Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian lachte. "Nunja, das paßt in der Tat noch besser auf Dich, wenn ich es mir genau überlege." Ihre Empörung war gewiß gespielt, war sie doch nicht im Mindesten zornig auf ihn. Im Gegenteil wurde sie immer übermütiger. Ob jemand sie hier sehen konnte, war Valerian ziemlich gleichgültig. Immerhin waren sie verheiratet. Gut, ein eventueller Beobachter konnte das natürlich nicht wissen. Aber sie taten hier nichts Verbotenes, also brauchte man sich auch keine Gedanken darüber zu machen.


    Lieber beschäftigte er sich damit, seine Rüstung loszuwerden. Denn damit zu schmusen war für beide Seiten nicht ideal. Er löste mit geübter Hand ein paar Schnallen und lachte wieder. "Ich fürchte, bevor ich mich an Deine Geheimnisse mache, muß ich erstmal ein paar meiner eigenen loswerden." Hätte er nur Tunika und Toga an, hätte er sich einfach auf sie gestürzt, sich mit ihr durchs Gras gerollt und sie geküßt. Aber gerade noch rechtzeitig war ihm eingefallen, daß dies mit Rüstung für sie eine allzu schmerzhafte Erfahrung werden könnte.

    "Sooooo?? Denkst Du das wirklich?", versuchte er noch ein wenig bedrohlicher zu wirken. Aber sie hatte Recht, niemals könnte er ihr wirklich etwas antun. Allenfalls sie über seine Schulter werfen und mit ihr nach Hause eilen. Doch das war gar nicht nötig. Sehr zielbewußt zog sie ihn mit sich, anscheinend kannte sie sich hier in Mogontiacum schon recht gut aus. Sie passierten ein verfallenes Haus, dann kletterte sie gewandt über eine halb verfallene Mauer. Valerian stutzte einen Moment, kletterte dann aber hinterher. Er sah gerade noch, wie sein holdes Eheweib zwischen wild wuchernden Pflanzen verschwand. Eilig folgte er ihr, bevor er sie noch aus den Augen verlor. "Du kleine Hexe, Du scheinst ja allerhand Geheimnisse vor mir zu haben", lachte er und versuchte, sie einzuholen, um sie einfach ins Gras zu werfen und zu küssen.

    "Die Schilde sind nicht dafür da, daß ihr euch an ihnen festhaltet! Sie sind Waffen!" Valerian warf sich immer wieder an anderen Stellen gegen die Schilde und hörte damit auch nicht auf, bis er sicher war, daß alle begriffen hatten, wie fest sie die Scuta halten mußten. "Du!" Er deutete auf Fontinalis, der es seiner Meinung nach recht ordentlich gemacht hatte. "Erkläre Deinen Kameraden, wie man ein Scutum richtig hält und einsetzt!"

    Er hatte wirklich geglaubt, er hätte sie nun. Dabei hätte er es eigentlich besser wissen müssen. Schließlich kannte er doch seine Frau. Dieses freche Grinsen, mit dem sie seine mühsam erzwungene Ruhe quittierte. Und dann das Spiel noch weitertrieb. Valeria schüttelte den Kopf und lachte, während er sich mitziehen ließ. "Wehe, Du schleppst mich jetzt auf den Sklavenmarkt! Ich glaube, dann werde ich wirklich zum Ungeheuer und verschlinge Dich mit Haut und Haar, wertestes Eheweib", drohte er und es war nur halb ein Scherz. Denn nur allzu selten hatten sie etwas voneinander. Dementsprechend ungeduldig war er nun.

    Ungeduld stand in ihrem Blick geschrieben. Ebensolche Ungeduld, wie sie Valerian selbst verspürte. Gepaart mir ihrem verführerischen Lächeln sagte das mehr als tausend Worte. Trotzdem war er wie vom Hafer gestochen. Trotzdem er kurz davor war, sie schlicht und ergreifend in die nächste Gasse zu ziehen (nicht ahnend, daß sie ähnliche Gedanken hegte), ließ er sie doch noch ein wenig zappeln. Er zwang sich zu äußerer Ruhe und nur die Tatsache, daß seine Stimme ein wenig rau war, könnte ihn vielleicht verraten. "Also... wie war das? Den Markt wolltest Du besuchen?"

    So auf den ersten Blick sah das ja schon ganz nett aus. Valerian schritt die Reihe ab und beschaute sich das Kunstwerk. Doch wie fest hielten die Männer ihre Schilde? Schließlich standen sie im Ernstfall nicht allein auf der Wiese, sondern hatten es mit Gegnern zu tun, die alle Mittel nutzten, sich zu wehren. Unvermittelt warf sich der Centurio gegen einen Schild, um zu sehen, was dann geschehen würde.

