Valerian runzelte die Stirn. "Niemand könnte das schaffen. Ich denke, er kontrolliert nur die Einheiten selbst, an deren Spitze keiner seiner Vertrauten sitzt. Und er ist sehr schlau. Schon einige Male hatte man den Eindruck, er hätte eine für sich ungünstige oder unvorsichtige Entscheidung getroffen, vielleicht übereilt oder einfach aus dem Bauch heraus. Doch später stellte sich stets heraus, daß dem nicht so war. Er ist gewieft. Und wie man in meinem Fall sieht, ausgesprochen nachtragend." Er hatte immerhin einige Jahre in ein und derselben Castra gelebt und gearbeitet wie der "Glatzkopf", wie die Jungs ihn gerne nannten. Außerdem hatte jeder Praetorianer seine Lauscher gründlich aufgestellt bei allem, was um den PU herum geschah.
Es erfüllte Valerian mit sehr viel Stolz, daß sein Legat so bald eine Beförderung für ihn vorsah. Und er würde schon dafür sorgen, daß Livianus diese Entscheidung nicht bereute. Es war nicht seine Art, die Hände bequem in seinen Schoß zu legen. Er konnte nicht bei den Praetorianern dienen? Dann konnte er wenigstens dafür sorgen, erstklassige Soldaten auf den Weg dorthin zu bringen.
Dann machte der Legat ein Angebot, das Valerian geradezu den Atem stocken ließ. "Nun, uns war bewußt, daß sie nicht bei mir leben kann, solange ich Centurio bin. In Rom war es nicht anders, allerdings erlaubte mir mein Dienst, sie relativ oft zu sehen. