Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Es war wirklich unglaublich, daß bereits in der ersten Nacht, die Calvena in der Casa Quintilia verbrachte, so etwas vorfallen mußte. Valerian schüttelte eins ums andere Mal den Kopf, während sie durch die Straßen eilten. "Wie hat Valentina es denn aufgenommen?", fragte er noch, bevor sie das Haus betraten. Eigentlich eine unsinnige Frage, da er Valentina ja gleich selbst fragen konnte. Nachdem er Calvena noch einmal kurz an sich gedrückt hatte, eilte Valerian auf seine Schwester zu, um auch sie zu umarmen und ihr einen Kuß auf die Wange zu geben. "Valentina... Schwesterherz, ich hoffe, der Schreck war nicht zu schlimm? Ich werde dafür sorgen, daß ihr in den nächsten Nächten nicht allein seid. Bis Elissa und Simplex da sind. Ist denn etwas Wertvolles gestohlen worden? Oder habt ihr ihn gleich erwischt?"

    "Decimus Verus?" Der Name löste irgendeine Erinnerung aus, die Valerian aber erst etwas tiefer ausgraben mußte. "Ist das der Decimus Verus, der mal bei der Flotte war und diese Patrizierin aus den Händen der Piraten befreit hat? Nein, das kann eigentlich nicht sein, oder? Der wollte doch in die Politik und ist im Senat zusammengebrochen. Wenn es der ist, dann war er wochenlang Tagesgespräch in Rom." Valerian hatte ein gutes Namensgedächtnis. Bei den Praetorianern war es noch geschult worden. Und Informationen über Personen im Gedächtnis zu behalten, war eine der Grundaufgaben gewesen.


    "Ziemlich wankelmütig, der Mann, - also wenn es derselbe ist. Vielleicht gefiel dem Legaten das nicht. Wer weiß. Aber wenn dem Legaten die Geschichte mit dem Carcer nicht gefallen hat, solltest Du sie besser nicht erwähnen. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, daß er sich noch daran erinnert und Dir einen Vorwurf daraus macht. Einen Betrunkenen für eine Nacht in den Carcer zu stecken ist eine Lapalie, über die niemand unnötig Gedanken verschwendet. Du dienst schon ewig in Germanien und ich nehme mal an, daß Deine Akte keine negativen Einträge besitzt?" Mit hochgehobener Augenbraue blickte er Lupus fragend an. Der Lupus, den er kannte, würde gewiß keine negativen Einträge haben. Doch es waren viele Jahre vergangen und Lupus hatte sich durchaus verändert.

    Das Kichern ließ schon auf etwas schließen, das ihm vermutlich nicht unbedingt gefallen würde. Valerian schaute seine Frau fragend an und begegnete so ihrem wirklich entwaffnenden und bezaubernden Augenaufschlag. Er hatte keine Chance. Nicht die geringste. "Ich? Ihr dachtet ich würde mich darum kümmern?" Eigentlich war es ja klar gewesen. Valentina hatte noch nie derlei Entscheidungen treffen können, sie war einfach zu gutherzig. Und Calvena hatte aufgrund ihrer Vergangenheit auch ein großes Herz für Menschen, die ein rastloses und schwieriges Leben führten. Nun gar noch ein Kind. "Also gut. Ich melde mich ab und komme mit. Mal sehen, was für ein Früchtchen das ist." Was konnte er sonst schon tun? Auf keinen Fall Valentina und Calvena mit dem Problem allein lassen. So wandte er sich an die Wachen und meldete sich für einige Stunden ab. Probleme würde es deswegen keine geben, seine Männer hatte er ja alle sinnvoll beschäftigt.