    Schon ihre großen Kulleraugen waren dazu angetan, sein Herz zu erweichen. Doch als sie ihm dann auch noch um den Hals fiel, war es um den rauen, starken Soldaten geschehen. "Ihr Götter, schickt niemals Frauen wie diese in den Krieg, sonst sind wir armen Soldaten völlig verloren!" Er lachte und konnte sein Monsterspiel nicht länger aufrecht erhalten. Seine Arme legten sich um seine Frau und er schwang sie einmal herum, ungeachtet der gaffenden Passanten. Der Kuß war lang und inniglich. Schließlich waren sie verheiratet, da konnte niemand etwas sagen.

    Ja, damit hatte sie wohl Recht. Sie müßte sich Gedanken machen, wenn es ihm egal wäre. Familie war so wichtig. Wen sonst hatte man denn im Leben, wenn nicht die Familie? Sie war die Stütze der Gesellschaft, wie könnte ein Volk stark sein, wenn die Familien nicht fest zusammenhielten?


    "Antun? Ohja, ganz und gar Schreckliches und Grauenhaftes. Willst Du es wirklich darauf ankommen lassen?" Er zog eine Fratze und hob seine Hände, als wären sie Klauen. So tat er nun so, als würde er auf sie zukommen, um ihr etwas anzutun. Dabei mußte er sich schwer zusammenreißen, nicht zu lachen.

    "Danke, gern", erwiderte Valerian auf die freundliche Einladung, sich doch niederzulassen. Die Clinenanordnung war unrömisch, vier statt drei Clinen. So war es unmöglich den Ehrenplatz auszumachen, der bei den Römern ganz genau festgelegt war. So setzte sich Valerian dort, wo Marsus ungefähr hingedeutet hatte und stellte fest, daß Marsus und dessen Schwägerin sich ihnen gegenüber niederließen. Eine etwas merkwürdige Anordnung, fand Valerian, denn nun hatten sie immer den Tisch mit den Speisen zwischen sich. Aber er ließ sich von seiner Verwunderung nichts anmerken. Hier fand eine Vermischung der Kulturen statt, die er erst kennenlernen mußte.


    "Für mich bitte verdünnten Wein. Mein erstes Erlebnis mit Bier war, sagen wir mal, zum abgewöhnen." Das Grinsen, das diese Worte begleitete, war recht spitzbübisch. Ja, damals, sein erster Ausgang als Probatus. Mit Drusus war er damals saufen gegangen. Und danach... besser nicht dran denken. Der Centurio war echt sauer gewesen. "In der Tat habe ich mich sehr schnell eingelebt. Ein Militärlager ist ohnehin wie das andere. Kennt man eines, kennt man alle. Und meine Militärkarriere hat tatsächlich hier begonnen. Ich habe viele gute Erinnerungen an Mogontiacum. Hast Du Dich nach mir erkundigt oder gibt es doch noch Menschen in diesem Haus, die sich meiner erinnern?" Es sollte eine Provokation sein, dies so zu fragen. Es interessierte ihn einfach, ob die Famlie der Duccier sich der alten Verbindung zu den Quintiliern erinnerten. Immerhin hatten zwei von Valerians Cousinen lange Zeit in diesem Haus gewohnt. Und auch Valentina, seine Schwester, war hier einige Monate zu Gast gewesen, bis sie dann doch in die Casa Quintilia zurückgezogen war.


    Was die Reisen anging, so schien doch ein gewisses Mißverständnis zwischen den Frauen zu bestehen. Immerhin hatte Calvena doch betont, daß ihre Reisen in ihrer Kindheit stattgefunden hatten. Und nun hörte es sich so an, als würde sie allein durch die Gegend ziehen. Das konnte und wollte Valerian nicht so stehen lassen. "Hab Dank für Deine freundliche Fürsorge, werte Elfleda. Wir werden Deinen Ratschlag gewiß befolgen. Ich weiß um die Gefahren, die eine Reise hier, wie auch überall sonst, mit sich bringt. Lange Jahre habe ich in diesem Land verbracht und meinen Dienst verrichtet, in dem ich verpflichtet war, eben gegen diese Gefahren anzugehen. Wir werden ganz sicher nicht ohne die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen Reisen unternehmen. Meine Frau meinte auch mehr die Reisen in ihrer Kindheit, nicht wahr, Liebes?" Zwar hätte Calvena das auch selbst richtigstellen können, aber irgendwie war der Beschützerinstinkt stärker gewesen. Sanft drückte er die Hand seiner Frau, quasi als Entschuldigung dafür, daß er ihr zuvor gekommen war.


