Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Einen meiner Probati? Welchen denn? Na, die sind alle noch grün hinter den Ohren, ich habe momentan nur Anfänger, die noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung stehen." Das konnte durchaus auch ein Vorteil sein, denn dann wurden sie nicht von jemand anderem verdorben.


    "Natürlich bin ich freiwillig mitgekommen, da war ja auch noch keine Rede von Hausputz", meinte er in gespielter Verzweiflung, die allerdings sehr bald zu einem verführerischen Grinsen wechselte. "So, könntest Du? Was denn?"

    Mit gerunzelter Stirn beobachtete Valerian, wie die Männer nach und nach zurückkehrten. Natürlich hatte die Aufgabe sie sehr erschöpft. Drei Männer brauchten besonders lange und es war nicht schwer zu erkennen, warum. Valerian wartete, bis sie ihre Position in der Reihe eingenommen hatten. "Gut gemacht, Probati Hadrianus und Avienus. Einen Kameraden läßt man nicht ohne höchste Gefahr zurück. Probatus Numonius melde Dich im Valetudinarium. Sie sollen Dich nochmals untersuchen und feststellen, ob es einfach an mangelnder Kondition liegt, daß Du nicht durchgehalten hast - dem können wir abhelfen - oder ob Du gesundheitliche Probleme hast, so daß der Dienst für Dich zu schwer ist. Versuch jetzt langsam zu gehen und ruhig zu atmen, wenn Du Hilfe brauchst, laß Dir von einem Kameraden helfen. Abi, Probatus Numonius!" Es stand zu vermuten, daß der Mann die Grundausbildung nicht durchhalten würde. Deshalb waren die ersten Tage eben auch besonders hart: Um die Spreu vom Weizen zu trennen. Doch zumindest eine Chance wollte er dem Mann noch geben. Manche brauchten nur einen langsameren Einstieg ins Training und wurden später noch zu hervorragenden Soldaten.


    "Männer, für heute habt ihr es überstanden. Denkt daran, viel zu trinken, aber nicht auf einmal. Öfter kleinere Mengen trinken ist weitaus besser, als wenige Male viel zu trinken. Ihr werdet den Rest des Tages damit verbringen, eure Ausrüstung in Ordnung zu bringen. Morgen direkt nach dem Morgenappell werdet ihr voll ausgerüstet hier wieder erscheinen. Ihr habt eine halbe Stunde, um euch aufzuwärmen. Wenn ich erscheine, tretet ihr in einer Linie an und seid für das Training bereit. - Abite!"


    Er selbst würde ebenfalls zum Valetudinarium gehen um mit dem jungen Mann zu besprechen, wann während des Trainings der Punkt gekommen war, an dem man seine Schwäche eingestand und den Vorgesetzten darüber informierte. Bis zum Zusammenbruch zu laufen, war einfach nur dumm.

    "Und was tust Du, wenn er nächste Woche die nächsten Kinder unter seiner Fuchtel hat? Willst Du die dann auch retten?" Valerian wußte eben, daß es eine unendliche Schleife war, bei der man sich nur verstricken und ruinieren konnte. "Wenn Du es schaffst, sie unterzubringen, dann werde ich sie befreien. Aber ich sage Dir, daß dies das erste und letzte mal sein wird. Und was ist mir Romaeus? Willst Du ihn auch beim fahrenden Volk unterbringen?" Ungünstigerweise klopfte es gerade in diesem Moment an der Tür und der Junge rief, daß er fertig sei. Valerian öffnete die Tür. "Nun, das ist erfreulich. Wir sind aber noch nicht fertig. Also warte bitte in der Küche, wir kommen dann dorthin und Du bekommst die versprochene gute Mahlzeit." Warum nur war der Junge so merkwürdig gekleidet? Hatte er doch gestohlen und etwas unter dem Mantel verborgen? Na, das würde dem Bengel schlecht bekommen, sollte es so sein!

    "Meine Jungs sind nett?", fragte Valerian erstaunt nach. "Darf ich fragen, wie Du zu dieser erstaunlichen Erkenntnis kommst? Wann hattest Du Gelegenheit, sie kennenzulernen?" Vor allem, ohne, daß er etwas davon mitbekam? Sehr mysteriös, das Ganze.


    "Hausputz?", fragte Valerian entsetzt und lachte dann aber amüsiert. "Also weißt Du, wenn Du mich zum Hausputz rekrutieren willst, laß ich mich in Zukunft nicht mehr so bereitwillig entführen. Ich dachte ja, Du wüßtest besseres mit mir anzufangen."

