Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Einen Vorteil hatte der Regen ja: Der Schlamm wurde langsam aber sicher runtergewaschen. "Man, bin ich neidisch auf die anderen. Ich würde das zu gerne mitbekommen. Hoffentlich erzählen sie uns nachher, was gesagt worden ist."


    Er besah sich die Schanzpfähle. "Warum holen wir uns eigentlich keine Maultiere dazu? Damit geht es viel schneller und wir können die einzelnen Bautrupps mit Pfählen versorgen. So würde es viel schneller gehen." Er drehte sich um und betrachtete nun die arbeitenden Kameraden an der wachsenden Palisade. Er deutete zu ihnen herüber. "Guck, an drei Stellen werden noch Pfähle gebraucht. Wenn wir jeder ein Maultier nehmen und jeweils ein paar Pfähle zusammenbinden, so fünf bis sechs, kann das Maultier das ganze Bündel auf einmal rüberziehen. So braucht es auch kein Tragegestell, sondern nur ein einfaches Zuggeschirr." Zu jedem Contubernium gehörte ja schließlich ein Maultier, es waren also genug Tiere vorhanden.

    Es war schon ein beeindruckender Anblick, wenn eine ganze Legion antrat. Drusus war schon kurz nach Valerian dazugekommen und auf seine Frage zuckte Valerian nur ganz kurz die Schultern. "Ich habe nicht die geringste Ahnung. Da dürfen wir wohl sehr gespannt sein", raunte er leise zurück und hielt den Blick starr nach vorne gerichtet.

    Als einer der ersten erreichte Valerian den Exerzierplatz. Die gesamte Legio sollte antreten! So völlig außer der Reihe. Das mußte wohl etwas besonderes bedeuten. Neugierig nahm er seinen Platz ein. Ungefähr zumindest. Doch die Männer strömten nun schnell auf den Platz und so kam schnell die gewohnte Ordnung zustande.

    Grollender Donner ließ sich hören, gerade als sie aus dem fertigen Graben stiegen. Auch die Kameraden in den anderen Abschnitten wurden mit dem Graben so langsam fertig. Nun galt es, den Wall fertig zu befestigen. Zum Glück gab es reichlich erfahrene Männer, die den unerfahrenen zeigen konnten, wie das ging. Sie verbauten erst einmal an Pfählen, was schon da war, doch das waren noch nicht genug.


    "Komm, gehen wir noch ein paar holen." Valerian deutete auf den schon ziemlich zusammengeschrumpften Haufen von Schanzpfählen. Da Primus und Sergius ja nun den Centurio begleiteten, hatte niemand weitere Pfähle geholt.

    Aulus Cantius Otho



    Otho war schon mal froh, daß sie Confluentes endlich erreicht hatten. Wurde aber auch wirklich Zeit. "Ich fände es besser, erst in den Tavernen zu fragen. Hier können wir auch die Wirte bitten, sich ein wenig umzuhören für uns. Und wenn wir bei der Ala waren, klappern wir die Tavernen noch einmal ab, der Gründlichkeit wegen. Und natürlich auch, weil wir uns dann wirklich eine Belohnung verdient haben. Oder was meinst Du?"




    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    "Und wer beschützt sie vor den drei Soldaten?", lachte Valerian und seine Augen blitzten vor Vergnügen. Er nahm natürlich nicht an, daß seine Kameraden sich schlecht benehmen würden. Doch er bezweifelte, daß Narcissa und Valentina sich mit einer Gruppe betrunkener Soldaten wirklich wohl fühlen würden.


    "Ja, sie ist wirklich hier. Am Tag nach meiner Beförderungsfeier erhielt ich einen Brief von ihr. Und da war sie bereits hier in Mogontiacum. Ich habe sie auch schon einmal besucht." Seine Freude über ihre Anwesenheit in dieser Stadt war ihm unschwer anzusehen. Immerhin hatte er kaum noch Familie.


    "Nein, ich habe noch gar keine Pläne für nachher. Erst einmal sehen, wie es hier weitergeht." Er hatte ja viele Jahre Zeit, sich über seine Zukunft Gedanken zu machen.