    "Was die Ruhe angeht, so ist wohl jeder Ort ein Hort der Ruhe im Vergleich mit Rom. Stille kehrt dort niemals ein. Aber wenn man es von klein auf gewöhnt ist, dann stört es einen nicht mehr. Rom ist gleichsam entsetzlich und wunderbar. Das eine geht nicht ohne das andere. Man liebt es, oder man haßt es. Ich gehöre zu den eigenartigen Menschen, die es lieben und wäre ohne Zwang nie aus Rom fortgegangen. - Hat es euch je dorthin verschlagen?"

    Der Junge eilte davon und Valerian blickte ihm erst noch einen Moment nach, bevor er die Tür schloß und sich wieder Calvena zuwandte. "In Ordnung, diese drei versuchen wir zu retten. Aber nun erkläre mir, wie Du Dir das im Einzelnen vorstellst. Ich meine, was aus den Kindern werden soll. Varius übernehme ich, da kannst Du ganz beruhigt sein. Aber die Kinder, was genau willst Du mit ihnen tun?" Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann wollte er den kleinen Rackern auch helfen. Aber er wußte, wie zwecklos so etwas war. Vor allem war die Frage, ob die Kinder sich überhaupt helfen lassen wollten. Einige dieser kleinen Diebe malten sich bereits ein tolles Leben als Meisterdieb aus oder hatten bereits kleinere Kinder unter ihrer Fuchtel, die ihrerseits für sie stahlen. Außerdem konnte er sich kaum vorstellen, daß jemand freiwillig solche kleinen Tunichtgute aufnahm.

    Valerian lächelte. "Ja, vermutlich tut ihr das. Vielleicht - habe ich ein wenig zu hart geklungen. Aber ich wollte doch, daß sie versteht, welche Bedenken ich habe." Eigentlich war das Schlimmste, daß Lupus sich so eigenartig verhielt und so gar keinen wirklichen Einsatz für seine Liebe zeigte. Seit er mit ihm gesprochen hatte, war er sich gar nicht mehr so sicher, ob der Terentier die richtige Wahl für Valentina war. Vorher hätte er mit Freuden zugestimmt, wenn Lupus eine Heiratserlaubnis hätte. Doch er wollte tatsächlich dem Glück seiner Schwester nicht im Wege stehen. Und sie liebte ihn wirklich, das war nicht zu übersehen. Na, vielleicht konnte Calvena Licht ins Dunkel bringen. Sie hatte so eine herzliche und direkte Art, dem konnte sich doch keiner entziehen. Er jedenfalls nicht.


    Sie ließ ihn tatsächlich noch länger zappeln! Unglaublich, diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn. "Ach, aber wie! Ganz grauenhaft schrecklich entsetzlich wäre das! Du willst das auf ganz und gar keinen Fall herausfinden!" Seine Augen funkelten und er mußte sich schwer zusammenreißen, sie sich nicht einfach über die Schulter zu werfen und mit ihr nach Hause zu eilen.

    Ihr Götter! Aus diesen Burschen sollte er Soldaten machen! Valerian war nahe daran, zu verzweifeln. Immer und immer wieder ließ er die Männer wiederholen. Schwert einstecken, Schwert ziehen, zwischendurch die Haltung der Schilde korrigieren. Erst nach einer endlos scheinenden Weile schienen sie alle begriffen zu haben, wie man das Gladius ziehen mußte. "Ihr werdet das in eurer Freizeit üben! Es muß euch in Fleisch und Blut übergehen!" Immer wieder mußte er sich ermahnen, daß sie eben Anfänger waren. Offenbar hatte er zu lange mit erfahrenen Männern, noch dazu mit der Elite des Imperiums, trainiert. "Das Gladius ist eine Stichwaffe! Keine Hiebwaffe! Schnelles Vorstoßen ist unsere Art, anzugreifen. Aus dem Schutz der Schilde heraus. Wenn ihr vorrückt, tut ihr das Schild an Schild. Mehr als die Klinge eures Schwertes oder euer Speer darf nicht durch die Lücken passen! Und das auch nur, wenn ihr gerade zustoßt! Wir üben das jetzt!" Er wußte schon jetzt, daß es eine Katastrophe würde. Ein Grund mehr, es immer und immer wieder zu üben. "Scuta premite*!"



    Sim-Off:

    *Reihen schließen!

