Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Bei dem Kompliment seines Kameraden für Valentina legte Valerian leicht besitzergreifend den Arm um ihre Schultern. "Eigentlich bin ich nicht zur Legion gegangen, um Frauen wie sie zu schützen, sondern weil ich zu nichts anderem wirklich tauge", grinste er frech und zwinkerte dem Kameraden zu, um ihm anzuzeigen, daß er scherzte.


    Dann aber wandte er sich wieder an Valentina. "Nein, danke. Iß Du nur. Schau, ich habe doch selbst einen Teller mit allerlei leckeren Dingen." Er hatte die Weintraube doch nur gestohlen, um sie ein wenig zu ärgern. "Primus bereitet mit seinen Kameraden übrigens für den Abschied eines unserer Tribune Reiterspiele vor. Soweit ich gehört habe, hat es bei den Proben schon einige lustige Szenen gegeben. Aber auch ein paar Stürze, die gar nicht so ohne waren. - Ihr brecht euch bei dem Spaß hoffentlich nicht noch die Hälse", meinte er zuletzt noch an Primus gewandt.


    Es war gar nicht so einfach, ein Thema zu finden, was für alle Anwesenden interessant war. Valerian blickte Primus auffordernd an, damit er Valentina ein bißchen was davon erzählte. Schließlich kannte er seine Schwester und wußte, daß sie es haßte, wenn an ihr vorbei über sie gesprochen wurde. Oder eben nur über Dinge gesprochen wurde, mit denen sie so gar nichts anfangen konnte.

    Primus hatte noch keine Gelegenheit gehabt, auf Valerians Worte zu antworten, als Valentina in ihrer erfrischend ungestümen Art dazukam, und ihm ihren Teller voller Köstlichkeiten unter die Nase hielt. Er mußte unwillkürlich lachen und klaute ihr eine besonders appetitlich aussehende Traube vom Teller. Manches änderte sich eben nie. Er fühlte sich um ein paar Jahre in die Vergangenheit versetzt und genoß dieses Gefühl, während er sich die süße Frucht schmecken ließ.


    "Aber natürlich. Valentina, das hier ist mein Kamerad Terentius Primus. Wir waren zusammen in der Grundausbildung, aber er ist mittlerweile zur Reiterei gewechselt, deswegen sehen wir uns kaum noch. - Primus, darf ich Dir meine Schwester Quintilia Valentina vorstellen? Sie ist erst vor kurzem von Rom hierher gekommen." Sein Blick ruhte voller Stolz auf seiner Schwester.

    Mit völlig unbewegter Miene nahm Valerian diese Anweisung auf, trotz der Brüllerei. "Jawohl, Tribun", erwiderte er vorschriftsmäßig, während er sich fragte, warum es eigentlich immer ihn erwischte. Sonderaufgabe! Und gleich für das ganze Contubernium! Hoffentlich gaben die anderen nicht ihm die Schuld. Schließlich hatte er nichts angestellt. Zumindest nichts schlimmes. Und nicht in letzter Zeit. Glaubte er zumindest. Um was für eine Sonderaufgabe es sich wohl handelte? Sicher um nichts angenehmes, denn sonst hätte der Tribun nicht auf diese Weise Leute ausgewählt.

    Zitat

    Original von Quintus Terentius Alienus
    Sehr schön, dachte sich Alienus, die Legionäre waren schnell.
    Er zeigte auf Valerian.


    Du, Legionarius. Name und Einheit?


    Valerian straffte sich unwillkürlich noch ein wenig mehr. "Legionarius Quintilius, II. Kohorte, IV. Centurie, Tribun!", antwortete er so schnell, wie ein Pfeil von der Sehne schnellte. Warum der Tribun gerade ihn herausgepickt hatte, war ihm schleierhaft. Hoffentlich ging es nicht um irgendwelche unangenehmen Aufgaben, für die Freiwillige gesucht wurden und die ganz freiwillig bestimmt wurden.


    Er hatte Lupus, der neben ihn getreten war, durchaus bemerkt, wagte unter den Augen des Tribuns aber nicht mal den kleinsten Seitenblick, sondern blickte vorschriftsmäßig nach vorne.

    Zitat

    Original von Quintus Terentius Alienus
    MILITES VENITE!


    Das sollte ja der eine oder andere gehört haben. So wartete Alienus auf die Soldaten.


