In der Kolonne antreten hatten sie noch nicht sonderlich oft geübt, aber es klappte dafür schon ganz gut. Fand Valerian zumindest. Und der Centurio fackelte auch nicht lange, sondern forderte das Losmarschieren im Gleichschritt. Nur einzelne mußten zu Beginn ihren Schritt korrigieren, dann ging es wie ganz von allein. Wenn man es einmal raushatte, war es wirklich gar nicht mehr so schwer.
Sie verließen den Exerzierplatz und schritten unter den Blicken der grinsenden Wachen durch die Porta Principalis sinistra wieder in das Castellum ein auf die Via Principalis, die zwischen den Unterkünften der Reiterei und den Häusern der Tribune, - die hatten es wirklich gut, konnte man ja nicht anders sagen, - hindurch, vorbei am Haus des Lagerpräfekten bis zur Principia. So mancher sehnsüchtige Blick fiel auf das Haus des Lagerpräfekten, denn es war vermutlich der Traum eines jeden Legionärs, es einmal so weit zu bringen.
An der Principia bogen sie links ab auf die Via Praetoria und marschierten auf die Porta Praetoria zu. Als sie zwischen dem Forum und den Mannschaftsunterkünften hindurchmarschierten, konnten sie ein paar grinsende Legionäre auf dem Forum herumlungern sehen. Anscheinend wußte jeder, was ihnen bevorstand, denn auch die Wachen an der Porta Praetoria sahen irgendwie schadenfroh aus, als sie die Probati passieren ließen.
Nun ging es über die Via Praetoria quer durch die ganze Stadt. Neugierig blickte Valerian sich um, da er sich ja noch überhaupt nicht auskannte. Doch er erkannte den Palast des Statthalters mit dem dahinterliegenden Forum und Markt, als sie dort herankamen. Hier war er auf dem Weg zu den Thermen vorbeigekommen. Vom Markt wehten allerlei verführerische Düfte herüber und eine Vielzahl von Leuten war geschäftig unterwegs oder stand unter Säulengängen, um einen Plausch zu halten. Da konnte man wirklich fast neidisch werden.
Leider bogen sie jetzt ab, - direkt bei der Taverne, - und die Blicke auf den Mittelpunkt der Stadt wurden ihnen verwehrt. Sie kamen nun durch eher langweilige Wohnviertel und verließen schließlich die Stadt.
Wo der Centurio wohl mit ihnen hinwollte? Doch diese Frage beantwortete sich bald. Nachdem sie eine Weile querfeldein gelaufen waren, fanden sie sich am Ufer des Rhenus wieder, wo der Centurio den Halt befahl und sie sich kurz sortierten, bevor sie ordnungsgemäß strammstanden.
Schwimmen! Schon wieder schwimmen! Nicht, daß Valerian da grundsätzlich etwas gegen hätte, doch die Strömung des Rhenus hatte ihm schon einmal Respekt abgenötigt. Wenigstens wußte er dieses mal, was auf ihn zukam und er würde es schon schaffen.
Schnell entledigten sich alle ihrer Kleidung, die sie ordentlich zusammengelegt am Ufer zurückließen, und stiegen in das kalte Wasser. Mit angehaltenem Atem ging es irgendwie leichter und Valerian stürzte sich todesmutig in das Wasser. So hatte er es schnell hinter sich und wenn er sich bewegte, würde ihm schon warm werden.
Bis zu dem Baum also. Mit der Strömung, das war ja leicht. Sie blieben auf dem Hinweg als Gruppe zusammen, doch auf dem Rückweg zeigte sich bald, daß es einige wirklich geübte Schwimmer gab und andere, die kaum gegen die Strömung ankamen. Jetzt war Valerian froh, schon einmal im Rhenus geschwommen zu sein. Er teilte sich seine Kräfte gut ein und war nur kurz hinter den wahren Könnern, als er zum Ausgangspunkt zurückkam.