unglaublich viele Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern auch noch Verwandte, die ihm weiterhelfen konnten. Dies war ganz sicher nur der allererste Schritt nach ganz oben, davon war Valerian überzeugt.

    Valerian blieb stehen und drehte sich zu dem Mann um. "Natürlich haben wir Ärger bekommen! Der Centurio dachte, wir wollten ihn hochnehmen und hätten ihn nur zum Spaß ans Tor geholt. Das Gebrüll war vermutlich noch bis zum Markt zu hören." Und er hatte direkt davor gestanden. Schon die Erinnerung daran verursachte ein Klingeln in den Ohren.


    "Wegen Dir dürfen wir jetzt eine Woche lang Latrinen schrubben! Du hättest doch wenigstens noch die paar Minuten warten können, bis ich wieder da war." Vielleicht war es nicht richtig, jemanden, der eine hohe Stellung innehatte, so anzufahren. Aber Valerian war wirklich wütend auf den Mann. Und wenn der sich über ihn beschwerte, na, dann würde er eben die Prügel einstecken müssen. Aber es einfach auf sich beruhen lassen, das konnte er wirklich nicht.


    Valerians Wachschicht war so gut wie zuende. Und da tauchte wahrhaftig dieser Germane wieder auf! Und wollte nun Alienus sprechen! Der finstere Blick, mit dem Valerian ihn bedachte, konnte wahrhaftig als tödlich empfunden werden. "Und wenn ich ihn dann benachrichtigt habe, verschwindest Du wieder und aus einer Woche Latrinenputzdienst werden dann rasch drei oder vier oder es setzt gar Prügel. Na, danke. Findest Du nicht, daß Du für heute genug Ärger angerichtet hast?"


    Er war wirklich sauer wegen der Sache, doch natürlich konnte er den Mann deswegen nicht am Tor versauern lassen, sonst gab es nur noch mehr Ärger. "Komm am besten gleich mit, dann kannst Du wenigstens nicht einfach wieder weggehen."


    Und so ging er voran über die Via Praetoria zur Principia, in der sich das Officium des Tribuns befand.

    Aulus Cantius Otho



    Na, wenigstens hatten sie wirklich den Belgius angeschleppt. So hatte sich die Mühe ja zumindest gelohnt. Der Fußboden interessierte ihn nicht sonderlich. Es gab hier sicherlich Sklaven, die für die Sauberkeit der Räumlichkeiten zuständig waren. Und so sehr suppte die Leiche auch nicht.


    "Er sieht so gewöhnlich aus, daß sich kaum jemand an ihn erinnerte. Wir mußten alle Möglichkeiten abklopfen. So etwas dauert nun einmal. Und gefunden haben wir ihn ja immerhin. - Achja... und wir hatten einige Auslagen. Wer wird uns die ersetzen?" Er hatte nicht vor, seinen gesamten Sold in solche Ermittlungen zu investieren. Wenn sie es selbst zahlen mußten, dann konnten sie sich beim nächsten mal einen anderen Deppen suchen.




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Ah, Drusus verlegte sich jetzt auf die Verteidigung. Naja, ein Kampf wurde nie beendet, wenn man nicht auch Attacken wagte. Zumindest nicht zu den eigenen Gunsten. Also versuchte sich Valerian daran. Doch er ließ sich Zeit damit. Die halbherzigen Attacken konnten ihn nicht täuschen. Drusus war auf der Hut und meinte es gerade nicht ernst. Also mußte er einen Moment abwarten, in dem der Iulier sich sicher fühlte. So ging es erst wieder hin und her, ohne daß es zu einem Treffer auf der einen oder anderen Seite kam. Beide beobachteten sie sich, griffen nur halbherzig an, parierten mit Leichtigkeit. Doch Valerian machte plötzlich einen Schritt zur Seite, drehte sich gleichzeitig etwas, und stieß so zu, die linke Körperseite des Iuliers als Ziel. Sein Scutum hielt er dabei so, daß er den Schwertarm seines Gegners möglichst blockierte. Das war zumindest der Plan...

