Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Genau so ist es! Nichts kann einem besser in den Plan passen, als wenn der Feind einen mit brauchbaren Waffen versorgt. Unsere Pila können nicht mehr gegen uns eingesetzt werden. Sie sind im Weg, wenn sie schon nicht getroffen haben, aber nicht mehr brauchbar. - So, und nun werden wir üben, mit den Pila zu werfen. Dafür nehmen wir allerdings nicht die normalen Pila, sondern Übungswaffen, die eben nicht so leicht verbiegen. Alles andere wäre Materialverschwendung." Er deutete auf ein großes Bündel dieser Speere, die er schon von ein paar Männern hatte herschaffen lassen.


    "Ihr bildet eine Reihe und werdet jeweils gleichzeitig werfen. Ich möchte nicht, daß einer von euch getroffen wird, weil er gerade seine Waffe zurückholt, während ein anderer wirft! Ich zeige euch, wie es geht." Er nahm ein Pilum in die Hand. Dann nahm er ein paar Schritte Anlauf, holte dabei ordentlich aus und warf. Der Speer flog eine ordentliche Strecke, bevor er sich tief in den Boden bohrte. Puh... das war einer seiner besten Würfe überhaupt, was für ein Glück! Immerhin war das Pilum nicht gerade seine Paradewaffe und es wäre recht peinlich geworden, wenn es nicht gelungen wäre. "Und nun ihr. Jeder ein Pilum und in einer Reihe aufstellen. - - Tollite pila*! Mittite**!"



    Sim-Off:

    **bereit zum Pilumwurf **Feuer!

    Valerian lachte. "Naja, ein wenig dickköpfig ist sie schon. Aber nicht zu sehr. Sie ist ein sehr lieber Mensch, unternehmungslustig und sehr selbständig. Du wirst sie gewiß mögen. - Hm... vielleicht... Hm. Ich wollte Dich ohnehin bald mal mit einer Patrouille durch die Stadt schicken. Auch das mußt Du lernen. Vielleicht kannst Du ja ab und an darauf achten, ob Du sie siehst? Und ein wenig auf sie aufpassen? Ihr werdet immer zu zweit oder zu viert in der Stadt unterwegs sein. Es sind immer Soldaten in der Stadt unterwegs, das sollte eigentlich gar nicht weiter auffallen. Nur wenn sie mich sieht und merkt, daß ich auf sie aufpasse, dann wird sie fuchsteufelswild, das kannst Du mir glauben."

    Der Schmied beobachtete Fontinalis genau und nickte zufrieden, als dieser den Nagel in die Glut zurücklegte, bis er wieder die richtige Temperatur hatte. Am Ende betrachtete er das Werkstück lange. "Für den ersten Versuch wirklich nicht übel. Schön gerade ist er geworden. Nur hier ein wenig dünner als dort, siehst Du? Er ist durchaus verwendbar, es ist nicht zu dünn an der Stelle. Aber letztendlich ist es eine Schwachstelle bei sehr starker Beanspruchung. Sagen wir es so, Du hast ein paar mal zu oft zugehämmert für ein ganz optimales Ergebnis. Laß Dir deswegen aber keine grauen Haare wachsen, es ist das beste Ergebnis, das ich seit langem von einem blutigen Anfänger gesehen habe. Wenn Du Lust hast, kannst Du ab und an vorbeikommen und mir ein wenig helfen. Vielleicht stellst Du ja noch fest, daß Du zum Schmied geboren bist." Der Mann schlug Fontinalis anerkennend auf die Schulter, was durchaus ein wenig kräftiger ausfiel.

    So ging es schon viel besser. Der Schmied nickte. "Probier ruhig ein wenig herum. Einen Nagel können wir durchaus opfern. Schau Dir genau an, was passiert, was Du mit Deiner Arbeit bewirkst - und wenn Du das Gefühl hast, das Metall ist schon wieder zu kalt, dann steck es noch einmal in die Glut."

    "Na, ein paar Monate dauert es noch." Valerian konnte seine Freude über seine anstehende Vaterschaft wirklich nicht unterdrücken. "Das einzige Problem ist, daß meine Frau eine ausgesprochen quirlige Person ist. Ich liebe sie natürlich auch genau dafür, aber leider schont sie sich nicht genug und ist auch viel zu risikofreudig. Sie geht ganz allein in die Stadt, obwohl sie einen sehr fähigen Leibwächter hat. Ständige Begleitung ist ihr lästig. Ich verstehe es auch irgendwo, aber manchmal wünschte ich mir, sie mehr beschützen zu können." Einer plötzlichen Eingebung folgend musterte er seinen frischgebackenen Klienten. "Ich muß sie Dir unbedingt mal vorstellen."

