Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Das klang ja gar nicht so schwer und sie alle hatten das bei anderen schon gesehen. Valerian hatte insoweit Glück, daß er in der ersten Reihe stand und nichts anderes zu tun hatte, als ein wenig aufzurücken und den Schild so vor sich zu halten, daß die vorderen Schilde eine Wand bildeten. Auch die anderen Kameraden fanden schnell ihren Platz, sie waren es ja gewöhnt, daß sie zum Kolonne marschieren, andere Plätze einnehmen mußten.


    Als es jedoch daran ging, die mittleren Schilde über die Köpfe zu erheben, gab es ein ziemliches Durcheinander und Valerian war nicht der einzige, der mit der Kante eines Scutum schmerzhaft an den Kopf gestoßen wurde.


    Er quittierte das mit einem schmerzvollen Stöhnen, sagte aber sonst nichts dazu. Das würde eine Beule geben, so ein Ärger. Man hörte es von hinten klappern und leise fluchen, es wurde gestoßen und geschubst und verhalten geschimpft. Und insgesamt dauerte es viel zu lange, bis sie ihre "kleine" Schildkröte gebaut hatten. Denn sie waren ja keine 80 Mann wie es im Ernstfall sein würde.


    Endlich war Ruhe eingekehrt und es kostete Valerian Kraft, seiner Neugierde zu wiederstehen und sich nicht umzudrehen, um mal zu gucken, wie das ganze bei ihnen aussah.

    Keine Übungswaffen? Erstaunt blickten die Probati sich an. Was sie aber nicht hinderte, schnell der Aufforderung nachzukommen und loszulaufen.


    Valerian prüfte in der Unterkunft nochmal schnell den Zustand seiner Ausrüstung. Doch es war alles in Ordnung. Dann eilte er, wie auch die anderen, zum Exerzierplatz zurück. Es dauerte nicht lange und alle standen wieder in einer Linie und hatten Haltung angenommen. Sie waren alle sehr gespannt darauf, was jetzt folgen würde.

    Gerade wollte Valerian schon erleichtert aufatmen, da die Torwache sie durchwinkte, wenn auch alles andere als freundlich. Doch der Tessarius rief sie dann doch noch an, als sie gerade zu den Unterkünften wanken wollten. Er nahm also einigermaßen Haltung an und knuffte Drusus in die Seite, damit der es ihm nachmachte. "Wir...", begann Valerian und versuchte verzweifelt, seine Gedanken zu ordnen, um ein halbwegs brauchbare Antwort zusammenzusuchen. "Wir ... warn in der Stadt, Tessarius. Und... in den Thermen... zum Beispiel." War ja nicht gelogen, sie waren ja zuerst in den Thermen gewesen.

    Valerian und Drusus näherten sich der Porta Praetoria. Der Weg war ja noch sehr lustig gewesen. Doch nun langsam dämmerte es Valerian, daß es Schwierigkeiten geben könnte, wenn sie sich bei den Wachen allzu auffällig verhielten. Deshalb zwang er sich, das Kichern, das ihm immer wieder aufsteigen wollten, zu unterdrücken. Und hoffte, daß seine Stimme klar und sicher klang, als er meldete: "Salve. Die Probati Tiberius Iulius Drusus und Lucius Quintilius Valerian meldn sich hiermit zurück." Er hielt etwas Abstand zu der Torwache, damit der Mann den Weinatem hoffentlich nicht riechen konnte.

    Auch Valerian stand auf. Viel einzupacken hatte er nicht. Und er merkte auch gar nicht, daß Drusus nicht mehr ganz so stabil auf den Beinen war. Er selbst war natürlich absolut sicher auf den Beinen! Daß der Boden leicht schwankte, lag ganz sicher nur an einem leichten Erdbeben, das ihn auch gar nicht weiter beunruhigte.


    Gemeinsam verließen sie die Taverne, um zum Castellum zurückzugehen. Noch in der Tür klopfte Valerian dem Freund leicht auf die Schulter. "Bist'n echt guter Kumpel, Drusus. Wir wern sicher noch viel Spaß habn."


    Die frische Luft half ein bißchen, ihren Gang zu stabilisieren. Doch so ganz verbergen, daß sie getrunken hatten, konnten sie sicherlich nur schwer.

