Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Meine ersten Würfe mit links waren ein Jammerspiel! Weit schlimmer als bei Dir, weil ich es nie zuvor versucht hatte", gab er freimütig zu.


    Bei Valerian wurden die Würfe nun immer rascher immer schlechter. Doch er machte weiter, so lange er es aushielt. So, als stünde der Centurio hinter ihm und würde ihn erbarmungslos antreiben. Nur so konnte er seine Fähigkeiten verbessern. Das glaubte er zumindest.


    Aber schließlich mußte er doch zugeben, daß er nicht mehr konnte. Und auch nicht mehr wollte. Sabinus hatte längst aufgehört und sah nur noch zu. "Was hältst Du von einem Besuch in den Thermen?", fragte Valerian, während er die Speere einsammelte, damit sie die ins Magazin zurückbringen konnten.

    "Gibts bei der Erlaubnis irgendwelche Einschränkungen?", fragte Valerian sicherheitshalber nochmal nach. Den genauen Wortlaut zu kennen, wäre vielleicht doch am besten. Damit man sich soweit dran halten konnte, daß niemand einem ein Vergehen anhängen konnte.


    "Und warum nicht morgen? Wer weiß, wo wir übermorgen sind? Und wir hatten ja schon gesagt, daß wir es eh nicht übertreiben wollen mit der Sauferei." Aber etwas von dem, was Sabinus gesagt hatte, machte ihn aufmerksam. "Du hast einen neuen Bogen? Darf ich den mal sehen? Wo hast Du ihn erstanden?" Er selbst hatte keinen eigenen Bogen hier. Der war zuhause in Rom geblieben. Doch die Bögen der Legion waren gar nicht so übel.

    "Damit tust Du mir wirklich einen großen Gefallen, Sabinus." Auch wenn die Übung Sabinus sicher auch nützlich war. Valerian verfolgte den Speerwurf von Sabinus mit den Augen. Er war wirklich nicht schlecht. Und so war Valerian schon gespannt darauf, wie Sabinus mit dem Gladius umging. Bestimmt war er kein leichter Gegner.


    Er selbst nahm den nächsten Speer und warf wieder mit der linken Hand. Es würde einige Trainingseinheiten dauern, bis er damit vergleichbar mit seiner Rechten warf. Doch er war schon besser als bei seinen ersten Versuchen, deshalb war er nicht unglücklich über das Ergebnis.

    Valerian nickte begeistert. "Ja, das ist eine gute Idee! Mit dem Bogen bin ich gar nicht mal schlecht. Bestimmt läßt sich was für den Kochtopf erlegen. Man kann ja schließlich nicht immer nur Puls essen. - Und Du kennst Dich mit der Jagd in diesem Land ja richtig gut aus, wenn ich das recht in Erinnerung habe, oder?" Er meinte sich zu erinnern, daß Drusus am Anfang ihrer Grundausbildung so etwas erzählt hatte.


    "Nein, wir wollten uns nicht besaufen. Aber wenn wir nüchtern zurückkommen müssen, dürfen wir nicht mal leicht angeheitert sein oder auch nur nach Wein riechen. Wir waren letztes mal auch nicht wirklich betrunken. Denk dran, der richtiger Ärger begann erst später." Sabinus kam gerade zurück und sein Lächeln sah vielversprechend aus.


    "Hey, spann uns mal nicht auf die Folter! Was hat er gesagt?", drängte Valerian, als Sabinus nicht von sich aus berichtete, wie es ihm ergangen war beim Centurio.

    Valerian folgte seiner Schwester durch das Haus bis zu ihrem Zimmer. Bis sie dort ankamen, schwieg Valentina sich aus. Doch als sie ihr Zimmer erreichten und die Tür geschlossen war, kam ihre gewohnte Gesprächigkeit zurück.


    "Nicht hübsch?", fragte Valerian in gespielter Empörung, "Außerdem brauchen Männer nicht hübsch sein, es genügt, wenn sie gut aussehen und männlich sind." Er lachte, um ihr zu zeigen, daß er das keinesfalls ernst meinte. "Und alt bin ich schon mal gar nicht! Nur eben ein Mann."


    Dann hörte er sich ernst an, was sie zum Haus zu sagen hatte. "Es ist wirklich furchtbar nett, daß die Duccier das so mitmachen. Doch ist es richtig, ihre großzügige Gastfreundschaft derartig zu strapazieren? Ihr beide müßt das selbst wissen, Valentina. Ich lebe im Castellum und bin auch dazu verpflichtet. Braucht ihr Geld? Ich bekomme nicht allzuviel, aber davon kann ich euch sicher etwas abgeben." Er legte seine zweite Hand auf die ihre, die seine erste umfaßt hielt. "Wenn Du möchtest, sehe ich mir das Haus mit Dir zusammen an. Aber wie gesagt, ich kann dort nicht mit euch leben. Nur ab und an zu Besuch kommen."