    Valerian lachte, als die Treffer geradezu gleichzeitig erfolgten. "Mannoman, damit hast Du mich echt eiskalt erwischt, mit diesem tiefen Stoß. Da muß ich echt besser drauf aufpassen. - Ist ja mal wieder so richtig typisch für uns, gleichzeitig zu treffen." Auch er legte Schild und Übungsschwert ab und lief los, immer neben Drusus her. Eine Runde, das war wirklich keine Herausforderung mehr für ihn. Trotz der vorhergehenden Anstrengungen. Wenn er da daran dachte, was für ein Weichling er gewesen war, als er hier angefangen hatte! Unglaublich!


    Sie waren auch nicht die einzigen, die laufen mußten. So mancher drehte seine Runde und man konnte sogar hier und da ein Lachen hören. Anscheinend wurden Wetten abgeschlossen und kleine Scherze gemacht. So wurde die Schinderei dann eben doch erträglich.


    Als Valerian die Runde beendet hatte, nahm er die Waffen wieder auf. "Auf zur zweiten Runde", grinste er.

    Eine Woche Latrinen putzen! Na toll! Weil er höflich sein wollte und einem hohen Vertreter der Stadt nicht einfach eine Absage erteilen! Das hatte man nun davon. Wie man es machte, machte man es falsch!


    Als der Centurio losbrüllte, stand er direkt vor ihm. Es war als würde er in einem kräftigen Sturmwind stehen. Seine Ohren klingelten von dem Gebrüll und er brauchte einen Moment, um das gehörte zu schlucken.


    Die Worte seines Kameraden bekam er nur so halb mit. Es war vergebene Liebesmüh, das war ihm klar. Der Centurio würde allenfalls die Strafe noch erhöhen, wenn sie sich zu sehr sträubten. Also nickte er nur mit finsterem Gesicht. "Jawohl, Centurio." Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit war das!


    Die beiden Germanen sollten ihm nur nochmal unter die Augen kommen! Die würden was zu hören bekommen, egal wie hochstehend sie waren. Das war einfach eine Sauerei!

    Valerian war mindestens so verblüfft wie der Centurio, als er feststellte, daß die Besucher einfach wieder abgezogen waren. Doch bevor er dazu eine Bemerkung machen konnte, erhob Raetinus seine Stimme. Noch war es kein Brüllen, doch schon dieser Tonfall ließ darauf schließen, daß der Schreihals gleich noch seinem Namen gerecht werden würde.


    "Aber... Ich verarsche Dich nicht, Centurio!", versuchte er, sich zu verteidigen und blickte kurz hilfesuchend zu dem Kameraden, der mit ihm hier Wachdienst hatte. Und der sagte ja nun auch, daß die beiden einfach weg gegangen waren. Hoffentlich glaubte der Centurio nun nicht, sie hätten das zusammen ausgeheckt!


    "Centurio, ich denke mir so etwas doch nicht aus!" Er hätte doch gar nichts davon. Es wäre ein Scherz, aus dem man niemals unbeschadet rauskommen würde und so dumm war Valerian nun auch wieder nicht, auch wenn ihm sonst durchaus der eine oder andere Spaß zuzutrauen war.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    Ha! fast wäre es dem Iulier gelungen einen Treffer zu landen. Aber eben doch nur fast. Valerian war es gerade noch gelungen den gewaltigen Stoß des Drusus abzuwehren. Der plötzliche, gezielte Stoß schien den Quintiler reichlich überrascht, erschreckt und verwirrt zugleich zu haben und nun schien sich Valerian erst recht auf die verlagert zu haben. Erst nach einiger Zeit griff Drusus Freund wieder zaghaft an. Dem Iulier gelang es jedoch immer wieder die Angriffe Valerians abzuwehren, manchmal auch nur gerade so noch.


    Schließlich entschied sich Drusus seine Strategie zu ändern. Er hob das große rechteckige Schild ruckartig an um unter dem Scutumrand sein Kurzschwert nach vorne schnellen lassen zu können, was er auch tat und versuchte so den Quintilier zu überraschen...


    Der Kampf wogte eine ganze Weile unentschieden hin und her. Drusus brachte Valerian ganz schön ins Schwitzen, doch er fand eigentlich, daß er selbst sich gar nicht so schlecht schlug. Doch er merkte auch, daß er zu selten mit einem Partner trainierte. Ein Holzpfahl war eben lange nicht so einfallsreich wie ein Gegner aus Fleisch und Blut.