    Es war nicht ganz klar, wer gemeint war. Wirklich alle? Auf jeden Fall klang der Ruf nahe genug, daß die IV. Centurie gemeint sein könnte. Und es war besser, anzutreten, auch wenn man vielleicht nicht gemeint war, als nicht zu erscheinen.


    Also richtete Valerian rasch seine Ausrüstung, warf den Mantel über und rannte dann hinaus, um sich vor der Baracke aufzustellen und Haltung anzunehmen. Von allen Seiten liefen weitere Legionäre herbei...

    Mit einer schnellen, geschickten Bewegung befreite sich Valerian aus dem Griff des Germanen und machte ein paar rasche Schritte von ihm weg, um zur Not Platz zum Kämpfen zu haben. Seine Hand schoß zum Schwertgriff und er lockerte es schon mal in der Scheide, während er mit finsterem Blick nur kurz erklärte: "Niemand stiehlt Deinen Knecht. Der Optio will mit ihm sprechen." Seine ganze Körperhaltung machte deutlich, daß er schon dafür sorgen würde, daß Raetinus mit dem Knecht sprechen konnte. Zur Not mit Waffengewalt, wobei ihn seine Kameraden, die das Schauspiel ja mitbekommen mußten, da er sich mittlerweile außerhalb des Hauses befand.

    Valerian nickte. "Jawohl, Optio", bestätigte er den Befehl und ging festen Schrittes wieder auf das Haus zu. Er hatte nur wenige Sekunden, um sich zu überlegen, wie er den Mann da rauskriegen sollte. Heimlich ging es auf keinen Fall, der Häuptling paßte scharf auf, das hatte er ja eben gesehen. Am besten so, daß Marcomer nicht begriff, was hier gerade geschah. Und auch keine Gelegenheit zum Widerspruch hatte.


    Und so stapfte Valerian selbstbewußt in die Hütte rein, schritt sogleich auf den Knecht zu. "Du! Mitkommen!", befahl er in barschem Ton und unterstrich dies mit einer deutlichen und eher unfreundlichen Geste. Er packte ihn beim Kragen und zerrte ihn bis zur Tür, wo er ihn etwas grob nach draußen schubste. "Los, zum Optio!" Sein Ton ließ keinerlei Widerspruch zu und seine Geste, mit der er auf Raetinus zeigte, ließ auch keinen Raum für sprachliche Mißverständnisse, zumal er ja wußte, daß der Mann Latein verstand. Doch Marcomer mußte nicht wissen, daß Valerian das wußte.


    Jetzt blieb zu hoffen, daß Valerian es schaffte, Marcomer solange fern zu halten, bis Raetinus mit dem Knecht gesprochen hatte.



    Valerian lächelte, als Primus von Venusia geradezu schwärmte. Anscheinend war er von seiner Patrona sehr angetan.


    "Wissenschaften? Hast Du da ein bestimmtes Gebiet im Auge?" Dabei schien Primus sich doch ohnehin schon in allen möglichen Wissensgebieten erstaunlich gut auszukennen. "Warum hast Du Dich für die Legion entschieden, wenn Du doch wissenschaftlich interessiert bist?" Wäre da nicht eine Anstellung bei der Schola sinnvoller gewesen?


    "Lupus ist sehr nett und ich glaube, er lebt sich gut bei uns ein. Über seine Ausbildung kann ich nichts sagen, da bin ich ja nicht dabei."

    Wasser? Das war mal wieder so richtig typisch Primus. Aber jedem das seine. Valerian zog den Met vor. Er mußte sich deswegen ja nicht gleich betrinken. Doch Gelegenheiten mußten genutzt werden, wenn sie denn mal da waren.


    "Achja, das habe ich nicht gewußt. Darf ich so indiskret sein zu fragen, warum Du sie als Patrona gewählt hast?" Ob sie wirklich viel für Primus tun konnte? Sicher sie war in Mogontiacum sehr angesehen. Doch konnte sie einen Eques weiterbringen?


    "Ja, das ist meine Schwester Valentina. Dort drüben am Buffet. Sie kommt sicher gleich wieder her zu mir, sie fühlt sich hier nämlich auch nicht allzu wohl. Außer ein paar von den Ducciern kennt sie ja ebenfalls niemanden." Valerian war nicht wenig stolz auf seine hübsche Schwester. Dabei war sie nicht im geringsten eingebildet, sondern einfach nur liebenswert.