    Es war ein anstrengender Tag gewesen. Nicht nur die Ausbildung er Neuen hatte ihn Kraft gekostet, sondern auch das Training, durch das er seine eigenen Fähigkeiten zu erhalten hoffte. Er war es gewöhnt, jeden Tag lange und hart zu trainieren. Und das neben dem normalen Dienst. Doch heute war es irgendwie härter als sonst gewesen. Er wurde doch hoffentlich nicht alt? Nein! Auf keinen Fall! In das Alter mußte er erst noch kommen!


    In die Thermen zu gehen, hielt er jedenfalls für eine sehr gute Idee. Nach einem kurzen Bad im kalten Wasser ließ er sich in das warme Becken gleiten und seufzte dabei wohlig auf. Ja, das tat gut.

    "Das ist gut so. Die Jungs sollen gar nicht erst anfangen, sich etwas einzubilden." Das würde nur die Disziplin untergraben und die war bekanntermaßen das Wichtigste in der Legion.


    "Ach, Calvena, wenn Du das tun würdest, damit würdest Du mir sehr helfen. Bestimmt ist so etwas von Frau zu Frau viel leichter. Ihr versteht euch doch gut, ihr beiden? Oder irre ich mich da? Valentina ist manchmal so still, daß man kaum erkennen kann, was sie denkt oder fühlt. Aber hast Du eine bestimmte Grenze überschritten, dann kann sie sehr temperamentvoll sein und heftig reagieren." Da erinnerte er sich an so manchen Moment mit seiner Schwester. "Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr ich sie liebe. Sie soll glücklich werden. Ist es denn wirklich zuviel verlangt, wenn ich für sie auch Sicherheit haben möchte?" Er konnte nicht begreifen, warum Valentina und Lupus beide so darauf reagierten, als würde er ihnen schaden wollen.


    Sie war wirklich frech, seine geliebte Ehefrau. Valerian grinste und schüttelte den Kopf. "Nein, Du willst ganz bestimmt nicht herausfinden, was dann passiert", behauptete er einfach so.

    Unwissenheit spiegelte sich auf den Gesichtern der Männer. Valerian schritt auf einen von ihne zu. "Gib mir Dein Scutum, dann zeige ich es euch." Er nahm den Schild und hielt ihn so, wie es sein sollte, wenn ein Feind sich näherte. "Der Unterschied zwischen euch und mir ist genau das: Euer Scutum. Ich trage kein solches. Wenn ihr in eine Kampfsituation kommt, dann steht ihr Schild an Schild, möglichst lückenlos. Wenn ihr nun versuchen würdet, euer Gladius zu ziehen, würde dies passieren." Er zog sein Gladius und die Hand knallte gegen das Scutum. Er bewegte also das Scutum, um das Gladius ziehen zu können, damit würde aber eine Lücke entstehen. "Ihr seht, links das Schwert zu tragen, wenn man ein Schild trägt, ist eine dumme Idee." Er gab das Scutum zurück. "Ihr zieht euer Gladius so." Er zeigte mit seiner linken Hand, wie das auszusehen hatte. "Und nun will ich das bei euch sehen: "Scuta sursum*! Gladios stringite!"


    Sim-Off:

    *Schilde auf! **Zieht blank!

    "Das freut mich zu hören. Er ist recht vielversprechend. Wie auch ein anderer von den ganz Neuen: Hadrianus Fontinalis. Ich denke, aus dem Jungen kann noch was werden, er hat recht fundiertes Vorwissen und stellt sich auch nicht ungeschickt an. Aber sag ihm das bloß nicht, das steigt ihm nur zu Kopf!" Dabei war kaum damit zu rechnen, daß Calvena den jungen Hadrianus bald so gut kennenlernte, daß sie ihm so etwas erzählte.


    "Hm, ja. Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee. Auch im Gespräch mit ihr hatte ich das Gefühl, daß sie mich nicht versteht. Sie scheint zu glauben, ich hätte etwas gegen diese Verbindung. Habe ich aber doch gar nicht! Nur soll sie in eine Ehe gehen, wo sich sicher und in Ehre leben kann. Im Moment darf Lupus nicht heiraten, wie könnte ich da erlauben, daß sie eine Beziehung ausleben? Sie entehrt sich und die ganze Familie." Im Grunde war Valerian erleichtert, daß Calvena dieses Gespräch anbot. Er selbst würde nicht weiterkommen, das wußte er.


