Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Das Vergnügen seines Sohnes war kaum zu übersehen oder zu überhören. Valerian hatte selbst seinen Spaß daran und baute auf dem Weg zum Bad noch ein paar Kurven und Sturzflüge im Atrium ein. So waren sie etwas langsamer als Calvena, die in nullkommanix im Wasser war. "Deine Mama ist wirklich schnell. Achtung! Landung!" Er stellte Rufus auf dem Boden ab und befreite ihn von seiner Kleidung und den Schühchen. Danach konnte Calvena das Kind übernehmen, während Valerian sich auszog. Seufzend ließ er sich ins Wasser gleiten. Viel Platz war wirklich nicht, wann man sich zu dritt das Becken teilte. Aber ein wenig Plantschen war sicher drin.

    Auch Valerian folgte dem Ianitor bis in den Garten, wo sich die Ehefrau seines Patrons aufhielt. Das Kind mußte sein Sohn sein. „Salve, werte Aelia. Auch ich wollte hören, ob Du mittlerweile etwas von Deinem Mann gehört hast. Ich bin nun wieder in Rom stationiert.“ Sollte Balbus immer noch verschwunden sein, konnte er nun wenigstens nach Hinweisen suchen. Irgendwer mußte etwas wissen.


    Dem kleinen Jungen lächelte er zu, bevor er weggeschickt wurde. Er war etwas älter als Rufus, aber vielleicht würden die Kinder ja eines Tages miteinander spielen? „Etwas verdünnten Wein, vielen Dank. Stark verdünnt, bitte.“ Je nach Wasserqualität war es nicht falsch, einen Schuß Wein hineingeben zu lassen.


    „Gibt es denn etwas Neues, seit ich das letzte Mal hier war?“

    Der Mann konnte ja tatsächlich lachen! Valerian stimmte in das Lachen mit ein. Die Vorstellung war auch ziemlich erheiternd, wie eine Horde von Barbaren den PU beobachtete und darüber diskutierte, ob es sich dabei um den von ihnen gesuchten Attentäter handelte.


    Valerian sah die Enttäuschung in der Miene seines Gegenübers. Seine Worte verwirrten ihn. Immerhin hatten sie gerade noch über ein Attentat gesprochen. „Deine Verfolger brauchst Du hier nicht zu fürchten. Wie sollen sie Dich finden? In dieser Stadt leben Millionen von Menschen. Nach dem, was Du sagtest, werden sie hier kaum Freunde, Unterstützer oder auch nur eine kostenlose Unterkunft haben. Das Leben in Rom ist teuer und ohne Kontakte kommst Du nicht weit. Du merkst es doch an Dir selbst. Und Du bist nur ein einzelner Mann, der noch leicht irgendwo unterschlüpfen kann. Eine ganze Gruppe? Ihre Waffen können sie hier vergessen. Unsere Männer sind auf Zack, einzelne können mal durchschlüpfen, aber keine Gruppen. Nein, diese Kerle werden sich nach wenigen Tagen verziehen. Frieden? Den findet man hier vielleicht auch. Aber nur, wenn Du selbst ein friedliches Leben führst. Warum bietest Du Dich nicht einem reichen Mann als Leibwächter an? Müßte das nicht die ideale Arbeit für Dich sein?“ Fragend blickte Valerian den Mann an, der auf einmal ein wenig mutlos wirkte. Mutlos nicht in kämpferischer Hinsicht, sondern was seine Möglichkeiten hier in der Stadt anging. „Aller Anfang ist schwer. Gerade wenn man als Fremder in eine Stadt kommt, die so riesig und unübersichtlich ist wie Rom. Aber über diese schweren Anfänge muß man sich hinwegkämpfen. Viele werden auf Dich herabschauen. Ein Barbar, der nichts hat und nichts ist. Bleib dran! Zeig ihnen, was in Dir steckt!“ Ein Mann wie Rambosius, stark und im Kampf ausgebildet, aus dem mußte doch was zu machen sein!