    Valerian zuckte die Schultern. Jeder noch so schöne Abend mußte eben mal enden. "Dann komm... gehn wir also zurück. Und erzähln den annern, was sie verpaßt habn." Ein wenig Prahlerei den Kameraden gegenüber konnte den Abend noch schön abrunden. Sorgen darüber, daß sie Ärger bekommen konnten, machte er sich nicht. Sie hatten doch schließlich die Erlaubnis gehabt? Und betrunken waren sie schließlich auch nicht. Nur ein klitzekleines bißchen angeheitert. "Vergiß die Wachstafl nich. Da steht das Datum drauf."

    Valerian hatte gerade auch den letzten Tropfen Wein aus der Kanne gewrungen und schaute nun bedauernd in deren absolut leeren Abgründe. "Ja, leider. Schaun wir mal, ob sich ...hks... noch was machn läßt." Er hatte nicht mehr viel Geld, das wußte er. Aber für eine Kanne wenigstens reichte es hoffentlich noch.


    Er zog seinen Beutel hervor und schüttete deren Inhalt auf den Tisch. Doch es waren alles nur kleine Münzen und davon auch nicht allzu viele. Schnell waren sie gezählt. "Das reicht nich mal mehr für eine Kanne", stellte er enttäuscht fest nachdem er die Summe ermittelt hatte. "Hm... Das traurige Ende eines echt tollen Abends." Zum Glück gab es morgen wieder Sold. Nur nützte ihnen das in diesem Moment herzlich wenig.

    Lachend und einen Trinkspruch nach dem anderen ausbringend, leerten die beiden jungen Männer Becher um Becher. Dabei konnten sie sich sogar noch gegenseitig etwas beibringen, da sie unterschiedliche Sprüche kannten. Die Stimmung wurde immer fröhlicher und ebenso immer sorgloser, die Zunge immer schwerer und die Welt immer bunter. Schließlich stellten sie fest, daß die Kannen wieder leer waren. Dafür war die Taverne deutlich voller und der Abend spät.

    Valerian lachte ausgelassen über den Scherz. Der Wein machte eben alles noch ein wenig komischer, als es ohnehin war. Außerdem machte sich Valerian überhaupt nicht bewußt, daß die Latrinen vielleicht für sie beide in der nächsten Zeit der Hauptaufenthaltsort wurde, wenn sie erwischt und zu Reinigungsdiensten verdonnert wurden. "Wie wahr", sagte er daher, noch immer breit grinsend. Da kam auch schon der Wein und sie konnten sich ihre Becher wieder füllen.


    "Darauf, daß unsre Grundausbildung bald geschafft ist", sagte Valerian und hob den Becher zum Anstoßen. Zum Trinken war schließlich jeder Anlaß recht. Und das war nicht der schlechteste Anlaß. "Und dank dem edlen Spender."



    Sim-Off:

    Vielen Dank! :D

    Fünfundzwanzig. Dann mußte er aber verflixt früh angefangen haben, staunte Valerian nur noch mehr. "Das Glück, das Du brauchst, wünsche ich Dir, Primus. Du wirst Deinen Weg schon machen", lächelte Valerian. Wer solch einen eisernen Willen hatte, konnte nahezu alles erreichen.


    Den Aufbruch des Kameraden fand er ja ein wenig hastig, eben hatte er noch ausgesehen, als hätte er unendlich Zeit. Ob Valerian etwas falsches gesagt hatte? Hoffentlich nicht, er war sich jedenfalls keiner Schuld bewußt.


    "Ja, hohe Offiziere warten nicht gern. Dann bis zum nächsten mal. Vale, Primus", nickte Valerian Primus zu und erwiderte das Augenzwinkern. Er nahm zumindest an, daß Primus den Tribun meinte. Bestimmt waren die beiden miteinander verwandt. Zumindest irgendwie. Diese Verwandschaft konnte Primus den Weg, den er sich vorgenommen hatte, schon ein wenig leichter machen. Es wäre ihm wirklich zu gönnen, nach allem, was er durchgemacht hatte.


    Nachdem Primus fort war, suchte Valerian das Dampfbad auf. Das würde seinen malträtierten Muskeln gut tun. Und vielleicht fand sich ja auch dort jemand für einen netten Plausch.


    Sim-Off:

    Falls jemand mag :D

    Kaum hatte der Centurio den Raum verlassen, als die Probati auch schon zu schwatzen anfingen. Er hatte ja gesagt, daß sie abtreten dürfen, daher fanden sie da auch nichts falsches dran. Nach und nach verließen sie die Schola und gingen einzeln oder in Grüppchen ihrer Wege. Und mehr als einer von ihnen hatte nach diesem Unterricht reichlich Flausen über seine Zukunftschancen im Kopf. Sicherlich würden nur die wenigsten es überhaupt bis zum Centurio schaffen. Und wohl kaum einer noch weiter. Doch heute träumten sie sich alle in die höchsten Ränge.