    "Kein Kind in dem Alter überlebt allein auf der Straße. Nicht in Rom und nicht hier. Er kann nicht allein sein, aber vermutlich erwartet ihn erst richtig Übles, wenn er die anderen verrät. Nicht selten stecken Erwachsene hinter den Kinderbanden, die ihre kleine Zuträger gnadenlos ausnehmen." Valerian sprach fast mehr zu sich selbst als zu seiner Frau. Bis zu ihm durchdrang, was sie da sagte. "Ihr habt ihn im Keller eingesperrt? Um dann was mit ihm zu tun?" Seiner eigenen Rolle in dieser ganzen Geschichte war er sich noch ganz und gar nicht bewußt.

    Auch Valerian ahnte noch nichts davon, daß die Adoption damals unrechtmäßig erfolgt war und die Erlangung des Bürgerrechts für seinen Adoptivsohn bereits wieder rückgängig gemacht worden war. Und so registrierte er durchaus erfreut, daß das Contubernium seines Sohnes keineswegs das letzte war, das antrat. Auch wenn den Männern ihre Feier durchaus anzusehen war.


    Er wartete einen Moment, bis die gesamte Centuria angetreten war. "Milites! Mein Name ist Lucius Quintilius Valerian und ich bin euer neuer Centurio!" Während er sprach, schritt er die Reihe der Männer ab. "Wie ich sehe, gibt es durchaus noch einiges zu verbessern!" War er vielleicht doch zu verwöhnt durch die Praetorianer? Na, hartes Training hatte noch niemandem geschadet. "Nach dem Morgenappell werdet ihr euch morgen mit vollständiger Ausrüstung auf dem Exerzierplatz einfinden!" Da die Centuria morgen keinen Wachdienst zu leisten hatte, konnte er sie geschlossen trainieren lassen. Und sich ein Bild davon machen, wie gut seine Männer ausgebildet und im Training waren.

    Puh, die Erleichterung war dem Centurio dann doch deutlich anzumerken. Ein Kind. Also zumindest keine Lebensgefahr für seine Lieben. Trotzdem war er zutiefst beunruhigt. "Ein Kind von acht oder neun Jahren? So jung? Dann gehört er mit Sicherheit zu einer Bande und es könnte sein, daß die den Jungen wiederhaben wollen. Ich hoffe, ihr habt euch nicht einwickeln lassen, denn auch so junge Burschen können schon mit allen Wassern gewaschen sein." In Rom waren Kinderbanden nicht selten. Meistens waren sie auf Taschendiebstahl spezialisiert. "Habt ihr ihn den Wachen übergeben?"

    Valerian schritt an der Centurienbarracke seiner Centuria entlang. Er wollte die Männer antreten lassen, um sich ihnen vorzustellen. Dabei kam er natürlich auch an seinem alten Contubernium vorbei. Es roch, als hätten sie dort ein Weinfaß ausgekippt. Was unwahrscheinlich war, paßte solch ein Faß ja nicht mal hinein, in diese Unterkünfte. Ja, er hatte gelesen, daß heute einige der Probati ihre Grundausbildung beendet hatten. Unter anderem sein Sohn, den er noch gar nicht hatte sprechen können. An solch einem Tag konnte mal ein Auge zugedrückt werden und so verzichtete Valerian auf eine Stubenkontrolle. Aber das Antreten konnte er ihnen nicht ersparen, es sähe schon dumm aus, wenn ein neuer Centurio sich nicht mal vorstellen würde.


    "Centuria IV! Venite!" Das sollte laut genug sein, daß es selbst in die Suffköppe vordrang. Sein alter Centruio Artorius, genannt auch der Schreihals, wäre wohl in diesem Moment stolz auf ihn.

    Sie fiel gleich mit der Tür ins Haus und Valerian erschrak nicht schlecht. Unwillkürlich drückte er seine Frau fest an sich. "Was meinst Du mit ungebetenem nächtlichem Besucher? Ein Einbrecher? Geht es Dir gut? Geht es Valentina gut? Ist viel gestohlen worden?" Er konnte die beiden unmöglich länger allein in dem Haus wohnen lassen. Er mußte jemanden finden, der sie beschützte, bis Elissa und Simplex ankamen. Wie hatte er nur glauben können, die beiden Frauen seien in dem Haus sicher?