    „Bei mir? Ich lebe in der Castra, in der Höhle des Löwen. Nein, dort haben die Wände viele Ohre. Bei meiner Familie? Nein, ich möchte nicht, daß sie in solche Sachen mit hineingezogen wird. Du willst wissen, um was es geht? Du möchtest, daß mehr Leute dabei mitarbeiten? Weißt Du, ein Attentat auf einen großen Mann kann man nicht groß planen. Zu viele Menschen bedeuten zu viele Unsicherheitsfaktoren. Jeder könnte ein Verräter sein. Nein, diesen Mann kann man auch nicht einfach so umbringen. Das muß schon sorgfältig geplant werden. Er hat viele Schwächen. Frauen. Gutes Essen. Wein. Ich frage mich schon lange, warum es nicht schon unzählige Versuche gegeben hat. Er hat viele Feinde. Mächtige Feinde. Sind sie alle zu feige? Oder ist er immer noch nicht bösartig genug, um zum Ziel zu werden? Oder gibt es schon mehrere Gruppen, die seinen Tod planen und wissen nur nichts voneinander?“ Er war einfach nicht in der Position, diese Fragen beantworten zu können.

    Tatsächlich, das weitere Klopfen war von Erfolg gekrönt. Die Tür öffnete sich. "Salve. Ich bin Centurio Lucius Quintilius Valerian und dies ist Decurio Decimus Atius Romanus. Wir sind Klienten des Prudentius Balbus und möchten uns nach ihm erkundigen." Er erwartete ganz selbstverständlich, hereingerufen zu werden. Selbst wenn der Patron nicht da war, würde doch sicher seine Ehefrau einen Moment Zeit erübrigen können?

    Valerian zeigte lachen die Hand mit dem Daumen zwischen den beiden Finger, so daß es fast wie eine Nase aussah. „Ja, genau. Da ist sie, die frechste Nase Roms. Na, aber zwei Nasen kann ich auch nicht brauchen. Da geb ich sie Dir lieber wieder.“ Breit grinsend berührte er Rufus an der Nase. „Na, also. Sitzt schon wieder perfekt.“ Calvena hatte sich ja auch schon beschwert, daß er die Nase nicht so einfach klauen könnte. „Hast Du gehört, das Bad ist bereit.“ Im Aufstehen klemmte er sich seinen Sohn praktischerweise einfach unter den Arm. „Arme ausbreiten, dann fliegst Du wie ein Vogel zum Balneum... Huuiiii...“ Nicht jedes Kind mochte es, gewaschen zu werden. Aber so ziemlich jedes liebte es, im Wasser herumzuplantschen. Da bildete Rufus doch bestimmt keine Ausnahme. „Mama geht als erstes ins Wasser“, bestimmte Valerian übermütig, ohne auch nur abzuwarten, ob Calvena protestieren würde.

    Darauf brauchte Antoninus nicht lange warten. Der Gefangene landete sehr schnell in einer der lauschigen Zellen. Lange würde er sich dort allerdings nicht aufhalten müssen. Die Sachlage war eindeutig, da brauchte man nicht großartig Lebensmittel an den Kerl verschwenden. Der Bursche konnte froh sein, daß er einfach nur als Mörder hingerichtet wurde. Hätte man ihm den Skandal von Nemi angehängt, wäre die Angelegenheit sicherlich ungleich qualvoller für ihn geworden. „Ja, sicherlich.“ Immerhin kam es immer mal wieder zu einem Austausch von Gefangenen, sowohl in der einen als auch in der anderen Richtung. „Viel Glück noch bei der Jagd nach dem Nemi-Mörder.“




    Unser Patron? Valerian schaute einen Moment verwirrt und grinste dann schief. Sicher, Romanus war von der Ala II gekommen, da war die Wahrscheinlichkeit nicht so gering. "Ich wollte ebenfalls hören, ob es inzwischen Neuigkeiten gibt. Na, vielleicht lohnt es sich, ein weiteres Mal zu klopfen. Wer weiß, wo der Ianitor gerade herumläuft." Einen Versuch war es wert. Daher klopfte Valerian noch einmal an. Durchaus kräftig, damit es auch gewiß gehört wurde.

    Der Kuß war nur kurz, doch Valerian erwiderte ihn innig. Er konnte gut verstehen, daß Rufus seine Mutter hierbehalten wollte. Ging es ihm doch ganz genauso. "Sie kommt gleich wieder. Mama ist gleich wieder da." Die vertrauliche Geste, wie der Kleine sich bei Valerian anlehnte, war herzerwärmend. Da schmolz der strenge Soldat dahin wie Butter in der Mittagssonne. "Und was stellen wir zwei in der Zeit an, hm?" Er streichelte Rufus über die Haare und kitzelte ihn dann leicht im Nacken. "Wollen mal sehen. Wo ist wohl die frechste kleine Nase von ganz Rom?" Das uralte Spiel, die Nase zu klauen, würde vielleicht auch Rufus Vergnügen bereiten.