    "Das mit dem Optio ist zwar eine verlockende Vorstellung, würde im Ernstfall aber zuviel Zeit kosten. Keiner eine Idee?" Valerian blickte die Männer nacheinander an. "Neben dem Signifer gehört auch ein Cornicen zu unserer Centuria. Gebe ich einen Befehl, dann wird dieser sowohl vom Signifer, als auch vom Cornicen durch das entsprechende Signal weitergegeben. Morgen werden diese beiden Männer uns bei der Ausbildung Gesellschaft leisten, damit ihr die Signale kennenlernt."


    Die Erklärung ließ Valerian einen Moment sacken. Dann folgte sogleich die nächste Anweisung. "Das war viel Theorie für den heutigen Tag, nun folgt noch etwas Leibesertüchtigung. Ihr werdet mit voller Ausrüstung laufen. Einmal um das intervallum, also die Innenseite der Außenbefestigung des Lagers entlang. Anschließend tretet ihr hier in einer Linie wieder an."


    Sim-Off:

    Bitte beschreibe ausführlich, was und wen Fontinalis während seines Laufs zu sehen bekommt, schließlich kommt er an allerlei Lagereinrichtungen vorbei. Als Anhaltspunkt dafür kann Dir der Lagerplan im Tabularium dienen.

    Der Empfang war unerwartet herzlich und freundlich. Valerian erwiderte den Händedruck des Ducciers nicht weniger kräftig und erwiderte das Lächeln. "Damit hast Du vollkommen Recht. Ich kann den Göttern für meine Frau nicht genug danken. Und meinem Patron und der kaiserlichen Kanzlei für die Heiratserlaubnis." Marsus schien ja nicht verheiratet zu sein, sonst hätte er seine Frau sicherlich vorgestellt. Dabei sah der Duccier wahrhaftig nicht schlecht aus, - wenn einem wilder Haarwuchs und ein Vollbart gefiel. Leider gab es auch unter den Stadtrömern einige, die diese barbarische Mode bevorzugten. Etwas, das Valerian überhaupt nicht nachvollziehen konnte.


    "Aber ich bitte Dich", wandte er sich an Elfleda, die doch lieber ihren Sohn hinaus brachte. "Da gibt es doch nichts zu entschuldigen. Kinder sind der Reichtum jeder Familie." Es war wirklich eigenartig, wie herzlich die Frau sich nun ihm gegenüber gab. Doch Valerian schob es auf die Trauer, die an jenem Tag sicher noch frischer und stärker gewesen war als jetzt. Natürlich nahm er nicht an, daß sie ihre Trauer bereits überwunden hatte, so etwas dauerte nun einmal länger. Aber zumindest war sie nicht mehr so abweisend wie vorher. "Nun, was mich angeht, so ist ein Militärlager wie jedes andere. Leider habe ich viel zu selten Zeit, bei meiner Frau zu sein." Damit übergab er das Wort an seine Frau, denn sie hatte sicher mehr zu berichten, was die Eingewöhnung in der Stadt anging.

    Nachdem sie aus der Sichtweite der Castra entschwunden waren, faßte Valerian nach der Hand seiner Frau und drückte sie leicht. "So, nachdem Du mich nun erfolgreich entführt hast, was hast Du nun mit mir vor, mein Herz?" Am liebsten würde er sie auf seine Arme nehmen und ins Bett stecken, bis das Kind schließlich geboren wurde. Doch er kannte seine Frau zu gut, er wußte, daß sie sich das niemals gefallen lassen würde.

    Seufzend ließ sich Valerian neben sie auf die Kline fallen. „Hör zu, es wird schwer genug, dem Kerl das eine Kind abzuschwatzen, wenn Du das nun unbedingt willst. Aber alle drei? Ich möchte ihn nicht verhaften. Nach allem, was der Junge erzählte, ist dieser Varius harmloser als die meisten Männer seiner Art. Ihn zu kennen und ihn unter Druck setzen zu können, ist weit wertvoller, als ihn zu verhaften und somit Platz zu schaffen für einen anderen, der vermutlich schlimmer ist, den wir nicht kennen und den wir nicht unter Druck setzen können.“ Warum Calvena nun unbedingt diese anderen Kinder auch noch retten wollte, ging wirklich über seinen Verstand. Es nützte nichts. Varius würde innerhalb kürzester Zeit die nächsten Kinder angelernt haben. „Wir müssen schnell handeln. Traust Du Dir zu, heute noch ein Heim für die Kinder zu finden?“