    "Ja, das habe ich", nickte Valeria ernst. "Ich habe eine Heiratserlaubnis erhalten. Mein Patron - und auch der Onkel meiner Frau - hatten sich für mich eingesetzt und ich nehme an, daß ich damals noch gute Chancen auf eine Erhebung in den Ritterstand hatte und mir die Erlaubnis aufgrund dieser Aussicht erteilt wurde. Nunja... verheiratet bin ich jedenfalls und meine Frau erwartet ein Kind." Der Stolz darüber war seiner Stimme durchaus zu entnehmen.

    Der Schmied besah sich die Bemühungen des jungen Probatus und lachte leise. "Versuch es hiermit nochmal", sagte er und reichte Fontinalis einen kleineren Hammer. "Für kleine Werkstücke ist das hier vielleicht besser."

    Entschuldigend lächelte Valerian seiner Frau zu. Er wusste, sie hätte ihm am liebsten einen kräftigen Knuff gegeben und er wusste ebenso, dass er es verdient gehabt hätte. Sie würde sein Lächeln schon richtig verstehen, da war er sicher. „Ein alter Soldat sagte mir einmal, man lernt das Bier schätzen, wenn man sehr durstig ist. Es wäre dann so erfrischend und lecker, dass man es ab da nicht mehr missen möchte. Allerdings konnte ich mich noch nicht dazu überwinden, das auszuprobieren, um zu sehen, ob er Recht hatte.“ Mit einem dankbaren Nicken nahm er seinen Becher entgegen und hob ihn den Gastgebern entgegen. „Auf die Kinder, ganz gleich welchen Volkes. Ihnen wird die Welt gehören.“ Ob sich der kleine Duccier wohl eines Tages mit dem noch ungeborenen Quintiliuskind vertragen würde?


    „Albin erinnert sich also doch noch an mich? Ich war mir nicht sicher, er lässt sich irgendwie nie anmerken, was er denkt.“ Ob er das nun gut oder schlecht fand, ließ er bei dieser Aussage völlig offen. „Es ist aber auch schon sehr lange her, so vieles hat sich geändert. Bei euch ebenso wie bei uns.“ Für einen Moment legte sich ein Schatten über seine Miene, als er an die Verwandten dachte, die damals noch gelebt hatten und die ein herzliches Verhältnis zu den Bewohnern dieses Hauses gehabt hatten.


    Daß die Dame des Hauses sich an der Verwendung ihres germanischen Namens stieß, ahnte Valerian nicht, konnte er auch nicht, immerhin hatte Marsus sie heute Abend so vorgestellt. Deshalb hatte Valerian auch angenommen, es sei ihnen lieber so, da die Duccier doch immer sehr stolz auf ihre germanischen Wurzeln waren und sich gerne einen Teil ihrer Herkunft bewahrten.


    Marsus’ Lachen beantwortete Valerian mit einem Grinsen. „Eine Frage war es auf jeden Fall wert. Schade, dass Dich so gar nichts reizt, nach Rom zu reisen. Die Stadt ist sehenswert, auch wenn man dort nicht leben möchte. - Wie weit es ist? Oh, sehr weit. Über achthundert Meilen, man ist viele Wochen unterwegs. Die Reise ist anstrengend und scheint endlos zu sein. Nicht wahr, Calvena? Dabei waren wir wirklich schnell… Von Rom erzählen können wir euch vieles. Es gibt unzählige prachtvolle Gebäude, ganz aus Marmor, mit den herrlichsten Verzierungen und Statuen. Alles in herrliche Farben getaucht. Aber nicht alle Pracht in Rom ist aus Stein. Es gibt auch große Parks, in denen alte Bäume stehen und in denen ganze Teppiche von farbenfrohen Blumen wachsen. Kunstvoll gestaltete Brunnen sprudeln auf allen Plätzen, nicht mit dem schmutzigen, stinkenden Tiberwasser gespeist, sondern mit klarem Quellwasser, das über Aquädukte aus den Bergen in die Stadt geleitet wird. Überall in den Straßen gibt es Händler, bei denen Du Waren aus aller Welt kaufen kannst. Unter den schattenspendenden Arkaden sitzen Lehrer mit ihren Schülern oder stehen ganze Gruppen von Menschen, die eifrig miteinander diskutieren. Bettler sind ebenfalls überall zu finden, genau wie man ständig auf der Hut vor Taschendieben sein muß. Weite Gebiete der Stadt sind sehr eng besiedelt. Die Häuser sind mehrstöckig, nur im Erdgeschoß gibt es fließend Wasser. Die anderen Bewohner müssen sich ihr Wasser an den öffentlichen Brunnen holen. Die Ärmsten wohnen ganz oben, die Reichen unten. Manche dieser Häuser sind billig gebaut, es gibt eben auch unseriöse Bauunternehmer. So brechen immer wieder Häuser zusammen und begraben Menschen unter sich. Das Gefährlichste aber sind Feuer. Es gab schon verheerende Brandkatastrophen in Rom, nicht umsonst wurden die Vigiles geschaffen, eine Truppe, die nicht nur Feuer bekämpft, sondern auch dafür zuständig ist, es zu vermeiden.“


