Der Schmied wischte sich mit dem Unterarm über die schweißbedeckte Stirn und grinste. "Sieben Jahre sind es. Und die Arbeit wird nicht weniger. Willst Du es mal ausprobieren? Ich hätte da noch einen Haufen krummer Nägel, Du könntest versuchen, ob Du ein paar davon gerade bekommst. Interesse?" Es dauerte jetzt erst eine Weile, bis das Metall heiß genug war, um es bearbeiten zu können.
Beiträge von Lucius Quintilius Valerian
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Als Valerian eintrat, salutierte er. "Salve Decurio. Es handelt sich um eine sehr dringende Angelegenheit, ich muß den Praefecten so schnell wie möglich sprechen." Schon allein, um es möglichst schnell hinter sich zu bringen. Zumindest den einen Teil seiner Botschaft.
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"Ja, allerdings. Ein Geschenk meines Patrons, also gebt gut darauf acht." Valerian war nicht wenig stolz auf sein prächtiges Gladius und so fiel es ihm auch nicht gerade leicht, sich hier davon zu trennen. Doch was blieb ihm schon anderes übrig? Er lächelte den Soldaten zu und hoffte, daß sein Vertrauen in sie nicht enttäuscht wurde.
Kurz blickte er noch dem Mann nach, der das Pferd wegführte. Das Tier hatte es gut, es bekam hier mit Sicherheit die allerbeste Versorgung. Und er selbst hatte eine der schwersten Aufgaben überhaupt vor sich. Er folgte dem Duplicarius und überlegte, wie er Primus die schlimme Nachricht beibringen sollte.
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"Womit sie wieder einmal bewiesen hat, daß sie sehr klug ist. Trotzdem ist es kein Garant dafür, daß der Kaiser den Brief tatsächlich gelesen hat. In Misenum arbeitet ein ganzes Heer von Scribae daran, nahezu alles vom Kaiser fern zu halten." Valerian wußte, wie der Hase dort lief. Nur zu gut. Der Kaiser bekam nur einen Bruchteil der Schreiben zu sehen, die an ihn adressiert waren. Und eigentlich war das auch gut und richtig so, wie sonst sollte der Kaiser je gesund werden? Trotzdem hätte er es sich in diesem besonderen Fall anders gewünscht.
"Ein Haus haben sie gekauft? Hm, ja, leben inzwischen eine Menge Aurelier in Rom, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Na", Valerian lachte und hoffte, sie würde nicht merken, daß es nicht hundertprozentig echt klang. "Wenn Du ohne mich nach Rom reisen würdest, dann würde ich Dir ganz sicher jede Menge von meinen Männern mitgeben. Das könnten dann gar nicht genug sein." Er zwinkerte ihr zu. Denn natürlich würde er sie in ihrem Zustand auf keinen Fall auf so eine lange Reise gehen lassen.
Die nächsten Neuigkeiten waren da schon wesentlich interessanter und auch schrecklicher. "Der Hain wurde entweiht? Die Götter sind erzürnt? Und dann hat sich der Aelier umgebracht? Schade um ihn ist es eigentlich nicht. Aber gibt es da einen Zusammenhang?" Unwahrscheinlich, aber wer konnte es schon wissen? "Hach... wären wir in Rom, dann wüßte ich, was da vorgefallen ist. Es ist echt zum Auswachsen, daß ich hier auf dem Abstellgleis stehe. Verdammt aber auch, daß ich meine Zunge nicht zügeln kann."
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Valerian schüttelte den Kopf, es war kein Scherz, aber das hatte sie auch schon selbst erkannt. "Ich sollte ohnehin nach Confluentes wegen einer gemeinsamen Übung. Aber nun natürlich auch, um es Primus mitzuteilen. Ich wünschte, ich könnte diese Aufgabe auf jemand anderen abwälzen. Und Valentina... Ich würde ihr so gerne diesen Schmerz ersparen." Er schloß kurz die Augen. "Er ist ertrunken, weil er ein Kind aus dem Rhenus retten wollte. Das Kind hat es wohl geschafft." Es fielen ihm tausend Dinge ein, die seiner Meinung nach hätten getan oder unterlassen werden sollen bei so einer Aktion. Aber es nützte nichts - und hinterher war man eh immer klüger.
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"Salve", grüßte der angesprochene Schmied ein wenig brummelig und schaute gleich auf die Waffe und kaum auf Fontinalis. "Lucius Cadius Atratinus ist mein Name. Laß mal sehen. Na, das ist kein Problem. Geh mal da vorn an den Blasebalg, damit wir die Glut noch etwas anheizen können." Wenn ein Offizier einen Jungspund schickte, dann meistens, damit er mal ein wenig Schmiedeluft schnupperte. Er stieß die Spitze des Pilums in die Glut, damit sie ordentlich heiß werden konnte. "Schon mal sowas gemacht?"
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Valerian zuckte mit den Schultern. "Damals sind viele zur Legionsreiterei gegangen. Also von den Kameraden, die in etwa mit mir angefangen haben. Ich kann das gar nicht nachvollziehen, warum man freiwillig dort Dienst tun möchte. - Bei uns gab es auch ein paar unschöne Ausfälle. Nunja, als ich begann, mich umzuschauen, da erschienen die Praetorianer und wählten mich aus. Damit hatte sich das mit der Spezialisierung erledigt. Bei den Praetorianern durfte ich neben dem normalen Wachdienst auch ein paar Ermittlungsaufgaben ausführen, obwohl ich nicht wirklich zu den Einheiten gehörte, die darauf spezialisiert waren. Das war eigentlich mein Ziel, mich dort mehr einzubringen, darauf habe ich hingearbeitet - und stand auch kurz davor, mein Ziel zu erreichen. Nunja, das hat sich durch meine Versetzung erledigt."
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So hätte er seinen Klienten gar nicht eingeschätzt, daß er sich der Medizin so verbunden fühlte. Aber gut, jedem das Seine. "Ich kann natürlich nicht dem Legaten vorgreifen, aber es ist durchaus üblich, daß die Legionen die entsprechende Ausbildungen ermöglichen. Ich kann Dir nur den Rat geben: Sprich mit den Männern, die schon jetzt diese speziellen Aufgaben erfüllen. Mach Dir ein Bild davon, wie sie arbeiten, dann fällt es Dir leichter, Dich für einen Weg zu entscheiden."
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"Dein Pilum ist ein wenig verbogen?" Der Mann lachte wiehernd. "Ob Du da nicht besser zu den Quacksalbern gehst?" Vor Vergnügen klopfte er sich auf den Schenkel. Es dauerte ein wenig, bis der Mann sich beruhigt hatte. Dann deutete er auf einen weiter hinten liegenden Ausgang. "Na, dann geh mal nach hinten und dann auf den Hof hinaus. Da findest Du die Schmiede, sie sind ja nicht zu überhören. Die biegen Dein Pilum wieder zurecht." Ein weiteres wieherndes Lachen folgte. Der Mann ging zu den anderen hier arbeitenden Männern und an deren kurz darauf folgendem Lachen konnte man leicht nachvollziehen, daß er die ganze Geschichte sogleich brühwarm weitererzählt hatte.
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"Besuch, schau an. Da will wohl mal wieder einer was", lachte ein Mann, der an einer Werkbank stand und ein Stück Holz bearbeitete. Er legte das Werkzeug ab und trat auf Fontinalis zu. "Dienstliche Angelegenheit ist ziemlich allgemein, haste Strafdienst verpaßt bekommen oder gibts was zu reparieren?"
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"Nun, das wäre eine Möglichkeit, wenn Du eventuell medizinische Vorkenntnisse hast oder großes Interesse daran, Dir diese anzueignen. Aber das ist natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten. Wenn Du beispielsweise musikalisches Talent besitzt, wäre der Cornicen eine Aufgabe für Dich. Aber auch handwerkliches Geschick, gute Schreibfertigkeiten oder Talent für Mathematik können Dir bestimmte Sonderaufgaben einbringen. Die Legion ist sehr vielseitig." Auch im Hinblick auf ein Leben nach der Legion, konnte es Sinn machen, sich speziell ausbilden zu lassen.
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Valerian lachte. "Sieht man mir das so deutlich an? Naja, sagen wir, es ist nicht meine bevorzugte Fortbewegungsart." Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und erlaubte seinen Beinen, sich erst einmal wieder an den festen Boden zu gewöhnen, was einen Moment in Anspruch nahm. Dann nahm er sein Gladius und seinen Pugio ab, um beides dem Soldaten zu übergeben. "Hier wird die Frage überflüssig sein, ob ihr euch solange um das Pferd kümmern könnt", stellte er sachlich fest. "Dann laß uns zum Praefecten gehen." Natürlich hätte er den Weg auch allein gefunden. Er wußte es, der Wachhabende wußte es auch, - von daher mußte dies wohl auf einer Anweisung beruhen. Und die sah Primus sehr ähnlich.
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Natürlich kam er unangemeldet und unerwartet. Da mußte er damit rechnen, daß der Rest der Familie irgendwie unterwegs war. Wenigstens Calvena war da, auch wenn sie etwas aufgelöst wirkte. "Hallo, Liebes. Wie geht es Dir?" Er schaffte es nicht, zu lächeln. Wie auch mit einer solchen Nachricht im Gepäck? Den Kuß erwiderte er liebevoll, sehr lang wurde er allerdings nicht. "Das ist nicht gut, denn ich habe eigentlich gar keine Zeit. Ich muß sofort nach Confluentes aufbrechen. Aber keine Sorge, ich werde mich dort nicht lange aufhalten, ich soll nur mit dem Praefecten der Ala sprechen." Valerian atmete tief durch. Für seine Frau mußte sein Durcheinander an Äußerungen völlig verrückt klingen. "Es wäre besser gewesen, wenn ich es ihr selbst hätte sagen können. Ich ... ich weiß nur nicht wie..." Wieder unterbrach er seine Worte. Doch es nützte nichts, es mußte raus. "Lupus ist tot."
