Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Das ging ja wirklich unglaublich schnell. Der doch schon recht betagte Ianitor schien wohl neue Rekorde aufstellen zu wollen, was die Geschwindigkeit beim Öffnen von Türen anging. Zumindest schnaufte er so, als würde er sehr hart an diesem Rekord arbeiten. Und freundlich war er obendrein. Da hatte Valerian wahrhaftig schon anderes erlebt. Es war erstaunlich, was für Raubeine manche Leute als Ianitor einsetzten. Die Duccier hatte da offensichtlich ein geschickteres Händchen für.


    "Salve", grüßte er freundlich und stellte sich und seine Schwester dann vor. "Du hast die Ehre mit Lucius Quintilius Valerian und Quintilia Valentina."

    Es war fast schon ein mittleres Wunder, daß Valerian nicht nur Ausgang erhalten hatte, sondern auch noch ohne die Einschränkung, daß er nüchtern zu bleiben hätte. Betrunken durfte er natürlich trotzdem nicht zurückkommen, darauf hatte der Centurio ausdrücklich hingewiesen*.


    Und so hatte Valerian, der sich für diesen Abend wirklich Mühe mit seinem Äußeren gegeben hatte, seine Schwester pünktlichst abgeholt.


    Sie sah wirklich umwerfend aus! Unglaublich, was seine Schwester, seine kleine Schwester, für eine wunderschöne Frau geworden war. Sie zu diesem Fest begleiten zu können, erfüllte Valerian mit sehr viel Stolz.


    Als sie an der Casa Duccia ankamen, übernahm es natürlich Valerian, anzuklopfen.



    Sim-Off:

    *Dies ist mit Centurio Servius Artorius Reatinus abgesprochen.

    Eiligst hatte Valerian sich fertig gemacht und war zum Exerzierplatz gelaufen. Doch als er sah, daß er einer der ersten war, verlangsamte er sein Tempo gleich wieder. Anscheinend war die ganze Centurie herbestellt worden. Da durfte man ja sicherlich gespannt sein, was der Centurio von ihnen wollte.


    Inzwischen wußte er ja, an welche Stelle er gehörte und so fand sich Valerian an seinem Platz ein und wartete darauf, daß auch die anderen antraten.


    Elend kalt war es. Dieser Wind war wirklich eklig. Es war ja der erste Winter, den Valerian in Germanien verbrachte. Und er fror eigentlich ständig. Nicht nur, daß es kalt war. Es war auch immer so gräßlich naß. Wenn es nicht schneite, dann regnete es. Und am schlimmsten war dieser halbgefrorene Eisregen. Schon einmal hatte er sich gemein erkältet. Und er ahnte schon, daß dies nicht seine letzte Erkältung gewesen war.

    Am nächsten Tag widmete sich Valerian dem Bogenschießen. Das hatte er schon länger nicht mehr geübt. Und auch, wenn es eher unwahrscheinlich war, daß er als Bogenschütze zum Einsatz kam, wollte er doch weiterhin in der Lage sein, mit der Waffe umzugehen.


    Es war ein wenig windig an diesem Tag und somit war es ganz und gar kein idealer Tag, um Bogenschießen zu üben. Doch man konnte sich das Wetter ja schließlich auch im Ernstfall nicht aussuchen. Also mußte er versuchen, mit dem Wind klarzukommen.


    Normalerweise war er kein schlechter Bogenschütze, doch heute wollte es wirklich nicht gut gehen, da der Wind nicht beständig mit der gleichen Stärke blies. Nicht nur, daß er das Zentrum der Scheibe ständig verfehlte, nein, er traf sogar oft genug nicht einmal die Scheibe.


    Das war nicht gut. Gar nicht gut.


    Ein wenig frustriert holte Valerian die bereits verschossenen Pfeile zurück und versuchte es einfach weiter. Es dauerte recht lange, bis er den Bogen so halbwegs raushatte. Wenigstens traf er jetzt zuverlässig die Scheibe. Doch das Zentrum zu treffen, blieb weiterhin sehr schwer. Er hatte es erst zwei mal geschafft, als der Köcher zum wiederholten mal leer war.


    Nein, das war nicht zufriedenstellend. Er holte die Pfeile abermals zurück. Das mußte einfach besser werden!