    Valerian war voller Sorge, als ihm ein Soldat meldete, daß Calvena am Tor war und ihn sprechen wollte. Denn sie würde nicht kommen, wenn nicht etwas geschehen wäre. Sie wußte ja, daß er hier erst einmal alles ordnen und seine Möglichkeiten ausloten mußte, bevor er sie besuchen kommen konnte. So eilte er also mit dem Miles an das Tor, um zu hören,w as vorgefallen war.


    "Sie ist meine Frau, Germanica Calvena. Schreibt auf, daß sie jederzeit zu mir darf", befahl er den Männern am Tor, bevor er sich seiner Frau zuwandte. "Salve, Liebes. Was ist passiert?" Noch während er sie fragte, ging er mit ihr ein paar Schritte vom Tor weg und umarmte sie fest.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Arbjon hatte also längere Zeit diesem Quintilier hier unterstanden. Darüber würden sie dann in den nächsten Tagen sprechen. Als Valerian dann erklärte, dass er sich bei Elfleda wohl unbeliebt gemacht hatte, runzelte Witjon die Stirn. Er hatte sich im Ton vergriffen? "Ich denke, darüber sollten wir dann nach der Bestattung reden," stellte er ganz nüchtern fest, denn er hatte keine Lust sich jetzt in irgendwelche Frauengeschichten zu verstricken. Wie er sich gut vorstellen konnte hatte die Mattiakerin keinerlei Lust sich zu diesem Zeitpunkt mit einer dahergelaufenen Römerin abzugeben, die von ihren Sitten keinen blassen Schimmer hatte. Er würde Elfleda später im Stillen fragen, was der Quintilier überhaupt gesagt hatte. Vielleicht hatte sie ja guten Grund ihn abzuwimmeln. "Ich danke dir jedenfalls sehr für dein Kommen, Quintilius. Es ist schön zu sehen, dass die Quintilier noch immer einen Bezug zu meiner Sippe haben und auch halten wollen." Besonders in diesen schweren Zeiten sorgte dieser Umstand für etwas Rückenwind, denn anderweitig fühlte Witjon sich oft genug von den römischen Familien der Stadt isoliert und verachtet.


    "Ja, das sollten wir." Valerian fiel es tatsächlich sehr viel leichter, mit Marsus zu sprechen, als es bei Elva der Fall gewesen war. Vermutlich lag es doch an ihm, er war eben einfach kein Diplomat, wie ja auch der Zusammenstoß mit Salinator bewiesen hatte. "Das wollen wir, Duccius. Unsere Familie wird nie vergessen, wieviel Gastfreundschaft und Unterstützung sie in diesem Haus bereits erfahren hat." Immerhin hatten einige seiner Verwandten längere Zeit hier gewohnt, auch wenn das schon sehr lange her war. "Ich werde Lando in ehrender Erinnerung behalten. Hab Dank dafür, daß Du in dieser für euch besonders schweren Zeit für mich Zeit erübrigt hast. Vale und auf ein baldiges Wiedersehen", verabschiedete Valerian sich von Marsus, auf den noch weitere Besucher warteten.

    "Von was für einer Angelegenheit mit welchem Decimer sprichst Du? War es ein positives Ereignis?" Lupus ließ sich wirklich alles aus der Nase ziehen. Dabei ging es doch um ihn und seine Zukunft. Merkwürdiger Mann. Vermutlich paßte es ihm schon nicht, daß er den Statthalter überhaupt um etwas bitten sollte. Doch ohne den Vinicius würde es sehr schwer werden. Auch eine Empfehlung für eine Standeserhebung würde gewiß über seinen Tisch gehen.

