Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Aulus Cantius Otho



    Otho hielt sich zunächst zurück. Doch die Antwort von Tullus fand er etwas zu dünn und auch ein wenig zu angeberisch. Immerhin wollte sich der Magister ja wohl darüber informieren, ob sie überhaupt wußten, was er von ihnen wollte. Und das konnte er nicht, wenn jemand einfach behauptete, alles zu wissen.


    Seinem Gesicht war keinerlei Regung anzusehen, während er den Worten des Kameraden und des Magisters lauschte. "Nun, ein Frumentarius erfüllt... spezielle Aufgaben. Meist ermittlungstechnischer Art. Und natürlich verdeckt." Das andere, was er über die Frumentarii gehört hatte, erwähnte er lieber nicht. Es waren nur Gerüchte und sie mochten nicht stimmen. Besser, er antwortete vorsichtig.


    Es erfüllte ihn mit gewissem Stolz, daß er als Frumentarius ausgewählt worden war. Doch auch das verbarg er möglichst. Später war Zeit genug, sich darüber zu freuen.



    Die Probati marschierten also los. Der Gleichschritt war kein Problem. Aber die Abstände einzuhalten schon! Immer wieder schauten sie neben sich, ob noch alles paßte und allzu oft paßte etwas nicht. Dann der Befehl zum Rechtsschwenk. Einige drehten sich einfach auf dem Absatz, wobei sie in der Formation natürlich eine andere Position einnahmen. Andere wollten eine Kurve lafen und prallten nun gegen die, die sich einfach nur gedreht hatten. Valerian hatte sich auch einfach nur gedreht und wurde nun heftig von einem Kameraden angerempelt. Ein heilloses Durcheinander war die Folge und es dauerte wieder eine ganze Zeit, bis sie sich sortiert und die geforderte Formation wieder hergestellt hatten.

    "Was? Er hat ihn einfach so zusammengeschlagen? Man... Da haben wir ja wirklich Glück gehabt. Naja, zur Ausbildung wären wir aber auch nicht so erschienen. Also ich jedenfalls nicht." Und Drusus traute er das auch nicht zu. Sie hatten schließlich Ausgang gehabt! Es gab also gar keinen wirklichen Grund, sie zusammenzuschlagen.


    Trotzdem Valerian versuchte, sich das einzureden, wurde ihm ganz mulmig in der Magengegend und er schrubbte einige Minuten, ohne noch etwas zu sagen. Gerade als er wieder dazu ansetzte, etwas zu sagen, wurde die Tür aufgerissen und ein Legionär stand da, lachend und spottend.


    Valerian zuckte die Schultern und blickte Quintus kühl lächelnd an. "Wir feiern hier gerade eine lustige Party, wie Du sicher sehen kannst. Vielleicht möchtest Du ja mitfeiern?" Sein Tonfall war betont liebenswürdig, doch er hatte den Eimer mit dem Schmutzwasser in der Hand und war auch bereit, den über den Spötter auszugießen, wenn der es darauf anlegte.

    "Na, ich glaube eher, das wird körperliche Grausamkeit gegenüber dem gesamten Contubernium, wenn ich wirklich verliere. Ihr spinnt wohl, so hoch zu würfeln!", schimpfte er im Scherz und nahm die Würfel zur Hand. Er ließ sie über den Tisch rollen und sie blieben schließlich auf der IV und der V liegen. Na, nicht ganz schlecht, aber auch nicht gut. Die beiden anderen lagen deutlich vorne! Und es waren nur noch zwei Runden.


    "Bald sind wir auch Legionäre und dann kann er uns sowieso schon nichts mehr. Unsere Ausbildung kann doch jetzt nicht mehr ewig dauern, oder?" Sie hatten schon so viel gelernt, daß Valerian ganz den Überblick verloren hatte, was überhaupt noch vor ihm lag. Er fand ja, daß sie mittlerweile schon ganz gut waren. Und Training in den Waffenfähigkeiten würden sie ja ohnehin auch weiterhin betreiben nach der Grundausbildung.



    Drusus: VII + III + IV + V + IV + VII + IX + XII (51)
    Valerian: VIII + II + II + V + X + VI + III + IX (45)
    Sabinus: V + VI + VIII + III + VIII + VII + VIII (45)

    Sie waren fast ein wenig enttäuscht, daß keine weitere ernsthafte Erprobung des Schildwalls erfolgte. Doch wenigstens hielt er auch den Versuchen des Centurios, ihn zu durchbrechen, stand. Und der schien damit auch ganz zufrieden zu sein, was die Probati nicht wenig mit Stolz erfüllte.