    Als die Tür aufgerissen wurde und der Centurio hereinplatzte, sprang Valerian, der der Tür am nächsten war in diesem Moment, auf und salutierte zackig. "Salve, Centurio Artorius!", grüßte er vorschriftsmäßig für das ganze Contubernium. Zum Glück herrschte nicht mal Chaos im Zimmer und die Ausrüstung war auch in Ordnung. Seine zumindest.


    Was der Centurio wohl wollte zu dieser ungewöhlichen Zeit? Schon wieder eine Inspektion? Nein, sah nicht so aus, denn der Centurio rief Drusus zu sich. Hoffentlich hatte der nichts ausgefressen. Doch das würde Valerian wundern. Der Kamerad geriet ja für gewöhnlich nur in Schwierigkeiten, wenn er sich mit Valerian herumtrieb.




    Valerian ahnte, daß dies nicht mal alles war, was der Mann an Vorräten hatte. Doch auf jeden Fall würde dieser Haushalt nicht hungern wie die anderen, selbst wenn sie mehr mitnahmen als ein Viertel davon.


    "Verkauf mich nicht für dumm. Du bist reich. Selbst wenn wir alles mitnehmen würden, müßten die Deinen nicht hungern, da Du genug besitzt zum Tauschen in der Stadt." Er blickte den Dorfältestend ruhig an.


    "Fünf Säcke Getreide, ein Schwein, fünf von den Räucherschinken da, vier Seiten Speck, fünf Käse, zwei Säcke von den Ackerbohnen, einen Korb getrockneter Pilze, einen Krug Honig, einen Sack Zwiebeln - und einige dieser Würste dort drüben. Zwei Amphoren Öl, einen Sack Linsen und die Hälfte Deiner geräucherten Fische.*" Mit fester Stimme zählte Valerian all diese Sachen auf. Und schon sein Blick sagte deutlich, daß er von dieser Forderung nicht abweichen würde. Mit der Hand auf dem Schwertgriff gab er seiner Forderung die nötige Dringlichkeit. Wenn Marcomer die Lebensmittel nicht rausrückte, würde Valerian sie selbst nehmen. Und wer wußte schon, ob er dabei nicht noch mehr entdeckte. Der sollte froh sein, daß sie nicht auch noch etwas von seinem Vieh mitnahmen.



    Sim-Off:

    *Hoffe, das paßt einigermaßen, wenn nicht, dann editiere ich es natürlich ...

    Valerian seufzte innerlich. Schon als das Gesicht seiner Schwester sich immer mehr rötete, wußte er, was folgen mußte. Sie war wieder einmal schrecklich uneinsichtig. Verstand sie denn nicht, daß sie nur Schutz und Hilfe für sie wollten?


    "Doch, ich habe Dir zugehört. Und ich verstehe Dich auch. Bis zu einem gewissen Punkt zumindest. Ach, Valentina!" Als sie begann zu weinen, stand er auf, um sie fest in die Arme zu nehmen. "Freundschaften brauchen Zeit, verstehst Du? Vor allem, wenn man auch noch ihren Schutz und ihre Hilfe benötigt. Was tust Du, bis Du Freundschaften geschlossen hast? Es wäre mir ja auch lieber, wenn ich hier bei Dir wohnen könnte, doch das ist nicht möglich. Als Soldat bin ich verpflichtet, immer verfügbar zu sein, verstehst Du? Aber wenn ich nicht bei Dir sein kann, dann möchte ich Dich doch wenigstens in Sicherheit wissen. Und wissen, daß es Dir gut geht. Dieses große Haus... das kannst Du doch allein kaum schaffen. Und... immer allein sein, ist doch auch nicht gut." Eine Sklavin konnte auch zur Freundin werden. Warum denn auch nicht?


    Schließlich war es keineswegs immer so, wie Lando sagte, daß Römer ihre Sklaven schlecht behandelten und nicht als Famiienmitglied ansahen. Ganz im Gegenteil. In den normalen Familien war das nicht anders als er es für die Germanen beschrieben hatte. Nur wo viele Sklaven eingesetzt wurden und der einzelne als Person nicht mehr zählte, beispielsweise in den riesigen Haushalten und vor allem auf großen Landgütern oder gar in Minen, das waren Höllen für die Unfreien.