    Von den doch schon ziemlich feindseligen Gedanken seines vermutlich baldigen Schwagers ahnte Valerian nichts. Er wäre auch sehr überrascht und befremdet, wenn er davon etwas wüßte. "Bis zur Standeserhebung - oder der Erteilung der Heiratserlaubnis." Er hatte ja nichts gegen Lupus. Im Gegenteil. Aber mußte er ausgerechnet Soldat sein? Valentina war eine ehrenwerte Frau. Sie in Unehre bei einem Mann liegen zu lassen, das konnte Valerian einfach nicht zulassen. Seine Eltern würden ihn vermutlich noch aus dem Jenseits verfluchen, wenn er so etwas erlaubte. Nein, Lupus würde eben um seine Heiratserlaubnis kämpfen müssen, wenn er Valentina wirklich liebte. "Wie gut kennst Du Vinicius Hungaricus? Ist er Dir in irgendeiner Weise etwas schuldig?" So etwas war immer ein guter Weg, um eine ungewöhnliche Gunst zu erbitten.

    Sim-Off:

    Mist, übersehen. Sorry!


    Das Kissen kam postwendend zurück. Allerdings nicht zu Calvena, sondern zu ihm. Seine Reflexe waren zum Glück gut geschult, so daß er es auffangen konnte. Valerian lachte und schüttelte den Kopf, als Calvena ankündigte, sich mit Valentina zu verbünden. "Ihr Götter! Nein, laßt uns lieber schnell aufbrechen, bevor ihr eure Drohung noch wahr macht." Er tat nur entsetzt. Im Grunde freute er sich, daß die beiden sich zu verstehen schienen. Im Grunde waren sie sich auch gar nicht so unähnlich. Beide herzensgut und doch nicht einfach so in die Schublade "römische Frau" zu pressen. Beide neigten dazu, übermütig zu sein und waren zu dem einen oder anderen Streich fähig.


    Den Kuß seiner Frau erwiderte Valerian liebevoll, auch wenn er nur kurz war. Dann schien Calvena es doch noch überraschend eilig zu haben, sich fertig zu machen. Auch Valerian beeilte sich nun. Die Eile seiner Schwester trieb auch ihn an. Und so waren sie bald darauf, nach einem einfachen Frühstück, wieder auf der Straße Richtung Mogontiacum.

    Valerian schüttelte verständnislos den Kopf. "Man sollte immer alle Möglichkeiten nutzen, die sich einem bieten. Aber gut, das ist Deine Entscheidung. Germanicus Avarus ist einer der reichsten Männer Roms. Ein sehr einflußreicher Senator, der sich zwar auch gerne, vor allem bei Patriziern, unbeliebt macht, aber immerhin ein Mann mit Grundsätzen ist. Er ist der Rector der Schola, Legatus Augusti Cursu Publico und Architekt. Er hat einen schwierigen Charakter, Gespräche mit ihm sollen nicht leicht sein. Aber wenn Du ihn als Fürsprecher gewinnen kannst, hast Du viel erreicht." Immer diese Männer, die aus falsch verstandenem Stolz alles allein erreichen wollten. Bis zu einem gewissen Punkt ging das, wenn man gut war. Aber ab einem bestimmten Punkt kam man nur noch mit den richtigen Fürsprechern weiter, egal ob man gut war oder nicht.


    "Ja, Deine Beziehung zu Valentina ist davon abhängig, ob Du sie heiraten kannst oder nicht. Im Moment kannst Du es nicht, deshalb muß ich vorerst eine tiefergehende Beziehung zwischen euch ablehnen. Gib es zu, ginge es um Deine Schwester oder Tochter, würdest Du genauso entscheiden." Valerian fiel es doch auch nicht leicht, so hart zu sein. Sah er doch, daß die beiden sich wirklich liebten. Und er verbot ja nicht, daß sie sich sahen. Nur eben Zärtlichkeiten sollten sie sich verkneifen. "Soweit ich weiß, kann der Statthalter eine Heiratserlaubnis erteilen. Vinicius Hungaricus soll allerdings auch nicht gerade ein Mann sein, der so etwas leichtfertig ausstellt. Du wirst ihn gut überzeugen müssen."

