Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Hoffentlich ist es nur ein Unwetter und hört bald auf." Valerian zweifelte selbst an seinen Worten. Vermutlich war dieses Unwetter der Vorbote des Winters. Er hatte schon jetzt das Gefühl, daß es kälter geworden war. Unwillkürlich zog er den Mantel enger um sich. "Vor morgen bestimmt nicht. Man, würde ich gerne wissen, was die reden. Primus und Sabinus haben aber auch ein Schwein..." Andererseits saßen sie jetzt schon im Trockenen.


    "Wenn es aufhört zu gießen, können wir es ja mal mit einem Feuer vor dem Zelt versuchen. Wenn es nicht aufhört, müssen wir uns irgendwie eine Art Dach für den Feuerplatz basteln. Ich möchte etwas heißes Trinken! Und ein warmes Abendessen später möchte ich auch." Die Temperaturen waren ja noch nicht so schlimm. Aber diese Nässe!


    Er holte seine Rüstung hervor und begann, den leichten Rost wegzureiben, damit er später alles leicht einölen konnte gegen weiteren Rost. "Bei dem Wetter rosten wir einfach ein."

    Gemeinsam hoben sie die Pila wieder auf und trugen sie zur Abwurflinie zurück. Sie legten die Speere zwischen sich, damit sie gleichermaßen Zugriff darauf hatten.


    Valerian nahm ein Pilum zur Hand. Er versuchte es wieder mit der Linken. Zwei Anlaufschritte, ausholen.... Wurf!


    Wieder fehlte dem Wurf Kraft, doch er flog schon ein wenig weiter als vorhin. Na, mit der Zeit würde es schon besser werden. Er sah zu Sabinus, der bestimmt gleich den nächsten Wurf machen würde.


    "Was hältst Du davon, morgen mit dem Gladius zu üben? Ich würde gerne mal wieder mit Gegner trainieren, dazu hatte ich schon länger keine Gelegenheit mehr."

    Aulus Cantius Otho



    Die Münze wechselte den Besitzer und der Alte zeigte grinsend seine Zahnlücken. "Ich werde mich umhören."


    Otho nickte. "Das erwarten wir für den Preis auch." Sein Blick zeigte deutlich, daß er nicht fackeln würde, auch einem so alten Mann Schwierigkeiten zu machen, wenn der sein Wort nicht hielt.


    "Wir kommen wieder vorbei", sagte er und erhob sich.




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    "Und? Wie entwickelt es sich?", fragte Valerian grinsend, denn das Prasseln des Regens auf die Zeltplane sprach eigentlich für sich. Sie mußten sogar ziemlich laut sprechen, um den Regen zu übertönen. "Jedenfalls tut es gut, wieder in trockenen Klamotten zu stecken. Hoffen wir, daß sie trocken bleiben dürfen. Ich glaube, wenn ich da wieder raus muß, zieh ich die nassen wieder an. Sonst habe ich nämlich nichts trockenes mehr."

    Valerian blieb noch einen Moment im Regen stehen. So wurde er den gröbsten Dreck doch schon mal los. Vor dem Zelt zog er sich die nassen Sachen aus, wrang sie kräftig aus und ging dann hinein, um sich abzutrocknen und trockene Sachen anzuziehen. Er hatte zum Glück eine noch halbwegs trockene Tunika. Und seinen Mantel.


    Erstaunt sah er Drusus nach, der gleich wieder hinaus ging. "Willst Du Deine restlichen Sachen auch noch durchweichen?", fragte er hinter ihm her. Solange ihm niemand befahl, da rauszugehen, würde er selbst schön im Trockenen bleiben.

    Aulus Cantius Otho



    Otho war Tullo zum Tisch des Alten gefolgt, seinen Bierkrug in der Hand. Und setzte sich einfach mit an den Tisch. Da Tullo nicht weiterfragte, ergriff Otho das Wort, nachdem der Alte sein Bier erhalten hatte. "Weißt Du, wir suchen einen Freund von uns. Eigentlich wollten wir ihn hier in Confluentes treffen, aber er ist nicht zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt erschienen. Er müßte seit etwa zwei Monaten hier in der Stadt sein. Vielleicht hast Du ihn ja gesehen? Du scheinst Deine Augen offen zu halten."