    Der Nachäffer bezahlte seinen Spaß mit Schmerzen. Ohne weiteren Kommentar schlug Valerian zu. Einmal genügte vollkommen. "Sehr richtig", kommentierte Valerian die Worte des Probatus. "Achtzig Mann, wenn die Centuria voll besetzt ist. Achtzig Mann, die im Gleichschritt marschieren, lauter klimperndes Zeug an sich. Das macht Lärm. Das macht viel Lärm. Wie also wird sichergestellt, daß auch alle verstehen, welche Befehle erteilt werden?"

    Es war wie immer. Einige konnten rechts und links nicht auseinander halten. Doch dem konnte abgeholfen werden. Valerian brachte seinen vitis zum Einsatz und bald wußten eben jene Probati, daß das schmerzende Bein das richtige war. "Links, links, links", sagte er an und kannte keine Gnade, wenn es darum ging, die Männer an die richtige Stelle zu stoßen oder sie in den Gleichschritt zu zwingen. Die Ecke versuchten sie wenigstens gleich auf die richtige Weise, wenn auch mit mäßigem Erfolg. "Innen kleinere Schritte, außen größere! Achtet auf den Abstand! Du gehörst in die zweite Reihe, nicht in die dritte! Paß gefälligst auf!" Ein Probatus lernte auf recht schmerzhafte Weise, wo sein Platz war. "Weiter! Immer weiter!" Der ersten Runde mit ihren vier Ecken folgte eine Weitere und danach noch eine, bis der Centurio wenigstens halbwegs zufrieden war.


    "Consistite*! In aciem venite!" Das sollte doch wohl klappen. "Probatus Hadrianus: Was ist eine Centuria, wie groß ist sie und in welcher Formation marschiert sie für gewöhnlich?"


    Sim-Off:

    *Halt!

    Und ob das nun erst einmal mehrfach geübt wurde. Denn egal wie intelligent die Gruppe war, ein oder zwei Idioten, die es eben nicht gleich begriffen, gab es immer. Valerian war erst zufrieden, als auch diese den Wechsel zwischen Linie und Kolonnenformation problemlos bewältigten. "Kommen wir zur nächsten Übung: Marschieren! Wir marschieren im Gleichschritt! Was das bedeutet, wird hoffentlich jeder wissen. Sobald der Befehl zum Losmarschieren erfolgt ist, werdet ihr mit dem linken Fuß beginnen. Ihr marschiert drei mal komplett um den Exerzierplatz. Aequatis passibus*! Pergite**!" Wie immer stellte sich die Frage, wie die Männer das Problem der Ecken lösen würden. Valerian verriet es nicht, sie lernten es gründlicher, wenn sie es selbst versuchten.

    "Das mag sein, aber wenn Männer, die sich nicht leiden können, Rosen in der Hand haben, geben sie diese den anderen quer zu fressen, das ist nun einmal so, wenn man ihnen ihre Waffen wegnimmt." Eine gewagte Theorie, die er allerdings als unumstößliche Tatsache darstellte. Wenn auch breit grinsend. Bei einigen seiner Männer war er nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wußten, was Rosen für merkwürdige Dinger waren.


    "Ich wäre sogar ausgesprochen enttäuscht, wenn sie keine schlimmen Namen für mich hätten. Und ja, ich würde meinen Ruf wohl schnell wieder herstellen. Mühevoll wäre es dennoch, deshalb bitte ich Dich, es lieber nicht zu tun." Liebevoll küßte er sie ein weiteres mal, dann nahm er seinen Helm und trat vor die Tür, um seinen Optio holen zu lassen. Es dauerte einige Minuten, bis er diesem alle nötigen Anweisungen erteilt hatte. Zum Beispiel, auch den Tribun über seine kurzfristige Abwesenheit zu informieren. "Komm, laß uns gehen."

