Die "Aufwärmübungen" waren immer wieder eine Plage. Wieviele Monate mußte man das täglich tun, damit es einem leicht fiel? Aber wie alle anderen biß Valerian fest die Zähne zusammen und absolvierte sie, als wäre es ein Kinderspiel. Doch er war davon überzeugt, daß die anderen sich dabei genauso quälten wie er!
Endlich! Endlich übten sie mit dem Gladius. Auch wenn Valerian nie mit so schweren Schilden trainiert hatte, fühlte er sich endlich einmal nicht als völlig blutiger Anfänger. Und wäre der Muskelkater von gestern nicht noch, dann würde es ihm sicher auch nicht so schwer fallen, das Scutum zu halten. Die Schulter protestierte heftig dagegen, gleich wieder so belastet zu werden und Valerian verzog sichtlich das Gesicht.
Doch er sagte nichts. Mit Holzschwert und Weidenschild begab er sich zu einem der Pfähle. Er schloß kurz die Augen, um sich die Lektionen seines Vaters in Erinnerung zu rufen. Schnell sein, hatte er immer gesagt, das ist das Geheimnis. Sei schnell, stoß zu und dann gleich wieder in die Deckung. Gib dem Gegner keine Möglichkeit, Deinen Schwertarm zu erwischen.
Natürlich war er nicht in Übung. Aber er hatte Freude daran, seine alten Kenntnisse aufzufrischen und hoffentlich auch neue hinzuzugewinnen.
Das Holz-Gladius fest in der Rechten und das Scutum in der Linken begann Valerian auf den Pfahl einzustechen. Immer wieder deckte er sich mit dem Schild, um dann blitzschnell den Schild anzuheben und aus der Deckung heraus mit einem Ausfallschritt zuzustechen, den "Gegner" fest im Blick, und sich gleich wieder hinter dem Scutum in Sicherheit zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis der Schweiß ihm in Strömen über das Gesicht lief. Weniger wegen der Schwertkampfübung an sich, sondern weil es die reine Qual war, den Schild halten und immer wieder heben zu müssen. Mit jedem mal wurde es schwerer und schmerzhafter.