    Gegen Mittag waren sie dann alle wieder auf dem Exerzierplatz versammelt, gespannt darauf, womit es jetzt weitergehen würde. Die Motivation war ausgesprochen groß und dies war den Männern auch anzusehen.

    Sim-Off:

    Hatte mich schon gewundert ;)


    Das Donnerwetter blieb zum Glück aus, da hatte Valerian nochmal Glück gehabt. Und falsch waren seine Worte auch nicht gewesen, nur zu ausführlich. Er setzte sich also erstmal wieder und hörte weiterhin aufmerksam zu. Die Legionsreiter hatte Valerian schon ein paar mal gesehen. Doch die Reiterei reizte ihn eigentlich nicht. Er konnte zwar reiten, so wie man eben reiten können mußte, um schnell von Ort zu Ort zu gelangen, doch so richtig heimisch hatte er sich auf dem Pferderücken nie gefühlt.


    Die Frage des Centurio war dieses mal keine Wissensfrage, daher gab es auch keine Wortmeldungen. Doch in den Reihen der Probati konnte der Centurio überall nickende Köpfe sehen. Und es gab wohl auch den einen oder anderen, der mehr als interessiert geguckt hatte, als die Sprache auf die Legionsreiter kam.

    Weniger irritiert als vielmehr staunend hörte Valerian sich die Lebensgeschichte des Kameraden an. Er hatte bereits viele bewegte Jahre hinter sich. Und bei der körperlichen Anstrengung, der er immer ausgesetzt war, wunderte seine gute Kondition natürlich nicht mehr.


    "Wie alt bist Du eigentlich?", platzte er schließlich heraus und hoffte, Primus würde ihm diese Frage nicht übel nehmen. Er mußte schon wesentlich älter sein als er selbst, denn allein die Reisen durch die verschiedenen Provinzen, in denen er ja auch viel gelernt hatte, mußten Jahre gedauert haben. Und die Narben erzählten von vielerlei Verletzungen, deren Heilung auch seine Zeit gedauert haben dürfte.


    "Nach der Grundausbildung? Ich dachte, man muß schon Offizier sein, um auf die Academia zu dürfen?" Aber er hatte sich natürlich mit dem Thema noch nicht allzusehr befaßt, deshalb konnte er das nicht sicher sagen. "Du hast Dir ja allerhand vorgenommen, ich wünsche Dir Glück dabei."


    An Ehrgeiz fehlte es Primus jedenfalls nicht. Valerian vermutete, daß der andere karrieremäßig schnell an ihm selbst vorrüber ziehen würde. Aber das störte ihn nicht weiter. Solange Primus nicht ausgerechnet sein Vorgesetzter würde. Denn so etwas kostete normalerweise die Freundschaft und das fände er in diesem Fall ausgesprochen schade.

    Valerian warf einen Blick in seine Kanne. Da war auch nur noch ein Pfützchen drin, mit dem er gleich seinen Becher auffüllte. Als Drusus fragte, ob sie noch mehr trinken sollten, klopfte das schlechte Gewissen bei ihm an. Sie waren jetzt schon angeheitert. Sollten sie wirklich noch weitertrinken? Aber es war nur ein winziger Moment, in dem er darüber nachdachte. Jetzt war jetzt und hier war hier. Wer wußte schon, wann man sie mal wieder rausließ? Also nickte er, noch bevor er alles überdacht hatte. Denken war mittlerweile ohnehin schon etwas relativ.


    "Gerne. Schmeckt aber auch gut, das Zeug. Da werdn die andern sich aber ärgern, daß sie nich dabei warn." Er grinste breit, als er sich die neidischen Gesichter der Stubenkameraden vorstellte.

    Valerian setzte sich und seufzte dabei hörbar auf. Wie gut allein das Sitzen tat. Primus schien der ganze Drill ja nicht das Geringste auszumachen. Entweder war er ein Athlet, der sein Leben lang nichts anderes getan hatte, oder er hatte einen nachsichtigen Ausbilder. In Valerians Gruppe war jedenfalls nicht einer, der sich abends nicht geschunden und erschöpft fühlte. Wie sollte man auch besser werden, wenn man nicht immer wieder über seine Grenzen hinaus geführt wurde? Andererseits konnte es natürlich auch sein, daß Primus nur schauspielerte und nur so tat, als würde ihm das alles nichts ausmachen.