    Valerian rechnte nicht mit so einem Angriff, wie er nun erfolgte, und so stieß Drusus unter seinem eigenen und unter Valerians Scutumrand durch und traf auch dessen Wade. Doch durch den tiefen Stoß und das Anheben des Scutums erkannte Valerian in dem Moment eine Lücke in der Verteidigung des Iuliers und stieß zu, im gleichen Moment, in dem er getroffen wurde...

    Also sagte der Name Raetinus offensichtlich nichts. Äußerlich ungerührt ließ er den Ausbruch der Mißbiligung seines Centurios über sich ergehen und wartete, bis er damit fertig war. Ja, Frauen im Castellum, das war eben auch so eine Sache. Aber wer war er, das einer jungen Schönheit ins Gesicht zu sagen, vor allem, wenn sie an dem Arm von jemandem hing, der einen gewissen Einfluss besaß. Das sollte mal schön der Centurio machen. Wofür bekam der schließlich mehr Geld?


    "Jawohl, Centurio. - Meines Wissens nach handelt es sich bei Hadrianus Capitolinus um eine höher gestellte Persönlichkeit der Stadt. Ich weiß nicht genau, ob er nicht sogar Duumvir ist, doch ich glaube, etwas in der Richtung. Deshalb habe ich bei der Frage nicht gleich eine Absage erteilt." Da der Centurio ihn dazu aufgefordert hatte, ging Valerian voran zur Porta Praetoria.


    Aus seinen früheren Tätigkeiten in Rom wußte Valerian nur zu genau, daß man Politiker mit Samthandschuhen anfassen mußte. Sie hatten Einfluß und wußten ihn zu nutzen. Auch auszunutzen. Und waren sich auch nicht zu fein, einem kleinen Niemand einen Denkzettel zu verpassen, wenn er ihnen irgendwie negativ aufgefallen war. So etwas konnte einem die Karriere versauen.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Valerians Hoffnung war nicht Vergebens, wie sich in wenigen Momenten herausstellen sollte. Der Centurio sputete eilig zur Türe und öffnete diese. Ja, diesmal öffnete er sie sogar ganz und verzichtete auf sein Hinausspähen. Er wollte ja seit Neuestem versuchen, sich dieses Aus-Der-Tür-Spähen abzugewöhnen. Mittlerweile klappte es ja wunderbar!
    Reatinus erkannte Valerian, der neulich erst an seiner Unterkunft erschien. Mit unwidersprechbarer Stimme grüßte er: "Salve, Legionarius! Was ist los?".



    Zum Glück war der Centurio da. Erleichtert aufatmend nahm Valerian Haltung an und salutierte. "Salve, Centurio Artorius", begann er erstmal mit dem üblichen Gruß. Dann kam er aber auch gleich zur Sache. "Am Tor ist ein gewisser Numerius Hadrianus Capitolinus mit weiblicher Begleitung. Erst wollte er nur eine Schriftrolle für Tribun Terentius abgeben, die diesem auch überstellt wurde, doch dann wolte Hadrianus Capitolinus wissen, ob es möglich wäre, das Castellum zu besichtigen." Hoffentlich sagte der Name Raetinus etwas. Sonst würde ihm jetzt einiger Wind um die Ohren wehen.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus verstand die Ausführungen des Legionärs und nickte. Da Reatinus schwer durchschaubar und durch langen Dienst in der Legion relativ unverwüstlich war, konnte man ihm die eigentlich vorhandene Erleichterung nicht anmerken. Keine Verletzten, das war doch sehr gut. Er musste praktisch auf niemanden verzichten und da die Arbeiten vorüber waren, konnten die Soldaten wieder ihren normalen Dienstablauf antreten. Irgendwie kam es Reatinus vor, dass der Bau der Tribüne sogar sehr schnell vonstatten ging!


    "Gut, dann darfst du abtreten, Legionarius! Ihr beschäftigt euch wieder mit eurem normalen Dienstweg!", ließ der Artorier den Quintilier wieder gehen.



    Valerian nickte und salutierte. "Jawohl, Centurio Artorius", erwiderte er und verabschiedete sich dann. "Vale." Dann drehte er sich um und verließ die Unterkunft seines Vorgesetzten wieder. Zum Glück hatte er erst morgen wieder Wachdienst. So konnte er sich einfach noch seinem Training widmen, ohne weitere Pflichten befürchten zu müssen. Sofern kein Tribun auftauchte und mit neuen Sonderaufgaben um die Ecke kam.