    "Niemand will Dich einsperren, Schwesterchen. Glücklich sollst Du sein. Und sicher." Seine Stimme sollte beruhigend klingen, doch viel mehr klang sie besorgt. Wie sollte er seiner Schwester helfen, wenn sie weder eine Sklavin noch Geld annehmen wollte?


    So, die Hütte des Anführers also. Valerian trat einige Schritte vor und blickte sich aufmerksam um. Diese Hütten bestanden ja praktisch nur aus einem Raum und sie schienen, trotz des Größenunterschiedes, grundsätzlich gleich aufgebaut zu sein. Daher ging er einfach ein paar Schritte auf den Bereich zu, in dem er nach den Erfahrungen in der anderen Hütte die Vorräte vermutete.


    Dieser Mann hatte offensichtlich weit mehr Besitz als die anderen Dorfbewohner. Zumindest was Möbel und Gebrauchsgegenstände anging, war er deutlich kostbarer eingerichtet. Daß er dementsprechend auch bei den Vorräten besser bestückt war, hielt Valerian zwar für wahrscheinlich, doch sicher sein konnte er nicht.


    "Wir brauchen ein Viertel Deiner Vorräte", sagte Valerian mit fester Stimme langsam und deutlich und versuchte, einen Blick auf die Vorräte zu erhaschen. Dieser Mann würde sicher versuchen, sie mit einem Bruchteil von dem abzuspeisen, was er wirklich geben konnte. Gerade diejenigen, die am meisten hatten, waren die geizigsten, das kannte man ja schon.



    Sim-Off:

    Drusus ist diese Woche nicht da und Marcomer kann ja Latein. Deshalb mach ich einfach mal weiter :)

    Sie war definitiv noch genauso stur wie früher. Und unvernünftig in diesem Fall obendrein. "Ihr Götter! Valentina, nun stell Dich doch nicht so an. Nicht jeder Sklave ist unglücklich über seine Stellung. Und es steht Dir doch auch frei, Deiner Sklavin die Freiheit zu schenken, wenn ihr da so viel dran liegt. Oder wenn Du so viel gegen den Sklavenstand hast, dann versuch sie einzustellen. Unterkunft und Verpflegung und ein wenig Geld, das sollte doch reichen, oder? Ich werde Dir ab sofort die Hälfte meines Soldes überlassen. Dafür solltest Du jemanden finden können. Ich habe einfach Angst um Dich, wenn Du hier so alleine lebst. Und das ganze Haus in Schuß halten sollte Dir allein auch etwas schwer fallen." Sie tat ja geradezu,als wollte er ihr irgendetwas antun.


    Mit einem verlegenen Lächeln wandte sich Valerian an Lando, da ihm das etwas temperamentvoll geführte Gespräch mit seiner Schwester langsam peinlich wurde. "Entschuldige bitte, Lando. So etwas... sollte man nicht besprechen, wenn ein Gast dabei ist. Doch ich habe nur selten Ausgang und ich finde, die Angelegenheit ist doch ziemlich dringend. Du bist doch hier in der Stadt sicher sehr bekannt. Weißt Du veilleicht eine Lösung, die auch für diesen Dickkopf hier akzeptabel wäre?"

    Wie er es von der Grundausbildung gewöhnt war, trainierte Valerian immer und immer wieder die nötigen Bewegungen, bis er glaubte, Arme, Schultern und Beine würden ihm einfach abfallen. Zwischendurch machte er hin und wieder leichte Auflockerungsübungen, damit die Muskeln sich ab und an erholen konnten. Dazu würde er zwar in einer Schlacht keine Gelegenheit haben, doch hier ging es ja nicht darum, die Bedingungen einer Schlacht nachzustellen, sondern den Körper zu stählen, um den Belastungen in einer Schlacht gewachsen zu sein.