    Zusammen mit Calvena gelangte Valerian an die Porta Praetoria. Er meldete sich ordnungsgemäß bei den Wachen ab, die eine entsprechende Notiz in den Wachbericht schrieben. Erst als sie gebührenden Abstand vom Tor hatten, ergriff Valerian das Wort. "Wir dürfen leider nicht vergessen, daß ich immer noch im Dienst bin", meinte er entschuldigend. Allzu lange durfte er auch nicht fortbleiben. Aber natürlich war ihr das bewußt. Sie wußte ja, daß sie mit einem Soldaten verheiratet war. Trotzdem war es lästig. In Rom war alles viel einfacher gewesen. Er war oft in zivil unterwegs und konnte je nach Arbeitsanfall immer mal ein paar Stunden mit Calvena verbringen.

    "Na, ich weiß nicht. Wenn man Blumensträuße quer zu essen bekommt, kann das sehr unangenehm sein. Vor allem, wenn es Rosen sind." Lachend drückte Valerian seine Frau an sich. Nein, es war schon besser, wenn sie die Männerwelt der Castra unangetastet ließ. Männer brauchten schließlich ihre Spielwiese und auch die eine oder andere gepflegte Prügelei.


    "Ich ein Schinder?", tat er schließlich entsetzt. "Aber, aber... Du weißt doch, daß man diese jungen Burschen hart anfassen muß, damit sie Disziplin lernen. Schinder... naja, also irgendwie schon. Die Jungs brauchen das aber auch. Sie sind geradezu unzufrieden, wenn man zu weich ist." Als sie ihm auf den Hintern klapste, lachte er. "Na schön, gehen wir also. Aber das machst Du bitte nicht in der Öffentlichkeit mit mir, sonst habe ich da draußen verloren."

    "Bildhauerei, Blumenbinden und Töpfern. Das ist eine ausgesprochen geniale Idee! Ich bin sicher, jeder aufrührerische Germane wird sofort mitmachen wollen und total friedlich werden." Er tat ganz ernst, konnte das aber angesichts ihrer spitzbübischen Miene nicht lange aufrecht erhalten und lachte schließlich. Der Gedanke an einen Kampfplatz mit lauter töpfernden oder blumenbindenden Germanen war einfach zu komisch.


    "Entführen? Hm... Ich werde meinen Optio mit allen wichtigen Aufgaben betrauen und selbst in der Stadt nach dem Rechten sehen, was meinst Du?" Er konnte das durchaus verantworten, wenn er nicht allzu lange fort blieb. Dafür war man eben Offizier und kein kleiner Legionär mehr.

    Vasen und Blumen! Valerian lachte ausgelassen. "Ich bin mir nicht sicher, wie meine Ausbildungsgruppen darauf reagieren werden, wenn ich mit Blumen und einer Vase auf dem Campus erscheine. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sie sehr effektiv bei den Kampfübungen sein würden. Du würdest also auch die Ausbildung meiner Männer übernehmen?" Immerhin wußten wohl nur Frauen, wie man mit Blumen und Vasen umging.

    Sie schien beruhigt, das war gut. Valerian hatte im Geiste schon einen ausgeklügelten Plan ausgearbeitet, wie er sie beschützen konnte. Ganz unauffällig, verstand sich. Doch das Thema Melina schien tatsächlich ein Reizthema zu sein. Zumindest klang ihre Stimme ein wenig spitz, als sie von dem Mädchen sprach. "Nun... ich wage es kaum zu hoffen, daß sie endlich vernünftig wird. Aber wenn Du es sagst, dann will ich es glauben." Zweifel blieben, doch er wollte natürlich auch keinen Streit. Nicht heute, nicht nach dieser wundervollen Nachricht.


    "Umdekorieren? Nunja.... hm, Spitzendeckchen machen sich jetzt vielleicht nicht so gut. Und eine rosa Wandbemalung vielleicht auch nicht." Er mußte unwillkürlich lachen bei dieser Vorstellung.

    Na endlich klappte das einigermaßen. Valerian konnte sich gar nicht erinnern, ob seine eigene Ausbildungsgruppe damals auch so lange gebraucht hatte, bis alle es konnten. Vielleicht sollte er den alten Petronius mal aufsuchen und ihn fragen. Der mußte doch hier irgendwo in der Nähe wohnen.


    "In einer Linie antreten, das könnt ihr nun. Doch in dieser Formation wird nicht marschiert. Marschiert wird in Kolonne. Üblicherweise gehen dabei fünf Männer nebeneinander. Da ihr zu wenige seid, um auf dieser Breite mehrere Reihen zu bilden, werdet ihr nun je vier Männer nebeneinander antreten. Also: In agmen venite*!"




    Sim-Off:

    *In Kolonne antreten!