    Mit schnellen Schritten war Valerian zur Unterkunft seines Centurios marschiert. Was für Vorstellungen manche Leute hatten! Aber gut, er hatte keine andere Wahl, er mußte fragen. Lehnte er zu vorschnell ab und der war wirklich ein hohes Tier, dann gab es Ärger. Sagte er einfach ja, ohne zu fragen, gab es auch Ärger.


    Also klopfte er an und hoffte, daß der Centurio bald öffnete.

    Valerian blickte nicht ganz glücklich drein, doch als sein Kamerad zurückkam, meinte er: "Halt doch bitte mal eben allein die Stellung." Dann wandte er sich wieder an die beiden Germanen. "Ich werde mich erkundigen."


    Wäre er sich nicht so verdammt sicher, diesen Mann schon mal gesehen zu haben und zwar in dem Zusammenhang, daß es sich bei ihm um jemand wichtigen handeln würde, dann würde er nicht im Traum daran denken, wegen einer Besichtigung des Castellums zu fragen. Der Name sagte ihm auch nicht so direkt etwas. Hadrianier schien es ja mehrere zu geben hier in Mogontiacum.


    Mit raschen Schritten machte er sich auf den Weg zu seinem Centurio.

    Achso, eine genauere Meldung war gewünscht. Nagut, war ja kein Problem. "Es gab keine Verletzten, keine Zwischenfälle und die Tribüne steht und ist stabil. Der Tribun schien mit der Arbeit sehr zufrieden zu sein." Auch Valerians Tonfall war geschäftsmäßig, aber natürlich nicht autoritär. Der Centurio war sicherlich eine der Personen, die auf der frisch errichteten Tribüne Platz nehmen durften. Von daher war sein Interesse an dem Werk natürlich verständlich

    Warum der Centurio die Tür erst nur einen Spalt öffnete, war Valerian wirklich unverständlich. Was erwartete er? Daß jemand mit einem Eimer kaltem Wasser dastand, um ihn zur Begrüßung damit zu begießen? Obwohl... das war eine gute Idee für die nächsten Saturnalien.


    Natürlich sagte er nichts dergleichen und ließ sich von seinen Gedanken auch nichts anmerken. Als die Tür sich weiter öffnete, nahm er Haltung an und salutierte ordnungsgemäß. "Salve, Centurio. Melde Contubernium III zurück vom Arbeitseinsatz."

    Der zweite Legionär, Valerian, blickte sichtlich verdutzt drein. Sie wollten das Castellum besichtigen? Das hier war doch kein Circus! Trotzdem schluckte er eine solche Bemerkung natürlich hinunter. Der Mann war irgendein höheres Tier bei der Verwaltung der Stadt, er hatte ihn schon ein paar mal gesehen, wußte nur leider seinen Namen nicht. Also entschied er sich dafür, höflich und zurückhaltend zu antworten.


    "Salve. Deine Frage kann ich leider nicht so ohne weiteres beantworten. Führungen sind durchaus schon vorgekommen." Nur ging die Initiative dafür gewöhlich von hohen Offizieren aus, die Zivilisten zu einer Führung einluden. "Wenn mein Kamerad zurückkommt, wird einer von uns einen Offizier fragen, ob das möglich ist. Ihr werdet sicher Verständnis dafür haben, daß ich meinen Posten nicht verlassen kann."

    Der Bau der Tribüne hatte eigentlich sogar ein wenig Spaß gemacht, auch wenn es harte Arbeit gewesen war. Harte Arbeit war Training auch. Und dies war mal eine Abwechslung gewesen, bei der sie gleich auch noch was hatten lernen können.


    Nun klopfte Valerian an die Tür der Unterkunft seines Centurios, um das Contubernium wieder zurückzumelden.

    Nachdem der Befehl zum Wegtreten erfolgt war, wandten sie die Legionäre des Contubernium III zum Gehen. Valerian allerdings drehte sich nochmal um und grinste Primus frech an. "Bis demnächst, Primus. Und fall nicht vom Gaul." Dann verließen sie den Platz, um sich ordnungsgemäß zurückzumelden.