    Das Essen wurde aufgetragen und es sah einfach köstlich aus und duftete noch viel besser. Valerian war nicht in übermäßig reichen Verhältnissen aufgewachsen und kannte es sehr wohl, normalerweise von Puls und Eintopf zu leben, oder Brot mit Moretum und Oliven. Von den kulinarischen Extravaganzen der Reichen mit unzähligen Gängen, von denen man nur häppchenweise probierte, hatte er auch noch nicht viele erlebt. Er griff auf Elfledes freundliche Eröffnung der Mahlzeit hin nach dem frischen Brot und brach sich ein Stück davon ab. „Eßt ihr denn auch Garum zu eurem Essen? Oder eher nicht? Ich würde es gerne genau so probieren, wie es bei euch üblich ist. – Es sieht alles einfach herrlich aus und bei dem Duft läuft einem wirklich das Wasser im Munde zusammen.“ Die Gastfreundschaft in diesem Haus war immer schon überwältigend gewesen und das hatte sich augenscheinlich nicht geändert. Valerian war sehr wohl klar, dass es hier nicht jeden Tag ein geröstetes Ferkel gab und war sich der Ehre, die ihm und Calvena hier entgegengebracht wurde, sehr wohl bewusst.

    Besorgt runzelte Valerian die Stirn. "Ich weiß ihre Bemühungen wirklich zu schätzen und wir sollten uns überlegen, was wir ihr zum Dank Gutes tun können. Aber sie soll sich deswegen nicht ins Unglück stürzen. Ich fürchte, dieser Vescularius ist weit mächtiger, als wir alle es wahrhaben wollen. Und er ist unberechenbar, rachsüchtig und böswillig gegenüber allen, die nicht deutlich für ihn sind." Vielleicht war das der Weg? Versuchen, ihm in den Hintern zu kriechen und sei es nur zum Schein? Aber ihm würde der Mann sicher nie wieder trauen. "Nein, er hat sich nicht wie ein Gast verhalten. Aber ich hätte wissen müssen, daß es besser ist, in solch einer Situation mit einem Scherz zu antworten. Ich war dumm, Calvena. Zwar im Recht, aber dumm. Und leider läßt es sich nicht zurückdrehen. Ich bin eben kein Diplomat, war ich nie." Er seufzte und schüttelte den Kopf.


    Ein unerfreuliches Thema, das Valerian nur zu gerne gegen ein angenehmeres tauschte. "Das erleichert mich sehr, daß Du nicht vorhast zu verreisen. Zumal der Winter vor der Tür steht." Seine Worte schienen wie ein Witz, denn heute war es so sonnig und warm, daß sie sich im Hochsommer wähnen könnten. "Sag mal, wann wollen wir eigentlich für das Kinderzimmer einkaufen gehen, hm?" Natürlich waren noch viele Monate Zeit, doch es machte Valerian Freude, sich vorzustellen, wie sich Vater sein anfühlen würde.

    Valerian seufzte und drückte seine Frau liebevoll an sich. "Ich würde es ihr so gerne ersparen. Aber es ist nun einmal so wie es ist. Und Dir würde ich es auch gerne ersparen, es ihr sagen zu müssen. Aber... ich muß nach Confluentes, Befehl ist Befehl..." Er schüttelte den Kopf. Es gab eben Momente, in denen das Soldatenleben eine wahrhaft schwere Bürde war. "Ich komme zurück, so schnell ich kann." Es würde dennoch zu spät sein, das wußte er nur zu gut. Aber ändern konnte er es nicht, das lag nicht in seiner Entscheidungsbefugnis. Und eigentlich war es besser, wenn er es war, der es Primus sagte, - als wenn es irgendwer tat.