    Als er bereits daran dachte, das Training für heute zu beenden, fand sich schließlich doch noch ein Kamerad, der sich auf einen Trainingskampf mit ihm einlassen wollte, nachdem auch er lange nur am Pfahl trainiert hatte. Es ging dabei nicht ums gewinnen, sondern um die Übung. Jeder von ihnen landete mal einen Treffer beim anderen. Doch die meiste Zeit ging der Kampf hin und her, ohne daß einer von ihnen einen Treffer landen konnte. Es wurde ein recht spannender Kampf, denn Tricks hatten mittlerweile beide in reichlichem Maße auf Lager. Als sie schließlich beschlossen, das Training zu beenden, waren sie beide schweißüberströmt und konnten das scutum kaum noch halten. Doch sie verabredeten bereits ihren nächsten Übungskampf, während sie sich auf den Weg zu den Thermen machten und nachdem sie die Übungswaffen im Magazin abgegeben hatten.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Ich dankte den Männern, die nochmal die Willkommensgrüsse aussprachen und beantwortete die Fragen, prostete ihnen zu und unterhielt mich.


    "Nun, eigentlich hatte ich auch nicht vor zu kommen, die zeit dazu fehlt mir einfach, doch nach einer kleinen Denkpause kam ich zu dem Schluss, dass ich die Zeit für soetwas und auch die Gelegenheit auch in Zukunft nicht haben werde, somit habe ich mich einfach auf den Weg gemacht...... die Wahl des Gewandes hatte reine Gründe der Einfachheit, denn so konnte ich unerkannt hierherkommen und musste nicht gross die Wachen damit quälen und als ich vorher eintrat, dachte ich mir, ich könnte mir auch gleich einen Spass daraus machen!"


    Dann nahm ich einen Schluck und winkte gleich nach den nächsten Amphoren und nach ein paar Fässern Bier...


    Valerian brauchte noch einen Moment, um sich an die Anwesenheit des Legaten zu gewöhnen, doch dann fand er seine gute Laune schnell wieder. "Na, der Spaß ist jedenfalls ziemlich gelungen", grinste er schließlich und füllte sich den Becher, den er ja vor lauter Schreck ausgetrunken hatte.


    Den Leibwächter des Legaten hatte Valerian zwar gesehen, aber weder als solchen erkannt, noch ihm irgendwelche Beachtung geschenkt. Heute gingen sehr viele Menschen in der Taberna ein und aus. Ein weiterer, der sich irgendwo hinsetzte, war eben nur ein weiterer, der sich irgendwo hinsetzte.


    Lupus schien sich ja ausgesprochen gut mit dem Tribun zu verstehen. Der schien überhaupt ganz in Ordnung zu sein, wie Valerian ja damals schon bei dem gemeinsamen Training festgestellt hatte. Aber mußte der nicht bald fort? Die nächsten Wahlen standen zwar noch nicht direkt an, aber ewig war es auch nicht mehr bis dahin. Und dann war die Frage, was für ein Mensch sein Nachfolger sein würde.


    Ach, für so ernste Gedanken war doch jetzt wirklich nicht die Zeit! Valerian blickte in die fröhlichen Gesichter um sich herum. Man sollte die schönen Zeiten in vollen Zügen genießen. Die nächsten Saturnalien waren erst nächstes Jahr wieder. Das war eine sehr lange Zeit!


    "Zeit für ein Spiel, findet ihr nicht? Wer ab jetzt jemanden mit seinem Rang oder dem Gensnamen anspricht, muß dafür Strafe zahlen. Ein As vielleicht? Was haltet ihr davon?" Es war nicht mal ein Glücksspiel und selbst das wäre heute ja erlaubt.

    Valerian mußte unwillkürlich grinsen, als Lupus davon erzählte, was er in Rom so getrieben hatte. Fast fragte er sich, ob sie sich nicht doch schon mal begegnet waren. Immerhin hatte er ähnliche Dinge unternommen. Doch Rom war groß und man konnte in einer Stadt wie dieser eben nicht jeden kennen. Trotzdem fühlte sich Valerian dadurch schon etwas verbundener mit dem Terentier.


    Severus war also hier in Germanien aufgewachsen? Na, da fand er hier ja auch Schicksalsgenossen. "Das kann ich Dir aber sagen, daß einem nicht nur die Ohren abfrieren. Vor allem auf Nachtwache ist es manchmal echt übel. Da kann man sich noch so dick einmummeln. Na, das werdet ihr ja so bald nicht erleben, auf Wache kommt man erst gegen Ende der Grundausbildung."