    Die neue Formation hörte sich nicht schwer an, sofort strebten die jungen Männer auseinander. Und doch brauchten die eifrigen Probati einige Minuten, bis jeder seinen Platz gefunden hatte und trotz des ungewohnten Abstandes die Linien gerade waren. Immer wieder wurde etwas nachkorrigiert, was die jeweiligen Nachbarn ebenfalls zum Nachkorrigieren zwang, doch dann standen endlich alle in vorbildlicher Haltung da und starrten nach vorne in Erwartung weiterer Befehle.

    Ja, ans auspeitschen dachte Valerian lieber gar nicht erst. Auch wenn er natürlich wußte, daß in der Legion mit so etwas nicht gespart wurde. "Bis jetzt ist die Strafe nicht so schlimm. Aber wir müssen morgen früh ja nochmal zum Centurio. Da kommt bestimmt noch was nach." Aber daß man sie auspeitschen ließ, das glaubte er nicht. Denn sie hatten sich ja nicht daneben benommen, niemandem geschadet und auch keine unflätigen Sprüche gemacht.


    Aber der letzte Satz von Drusus klang irgendwie gefährlich. "Was war denn mit dem Kameraden aus der Ausbildung?", fragte er daher interessiert nach, während er schon anfing zu schrubben.

    Latrinenputzen war ja insgesamt schon kein Vergnügen. Obwohl es nicht so schlimm war, wie man bei der Menge an Benutzern glauben sollte. Schließlich wurden sie täglich geputzt, oft mehrmals. Denn irgendwelche Delinquenten gab es ja immer. Und nachts war es eigentlich auch gar nicht so übel. Man mußte sich weit weniger dumme Sprüche anhören als am Tage, es schliefen ja alle. Und man konnte die Latrinen zwischendurch in aller Ruhe benutzen. Nein, das hätte schlimmer werden können, viel schlimmer.


    Valerian grinste Drusus an, als sie mit einem Eimer Wasser, Bürsten und Lappen in Richtung Latrinen gingen. "Ich bereue nichts. Nicht einen Tropfen. - Hoffentlich hat sich der Centurio bis morgen früh abgeregt..." Das war noch so ein Unsicherheitsfaktor: Daß sie sich am nächsten Morgen wieder beim Centurio melden sollten.

    Die Probati beeilten sich, dem Befehl nachzukommen, mit sichtlicher Freude über das unerwartete Lob. Die beiden Probati ohne Schilde übernahmen einfach gezielteres Aufspießen anstürmender Feinde durch die schmalen Ritzen zwischen den Schilden.


    Wieder stand der Schildwall und sie erwarteten einen weiteren Aufprall. - Von was auch immer. Sicher hatte der Centurio noch so eine Überraschung parat. Und wie sie ihn kannten, anderer Art. Daher lauschten sie und linsten durch die schmalen Spalte, um die neue Prüfung der Festigkeit des Schildwalls mindestens so gut wie die erste zu überstehen.

    Valerian warf Drusus einen vielsagenden Blick zu. Es gefiel ihm überhaupt nicht, daß sie getrennt wurden und dieser Mistkerl dann abwechselnd zu Drusus und ihm gehen wollte. Aber ändern konnte er es nicht. Solange sie noch Probati waren, mußten sie sich an die Anweisungen eines Legionärs halten. Was den Dienst betraf zumindest.


    Was die Anrede anging, war er weniger zurückhaltend als Drusus. Das brauchten sie sich nicht gefallen zu lassen, ohne zurückzuschießen. "Dann gehe ich mal, Claudy. Bis später." Das war deutlich und gut hörbar ausgesprochen.


    Er erklomm den Wall und ging, möglichst wenig Geräusche verursachend, hin und her, immer den Bereich um die Porta Praetoria abdeckend. Dabei achtete er nicht nur auf das, was außerhalb des Castellums vor sich ging - was sowieso im Moment nichts war - sondern auch das, was innen geschah. Schließlich wußte er, daß in anderen Bereichen Anfänger gerne verkohlt wurden. Und so rechnete er damit, daß die erfahrenen Legionäre den Probati auf ihrer ersten Nachtwache auch Streiche spielten.


    Die Anweisungen waren sowieso merkwürdig gewesen. Holen sollten sie ihn, wenn sie was sahen. Na super, wenn sie ihn erst suchen mußten, hatten die Feinde das Castellum längst eingenommen.

    Sim-Off:

    Ich gehe mal davon aus, daß es IV und III heißen sollte, denn eine 9 auf einem sechseitigen Würfel fände ich echt verdächtig :D


    "Keine Ahnung, ob er Patrizier ist, aber das bezweifle ich ganz stark. Was hätte ein Patrizier in den Mannschaftsdienstgraden zu suchen?" Und Brutus benahm sich auch nicht im Geringsten wie ein Adeliger. Eher wie die Axt im Walde.