    Er beschrieb Marcus Belgius, nannte auch seinen Namen. Und blickte den Alten dann erwartungsvoll an.


    Der Mann trank einen tiefen Schluck Bier und runzelte nachdenklich die Stirn. "Also... es waren schon ein paar da, auf die diese Beschreibung passen würde. Ist aber schon länger her... Ja, gut zwei Monate bestimmt. - Also... wenn ihr noch ein bißchen was springen laßt, hör ich mich für euch um."




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    "Vor dem Baden essen soll ja nicht so gut sein. Also in einer Stunde halte ich für eine gute Idee. Ich wette, die meisten rennen gleich los und müssen dann nachher noch ihre Ausrüstung reinigen." Valerian grinste. Voll war es eh immer in den Thermen. Und er glaubte, daß in einer Stunde die ersten schon wieder gehen würden.


    "Na los, laßt uns sehen, daß wir fertig werden", trieb er die anderen lachend an.


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    Valerian nickte. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, jede Waffe auch mit Links führen zu können. Bis auf den Bogen, dafür brauchte man so oder so beide Hände. Aber bis dahin war es noch ein sehr weiter Weg. Das Pilum war der Anfang. Danach das Gladius, danach der Pugio.


    "Siehst Du den Baum dort drüben?" Er zeigte auf einen Baum außerhalb des Exerzierplatzes. "Er hat einen schön geraden, stabilen Ast in genau der richtigen Höhe für mich." Manch einer hatten ihn schon blöd angesehen deswegen, doch er fand die Übung hilfreich.


    Der Wurf von Sabinus war wirklich gut! Valerian grinste anerkennend. "Komm, laß uns die Dinger wiederholen, damit wir weitermachen können." Er lief los, um die geworfenen Speere wieder einzusammeln.

    "Vale, Primus", sagte auch Valerian freundlich, als der Kamerad gehen wollte. Doch dann wandte sich Primus doch noch einmal um und reagierte auf Drusus' Frage. Auf eine heftige Art und Weise, wie er sie gerade von Primus nicht erwartet hatte.


    Da kam er doch lieber auf die Äußerung von Sabinus zurück. "Wie jetzt, wir werden uns nicht ordentlich besaufen?", fragte er lachend und zwinkerte, denn er hatte keineswegs vor, sich richtig volllaufen zu lasen. Nicht jetzt und kein anderes mal. Trinken war gut und schön. Angeheitert sein auch. Aber niemals so saufen, daß man die Kontrolle über sich verlor. Auch hatte er die Lektion des Centurio noch gut in Erinnerung, auch wenn sie weniger auf das Saufen, als viel mehr auf die Prügelei bezogen gewesen war.

    Valerian hoffte, daß Drusus recht hatte. Knapp wurde es allemal, doch er hatte wirklich keine Lust, bei diesem Wetter in den Wald zu müssen, um weitere Schanzpfähle zu schlagen.


    "Man, wir müssen uns echt ranhalten, das sieht gar nicht gut aus..." Bei dem Wetter wäre er wirklich lieber im Zelt bei einem gemütlichen heißen Tee und vielleicht einer kleinen Würfelrunde.


    Eilig verteilten sie die letzten Pfähle und brachten dann die Maultiere zurück. Nachdem sie die Tiere versorgt hatten, gingen sie zurück zu den Kameraden um ihnen beim Einschlagen der letzten Pfähle zu helfen. Der Wall wurde noch kurz kontrolliert, ob er auch wirklich zuverlässig befestigt war, dann konnten sie endlich die fertige Palisade bewundern! Sie hatten es geschafft!

    Crispus! Staunend blickte Valerian zu seinem Vorgesetzten, der anscheinend der neue Primus Pilus werden sollte! Und wer würde dann ihr neuer Centurio werden? Raetinus vielleicht? Doch dann mußte es auch noch einen neuen Optio geben. Für ihn und seine Kameraden würde sich also vermutlich eine ganze Menge ändern.


    Na, solange nicht Brutus zum Optio wurde, war ihm eigentlich alles recht. Aber daß der es wurde, das glaubte Valerian nicht. So blind konnte kein Offizier sein, daß er dieses Arschloch beförderte. Denn von Kameradschaft oder auch nur einer Bereitschaft, anderen etwas beizubringen, war bei ihm keine Spur.