    Die Familienverhältnisse schienen ja bei beiden Neuen etwas schwierig zu sein. Naja, die von Valerian waren ja auch nicht einfach. Er hatte schlicht kaum noch Familie. Narcissa zog sich immer mehr zurück, Montanus ließ gar nichts mehr von sich hören. Im Grunde war da nur noch seine Schwester Valentina. Und die war viel zu viel allein. Nur wußte er leider nicht, wie er ihr da helfen sollte.


    "Also, ich bereue es nicht, mich zur Legion gemeldet zu haben. Es ist zwar manchmal eine elende Quälerei, aber man weiß immer, wo man hingehört. Gut, vielleicht liegt es an diesem Contubernium, daß ich mich so wohl fühle. - Aber ich fühle mich wirklich wohl. - Und der Centurio ist eigentlich auch ganz in Ordnung. Die Grundausbildung ist hart, vor allem die erste Zeit. Doch wenn man die überstanden hat, dann wird es leichter. Trainieren muß man natürlich immer noch hart. Aber da man dann auch schon mehr kann und auch fit ist, fällt es viel leichter. Und Abenteuer... ja Abenteuer gibts tatsächlich auch manchmal."

    Valerian blickte seine Schwester stirnrunzelnd an. "Ein Hund ist sicher schon mal eine gute Idee. Aber der allein reicht nicht. Hör zu, ich habe ein bißchen was gespart. Du brauchst jemanden, der bei Dir ist. Der Dir hier auch Arbeiten abnimmt. Ein männlicher Sklave wäre vielleicht... unpassend. Aber eine Sklavin? Es gibt durchaus auch Sklavinnen, die wehrhaft sind. Noch lieber wäre es mir natürlich, wenn außerdem noch einer unserer Verwandten hier leben würde. Wenn Narcissa und Montanus sich dazu entschließen könnten. Hast Du mal wieder etwas von Montanus gehört? Seit ich hier bin, habe ich ihn noch gar nicht zu Gesicht bekommen." Die Verwandten machten sich wirklich rar, was Valerian ausgesprochen schade fand. Es mußte eine Lösung her, da war er ganz Landos Meinung, auch wenn er nicht wußte, daß der sich ähnliche Gedanken machte.


    "Was mich zur Legion trieb? Das... ist eine Geschichte, die wenig rühmlich für mich ist", sagte der junge Quintilier mit sichtlicher Verlegenheit. Trotzdem sprach er weiter. "Mein Vater wollte mich stets in der Verwaltung sehen. Und wollte, daß ich mich hocharbeite und bewähre und... naja, vielleicht sogar einmal etwas höheres erreiche als er selbst es vermocht hatte. Doch... ich bin für die Verwaltung einfach nicht geschaffen. In Rom wollte mich schon keiner mehr einstellen. Ich hatte hier aus Mogontiacum ein Angebot und reiste also hierher. Aber auf der langen Reise wurde mir klar, daß es nicht besser funktionieren konnte als in Rom. Ich stieg ja immer mehr ab, anstatt aufzusteigen. Also... habe ich mich zur Legion gemeldet. Hier, weil ich nunmal gerade hier war. Und es war kein Fehler. Ich komme gut zurecht, bin nicht der schlechteste Kämpfer und habe ein gutes Verhältnis zu meinen Kameraden." Er zuckte die Schultern. "Ich bereue es nicht, diesen Schritt getan zu haben. Nur um meine Schwester mache ich mir Sorgen."


    Damit blickte er wieder zu Valentina. Er wußte, daß sie sich immer schwer tat, etwas anzunehmen. Dabei gab er doch gerne, auch wenn seine Mittel sehr begrenzt waren. Doch was brauchte er schon? Er hatte Unterkunft und Verpflegung bei der Legion. Von seinem Sold verbrauchte er nur wenig. Eigentlich nur hin und wieder besondere Lebensmittel und den einen oder anderen Krug Wein.