    "Na, das wird ja bestimmt möglich sein. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann ist der Praefect der Ala anwesend." Auch wenn niemand von den Herrschaften sich mit ihm unterhielt, so hatte er doch Ohren, um zu hören. Und ein gutes Namensgedächtnis hatte er schon immer gehabt.


    "Mein Onkel war mit einer Duccia verheiratet. Leider leben beide nicht mehr. Aber mein Vetter Montanus, also der Sohn der beiden, der lebt. Er ist auch in Germanien, aber nach dem Tod seines Zwillingsbruders hat er sich völlig zurückgezogen. Er soll sich auf irgendeinem Landgut aufhalten, ich weiß nicht mal wo. Naja, wie Du siehst: Verwandtschaft. Was nicht heißt, daß ich die Familie wirklich kenne. Ich wäre vermutlich nicht mal eingeladen, wenn ich nicht zufällig anwesend gewesen wäre, als meine Schwester die Einladung erhielt. Sie hat einige Zeit als Gast hier im Hause der Duccier gelebt, kennt die Familie also viel besser als ich." Damit wußte Primus wohl alles, was es über sein Verhältnis zu den Ducciern anging. Zumindest fast alles. "Und wie bist Du zu der Ehre einer Einladung gekommen?"

    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    Primus nickte dem Legaten und seiner Domina höflich zu und zog sich dann zurück in Richtung Valerian. Dieser stand mit einem üppig gefüllten Teller und suchte anscheinend irgendwas,...wo war denn seine Begleitung?


    Salve, Valerian,...amüsierst du dich?
    Fragte Primus den Kameraden und bedauerte gleichzeitig sich nichts vom Buffet geholt zu haben, bei dem Anblick den Valerians Teller bot.


    Valerian hatte seine Schwester bereits wieder gesichtet. Sie suchte sich noch verschiedene Leckereien vom Buffet aus und würde anschließend sicher wieder zu ihm zurück kommen.


    Da seine Aufmerksamkeit noch ganz auf Valentina gerichtet war und Valerian auch nicht damit gerechnet hatte, daß Primus sich so schnell aus seinem Gespräch entfernen würde. So war er ein wenig überrascht, von dem Kameraden so unvermittelt angesprochen zu werden. "Salve, Primus. Amüsieren? Naja. Ich komme mir hier mächtig fehl am Platze vor unter all den hohen Herrschaften. Aber das Essen ist gut, mehr kann mal als einfacher Soldat wohl nicht erwarten. - Und Du? Amüsierst Du Dich denn?" Jemand, der nicht mal an den Saturnalien feierte, konnte der einem Fest wie diesem Freude abgewinnen?


    "Hast Du keinen Hunger? Wie gesagt, das Essen ist sehr gut!" Er nahm einen Fleischspieß vom Teller und biß genüßlich davon ab.

    Naja, das war wohl auch nicht zu erwarten gewesen, daß eine große Dame wie Aelia Paulina ihn bemerken oder gar seinen Gruß erwidern würde. Ebenso auch der Tribun Germanicus. Valerian zuckte mit den Schultern. Gab es denn hier keine normalen Leute, mit denen man sich einfach unterhalten konnte, ohne sich ständig Gedanken darüber machen zu müssen, ob man nicht am Ende doch eine Höflichkeitsregel mißachtet hatte?


    Das Essen war gut, aber das Fest gestaltete sich ansonsten nicht sonderlich fröhlich. Primus stand nun beim Legaten, also schied auch der für eine Unterhaltung aus. Ob der von den hohen Herrschaften wohl mehr beachtet wurde? Er hatte zumindest bessere Chancen, da er sich in der Begleitung des Tribuns befand.


    Ein paar der Anwesenden schienen der Gens Duccia anzugehören. Außer Lando kannte Valerian allerdings keinen von ihnen und außerdem schienen sie sich miteinander sehr intensiv zu unterhalten. Nein, trotz weitläufiger Verwandtschaft schien es ihm nicht ratsam, da zu stören...

    Valerian zuckte mit den Schultern. So etwas war eben das Los von Wachsoldaten. Und jeder war mal dran mit Wache stehen. "Zu lange noch, um vor dem da fliehen zu können. Naja, umso schöner ist es, nachher in die Thermen zu gehen." Man mußte eben allem die positive Seite abgewinnen. Außerdem hatte er einen guten Mantel, der würde ihn schon halbwegs trocken halten.