    "Ohja, das hast Du! Zwar nicht direkt durch Worte, aber durch den Tonfall, durch Deine Gesten... und überhaupt!" Er grinste breit und zwinkerte ihr zu. "Das will ich aber meinen, daß Du meine Erwartungen nicht enttäuschen solltest, mein holdes Eheweib!"

    "Wir werden nun alle Kommandos von gestern durchgehen und ihr werdet lernen, wie sie vom Cornicen und vom Signifer weitergegeben werden. Merkt euch die Signale gut! Es könnte euer Leben davon abhängen." Es folgte eine Wiederholung des am Vortag gelernten, dieses mal begleitet von den entsprechenden Signalen des Feldzeichens und des Hornes. Anschließend wurden allein die Signale als Kommando ausgegeben, um zu sehen, ob die Männer sich alles ordentlich eingeprägt hatten. Es war eine langwierige und ermüdende Übung, doch Valerian kannte keine Gnade.


    "Gut, Männer, ich habe den Eindruck, ihr habt es verinnerlicht. Kommen wir nun zu einem neuen Thema: Eurem Gladius! Wie euch sicher aufgefallen ist, tragt ihr es im Gegensatz zu mir an eurer rechten Seite. Kann mir einer von euch sagen, warum ihr es rechts tragt und nicht links, obwohl ihr es auch mit rechts ziehen müßt?"

    "Ah, Terentius Lupus. Der Junge hat seinen ersten Tag im Wachdienst - und dann gleich so etwas. Du hast es ihm hoffentlich nicht allzu schwer gemacht?" Valeriann mußte grinsen bei dem Gedanken, daß der Junge Calvena auf Waffen untersuchen wollte.


    "Lupus?" Die eben noch fröhliche Miene verfinsterte sich. "Der ist eine echte Enttäuschung. Tut total fremd und das, obwohl ich ihn einmal Freund nannte. Und er tut gar nichts, um die Voraussetzungen für eine Ehe mit Valentina zu schaffen! Ich fürchte, er liebt sie gar nicht richtig und wird ihr das Herz brechen. Dabei liebt sie ihn doch so sehr! Ich könnte ihn einfach so schütteln!" Ja, von Lupus war Valerian wirklich enttäuscht. Von ihm hatte er mehr erwartet. Mehr Kampfgeist, mehr Einsatz. Wie könnte er seine geliebte Schwester an solch einen Menschen geben, der sogleich aufgab, wenn sich ein Hindernis auftat?


    Ihr Kuß gab seinen Gedanken eine ganz andere Richtung und er lächelte schon wieder. "Ohja, unter Vorspiegelung ganz falscher Dinge hast Du mich hergelockt. Mir wurden Zärtlichkeiten in Aussicht gestellt, ein schöner Nachmittag an Deiner Seite. Und was kommt dann? Hausputz." Das schelmische Glitzern in seinen Augen verriet ihn, als er beleidigt tat.

    Der Centurio kam nicht früher. Er kam ganz genau pünktlich. Und er befand sich in der Begleitung zweier weiterer Männer. Es war nicht schwer zu erkennen, um wen es sich dabei handelte. Trug doch der eine feierlich das Feldzeichen der Centuria und der andere ein großes gewundenes Horn. Zudem würde wohl auch das Wolfsfell für genug Eindruck sorgen. "Milites! In aciem venite!"

    Valerian nickte zu den Worten des Legaten. In nahezu jeder Ausbildungsgruppe fanden sich ein oder zwei Männer, die durchaus Führungsqualitäten besaßen, was sich dann auch in der Ausbildung sowohl nutzen, als auch fördern ließ. "Ich gebe zu, ich vermisse Rom. Und ich vermisse auch den Dienst als Praetorianer. Ich habe dort immer und ständig Informationen gesammelt, ich kannte alle Senatoren beim Namen, wußte um Verwandtschaftsverhältnisse, wußte wer im Palast ein- und ausging, durfte gar den Kaiser selbst schützen. Nunja, man sollte nicht in der Vergangenheit leben, sondern die Zukunft voller Elan angehen." Er seufzte und schüttelte den Kopf. Es war leicht, das zu sagen, aber schwer, es zu tun. "Eingelebt habe ich mich sehr gut, ich kenne auch einige der Männer noch aus alten Zeiten, immerhin habe ich hier mit meiner Laufbahn begonnen. Meine Centuria ist eine gute Truppe, mein Optio ein zuverlässiger Mann. Der einzige Negativpunkt ist die Tatsache, daß ich meine Frau zu selten sehen kann. In Rom konnte ich meinen Dienst freier einteilen, wenn ich nicht gerade für den Wachdienst zuständig war, und sie dadurch häufiger sehen."