Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Aulus Cantius Otho



    Otho blickte etwas zweifelnd drein. Doch wenn Tullus meinte, dann machten sie es eben so. Hoffentlich hatte der Magister einen starken Magen, immerhin war die Leiche kein angenehmer Anblick mehr. Ganz zu schweigen von den Gerüchen.


    "Zumindest gehen wir davon aus, daß er es ist. Da wir ihn persönlich nicht kannten und ihn auch vor Ort niemand identifizieren konnte, sind wir nicht hundertprozentig sicher. Doch die Beschreibung paßt. Sogar was die Kleidung angeht. Der Tote hatte auch keine persönlichen Gegenstände dabei."




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Drusus war wirklich gut und ein harter Gegner. Valerian suchte vergeblich nach einer Lücke in der Verteidigung des Iuliers und startete seine Angriffe eher, um Drusus mal aus der Reserve zu locken. Dabei übersah er prompt die Lücke in seiner eigenen Verteidigung und bemerkte den Vorstoß von Drusus erst, als es fast schon zu spät war. Mit einer etwas hektischen Bewegung des Scutums schlug er die Klinge beiseite und entkam so einem Treffer um Haaresbreite. Verflucht, das war knapp gewesen!


    Der Schreck ließ Valerian nun erst einmal wieder ganz auf Verteidigung gehen. Erst als er ganz sicher war, daß Drusus nicht durchkommen konnte, stieß er wieder mit dem Gladius vor und achtete dabei sorgsam darauf, daß Drusus nicht wieder die Gelegenheit nutzen konnte. Immerhin war der Moment des Zustoßens gleichzeitig der Moment mit der schwächsten Deckung.

    Wie alle anderen Männer stimmte auch Valerian in die Hochrufe mit ein. Das war ja mal was. Gerade senatorische Tribune kamen doch wohl ausgesprochen selten in den Genuß, auf solche Weise ausgezeichnet zu werden. Sedulus war wirklich eine positive Ausnahme und Valerian war sicherlich nicht der einzige, der sich wünschte, häufiger solche Ausnahmen kennenzulernen.


    Aller Augen waren wieder gespannt auf den Legatus gerichtet. Irgendwie sah es so aus, als wäre das noch nicht alles gewesen. Was jetzt wohl noch folgte?

    Schon als die Tür aufgerissen wurde, sprang Valerian auf und nahm Haltung an. Natürlich in der Annahme, daß es sich um Raetinus handelte. Als er Drusus erkannte, wollte er sich schon entspannen, doch dann begriff er, daß Drusus ganz dienstlich und als Vorgesetzter hier war. Also salutierte er vorschriftsmäßig. "Salve, Optio Iulius", grüßte er.


    Dann blickte er den Freund abwartend an. Was wohl anlag? Oder war es einfach eine Stubeninspektion? Heute hatte er nichts zu befürchten. Es war alles in bester Ordnung, davon hatte er sich erst vor einer halben Stunde überzeugt.

    Valerian arbeitete mit den anderen daran, die Vorräte abzuladen und in das Vorratszelt zu bringen. Was auf den Maultieren zunächst nicht viel ausgesehen hatte, wirkte nun auf einem Haufen doch gar nicht so übel. Damit sollten sie wahrhaftig einige Zeit auskommen, wenn sie ordentlich rationierten.


    Noch immer hingen ihm die Geschehnisse im Dorf nach, deshalb war er während der Arbeit ganz entgegen seiner sonstigen Art schweigsam und in sich gekehrt. Mit diesem Dorf stimmte etwas nicht, das hatte er irgendwie im Gefühl.


    Was der Optio und der Centurio da wohl besprachen? Schade, daß sie so weit weg standen. So bekam man ja gar nichts mit!

    Valerian suchte sich einen Gegner und begann dann mit den Attacken. Immer wieder riß er das Scutum hoch, wenn ein Stich des Gegners ihn zu erwischen drohte. Doch auch er selbst hatte noch keinen Treffer landen können. So ging es nun erst einmal hin und her. Die Androhung des Centurios, daß ein Treffer eine Runde Laufen bedeutete, war doch sehr motivierend. Valerian paßte höllisch auf, nicht erwischt zu werden, Verteidigung war ihm wichtiger als Angriff, auch wenn er den einen oder anderen Stich beinahe durchbrachte. Aber eben nur beinahe.

    Valerian hatte seinen Teil der Konstruktion gewissenhaft geprüft, war mit den Händen über die Sitzflächen gefahren, hatte hier und da gerüttelt, war hin und wieder auf der Stelle gesprungen. Doch die Tribüne war wirklich stabil. Sie hatten ja auch gutes Holz verwendet, das kaum Astlöcher aufwies und genügend diagonale Verstrebungen zur Stabilisierung angebracht. Auf dem Ding konnte vermutlich sogar ein Elefant herumturnen, ohne große Schäden zu hinterlassen.