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"Nach meiner Dienstzeit? Nun, abgesehen davon, daß ich noch viele Jahre vor mir habe, werde ich wohl irgendein Geschäft eröffnen - oder irgendwo eine gut bezahlte Stelle annehmen. Meine Familie muß schließlich versorgt werden. Vor meiner Versetzung hierher konnte ich hoffen, eines Tages in den Ritterstand erhoben zu werden. Mein Vermögen hatte schon beinahe den notwendigen Stand erreicht. Da ich kurz vor einer Beförderung stand, hätte ich sehr bald das Mindestvermögen vorweisen können. Nunja, sagen wir so, es ist jetzt halt schwerer geworden." Aufgeben wollte er auf gar keinen Fall. "Hast Du mal daran gedacht, Dich hier in der Legion weiterzubilden? Dich irgendwie zu spezialisieren?"
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Valerian nickte zufrieden. "So ist es. In einigen Wochen werdet ihr diesen Lauf noch einmal absolvieren. Macht euch bis dahin Gedanken darüber, wie ihr alles besser, schneller, sicherer und schonender für die Ausrüstung absolvieren könnt." Inzwischen hatte sich der Atem der Männer wieder normalisiert. "Weiter gehts, Männer! Cursim! Pergite!" Der Weg machte hier wieder eine Biegung, sie verließen jetzt sehr schnell den Wald und erreichten nach kurzer Zeit den Exerzierplatz. Hier ließ Valerian die Männer wieder antreten. "Für heute soll das hier genügen. Ihr habt für den Rest des Tages zwei Aufgaben: Eure Ausrüstung gründlich zu reinigen - und die beschädigten Pila in die fabrica zu bringen und dort zu helfen, sie wieder gebrauchsfähig zu machen. - Abite!"
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Kurz bevor er das Castellum erreichte, nahm Valerian sich die Zeit, seine Rüstung und sein Äußeres herzurichten, wie es sich gehörte. Erst als er mit seinem Äußeren zufrieden war, nahm er den letzten Teil des Weges in Angriff. "Salvete. Ich bin Centurio Lucius Quintilius Valerian von der Secunda. Ich wünsche Praefectus Terentius im Auftrag meines Legaten zu sprechen."
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Am Stadttor von Confluentes atmete Valerian erleichtert durch. Endlich am Ziel! Alles tat ihm weh, er war das Reiten nun einmal nicht gewöhnt. Wenigstens war das Pferd ein ausgesprochen braves, das ihm keinen Ärger bereitet hatte. Er meldete sich bei den Kameraden am Tor an und ritt dann sogleich weiter zum Castellum der Ala.
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Von der Casa Quintilia aus machte Valerian sich sogleich auf den Weg nach Confluentes. Am Stadttor meldete er sich kurz ab, dann ließ er das Pferd ein schnelleres Tempo anschlagen. Ach, wie er es haßte, reiten zu müssen! Heute Abend würde ihm wieder alles wehtun. Doch es war nicht zu ändern, Befehl war Befehl.
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Valerian nickte, auch wenn er mit der ganzen Angelegenheit alles andere als glücklich war. Er drückte Calvena fest an sich. "Ich liebe Dich, habe ich das heute schon gesagt?" Gerade weil sie in dieser Angelegenheit verschiedener Ansicht waren, war es ihm wichtig, das zu sagen. "Am besten redest Du. Sonst denkt er noch, wir wollten ihn und seine Freunde in die Minen bringen." Er grinste ein wenig schief, bevor er sich zögernd wieder von ihr löste. Er öffnete die Tür. "Romaeus?", rief er den Jungen, fast schon in der Erwartung, daß dieser sich in der Zwischenzeit auf und davon gemacht hatte.
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Valerian ließ sich aus dem Sattel gleiten und band das Pferd vor dem Haus an. Dann eilte er hinein. "Valentina? Calvena?", rief er vom Atrium aus in das Haus hinein. Er wußte noch nicht, was er sagen sollte. Wie er es sagen sollte. Er war kein Diplomat. Wäre das anders, wäre er jetzt noch bei den Praetorianern und in Rom.
Sim-Off: Das ist wirklich sehr kurz nach Lupus' Tod. Da ich annehme, daß Primus Valentina die Nachricht überbringen will und soll, gehen wir besser davon aus, daß Valentina schlicht nicht zuhause ist. Ich hoffe, das ist im Sinne aller.