    Valerian nickte. "Ja, mit links. In den letzten Wochen habe intensiv mit meinem rechten Arm trainiert und ich bin auch gar nicht mehr so schlecht. Aber ich möchte nicht so abhängig von meinem rechten Arm sein. Mit dem Gladius werde ich auch anfangen, mit links zu trainieren. Schließlich ist der Waffenarm durchaus ein Ziel, auf das es Gegner immer abgesehen haben, wenn sie einen schon nicht töten können."


    Er nahm das Pilum, nahm die zwei Schritte Anlauf während er ausholte und warf den Speer dann. Natürlich fehlte dem Wurf die Kraft, die er mit rechts bereits hatte. Und so war es ein erbärmlich kurzer Wurf. Doch wenigstens war die Flugbahn gut. Die Technik war also schon nicht schlecht, es fehlte schlicht die Kraft.


    "Ja, gerne würde ich mit Dir laufen. Ich habe bereits damit angefangen und laufe seit meiner Beförderung täglich etwa eine Stunde. Außerdem mache ich nachher noch Liegestützen und Klimmzüge." Das war zwar nicht viel im Vergleich zu den Lauforgien von Primus, aber Valerian war der Meinung, daß eine Stunde reichte, wenn man bedachte, daß er ja noch einige Stunden Waffenübungen absolvierte jeden Tag.

    Valerian war nach der Ankunft und nachdem der Centurio sie hatte abtreten lassen, mit einem älteren Legionär ins Gespräch gekommen, doch nun trat er zu seinen Kameraden. "Ich habe meinen Namen gehört, was ist los? Oh, Thermen.. Ja, auf jeden Fall! Aber ich werde vorher noch meine Ausrüstung in Ordnung bringen, dann muß ich das nachher nicht noch machen und kann mich vollständig entspannen."

    "In die Taverne bringe ich sie ganz sicher nicht mit! Und glaubt ja nicht, daß meine Schwester wegen euch hier ist." Er lachte in die Runde, denn natürlich meinte er seinen Ausspruch nicht böse. Doch ernst war es ihm dennoch, daß er seine beiden Verwandten sicher nicht in düstere Spelunken führen würde, wo sie dann betrunkenen Soldaten ausgesetzt waren.


    "Wir können uns ja vor dem Tavernenbesuch mit ihnen treffen, da könnt ihr sie kennenlernen." Er nahm sich noch etwas Brot und Oliven. "Hast Du denn schon konkrete Pläne für die Zeit nach dem Militärdienst?" Immerhin hatten sie ja kaum angefangen und noch viele endlose Jahre vor sich. Daß sie diesen Dienst vielleicht nicht überlebten, das hatte in Valerians Gedanken kaum Platz. Er war ein rundum optimistischer Mensch. Und so ging er davon aus, daß sie überleben würden, auch wenn er im Prinzip wußte, daß es durchaus anders sein konnte.

    "Und ich freue mich, daß es Dir gut geht und daß Du hier bist", lächelte Valerian und musterte seine Schwester aufmerksam. Sie war schön und lebenslustig wie eh und je. Ganz wie er sie kannte und liebte. Er selbst hingegen dürfte sich ziemlich verändert haben durch den Militärdienst. Hoffentlich war sie nicht entsetzt darüber.


    Er trat ein, als sie ihn dazu aufforderte und blickte sich ein wenig neugierig um. Schließlich war er noch nie hier gewesen, obwohl seine gesamte Familie hier wohnte. "Und nun erzähl, Schwesterchen. Wie kommt es, daß Du hier bist? Und warum seid ihr eigentlich alle hier und nicht in der Casa Quintilia?" Es war ja sehr nett von den Ducciern, daß sie so gastfreundlich waren. Und die Familien waren ja auch durch Heirat verwandt miteinander. Trotzdem verstand Valerian es nicht so ganz.




    Aulus Cantius Otho



    Hier gab es nichts mehr zu erreichen. Daher folgte Otho Tullo auf dem Fuße zu den Pferden. "Der Mann ist einfach zu unscheinbar. Und es ist viel zu lange her. Es müßte schon etwas ungewöhnliches vorgefallen sein, daß sich jemand an ihn erinnert", stellte er sachlich fest. "Na, komm, machen wir, daß wir weiterkommen."


