„Hm. Ich fürchte, damit verschenke ich aber den Vorteil, schneller als der Gegner zuzuschlagen. Nein, das ist mir zu riskant, den Lächelangriff zu versuchen.“ Lachend schüttelte er den Kopf. Die Vorstellung war wirklich zu komisch.
Der Vortrag über Bier war zwar ziemlich interessant, aber Valerian schaute immer noch zweifelnd drein. „Ich habe einige Male Bier probiert. In Germania. Alle anderen behaupteten, es sei gutes Bier, aber mir hat es trotzdem nicht geschmeckt. Naja. Es hat eben jeder einen anderen Geschmack. Wie ist es mit Dir und Wein? Da gibt es natürlich auch himmelweite Unterschiede. Aber ein guter Falerner? Schmeckt Dir der? Tavernen gibt es überall in Rom. Ja, ich kenne eine brauchbare in der Nähe. Aber hier können wir offener sprechen.“ In einer Taverne wusste man nie, wer einem zuhörte.
„Das ist klug, dass Du mit niemandem darüber gesprochen hast. Das solltest Du auch weiterhin nicht tun. Du wunderst Dich also, warum ich Dich nicht einfach mitnehme und einsperre, oder? Wo ich doch dafür zuständig bin, Diebe und Mörder zu fangen, damit sie verurteilt werden können. Aber weißt Du, ich habe lange bei den Praetorianern gedient. Und dort habe ich gelernt, dass es wichtiger ist, die großen Übeltäter zu fassen. Daß es manchmal, nicht immer, klüger ist, den kleinen Fisch auszulassen, um dann den großen zu fangen.“ Seinen eigenen Vorgesetzten durfte er das vermutlich auch nicht so deutlich sagen. Aber Valerian hatte schon einige Erfolge verzeichnen können auf diese Art und Weise. „Und bei Dir liegt der Fall sogar noch anders: Hier in Rom hast Du kein Verbrechen begangen. Du hast im Barbarenland Barbaren getötet, wenn ich Dich richtig verstanden habe. Warum sollte mich das also belasten?“ Er zuckte mit den Schultern. Da fühlte er sich wahrhaftig nicht zuständig. Zudem Rambosius inzwischen einen gar nicht so schlechten Eindruck auf ihn machte.
„Mein Vorname ist Lucius. Aber weißt Du, wir Römer sind sehr eigen mit unseren Vornamen. Die benutzen wir nur im allerengsten Familienkreis. Seine Freunde sowie sehr vertraute Bekannte spricht man mit dem Cognomen an. Bekannte mit Gensnamen und Cognomen. Alle anderen nur mit Gensnamen oder sofern vorhanden mit Titel und Gensnamen. Und das ist nur die Kurzversion der diesbezüglichen Regeln. Im Grunde ist es noch komplizierter. Je nachdem, ob jemand höherstehend ist oder nicht. Das ist alles nicht ganz einfach. – Aber… was mich betrifft, darfst Du mich weiter Valerian nennen.“