    Valerian war gerade dabei, seine feuchten Sachen wieder anzuziehen. Was echt unangenehm war. Aber egal, wenn er in das Wetter hinausging, wurde er sowieso naß. Und dann hatte er hier immerhin noch trockene Sachen.


    "Ah, da seid ihr ja wieder. - Hey, Sergius, Du bist genial! Das klingt wirklich prima nach dem Schlammbad da draußen. Ich bastel uns dann mal eine überdachte Feuerstelle vor dem Zelt. Und besorge Feuerholz. Bis gleich." Er schlüpfte aus dem Zelt und macht sich auf die Suche nach Holzstangen, einer Plane, etwas Schnur und irgendetwas, was er als improvisierte Häringe nutzen konnte...

    Aulus Cantius Otho



    Otho nickte zu Tullus' Worten. "Er war hierher unterwegs. Leider wissen wir nicht, ob er je in Confluentes angekommen ist. Und wenn es jemand weiß, dann doch wohl sein Sohn, nicht wahr? Der war also noch in der Ausbildung? Wie lange ist das her?" Das klang wirklich nicht vielversprechend. Hoffentlich war der Mann noch bei der Ala.




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Valerian nickte. "Ja, ich denke, wenn wir uns zusammentun und einfach ein bißchen was dazukaufen, wird das Essen um Klassen besser. Gerade Räucherfleisch gibt einen kräftigen Geschmack an allem. Und Garum und ein paar Kräuter können Wunder wirken. Oder bei süßen Speisen mal ein Löffel Honig. So teuer ist das nicht."


    Gespannt blickte er zur Tür. "Hoffentlich gibts nicht wieder diese blöde Einschränkung mit dem nüchtern zurückkommen. Ich meine, was glauben die, was wie da draußen tun wollen? Blümchen pflücken?" Ihr kleiner Ausrutscher war doch schon ewig her. Und nicht der Alkohol war das eigentliche Problem gewesen.

    Für den Rest des Tages schuftete Valerian in der Schmiede und faßte überall da an, wo der Schmied ihn hinschickte und wo man als ungelernter Helfer überhaupt helfen konnte. Doch so schwer die Arbeit auch war, so sehr die Hitze aufs Gemüt schlug, Valerian lernte an diesem Tag eine ganze Menge. Vor allem den Respekt vor der Arbeit, die diese Männer hier Tag für Tag leisteten. Es war interessant, ganz ohne Frage, aber Valerian wußte nach diesem Tag, daß er solche Arbeit nicht jeden Tag machen wollte. Dann lieber tagelang vollbepackt marschieren.


    Als der Schmied endlich verkündete, daß die Tagesarbeit getan war, schmerzten Valerians Muskeln wie seit den ersten Tagen bei der Legio nicht mehr. Ja, den Besuch in den Thermen hatte er sich wirklich verdient. Erleichtert, diesen Tag ohne Blamage hinter sich gebracht zu haben, machte er sich auf den Weg zu den Unterkünften...

    Sabinus verschwendete wirklich keine Zeit, das mußte man ihm lassen. Voller Tatendrang verließ er die Unterkunft, um fragen zu gehen. "Viel Glück", rief Valerian dem Kameraden noch hinterher, dann wandte er sich wieder an Drusus. "Da bin ich ja mal sehr gespannt, ob er Erfolg haben wird. Oder ob der Centurio von uns erwartet, daß wir einzeln fragen kommen?"


    Auch Valerian nahm sich von dem Räucherfleisch und begann es genußvoll zu verzehren. Dazu aß er Brot und Oliven. "Man, ist das lecker. Vielleicht sollten wir davon ab und an etwas besorgen und mit in den Eintopf schmeißen. Da reicht ein so'n Stück für uns alle und gibt gut Geschmack dran. Wie wäre es, wenn wir abwechselnd ein paar zusätzliche Zutaten besorgen fürs Kochen, damit es leckerer wird und alle die gleichen Kosten haben?"

    "Na, ich kam an den Wein nicht ran, da habe ich erstmal genommen, was ich kriegen konnte. Hat keiner von euch Wein mitgenommen?" Valerians Blick zeugte von Entsetzen. "Hier, paßt mal darauf auf. - Und ja, ich nehme gerne Räucherfleisch gegen Bier!" Er stellte das Bierfäßchen ab, legte die bisher erbeuteten Lebensmittel darauf und stürzte sich noch einmal ins Getümmel.


    Nach einiger Zeit kam er erhitzt, aber doch freudestrahlend mit zwei Kannen Wein zurück. "Dann sollten wir alles nötige für ein anständiges Gelage haben, oder?"