    Aulus Cantius Otho



    Otho machte sich heißhungrig über sein Huhn her und nickte zu Tullus' Worten. Direkt antworten konnte er kaum, da er erst auskauen mußte. "Ja, wenn die Routine erst wieder zuschlägt, dann werden wir es schnell genug wieder leid sein. Irgendwie ist man nie zufrieden, was? Ich meine, Spaß gemacht hat die Sache schon irgendwie. Es war nur sehr frustrierend, daß über den Kerl so wenig rauszufinden war. Wir können ja nicht mal sicher sein, daß unsere Leiche die Leiche des Vermißten ist. Ich frage mich, ob wir irgendwelche Möglichkeiten übersehen haben." Auf jeden Fall war es ausgesprochen merkwürdig, daß die Ala eine Gruppe auf die andere Seite des Rhenus zu einer Übung schickte und nicht mal per Boten Kontakt zu ihnen hielt. So jedenfalls hatte er den praefectus verstanden. Für Otho klang es eher so, als sei diese Gruppe in einer Art Geheimauftrag unterwegs. Aber daß dann Probati dabei waren, war wieder ausgesprochen merkwürdig.


    Auch Otho genehmigte sich nach seinem Huhn noch einen Krug Bier. "Also... danach gehe ich schlafen. Ich würde vorschlagen, wir machen uns so früh wie möglich wieder auf den Weg. Schon wegen unseres Freundes da draußen."





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Sehr gesprächig waren die beiden ja nicht. Aber das war ja auch verständlich. Die neue Umgebung, die vielen neuen Gesichter. Man tat immer besser daran, sich zurückzuhalten und erstmal zu schauen, wie alles so vor sich ging. "Wollt ihr nicht ein bißchen was von euch erzählen? Woher kommt ihr denn so? Ich bin aus Rom und erst ein paar Monate hier. Naja, und dieser Winter lehrt mich wirklich das frieren." Er lachte, aber ein wenig Ernst war da schon auch dabei. Die Temperaturen waren für ihn immer noch gewöhnungsbedürftig, auch wenn es dann doch nicht so schlimm war, wie manche der älteren Legionnäre behauptet hatten.


    Und Drusus grinste er breit und frech an als Erwiderung auf seine Worte. "Ohja, gebettelt. Gerade Du bist ja auf den Knien herumgerutscht..." Er wich schon mal aus, falls Drusus ihn nun seinerseits kameradschaftlich boxen wollte.

    "Wa...was? Wie jetzt? Jetzt doch?" Entgeistert starrte Valerian seinen Legaten an, nachdem dieser sich zu erkennen gegeben hatte. Dann griff er hektisch nach seinem Becher und leerte ihn in einem Zug. Es war wirklich der Legat! Und wie hatte er sich aufgeführt? Gut, es waren Saturnalien... aber trotzdem!


    "Ähm, ja... dann herzlich willkommen, Legat - - ähm... ich wollte sagen.. ähm... Lucianus", sagte er auch, aber es klang schon wesentlich zurückhaltender als er vorher geklungen hatte. Seine Gesichtsfarbe glich der von Lupus. Bis hin zu den glühenden Ohren.

    Valerian band den Getreidesack gut fest, dann eilte er hinter Drusus her, der sich schon dem nächsten Haus zuwandte. Auf keinen Fall wollte er den Kameraden allein in so eine Höhle des Löwen lassen. Die Leute hier waren sehr feindselig. Ob es ihnen wirklich lieber wäre, sie würden den Räubern das Feld überlassen? Er könnte das ja noch verstehen, wenn die Räuber nur römische Anwesen überfallen würden, aber das war seines Wissens nach nicht der Fall.


    Je früher sie diese Bande zur Strecke brachten, umso besser. Vielleicht würden die Menschen hier die Anwesenheit der Soldaten dann zu schätzen wissen. Direkt hinter Drusus betrat auch Valerian die Hütte und blickte sich aufmerksam um, die Hand am Schwert. Das Reden überließ er wieder Drusus, mangels eigener Sprachkenntnisse.

    Aulus Cantius Otho



    "Wirt, für mich auch so ein Huhn. Und frisches Brot dazu." Otho lief das Wasser im Munde zusammen bei dem Anblick seines essenden Kollegen. "Ich habe keine Ahnung, ob wir das Geld zurückbekommen. Aber wenn nicht, dann können die mich mal mit ihren Ermittlungen. Es ist zwar ganz spaßig, in der Weltgeschichte rumzugondeln, um Ermittlungen durchzuführen. Aber so viel Sold gibts ja nun auch wieder nicht, daß man dauernd in Gasthöfen übernachten und essen könnte."