    Sie ergriffen sich an den Unterarmen und begrüßten sich herzlich. Trotzdem war es bei Valerian keine reine Freude. Wie ein Stein lag ihm im Magen, was er zu berichten hatte. "Salve, Primus. Schön, Dich zu sehen. Mich... treiben gleich zwei Angelegenheiten hierher. Der Legat schickt mich wegen einer gemeinsamen Übung, aber das... das können wir später besprechen. Das andere, das.. Primus... es ... es geht um Lupus..." Valerian schluckte schwer und seine Miene mochte den Freund schon vorwarnen, daß die Neuigkeiten alles andere als gut waren.

    Der Schmied schüttelte den Kopf. "Nein, für die Legion nicht. Aber ich habe bei meinem Vater gelernt. Nur, als dritter Sohn gibt's nichts mehr zu erben, also mußte ich selbst sehen, wie ich meinen Lebensunterhalt zusammen bekomme. In der Legion werden Handwerker immer gern genommen, man lernt noch ne Menge dazu und am Ende bekommt man ein gutes Entlassungsgeld, manchmal sogar Land, um sich eine Existenz zu schaffen. War für mich die beste Möglichkeit." Er schaute nach dem Pilum und nickte. "Das ist die richtige Farbe, jetzt ist es heiß genug." Er legte es auf den Amboß und begann, es zurecht zu hämmern. Mit erstaunlich wenigen Schlägen hatte er es wieder in die richtige Form gebracht und steckte es in einen bereitstehenden Eimer mit Wasser, so daß zischend Wasserdampf aufstieg. "Da ist ne Zange, mit der kannst Du nen Nagel fassen." Er deutete auf das Werkzeug.

    "Gib immer Dein Bestes, Fontinalis. Du hast gute Anlagen und könntest durchaus Karriere machen. Ob bei der Legion oder bei den Praetorianern, das wird sich mit der Zeit zeigen. Finde erst einmal selbst heraus, wo Deine Talente liegen. Die Legion ist ein guter Ort, um dies herauszufinden." Er selbst war ja vor seiner Zeit als Soldat ein ziemlicher Versager gewesen. Aber das mußte er seinem Probatus und Klienten gegenüber wirklich nicht an die große Glocke hängen.

    "Schön, schön", erwiderte der Schmied und legte ein paar Nägel in die Glut. "Dann darfst Du Dich gleich daran auslassen. Beobachte, was ich mache, und mach es dann nach. - Wie lange bist Du schon bei der Legion? Noch mitten in der Grundausbildung, was?"

    Es war klar gewesen, daß diese Frage kam, stellte Valerian schmunzelnd fest. "Das entscheidet der Praefectus Praetoriae. Sei froh, wenn sie sich noch ein wenig Zeit lassen, denn sie nehmen nur voll ausgebildete Männer die außerordentlich gut trainiert sind. Davon bist Du noch weit entfernt. Arbeite hart, dann hast Du eine Chance."

    Tief aufseufzend drückte Valerian seine Frau fest an sich. Was nun? Er hatte natürlich angenommen, Valentina sei zuhause. "Ich möchte es ungern auf Dich abwälzen, es ihr zu sagen. Ach, Calvena. Ich hätte ihnen doch ihr Glück gegönnt. Und nun das... Valentina wird es das Herz brechen. Und ich habe das Gefühl, so gar nichts tun zu können." Vor allem auch, da er gleich weiter mußte. Er konnte nicht warten, bis Valentina nach Hause kam, also konnte er auch nicht für sie da sein. Sicher würde sie ihn dafür hassen.

    Bei dieser Aussage mußte Valerian unwillkürlich lachen. "Ja, das ist wohl der Traum der meisten jungen Männer. Nun, an freien Stellen fehlt es nicht, die Praetorianer suchen praktisch ständig gute Männer. Aber die Auswahlkriterien sind ausgesprochen streng. Alle paar Jahre sucht ein Offizier der Praetorianer die Legionen auf und sucht nach geeigneten Männern. Etwa die Hälfte derer, die dabei ausgewählt werden, schaffen es tatsächlich, bei der Garde zu bleiben. Denn die Auswahl geht in Rom weiter." Die erste Zeit war unglaublich hart gewesen, daran erinnerte er sich noch gut.