    Es war erstaunlich wie still fünfeinhalbtausend Mann sein konnten. Um den Tribun ging es also? Neugierig verfolgte Valerian die weiteren Vorgänge. Ob der Tribun eine Auszeichnung erhielt? Er selbst hatte ja nur einmal mit ihm zu tun gehabt, doch nach allem, was man so hörte, hatte er bei den Eques einiges geleistet. Und solches Lob hörte man selten aus den Mannschaftsrängen, wenn es um einen senatorischen Tribun ging.


    Valerians Blick schweifte zu den Reitern. Ob die mehr wußten? Doch natürlich konnte man den ausdruckslosen Mienen der Kameraden nichts entnehmen.

    Valerian war mehr als froh, daß sie das Dorf endlich verließen. Es würde ihn nicht wundern, wenn sich am Ende herausstellen würde, daß dieser Marcomer irgendwie seine Hände mit im Spiel hatte bei dieser Räuberbande.


    Auch an den Gesichtern der Kameraden konnte Valerian gut erkennen, daß sie sich keineswegs wohl in ihrer Haut fühlten. Und sogar der Optio schien wenig begeistert zu sein. Wenigstens hatten sie ordentlich Lebensmittel aufgetrieben. Für ein paar Tage würde das bestimmt reichen, wenn sie es etwas einteilten.

    Da seine Aufmerksamkeit ganz auf das Geschehen auf dem Platz gerichtet war, bemerkte Valerian die Annäherung seines Freundes und Vorgesetzten nicht. Dementsprechend schrak er bei dem strengen Tonfall dann doch zusammen und drehte sich mit einer schnellen Bewegung um.


    Im ersten Moment war er sich nicht sicher, ob Drusus nun ernsthaft den Vorgesetzten rauskehren wollte oder ob das nur ein Scherz war. Doch als er die Miene des Freundes eingehend musterte, wurde doch deutlich, daß er es nicht ganz ernst meinte. Trotzdem machte Valerian das Spielchen mit und nahm ein wenig übertrieben zackig Haltung an und salutierte.


    "Jawohl, Optio! Zu Befehl Optio!" Dabei starrte er stur geradeaus, praktisch durch Drusus hindurch. Ob Lupus und Severus wohl darauf hereinfielen?

    "Jawohl, Optio", erwiderte Valerian zackig und wandte sich ab, um sich zu Drusus und dem vollbeladenem Maultier zu gesellen. Die Entscheidung des Optios gefiel ihm nicht. Doch das tat nichts zur Sache. Befehl war Befehl und als Soldat hatte er seinem Vorgesetzten zu vertrauen. Doch das fiel Valerian heute so schwer wie noch nie.


    Daher wandte er sich an Drusus und raunte ihm zu: "Ich traue diesem Marcomer ja nicht mal so weit, wie ich dieses Maultier werfen kann. An der Sache mit dem Spanier stimmt doch was nicht. Wenn der regulär gekauft wäre, müßte der Germane doch eine Urkunde haben, oder nicht?" Er hätte das Ding ja zu sehen verlangt

    Valerian hatte sich mittlerweile seiner Ausrüstung entledigt, die ja hier offensichtlich nicht benötigt wurde. Die Diskussion um das Dach fand er etwas merkwürdig. Bei starkem Schneefall würden die Reiterspiele wohl kaum stattfinden. Und leichten Schneefall würde eine einfache Konstruktion mit Zeltplanen ohne weiteres standhalten.


    Aber das war seine Sache ja nicht. Er war zum helfen hier, so schien es zumindest. Und auch wenn keine klaren Befehle gegeben wurden, faßte er einfach mit an, wo er dachte, daß es richtig war. Die Eques würden schon wissen, was sie taten und was sie wollten.

    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    Primus entging nicht das leise Erschrecken im Gesicht der Schönen.
    Vermutlich hielt sie die Legion nur für ein paar Paradesoldaten, die in schicken Uniformen kleine Mädchen beeindrucken. Sie tat ihm leid,...und hoffte, daß sie niemals aus ihrem Traum gerissen wurde, wie manch andere Frau, manch anderes Kind. Er hatte zuviel erlebt und gesehen, als daß er in bunten Mänteln und glänzenden Harnischen etwas anderes sah als Tod und Unterdrückung für jeden der damit in Berührung kam.
    Es würde keinen Sinn machen ihr die Dinge darzulegen,...daher verzichtete er auf weitere Konversation in dieser Richtung.
    Verzeih´mir, wenn ich dich komprmittiert habe, das war nicht meine Absicht. Er schüttelte die Gedanken ab und meinte zu Valerian,
    ... du hast von den Reiterspielen gehört,?...ja, wir wollen dem Tribun zum Abschied eine Parade bieten, Geschicklichkeitsreiten und anschließend eine Attraktion aus dem fernen Osten,...ein Reiterspiel.


    Ohoh. Ganz offensichtlich hatte Primus nicht viel Erfahrung im Umgang mit jungen Damen. Denn sonst würde er Valentinas deutlich erkennbares Interessa an den Reiterspielen nicht so übergehen und darüber so direkt mit Valerian sprechen, statt mit ihr.