    Sim-Off:

    Zur Gedächtnisauffrischung: Die zwei gehörten von Lupus' Eintritt in die Legio II (10/07) bis zu Valerians Weggang (03/08 ) zum gleichen Contubernium. Das sind beinahe zwei Sim-On-Jahre. Die kennen sich sowas von gut, auch wenn Lupus am Anfang mehr mit Artorius Severus zusammengehangen hat. Bis zu dessen Tod halt. Zu den Reitern ging er erst, als Valerian schon in Rom war. ;)



    "Germanicus Sedulus? Das ist ein guter Patron, der sollte doch etwas für Dich tun können. Wenn sein eigener Einfluß nicht reicht, dann reicht der von seinem Verwandten Germanicus Avarus ganz sicher. Der hält sich übrigens zur Zeit hier in Mogontiacum auf." Ja, manches Wissen war eben doch praktisch, das man einfach so nebenbei aufschnappte, wenn man oft mit Senatoren zu tun hatte. Germanicus Avarus hatte sich vor längerem abgemeldet von der Liste der anwesenden stimmberechtigten Senatoren.

    "Das klingt doch schon anders", stellte Valerian trocken fest und wunderte sich über die eisigen Blicke. Glaubte Lupus, ihn so leichter erweichen zu können? Oder glaubte er, einen Feind vor sich zu haben? Innerlich seufzte er, aber er ließ sich nichts anmerken. "Du liebst meine Schwester und sie liebt Dich, wie sie mir sehr glaubhaft versichert hat. Lupus, wir kennen uns nun schon lange! Ich weiß, daß Du ein Mann von Ehre bist! Ich weiß, Du wirst meiner Schwester jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich könnte mir für sie keinen besseren Ehemann als Dich vorstellen." Damit wollte Valerian erst einmal verdeutlichen, daß er kein siebenköpfiges Ungeheuer war, das sich zwischen zwei Liebende stellen wollte.


    "Aber Du und ich, wir wissen, daß es nicht so einfach ist. Du bist Soldat. Du brauchst eine Heiratserlaubnis und diese wird nur sehr, sehr selten erteilt. Du kannst mir glauben, ich werde nicht erlauben, daß ihr eine unehrenhafte Beziehung unterhaltet, bis Deine Dienstzeit vorbei ist. Das kann ich nicht erlauben als ein Bruder, der für seine Schwester nicht nur Glück, sondern auch Sicherheit und Ehre will. Ich selbst hatte das Glück, eine solche Erlaubnis zu erhalten. Allerdings konnte ich auch darauf hoffen, irgendwann in den Ritterstand erhoben zu werden. Bisher zumindest. Lupus... Wer ist Dein Patron? Wie sind Deine Aussichten, einen Rang oder Stand zu erreichen, der Dir die Ehe erlaubt? Wen kennst Du an einflußreichen Männern, die Dir eine solche Eheerlaubnis verschaffen könnten?" Man mußte den Stier bei den Hörnern fassen, etwas, das Lupus schon lange hätte tun sollen.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Ein Quintilius! Lange war es her, dass Witjon jemanden aus dem Hause Quintilia getroffen hatte. Erinnerungen an Quintilia Valentina hatte er mit der Zeit verdrängt, als andere Frauen in sein Leben getreten waren, ebenso Quintilia Flava. Er erinnerte sich außerdem, dass eine Verbindung zu dieser Gens bestand, deren Früchte die Duccii jedoch seit langem aus den Augen verloren hatten. "Danke für deine Anteilnahme," sagte er und nickte bedächtig. Dass Valerian Neuigkeiten von Arbjon brachte, überraschte Witjon dann allerdings sehr. Auch überraschte es ihn, dass der Quintilius einst Praetorianer war und nun wieder in der Legion diente. War das ein Strafposten? Oder sollte er jemanden überwachen? Immerhin war letztens erst ein neuer Legatus Legionis eingetroffen, vielleicht hing das miteinander zusammen. Oder aber Witjon betrieb nur überflüssige Spekulation und es war alles ganz anders. Aber das war auch nicht so wichtig.
    "Du bist ein Freund von Eburnus? Dann sollst du auch mein Freund sein. Ich weiß deine Pietät zu schätzen. Du wirst nach der Bestattung in den nächsten Tagen von mir hören. Dann sollst du bei einem guten Essen Gelegenheit haben aus Rom zu berichten." Er lächelte den Quintilius an so gut es ihm möglich war und zeigte damit hoffentlich ausreichend seine Freude darüber, dass Arbjon seine Grüße übermitteln ließ.
    Dann wies er unbemerkt auf Elfleda und fragte: "Hast du Landos Witwe bereits kennen gelernt?"