    Aulus Cantius Otho



    Otho nickte zustimmend zu Tullus' Worten. "Einer Deiner Kameraden könnte vielleicht was wissen, was uns weiterhelfen könnte. Kennst Du einen Tiberius Belgius?" Er blickte sein Gegenüber gespannt an. Daß der auch zu den Truppen gehörte, war ja nicht zu übersehen. Also war es auch nicht schlimm, etwas zu sagen. Daß Kameraden der Ala dem harmlosen Scriba etwas angetan hatten, war schließlich völlig abwegig.





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Darauf hatten sie ja nur noch gewartet: Endlich durften sie wegtreten und sich auf die vom Legaten zur Verfügung gestellten guten Sachen stürzen. Valerian erkämpfte sich einen guten Platz und ergatterte zwei gebratene Hühnchen und sogar ein Fäßchen Bier. Mit dieser ansehnlichen Beute machte er sich auf die Suche nach den anderen seines contuberniums. Was sie wohl hatten ergattern können?


    "Hey, Drusus, schau mal, was ich ergattern konnte", lachte er, als er in dem Gedränge endlich den Freund entdeckte.

    Valerian schob gerade Dienst an der Porta Praetoria. Und das war wirklich fast so langweilig wie Nachtwache. Zwar war es ganz nett, die Passanten zu beobachten und mit den Kameraden ein wenig über sie herzuziehen, aber dabei rumstehen zu müssen war unschön.


    "Salve! Du willst Dich zur Legio melden?" Er konnte sich noch gut erinnern, wie er selbst am Tor stand und nahezu das gleiche gesagt hatte. "Hast Du Dir das gut überlegt? Das ist kein Zuckerschlecken!" Neugierig musterte er den Mann, der vor ihm stand. Na, wie ein Schwächling sah er ja nicht aus, das mochte gehen.


    "Dann melde Dich im Rekrutierungsbüro. Das findest Du in der Principia. Das ist das Gebäude, auf das Du hier geradeaus zuläufst. Findest Du das oder brauchst Du Hilfe dabei", fragte er scherzhaft mit einem breiten Grinsen und meinte es nicht wirklich böse.

    Auch Valerian hatte in die Rufe und den Jubel eingestimmt. Das war wirklich großartig! Crispus Primus Pilus und Raetinus Centurio! Jetzt war natürlich die Frage nach dem neuen Optio offen. Aber das würde sich bestimmt auch noch klären.


    Und natürlich war es auch eine feine Sache, daß der Legat auch an die Männer gedacht hatte und für allerlei Leckereien gesorgt hatte. Jetzt mußte nur noch Crispus abtreten lassen, damit sie sich ins Vergnügen stürzen konnten.

    Valerian lachte. "Wenn sich sich nicht mit Händen und Füßen sträuben, werde ich sie euch vorstellen. Aber seid artig, ja?" Er lachte wieder und schenkte sich noch etwas Wein ein. "Ach, Beförderungen passieren viel zu selten. Was geht's uns doch gut im Moment!"


    Er trank einen Schluck und griff dann wieder zu Brot und Oliven. "Ja, Sabinus, tu das. Aber spül vorher Deinen Mund nochmal durch. Wenn Dein Atem nach Wein riecht, läßt er uns bestimmt nicht." Er grinste breit.

    Aulus Cantius Otho



    Gerade wollten die beiden sich zum Gehen wenden, als einer der beiden Soldaten, die Otho bereits bemerkt und interessiert gemustert hatte, sie ansprach. Während der andere die Taverne verließ.


    Eigentlich keine schlechte Idee, schon mal mit einem der Kameraden der Ala zu sprechen. "Aber gerne, Kamerad", nickte Otho lächelnd. "Vielleicht wechseln wir an den Tisch dort drüben?" Er zeigte auf einen etwas abseits stehenden Tisch. Denn daß der Alte mithörte, war nicht nach Othos Geschmack.


    Otho warf einen fragenden Blick auf Tullo. Hoffentlich war der einverstanden damit. Otho hatte das jetzt einfach so eigenmächtig beschlossen...


    "Du bist hier von der Ala II, ja? Wir sind von der Legio II in Mogontiacum."





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    "Na, dann machen wir es lieber gleich." Valerian seufzte und wechselte wieder die Kleidung. "Wir brauchen lange Äste, ein Stück Plane, ein paar Schnüre und kurze Äste als Häringe zum abspannen. Und natürlich trockenes Feuerholz." Und besser sie fingen damit jetzt an, bevor alle anderen auch auf die Idee kamen.


    "Und hat Sergius nicht was von kochen gemurmelt?" Das wäre ja angenehm. Allerdings mußte der dann erstmal wieder da sein.

    Auch Valerian stimmte in den Jubel mit ein. War ja auch irgendwie sein Centurio, der hier ernannt wurde! Und das erfüllte ihn schon auch mit Stolz. Auch wenn er natürlich keinen Verdienst daran hatte.


    Langsam verebbte der Jubel wieder und Stille trat wieder ein. Alle waren gespannt, wie es weitergehen würde. Immerhin brauchten sie jetzt einen neuen Centurio!