    Bevor Valentina allerdings einschnappen konnte, und das würde sie, dafür kannte Valerian seine Schwester, lächelte er sie an und bat sie: "Würdest Du bitte einen Moment lang dafür sorgen, daß Primus nicht wegläuft, ich hole uns mal eben was neues zu trinken, ja? Mein Becher ist schon wieder leer." Eine glatte Lüge, doch das konnte keiner der beiden anderen sehen, da Valerian den Becher so hielt, daß darin nichts zu erkennen war.


    "Primus, ich glaube, Valentina würde gerne mehr darüber hören, was ihr genau geplant habt und wie das abläuft. Und was für lustige Zwischenfälle es schon gegeben hat." Er sagte mit Absicht lustig, denn von Verletzungen oder Gefahr wollte sie bestimmt nichts hören. Außerdem würde sie das zu sehr daran erinnern, daß auch Valerian jederzeit in gefährliche Situationen kommen konnte, auch wenn er kein Eques war.

    Ein Apell für die ganze Truppe! Das war doch mal was! Hoffentlich gab es keine schlechten Nachrichten.


    Unzählige Soldaten strömten auf den Platz. Bei solch einer Masse von Menschen wäre ja normalerweise mit einem Chaos zu rechnen, doch jeder kannte seinen Platz und so ordnete sich die Menge in Windeseile. Unglaublich, wie schnell so etwas gehen konnte.

    "Da wir nicht wissen, was er von uns will, ja. Ablegen können wir das Zeug immer noch." Vielleicht mußten sie ausrücken, um jemandem Begleitschutz zu geben? Wenn der Tribun etwas mehr gesagt hätte, dann wüßten sie, ob sie ihre Ausrüstung brauchten. Doch so mußten sie eben auf alles vorbereitet sein.


    "So sind die Offiziere. Machen sich über sowas nie Gedanken. Sei immer auf alles vorbereitet, dann bist Du auf der sicheren Seite."

    Auch Valerian fand sich am Rande des Platzes ein, um bei den Reiterspielen zuzusehen. Und er sah Severus ebenfalls dort stehen. Es war nicht schwer, sich zu ihm durchzukämpfen. "Salve, Severus. Na? Wir haben uns das Zusehen wirklich verdient, nachdem wir beim Aufbau der Tribune so geackert haben, findest Du nicht? Nur schade, daß wir dort nun nicht auch sitzen dürfen." Aber das war ja von vornherein klar gewesen.


    "Wird sicher spannend, das Ganze. Bei den Proben soll es ja schon ziemlich spannend zugegangen sein, habe ich gehört." Vielleicht gab es ja auch die eine oder andere lohnenswerte Wette abzuschließen. Aber das würde man noch sehen.

    Als Valerian mit den anderen zusammen den Campus betrat, sah er schon den Haufen Bretter und die Kameraden von der Reiterei. Na, das sah wirklich nach einer Menge Arbeit aus. Und wieder fragte sich Valerian mit einem etwas schiefen Grinsen, warum es eigentlich immer sein Contubernium traf, wenn es um solche Sonderaufgaben ging.


    Vom Tribun war noch nichts zu sehen, dafür erkannte Valerian Primus unter den Männern, die miteinander über irgendetwas angeregt diskutierten. Da er nicht stören wollte, blieb Valerian einfach in einigem Abstand stehen und wartete. Irgendwann würde schon wer kommen und ihnen sagen, was sie tun sollten. Noch war schließlich nicht zu erkennen, was das ganze werden sollte.



    Sim-Off:

    Glaubt ihr wirklich, daß man in der Antike für so etwas einen Statiker bemüht hat? Warum überdacht ihr es nicht einfach mit Zeltplanen? Wenn da die Stützen zusammenbrechen sollten (was eher unwahrscheinlich ist, denn Legionäre haben schließlich noch ganz andere Sachen gebaut), dann wird wenigstens niemand ernsthaft verletzt. Die Stützen tief in die Erde rammen und mit Seilen ordentlich abspannen, dann hält das auch.

    "Jawohl, Tribun", antwortete Valerian und salutierte dabei. Erst als der Tribun außer Hörweite war, drehte er sich seufzend zu den anderen herum. "Was das wohl wieder wird. Bestimmt nichts angenehmes. - Na, dann laßt uns mal hingehen und schauen, was der Tribun von uns will."


    Er schaute nochmal, ob alle auch wirklich bereit waren und ging dann voran zum Campus.


    Sim-Off:

    Ich gehe mal davon aus, daß alle aus unserem Contubernium irgendwie da sind...

    Na, jetzt wurde es wohl klein, bunt und komisch. Übungsschwert und Übungsscutum... Nicht, daß Valerian etwas dagegen hatte, daß sie jetzt mal im Team übten, ganz im Gegenteil. Denn so etwas mußte der Centurio wohl geplant haben. Vermutlich Contubernium gegen Contubernium. So in etwa stellte er sich das jedenfalls vor.


    Er ließ sich ein wenig Zeit, mit der Auswahl der Waffen, dann nahm er seinen Platz neben Drusus wieder ein und wartete darauf, daß alle ihre Waffen hatten und der Centurio die weiteren Anweisungen gab.