    Valerian lachte. "Nein, solche Sprüche besagen gar nichts. Schon gar nicht im Wahlkampf, wenn gerade Brot an die Leute verteilt wird in seinem Namen. Eburnus hat auch nie von ihm erzählt. Ein Kamerad bei den Praetorianern aus der Gens Duccius. Naja, vielleicht war er ja mit dem nicht verwandt. Mir ist er auch nie begegnet, also wird er wohl auch nicht mit dem Teil der Duccier verwandt sein, die Verbindungen zu meiner Gens haben." Was interessierte der Mann auch, wenn ihn hier keiner kannte?


    Sedulus wirkte alles andere als begeistert, so lustlos, wie er mit seinem Essen herumspielte. Immer noch wegen des Zwischenfalls? Das Entsetzen der Frauen über den Skandal bei den Patriziern war da schon begeisterungswürdiger. "Scheint ja keine großen Schlagzeilen gemacht zu haben, die Geschichte. Da haben die bestimmt kräftig gezahlt, damit das im Sande verläuft. So eine Geschichte wird doch normal in Rom auf Jahre durchgekaut? Was hältst Du von dem Tiberier, Sedulus? Ich mag ihn persönlich nicht so, er ist mir mal bei der Palastwache quer gekommen. Ein echt eingebildeter Schnösel. Genau so, wie man sich einen hochnäsigen Patrizier vorstellt."

    "Autsch. Da hätte es sicher eine Auszeichnung für gegeben. Ärgerlich für Dich. Ja, sicher. Gib her, ich bestätige den Empfang." Er nahm die Wachstafel und kritzelte seine Bestätigung darunter, bevor er die Tafel zurückgab.




    Übernahme des Gefangenen 6457
    Name unbekannt.


    Der Gefangene wurde vom Optio Lucius Iulius Antoninus, Soldat des Catius Falto.


    An die Urbanii überstellt.
    Bestätigt durch:

    Numerius Caesius Paterculus
    Optio - Cohortes Urbanae






    Valerian hörte sich den Plan des Barbaren an und grinste breit. "Nicht dumm eingefädelt. Und würde gewiß bei vielen Zielen hinhauen. Aber bei wirklich wichtigen Persönlichkeiten wirkt das nicht. Eine große Gruppe bewaffneter Barbaren würde auch gar nicht erst in die Stadt gelassen. Eine kleine Gruppe würde leicht von den Stadteinheiten im Schach gehalten, wenn sie es tatsächlich durch List in die Stadt schaffen würde und sich dann an das Ziel heranmachen würde. Wären die Barbaren, die Dich jagen, wirklich so dumm zu glauben, Du wärest das, wenn man auf einen dicken, glatzköpfigen Mann in edler Kleidung zeigen würde, der von einer großen Gruppe von Leibwächtern und Soldaten begleitet wird? Nur mal so als Beispiel." Das konnte Valerian sich kaum vorstellen. Selbst wenn diese Leute nicht wußten, wie Rambosius aussah, so konnten sie sich wohl denken, daß sie es mit einem kraftvollen, beweglichen Mann zu tun hatten, der sonnengebräunt war und sicherlich nicht die edelste Kleidung trug.


    "Hast Du nie daran gedacht, einen anderen Beruf zu ergreifen? Ein Handwerk zu erlernen, vielleicht? Dich könnte ich mir gut als Schmied vorstellen. Oder im Bauhandwerk brauchen sie immer kräftige Leute." In so einem Beruf war dann auch eine Familie möglich.

    Damit schien das Thema Briefe erledigt zu sein. Valerian hoffte es zumindest, denn irgendwie hatte er auch viel mehr Lust, seinem Söhnchen ein wenig Unsinn beizubringen, als sich den Kopf über seine Schwester zu zerbrechen, die sich so treulos gegenüber ihrer Familie zeigte. Ob vielleicht wenigstens die Nachricht über den kleinen Rufus ihr Interesse wecken konnte? Immerhin war sie nun Tante! Es konnte doch gar nicht anders sein, als daß sie ihren kleinen Neffen kennenlernen wollte. Und Valerian wünschte sich auch, daß sein Sohn seine Tante kennenlernte. Sie waren doch eine Familie!