    "Ich komme aus Rom und eigentlich sollte ich hier eine Verwaltungsstelle antreten. Aber ich glaube, die Legion liegt mir mehr. Was ich vorhabe? Na, mich so weit hochdienen, wie ich kann. Immer schön einen Schritt nach dem anderen." War es nicht das, was alle wollten? Dabei hielt sich sein Ehrgeiz allerdings noch in Grenzen. Im Moment war erstmal sein Ziel, die Grundausbildung anständig hinter sich zu bringen. Wenn er dann Legionär war, konnte er sich überlegen, wie er vielleicht weiterkommen konnte.


    "Und wie ist das bei Dir? Wo kommst Du her und was hast Du vor in der Legion?", gab er grinsend die gleichen Fragen zurück. Nachdem er so offen geantwortet hatte, stand ihm auch eine entsprechende Antwort von Primus zu.

    "Naja, da war... in Rom das eine oder andere Mädchen", prahlte Valerian, doch es war nie etwas wirklich ernstes gewesen. Aber das würde er Drusus gegenüber natürlich so schnell nicht zugeben. "Ich weiß nicht, ob Du immer anständig bist. Bisher... war ja - hks - noch keine Gelegenheit für nicht anständig..." Er lachte plötzlich, denn die Vorstellung, daß Drusus sich völlig daneben benehmen könnte, war auf einmal urkomisch.


    "Dann ... mußt Du sie unbedingt kennenlernen. Eine richtige Dame ist sie. Wirst schon sehen." Ein wenig verschleifte er die Worte schon, obwohl er sich noch für völlig klar hielt. Und der Wein schmeckte so gut wie noch nie. Nur schade, daß die Kanne bald leer war.

    Valerian lachte abermals, als er das geschickte Manöver von Primus beobachtete. Die beiden anderen schauten ziemlich dumm aus der Wäsche, als sie es bemerkten. Dann lachten sie aber auch und balgten sich erstmal wieder miteinander.


    "Salve, Primus", grüßte Valerian und erwiderte den Händedruck herzlich. "Ach, wir wurden ziemlich rumgescheucht, mir tut alles weh. Ich wollte mir gleich noch ein Dampfbad gönnen, vielleicht hilft das meinen Muskeln auf die Sprünge. - Und wie war es bei Dir?"


    Eigentlich war es schade, daß sie nicht gemeinsam ausgebildet wurden. Auch Drusus hätte er gerne in seiner Gruppe gehabt. Und Sabinuns. Aber der Zufall hatte es anders gewollt. "Ihr werdet doch bestimmt genauso durch die Mangel gedreht wie wir."

    Es war wieder einmal ein anstrengender Tag gewesen. Doch Valerian mußte zugeben, daß er sich langsam daran gewöhnte und daß seine Kondition um ein vielfaches besser geworden war, seit er sich hier befand. Trotzdem wurden sie natürlich täglich bis an ihre Grenzen - und manchmal auch noch darüber hinaus - gefordert. Auch heute spürte er mächtig die überbeanspruchten Muskeln und hatte das dringende Bedürfnis, sich gründlich zu reinigen und sich dann in warmem Wasser zu entspannen. Am besten bei einem angenehmen Plausch.


    Nachdem er sich einer gründlichen Vorreinigung unterzogen hatte, schlenderte Valerian zunächst zum Kaltwasserbecken. Dort tollten einige andere Probati, die zu einer anderen Ausbildungsgruppe gehörten, ausgelassen herum. Die hatten wohl heute einen weniger aufreibenden Tag gehabt, denn sie hatten noch die Energie, einen anderen ins Wasser zu befördern.


    War das Primus? Valerian kannte ihn ja nur flüchtig, doch er glaubte, ihn zu erkennen und lachte amüsiert, als Primus mit einem lauten Platsch unter Wasser verschwand.

    "Schade, sehr schade", seufzte Valerian und trank noch etwas Wein um den herben Verlust auszugleichen. "Wer weiß, wann sie uns mal wieder rauslassen. Und im Castellum gibt's ja leider keine Mädchen." Was für die Mädchen sicher auch besser war.


    "Hast Du schon eine näher kennen gelernt? Oder hast Du sogar eine richtige Freundin?" Über Frauen hatten sie ja noch nicht so richtig gesprochen. "Meine Cousine ist hier in der Stadt. Wenn Du Dich anständig benimmst, stelle ich sie Dir.. hks.. mal vor." Er trank lieber noch einen Schluck, bevor sich der lästigen Schluckauf durchsetzte. "Sie ist sehr nett und sieht umwerfend aus."