    Valerian nickte. "Ja, wir sind Freunde. Diese Freundschaft hat sogar die unschöne Situation überstanden, daß ich recht lange Zeit sein direkter Vorgesetzter war. Hab Dank für Dein Vertrauen und auch für die Einladung." Er erinnerte sich an das Fest damals in diesem Haus. Damals war er sich verloren vorgekommen unter all den hohen Herrschaften. Das würde nun wohl anders sein, zum einen war er selbst kein Niemand mehr, zum anderen würde diese Einladung wohl eher einen sehr privaten Rahmen haben. Da konnte man ohnehin viel besser reden. "Ja, ich hatte schon die Ehre. Allerdings fürchte ich, daß ich nicht den richtigen Ton getroffen und somit nicht den besten Eindruck gemacht habe. Ich hatte gehofft, daß meine Frau hier Anschluß finden würde. Wir können nicht viel zusammen sein und sie kennt niemanden hier in Mogontiacum, von meiner Schwester mal abgesehen. - Nunja, der Zeitpunkt war auch ganz falsch gewählt für so etwas." Er hätte dies für den nächsten Besuch zurückhalten sollen.

    Damit hatte Valerian schon gerechnet, er griff also nach dem Wasserkrug und schenkte Lupus ein. Sich selbst gönnte er einen kleinen Schuß Wein, denn gar so früh war es ja eigentlich gar nicht mehr. Noch immer geeicht darauf, seine Gesprächspartner genau zu beobachten, nahm Valerian durchaus wahr, daß Lupus nichts trank und nach anfänglicher Erleichterung doch eher nervös wurde. "Es ist nicht so? Aber eigentlich? Wie wäre es, wenn Du es mit ganzen Sätzen und von Anfang an versuchen würdest?" Es war nicht so? Was sollte er denn von solch einer Äußerung halten. Valerian zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen, denn bisher war er davon ausgegangen, daß Lupus Valentina ebenso liebte, wie es umgekehrt unübersehbar der Fall war.

    Lupus! Tatsächlich traute sich der alte Schwerenöter zu ihm, ganz erstaunlich. Valerian hatte schon kaum noch damit gerechnet, daß Lupus von sich aus zu ihm kam. Doch er hätte ihn ganz sicher aufgesucht. "Salve, Lupus. Wie Offiziere und Ehrenmänner? Und ich dachte, wir würden uns wie alte Freunde unterhalten können. Nach allem, was wir schon gemeinsam durchgestanden haben." Valerian schüttelte verständnislos den Kopf. Wofür hielt Lupus ihn eigentlich? "Es mag Unbeherrschtheit gewesen sein, die mir diese Versetzung eingebracht hat. Aber glaube mir, ich habe bei den Praetorianern gut gelernt, mich zu beherrschen. Und Du bist noch lange nicht an dem Punkt, an dem ich meine Beherrschung verliere. Allerdings kann ich Dir auch nicht anraten, bis zu dem Punkt zu gehen." Er grinste ein wenig schief und deutete auf einen Stuhl. "Setz' Dich und trink einen Schluck mit mir. Wasser? Oder stark verdünnten Wein?" Ein Trinker war Lupus nie gewesen, deshalb bot Valerian von vornherein nichts Stärkeres an. "Und herzlichen Glückwunsch zur Beförderung."