    Der Wirt kam recht schnell mit dem gebratenen Huhn und dem Brot, anscheinend hatte er schon damit gerechnet, Tullus' Begleiter das gleiche bestellen würde. Und Otho begann auch gleich damit, das Huhn zu verspeisen. Noch kauend sprach er dann weiter. "Klar ist das mit dem Zimmer in Ordnung. Man, ich bin fast froh, wenn ich wieder im Castellum bin. Hätte nie gedacht, daß ich das mal sagen würde, aber ist so."





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Wie nahezu jenden Tag, wenn es das Wetter eben zuließ, ging Valerian wieder auf den Exerzierplatz, um seinem Training nachzugehen. Wie immer begann er nach den Auflockerungsübungen mit Laufen, Liegestützen, Kniebeugen, wieder Laufen und Klimmzügen. Erst danach begann er mit dem eigentlichen Waffentraining. Für heute hatte er sich das Training mit dem Gladius vorgenommen.


    Er holte sich aus dem Magazin ein Übungsgladius und ein Scutum und bearbeitete dann einen der dafür vorgesehenen Holzpfähle. Eine halbe Stunde lang führte er das Schwert mit der rechten Hand, dann eine halbe Stunde mit der linken Hand. Dann in der nächsten halben Stunde wieder mit der Rechten. Immer schön abwechselnd. Die Geschicklichkeit mit der linken Hand wurde langsam annehmbar, wenn auch immer noch nicht gut. Doch es war schon zu merken, wie das wochenlange Training mit beiden Händen Verbesserung herbeiführte.


    Mancher Legionär bedachte ihn mit einem Kopfschütteln. Doch er selbst war immer noch davon überzeugt, daß es nur nützlich sein konnte, wenn er auch mit der Linken fähig war, eine Waffe effektiv zu führen. Und immerhin vernachlässigte er dafür das normale Training nicht im geringsten.


    Das Gladius war immer noch seine beste Waffe, wie es von Anfang an der Fall gewesen war. Und es machte ihm auch am meisten Spaß, damit zu trainieren. Am liebsten mit einem anderen, denn nur damit konnte man sich wirklich auf zukünftige Kämpfe vorbereiten. Doch leider fand sich nicht immer ein Trainingspartner.

    Valerian hörte den anderen stirnrunzelnd zu, wie sie herumrieten. Er selbst hatte ja noch gar keinen Tip abgegeben. Doch er mußte zugeben, daß er ziemlich auf dem Schlauch stand. "Nein, der alte Primus Pilus glaube ich nicht. Dafür klingt die Stimme nicht alt und rau genug. Also, wer dann? Aus schlichten Verhältnissen stammt er auch nicht, er drückt sich gewählt aus und verschleift die Worte nicht." Valerian beobachtete den Kapuzenmann neugierig beim Trinken. Doch auch seine Hände und sein Verhalten gaben keine weiteren Hinweise.


    "Lupus ist etwa auf dem richtigen Weg, denke ich. Du bist irgendein höheres Tier. Terentius Alienus vielleicht? Der fehlt uns noch in unserer Runde." Er hatte noch nicht viel Kontakt zu dem Tribun gehabt, also könnte es... "Nein, das kann nicht sein, seinen Verwandten hätte Lupus ja sicher an seiner Stimme erkannt." Davon ging er zumindest aus, daß die sich so gut kannten.


    Valerian griff zu seinem Becher und nahm einen weiteren Schluck. Viele Möglichkeiten gab es nun nicht mehr. Sein Blick war weiterhin auf den geheimnisvollen Mann im Kapuzenmantel gerichtet. "Dann vielleicht doch der Legat?" Er lachte kopfschüttelnd, denn er hielt dies für sehr unwahrscheinlich und war sich sicher, daneben geraten zu haben. Doch bei seinen Überlegungen blieb nicht viel anderes übrig. Germanicus Sedulus hätte er so etwas noch zugetraut, doch der war ja anwesend.