    "Ein Bad ist nicht die schlechteste Idee." Zum einen war es hier einfach privater, zum anderen konnten sie mit Rufus ein wenig herumalbern im Wasser. "Wir alle drei, was hältst Du davon? Wird zwar etwas eng im Becken, aber ich wette, wir werden viel Spaß haben." Die spontane Umarmung seines Sohnes rührte Valerian zutiefst. Er erwiderte diese Zärtlichkeit und küßte seinen Sohn auf die Stirn. Damit war die Frage wohl beantwortet, ob Rufus überhaupt wußte, wer sein Vater war und zwischen Vater und anderen netten Männern unterscheiden konnte. Ein so kleiner Kerl! Natürlich hielt Valerian seinen Sohn spätestens von diesem Moment an für das klügste Kind des römischen Imperiums.

    „Ernsthaft? Ein merkwürdiges Volk seid ihr.“ Eine Feststellung, die für Valerian ganz spontan und mit fester Überzeugung kam. Aber jedem Volk seine Eigenheiten. Solange diese sich nicht gegen Rom richteten. „Und was ist mit Dir? Hast Du nicht die Absicht, eine Familie zu gründen? Oder hast Du gar Frau und Kinder?“ Alt genug war Rambosius dazu, allerdings fand Valerian es bei dessen Beruf doch eher unwahrscheinlich.


    Valerian wußte sehr wohl um die Stärken und Schwächen der römischen Kampfweise. Es war keineswegs so, daß der Einzelkampf völlig vernachlässigt wurde, auch wenn der Schwerpunkt auf der Handlung innerhalb der Gruppe lag. Gerade hier bei den Stadteinheiten legte Valerian sogar großen Wert darauf, daß die Männer auch im Einzelkampf gut geschult waren. Aber das alles mußte er natürlich Rambosius nicht auf die Nase binden.


    Anscheinend spürte der Mann, daß es um eine reale Person ging. Valerian mußte das also noch ein wenig abwiegeln und lachte daher fröhlich, wenn auch nicht echt. „Nunja, natürlich braucht man nur dann einen Attentäter, wenn man sich selbst die Hände nicht schmutzig machen will. Hier in Rom wird nicht nur ein Täter selbst bestraft. Sondern das kann auch die ganze Familie treffen.“ Vor allem in derartigen Fällen. Valerian hätte es längst versucht, müßte er nicht seine Familie schützen. „Schau, wenn ich einen solchen Mann töten wollte, dann könnte ich das viel leichter selbst tun, denn ich bin Soldat und darf ganz offen Waffen tragen. Ich wollte nur wissen, wie Du es anfangen würdest in solch einem schwierigen Fall. Eigentlich hätte ich gedacht, daß gerade in so einem Fall ein Einzeltäter eher Erfolg haben könnte als eine Gruppe. Doch natürlich bin ich kein Attentäter und kann die Schwierigkeiten, die bei solch einem Auftrag entstehen können, nicht beurteilen.“


    Schade, es wäre eine schöne Möglichkeit gewesen. Aber natürlich war Rambosius hier noch fremd. Wie könnte er vollbringen, woran selbst Einheimische sich nicht herantrauten? Feinde hatte Salinator ja wohl mehr als genug. Eigentlich war es ein Wunder, daß nicht schon viel mehr versucht worden war.

    Daß etwas im Gange war, war schon von weitem zu hören. Aus dem Zellenbereich der Praetorianer näherten sich Männer. Als sie um die Ecke bogen, konnten die Wachen der Urbaner sehen, daß ein Gefangener überführt wurde. Ein gründlich befragter Gefangener, wie nicht zu übersehen war. „Salvete“, grüßte der Wachhabende Optio die Kameraden und sah sich die Tabula an. Dann nickte er. „Wir übernehmen ihn und erledigen das. Schade, daß es nicht der Dreckskerl von Nemi ist, ich sag euch, DEN würde ich gerne ans Kreuz nageln.“ Ein Wink genügte, daß zwei Soldaten auf den Gefangenen zugingen, um sich seiner anzunehmen.





    Verdammt, der erinnerte sich an den Namen. Wie drückte er sich nun darum, zuzugeben, daß ihm der Name seines Gegenübers einfach nicht einfallen wollte? Er lag ihm quasi auf der Zunge! "Nunja, ich wollte mich nach Neuigkeiten über meinen Patron Prudentius Balbus erkundigen. Und zu wem möchtest Du?"* Vielleicht gab es ja schon Neuigkeiten. Daß die Praetorianer etwas herausgefunden hatten, war alles andere als unwahrscheinlich.


    Edit: Sim-Off rausgehauen. Der Thread gehört nach Absprache mit allen Beteiligten zeitlich kurz nach Balbus' Tod.