    "Ja, Sabinus, Du hast recht. Wir sollten besser nichts anstellen. Aber alles gefallen lassen dürfen wir uns auch nicht, sonst sind wir in Zukunft die Hampelmänner für die ganze Truppe." Man durfte keine Schwäche zeigen, sonst hatte man nichts mehr zu lachen.


    Valerian ließ die Würfel über den Tisch kollern. Und wieder würfelte er niedrig. II und I. "Ich liege vorne? Wohl eher Sabinus, der ja immer als dritter würfelt. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. - Hier, Du bist dran. Und würfel gefälligst schön niedrig, ja?" Er grinste frech und reichte die Würfel an Sabinus weiter.



    Drusus: VII + III + IV + V + IV + VII + IX (39)
    Valerian: VIII + II + II + V + X + VI + III (36)
    Sabinus: V + VI + VIII + III + VIII + VII (37)

    Aulus Cantius Otho



    Otho ließ sich nicht anmerken, daß er ebenfalls erstaunt darüber war, daß der Magister nicht wußte, wieviele Männer ihm zugeteilt waren. Vielleicht war das auch nur irgendeine Art von Test. "Nein, tut mir leid. Ich bin ebenfalls nicht darüber informiert, wieviele Männer den Befehl erhielten, sich bei Dir zu melden, Magister." Er hatte den Befehl erhalten und hier war er. Der Rest war Sache des Magisters. Schon wie er sie gemustert hatte, hier war doch irgendwas am Backen. Er war inzwischen sicher, daß es nicht um einfache Wachdienste ging. Und seine Neugierde auf die bevorstehende Aufgabe wuchs.




    Aulus Cantius Otho



    "Ja, ich auch", konnte Otho gerade noch erwidern, als schon die Aufforderung erfolgte, einzutreten. Das taten die beiden dann auch ohne zu zögern. Da Tullus bereits alles sagte, beschränkte sich Otho darauf, höflich zu grüßen. "Salve, Magister."


    Bisher war er noch nie in diesem Officium gewesen, daher blickte er sich unauffällig um. Und auch den Magister betrachtete er genau, aber nur kurz, damit dieser sich nicht angestarrt fühlte. Was sie wohl hier sollten? Hoffentlich nicht nur Wache stehen vor dem Officium.




    Aulus Cantius Otho




    Als Otho auf den Gang trat, der zum Officium des Magister Officiorum führte, konnte er schon einen Kameraden erblicken, der gerade kräftig an die Tür des besagten Officium klopfte. "Salve, Tullus", grüßte er den Legionär und gesellte sich einfach dazu. "Auch hierher befohlen?", fragte er, wenn auch überflüssigerweise. Doch so konnte er über die Verlegenheit hinwegtäuschen, daß er keine Ahnung hatte, was er hier eigentlich sollte.




    Aulus Cantius Otho




    Nur kurz nach Tullus erschien auch Otho an der Porta. "Melde mich ab zum Magister Officiorum. Aulus Cantius Otho. Auf Befehl des Praefectus Castrorum. - Bis später dann, Jungs." Kurz, knapp und ohne eine wirkliche Regung zu zeigen, machte er diese Meldung, wartete, bis sein Name notiert war und machte sich dann auf den Weg.





    "Salve, Drusus", grinste Valerian den Freund an und wollte eigentlich noch mehr sagen, aber da tauchte auch schon Brutus auf und da war es besser, nicht zuviel privat zu plaudern.


    "Salve, Brutus", grüßte er also den älteren Kameraden höflich, aber keineswegs unterwürfig. "Ja, das ist unsere erste Wache", bestätigte er die Befürchtung von Brutus, der alles andere als begeistert aussah. Na, das würden ungemütliche drei Stunden werden. Aber immerhin waren es nur drei Stunden. Und die würden irgendwann vorbei sein.


    Vermutlich würde der Legionär seine Überlegenheit raushängen lassen. Und sie mußten natürlich damit rechnen, von ihm verarscht zu werden. Naja, es war ihre erste Wache und es gab eben immer ein erstes Mal. Beim zweiten Mal schon würden sie wissen, wie der Hase lief. Es galt nun nur, diese erste Wache einigermaßen würdevoll zu überstehen.


    Valerian nahm sich vor, seine Augen und Ohren offen zu halten und mit allem zu rechnen. Und bei einem Mann wie Brutus mußte man tatsächlich mit allem rechnen.

    "Ja, da stand der ganze Name. Er ist ein Claudier. Marcus Claudius Brutus." Valerian schaute Drusus interessiert an. Gab es Ärger zwischen den Juliern und den Claudiern? Er war über diese Dinge nicht so informiert, wie er zugeben mußte.