    "Willkommen zurück", grinste Valerian den alten Kameraden an. "Ihr hattet ja echt Glück mit dem Wetter. Das da hinten sieht bös aus." Er deutete auf eine dunkle Wolkenfront, die sich unaufhaltsam näherschob. "Fragt sich nur noch, ob es Schnee oder Regen wird." Sein Grinsen geriet nun ein wenig schiefer, denn das Ende seiner Schicht war noch nicht in Sicht und er würde ertragen müssen, was immer da kam. Hoffentlich stürmte es nicht so, dann würde das Tor ein wenig Schutz bieten.


    Valerian tat, als sei gar nichts gewesen, packte den Sack und trug ihn ohne ein weiteres Wort hinaus, damit auch er auf den Maultieren verpackt werden konnte.


    Doch danach ging er ohne zu Zögern zum Optio und sprach ihn an, allerdings nur halblaut, damit ihn außer Raetinus niemand verstehen konnte. "Optio, in dem Haus von dem Anführer, Marcomer, befindet sich ein Knecht, der sehr südländisch aussieht. Er behauptet, aus Hispania zu stammen und er sagt, er sei eigentlich ein freier Mann." Natürlich konnte er nicht wissen, ob die Angaben des Mannes auch wirklich stimmten. Wenn er aber wirklich unrechtmäßig gefangen gehalten wurde, dann war das ein wahrhaft schlechtes Zeichen. Immerhin war dies eine römische Provinz und nicht die germanische Wildnis.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Während ich Hie und Da am Buffet zugriff, antwortete ich dem Soldaten "Du hast schon Recht, besser einmal zuviel salutiert, als zuwenig....." lächelte und liess das einfach mal so im raume stehen....


    Vielleicht hätte ich anders reagiert, wenn er nicht so förmlich gewesen wäre, wer weiss, aber wenn mir jemand den nötigen respekt entgegenbrachte, konnte er darauf vertrauen, dass ich meine Position nicht unnötig ausnutzen würde....



    Valerian lächelte. Der Legat war wirklich in Ordnung, das konnte man nicht anders sagen. Wo steckte eigentlich Valentina? Jetzt wäre die Gelegenheit, sie dem Legaten vorzustellen.


    Doch während er sich noch nach seiner Schwester umblickte, trat Tribun Germanicus an das Buffet. Womit Valerian wieder in der Klemme steckte. "Salve, Tribun Germanicus", grüßte er respektvoll, sparte sich aber dieses mal das Salutieren. Dafür trat er beiseite, damit er die beiden nicht weiter störte bei ihrer Unterredung. Sein Teller war ohnehin gut gefüllt. Zeit, sich einen netten Platz zu suchen und sich nach Valentina umzuschauen.


    Valerian nahm staunend den Sack entgegen und mußte sich schon sehr zusammenreißen, nicht gleich da reinzuschauen. "Danke", sagte er noch, dann trat er beiseite, wie es auch die anderen getan hatten, um dem nächsten Platz zu machen. Er blickte sich um. Aber keiner schaute in den Sack. Also tat er es auch nicht. Das konnte er gleich in der Unterkunft auch noch tun.


    Schnell verließ Valerian die Lagerhalle, um in der Unterkunft endlich seine Neugierde stillen zu können.

    Auch Valerian fand sich befehlsgemäß an der horrea ein. Ungewöhnlich, außer der Reihe hergerufen zu werden. Er war wirklich gespannt, was hier passieren würde. Und so stellte er sich in der Schlange an, die sich bereits gebildet hatte.


    Als er vor den Tribun trat, salutierte er vorschriftsmäßig. "Salve, Tribun Terentius. Legionarius Lucius Quintilius Valerian. Auch ich sollte mich hier melden", erklärte er und die Neugierde war seiner Stimme durchaus anzuhören. Was hatte das ganze hier wohl zu bedeuten?

    Noch war Valerian nicht an seine Grenzen der Belastbarkeit gestoßen. Doch der Befehl zum Sammeln verhieß nicht viel Gutes. Anscheinend hatte sich der Centurio sich genau das vorgenommen: Sie an die Grenzen der Belastbarkeit zu bringen.


    Natürlich gehorchte er sofort und nahm seinen Platz ein. Nun blieb abzuwarten, was der Centurio weiter vorhatte. Mit Mühe widerstand Valerian dem Drang, sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. Er starrte einfach nach vorne und wartete auf die nächsten Befehle.