    Tatsächlich war Stenius erst einmal sprachlos, als er die Wachstafel zu Gesicht bekam. Er prüfte das Ding eingehend und besprach sich mit den Kameraden, ob die Unterschrift wohl echt war. Aber keiner von ihnen hätte sagen können, daß sie gefälscht war. Außerdem trauten sie Ofella nicht zu, den Mut oder vielmehr Leichtsinn aufzubringen, solch einen Betrugsversuch zu machen. Stenius fand schließlich die Sprache wieder. "Was haste dem gezahlt, um das zu kriegen?" Die Frage troff vor Spott, doch Ofella hatte seine Erlaubnis schon wieder an sich genommen und gesellte sich zu den Kameraden, die vorhin schon durch das Tor gegangen waren. Neidische Blicke folgten dem frischgebackenen Miles.



    Von den Gedanken seiner Frau ahnte Valerian weiterhin nichts. So war er völlig arglos und lächelte über seinen Sohn. Auch wenn er sich fragte, ob es nicht besser wäre, dem Jungen jetzt gleich klarzumachen, daß man keine Blumen ausrupfen durfte. Für das Thema Valentina hatte er angesichts der Liebesbezeugungen seines Sohnes nur wenig Sinn. „Meiner Meinung nach wäre es an Primus, sich bei uns zu melden und uns zu beruhigen. Ich kenne ihn sonst als umsichtigen vorausschauenden Mann. Warum er mir das jetzt antut, verstehe ich nicht. Wir waren Freunde. Wir gehörten in ein Cotubernium. Das ist so etwas wie die Familie für einen Soldaten! Man steht füreinander ein. Man schützt sich gegenseitig mit dem Leben! Und nun so etwas!“ Er schüttelte den Kopf über diese enttäuschenden Tatsachen und wandte sich dann lieber wieder Rufus zu. Die Blume landete auf der Bank neben ihm und Valerian hob seinen Sohn hoch, der ihm so fordernd die Ärmchen entgegenstreckte. Kurz warf er ihn in die Luft, lachte mit dem fröhlichen Kleinen. „So, Du kleiner Rabauke. Genug gegärtnert? Wie wäre es mit einem kleinen Ritt durch Rom?“ Es war ein Spiel, das er gerne mit Rufus spielte. Er ließ den Jungen auf seinem Knie „reiten“ und zählte dabei nacheinander Plätze und Sehenswürdigkeiten Roms auf, als würden sie wirklich durch die Stadt laufen. Später einmal würde er diese Worte mit den Orten verbinden können.

    „Du willst uns verarschen, oder? Bei dem Centurio? Junge, mit solchen Witzen machst Du Dich nicht beliebt.“ Stenius lachte und schlug Ofella nicht gerade sanft auf die Schulter. Seiner Meinung nach mußte der Bengel noch viel lernen, was den Umgang mit Kameraden anging. „Ich will mal nicht so sein. Du kannst Dir aussuchen, ob Du den Begleiter für die Besucher machst, um diese Zeit kommen eh kaum welche, oder ob Du den Wachbericht führst.“ Noch immer ging er davon aus, daß Ofella zur Strafe Wachdienst schieben sollte.




    Anscheinend hatte er einen ungünstigen Moment erwischt. Valerian wandte sich schon zum Gehen, als ein Reiter direkt an der Porta anhielt. Die Uniform war unverkennbar. Sehnsucht machte sich in Valerian breit, denn gerne würde er auch diese Rüstung wieder tragen. Auch wenn sich seine eigene nur wenig von dieser unterschied. Als Valerian aufschaute, erkannte er einen Kameraden, der einige Zeit nach ihm zu den Praetorianern gekommen war. Sie hatten sich schon bei den Kämpfen um Borbetomagus in Germanien getroffen, erinnerte er sich, denn aus diesem Grund war ihm der Mann aufgefallen, als er zu den Praetorianern kam. Eburnus hatte ihn besser gekannt. Wie hieß er noch? Valerian erinnerte sich nicht. Eine erschreckende Erkenntnis, denn auf sein Namensgedächtnis hatte er sich immer viel eingebildet. Wurde er älter und vergeßlicher? Nein, das konnte auf keinen Fall sein! Dafür fühlte er sich eindeutig noch zu jung! „Salve, Kamerad! Scheint so, denn es öffnet niemand. Vielleicht habe ich auch nur einen dummen Moment erwischt.“