    Auch beim nächsten Gasthof, wo sie dann auch die Nacht verbrachten, hatten sie nicht mehr Glück als beim ersten. Niemand konnte sich erinnern, jemanden wie Belgius gesehen zu haben.


    Und so erging es ihnen auch auf ihrem weiteren Weg nach Confluentes. Am Wegesrand gab es zwar hin und wieder Spuren, die in den Wald führten. Auch mal liegengelassene Gegenstände, die nicht gerade weggeworfen aussahen, sondern eher unabsichtlich verloren, doch auch wenn sie diesen Spuren eine Weile lang folgten, war nichts weiter verdächtiges feststellbar. Meistens verloren sich die Spuren bald im Nichts.


    Sie brauchten natürlich wesentlich länger nach Confluentes, als es bei einem normalen Ritt, doch endlich konnten sie die Stadt in der Ferne auftauchen sehen. "Also, hoffen wir mal, daß wir hier mehr Glück haben", meinte Otho ein wenig zweifelnd.





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Zufällig bekam Valerian mit, wie sich der Centurio eine Eskorte zusammenstellte und seufzte kurz ein wenig neidisch. Da hatten ja ein paar Jungs echtes Glück und konnten diesem Schlammbad entkommen. Der Quintilier hielt kurz in seiner Arbeit inne und richtete den Blick gen Himmel. "Wir sollten uns wirklich beeilen, Jungs. Wenn das so dicke kommt, wie das aussieht, steht dieser Graben bald mit Wasser voll. - Drusus schau hier. Da müssen wir noch ein bißchen graben, sonst sind wir hier soweit, würde ich behaupten." Sie hatten fleißig gegraben und ihr Abschnitt sah schon beinahe perfekt aus.


    Den anderen fehlten jetzt natürlich drei Mann, dort ging es nicht mehr so schnell voran, doch wenn Drusus und Valerian mit graben fertig waren, konnten sie ja bei der Palisade helfen.


    "Hat denn niemand daran gedacht, für gutes Wetter ein Opfer darzubringen? Das nächste mal sollten wir das vor dem Abmarsch noch erledigen." Er lächelte Drusus kurz an. Inzwischen war er bis auf die Haut durchnäßt, aber noch fror er nicht. Die harte Arbeit hielt ihn warm

    Valerian besah sich die Angelegenheit. Der Regen machte das alles nicht unbedingt leichter. Das würde die reinste Schlammschlacht werden. Er hatte seinen Mantel im Zelt gelassen. So oder so würde ihn der Regen bis auf die Haut durchnässen. Wenn der Mantel trocken blieb, würde er später für dessen Wärme noch sehr dankbar sein.


    Da es der unangenehmste Teil der Arbeit war und er eben den Ton angegeben hatte und sich jetzt nicht die schönste Arbeit aussuchen wollte, griff sich Valerian eine Schaufel und sprang in den Graben hinunter. Er war weder tief noch breit genug. Also begann er zu graben und die Erde sorgfältig für den Wall aufzuschütten. Sie mußten aufpassen, das alles ordentlich zu befestigen, damit ihnen der Regen nicht alles als Schlamm wieder in die Gräben spülte. Zum Glück waren ein paar erfahrene Soldaten dabei, die ihnen sagten und zeigten, wie das richtig gemacht wurde.

    Der Centurio war heute unübersehbar allerbester Laune. Er machte sogar einen Scherz, was ja ganz ungewöhnlich war. Valerian mußte schmunzeln. Vermutlich war der Centurio auch froh, mal wieder ein paar Ausbildungsgänge zuende gebracht zu haben. Er konnte sich vorstellen, daß dies auch nicht immer ein ausgesprochenes Vergnügen war.


    Sabinus war nun dran und aufgerufen worden. Er hatte diese Beförderung wirklich verdient. Aufmerksam folgte er den weiteren Worten des Centurios. Immerhin war dies ein wichtiger Moment. Und egal, wen es betraf, einem solchen Moment sollte man immer Ehre erweisen. Bei einem Freund wie Sabinus galt das nur umso mehr.