    Natürlich notierte er wieder die Ergebnisse auf seiner Wachstafel und nahm dann die Würfel von dem Freund entgegen. "Vielleicht gehört das zur Ausbildung dazu. Man muß auch mit Ekeln zurecht kommen können. He, komm. Es sind nur ein paar Stunden. Das bringen wir schon hinter uns. Sie werden uns sicher nicht ständig mit ihm einteilen. Wir verhalten uns vorschriftsmäßig, dann kann er uns eigentlich nichts. Und wir müssen zusammenhalten und uns vertrauen. Ich decke Deinen Rücken und Du meinen." Valerian war da ganz zuversichtlich. Einer von ihnen allein mit diesem Brutus, das wäre bestimmt nicht leicht. Aber zusammen...


    Er ließ die Würfel über den Tisch rollen. IV und II zeigten sie an. "Mir scheint, wir kriegen hier noch ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen." Die Ergebnisse lagen noch immer nahe beieinander.


    Drusus: VII + III + IV +V + IV + VII
    Valerian: VIII + II + II + V + X + VI
    Sabinus: V + VI + VIII + III + VIII

    Jetzt Latrinen putzen? Mitten in der Nacht? Hatte der wirklich jetzt gesagt? Valerian stotterte natürlich auch ein: "Jawohl, Centurio", hervor, aber das war schon eher ein Reflex. Ungläubig starrte er dem Vorgesetzten hinterher, der schon wieder in seinem Schlafraum verschwand.


    Seufzend warf er Drusus einen vielsagenden Blick zu, wartete aber ab, ob der Optio noch etwas dazu sagen würde. Dann würden sie eben die Latrinen putzen. Jetzt. Was machte das schon? Den schönen Abend konnten sie ihnen nicht nehmen. Schlimmer fand er, daß Crispus sie morgen früh nochmal sehen wollte. Das hieß wohl, daß die Strafe noch nicht komplett war und er einfach zu müde, um sich den Rest sogleich auszudenken.


    Noch immer fühlte sich Valerian leicht benebelt. Doch schon lange nicht mehr so wie auf dem Weg hierher. Der Anblick des verschlafenen, leicht derangierten und vor allem wütenden Centurios war recht ernüchternd gewesen.

    "Ah, das ist gut, wir ergänzen uns also prima", stellte Valerian grinsend fest und spürte, wie seine Muskeln sich entspannten und der Schmerz langsam nachließ. "Ja, an nicht ganz so harten Tagen sollten wird das in Angriff nehmen. Ich glaube, das wird uns noch gut weiterbringen in unseren Fähigkeiten. - An so einem Tag wie heute ist an sowas natürlich nicht zu denken. Da will ich eigentlich nur baden, essen und dann schlafen."


    Er sah Primus zurückkommen und sich ins Kaltwasserbecken begeben und erwiderte den kurzen Gruß ebenfalls mit einem Nicken. "Da ist Primus ja wieder. Vielleicht mag der ja auch mit uns trainieren? Auch wenn er es nicht nötig haben wird, er könnte uns ein bißchen was beibringen, was meint ihr?" Es war für ihn kein Problem, das größere Können von Primus anzuerkennen. Zwar war er ein wenig neidisch darauf, doch er wußte ja, daß auch Primus das alles nicht an einem Tag erlernt hatte, sondern in seine Fähigkeiten schon viel Schweiß und Arbeit hineingelegt hatte.

    Sie hörten etwas quietschen und rumpeln. Und sehr schnell auf sich zukommen. Die Probati in der ersten Reihe, unter ihnen Valerian, tauschten panische Blicke. Sie stemmten sich fest gegen ihre Schilde, stützten sie mit den Beinen fest ab, rammten die Enden der Speere in den Boden, um ihnen mehr Festigkeit zu verleihen. Ja, fest wie eine Mauer sollten ihr Schildwall sein.


    Im letzten Moment erst sahen sie durch die winzige Ritze zwischen den Schilden, was es war, das da auf sie zuraste. Und schon prallte der Wagen gegen die Schilde. Es war ein Krachen und Splittern, begleitet von den entsetzten Schreien der Probati. Nicht nur der Wagen wurde bei dem Aufprall beschädigt, sondern auch zwei Schilde waren zerbrochen. Die dazugehörigen Probati lagen am Boden, leichte Schürfwunden an den Beinen. Doch sie rappelten sich sofort wieder auf mit ihren Speeren in der Hand, bereit, gegen einen Feind zu kämpfen, der natürlich nicht da war.


    Die Kameraden schlossen die Lücke, die durch die kaputten Schilde entstanden war, kaum daß sie entstanden war. Auch von ihnen hatten einige kleine Kratzer abbekommen, aber es war nicht zu ernsthaften Verletzungen gekommen.