    Gespannt paßte Valerian auf, was weiter geschah. Nun ging es ihn persönlich an, was die Sache natürlich noch wesentlich spannender machte, als sie sowieso schon war.

    Auch Valerian stimmte in den Ruf mit ein: "Roma Victrix!" Wie aus einem Munde erwiderten diese Tausende von Männern den Ruf des Legaten. Eine ungeheure Stimmgewalt. Wie weit es wohl zu hören war?


    Der alte Primus Pilus war wirklich ein großartiger Offizier und hatte diese Ehrung mehr als verdient.


    Doch wenn der alte Primus Pilus entlassen wurde, dann würde es doch gewiß noch die Ernennung eines neuen Primus Pilus geben? Schließlich konnte die Legion nicht ohne einen solchen sein. Valerian schaute den Legaten aufmerksam an. Das hier war ganz sicher noch nicht alles gewesen.

    Aulus Cantius Otho



    Der Wirt war bald zurück und stellte ihnen die Krüge hin. "Sag mal, ist schon mal ein Mann namens Marcus Belgius hiergewesen?" Er beschrieb den Gesuchten so gut er konnte.


    Doch der Wirt schüttelte nur mit dem Kopf. "Hier kommen viele Leute her. Der Name sagt mir nichts. Und nach der Beschreibung... nein... gibt es nicht etwas auffälliges, etwas ungewöhnliches an ihm, was die Erinnerung leichter macht?"


    Otho mußte leider den Kopf schütteln. "Nein, an ihm ist nichts besonderes. Gibt es hier Stammgäste? Vielleicht können die sich erinnern?"


    Der Wirt nickte und zeigte auf einen Alten, der mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt an einem der Tische saß und offensichtlich seine Freude daran hatte, die Menschen zu beobachten. "Versucht's mal bei dem. Für ein Bier wird er sicher bereit sein, euch jede Auskunft zu geben."





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Nur kurz nach Valerian traf auch Drusus mit dem Maultier wieder am Holzlager ein. Jetzt ging es wirklich recht schnell. Sie bündelten die Schanzpfähle und schleiften sie zu den Stellen, wo sie gerade benötigt wurden. Eine Fuhre nach der anderen. Die Arbeit ging so wirklich schnell voran, was auch gut so war, denn der Donner wurde immer häufiger und der Regen nahm an Intensität deutlich zu. In der Ferne waren Blitze am Himmel zu sehen. Hoffentlich kam nicht noch Hagel dazu, das wäre wirklich fatal.


    "Was meinst Du, reichen die Pfähle?", fragte er Drusus, als sie gerade die letzten beiden Fuhren zusammenbündelten.

    Aulus Cantius Otho



    Da sie sich hier nicht ewig aufhalten wollten, banden sie ihre Pferde nur draußen an und übergaben sie nicht den Hausknechten. Sie wollten ja nur ein Bier trinken und ein paar Leute befragen.


    Angenehme Wärme schlug ihnen entgegen, als sie die Schankstube betraten. Ja, es war wirklich eine Erleichterung nach dem eisigen Wind da draußen. Sie traten an die Theke heran und bestellten erst einmal zwei Bier. Während der Wirt diese holte, ließ Otho neugierig den Blick über die Gäste schweifen.





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    "In Ordnung, dann frage ich mal eben die Jungs vom IV., ob wir ihr Maultier auch nehmen können." Er eilte zu den entsprechenden Kameraden, holte sich deren Einverständnis und machte sich dann auf, um das Maultier aufzuzäumen und herzuholen.


    Das dauerte nicht allzu lange. Bald hatte er ein Zuggeschirr improvisiert und konnte ein Bündel Schanzpfähle zusammenschnüren.

    Ihre Centurie war vollständig. Und die anderen schienen auch inzwischen komplett zu sein. Man sah keine Männer mehr, die auf den Exerzierplatz eilten und sich einreihten. In herrlicher Ordnung stand eine ganze Legion in ordnungsgemäßer Haltung da. Einige Centurionen brüllten noch Befehle. Auch Crispus sah sich nochmal zum üblichen Antreten-Befehl veranlaßt, obwohl schon alle ordnungsgemäß dastanden. Aber natürlich strafften nochmal alle ihre Haltung nach dem Befehl. Gespannt wartete alles auf den Legaten, der sicher bald erscheinen würde.