    Das war ein weiter Wurf! Wenn er den jetzt noch etwas perfektionierte von der Flugbahn her, wirklich gut! Valerian nickte anerkennend und nahm das als Ansporn für sich selbst. Er nahm ein weiteres Pilum. Nahm die zwei Schritte Anlauf, holte dabei weit aus und warf dann mit Kraft und Zielsicherheit. Der Speer folgte perfekt und ruhig der Flugbahn und schlug dann kraftvoll ein. Nicht ganz so weit wie Sabinus, aber beinahe.


    "Und jetzt mit links", meinte er und seufzte. Da waren solche Leistungen natürlich nicht drin. Er mußte noch sehr viel trainieren, um damit auch so gut zu werden wie mit der rechten. Und für die hatte er schon unzählige Trainingsstunden gebraucht.

    Wenn er Primus so reden hörte, war Valerian wirklich froh, daß er nicht zu den Reitern gehörte. Primus schien sich damit sehr wohl zu fühlen und das wollte Valerian ihm auch gönnen. Doch für ihn selbst wäre das nichts. Da waren ja die Spartaner ein Luxusvölkchen gegen!


    Er griff nach dem Wasserkrug und schenkte Primus davon ein. "Sag mal, Drusus, ist das wahr, daß Du jetzt Klient von unserem Legaten bist? Dann gibts ja gleich noch einen Grund, Dir zu gratulieren!" Er hatte es erst vor wenigen Minuten draußen gehört. Gerüchte verbreiteten sich schnell bei der Legion.

    Aulus Cantius Otho



    Otho hatte während des Gespräches ruhig von seinem Bier getrunken. Dann hatte er den Krug abgestellt und wie zufällig mit einer Münze gespielt. Dabei blickte er die beiden Männer an. "Wißt ihr, er hat nichts ausgefressen. Ganz im Gegenteil..." Er griff nach seinem Krug, nachdem er die Münze einfach vor sich auf den Tisch gelegt hatte.


    Die beiden Männer schüttelten dennoch den Kopf. "Wir haben ihn wirklich nicht gesehen. Zumindest können wir uns nicht daran erinnern", sagte der erste dann wieder und seine Miene sah ehrlich bedauernd aus.


    "Dann trotzdem danke für eure Hilfe, Nachbarn." Otho trank den Krug leer und stand auf. Die Münze blieb dabei liegen. Er nickte Tullo zu, daß sie seinetwegen dann wohl weiterkönnten. Hier gab es nichts mehr zu erfahren.





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA

    Valerian seufzte. Naja, es gab schlimmeres. "Also, womit fangen wir an? Erst die Gräben weiter ausheben und mit der Erde den Wall aufschütten?" Da der Optio keine weiteren Aufteilungen vorgenommen hatte, durften sie sich doch sicher untereinander einigen. "Was meint ihr? Wir könnten dort hinten an dem Abschnitt arbeiten, drei im Graben, drei am Wall und zwei schleppen die Schanzpfähle ran?", fragte Valerian die Kameraden seines Contuberniums.




    Aulus Cantius Otho



    Otho nickte. "Ja, den Betrunkenen können wir wohl vergessen. Fragen wir mal die anderen beiden." Er nahm kurzentschlossen seinen Bierkrug und ging zu dem Tisch herüber. "Salve. Dürfen wir uns zu euch setzen?" Er ging ganz selbstverständlich davon aus, daß Tullo ebenfalls mitging.


    Einer der beiden schaute auf, musterte die beiden Soldaten und nickte dann. "Sicher, setzt euch."


    Otho nahm den beiden gegenüber Platz und trank erstmal einen tiefen Schluck. Wäre vielleicht ganz gut, wenn Tullo anfangen würde zu fragen, nachdem er schon so dreist nach den Plätzen gefragt hatte...





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA


    Aulus Cantius Otho



    "Keine schlechte Idee", nickte Otho und wandte sich gleich noch einmal an den Wirt. "Wer ist denn hier so Stammgast?" Der Wirt deutete nacheinander auf drei Männer, von denen zwei zusammen an einem Tisch saßen und sich angeregt unterhielten, und einen, der allein in einer Ecke saß und nicht mehr sehr nüchtern wirkte.





    FRUMENTARIUS - LEGIO II GERMANICA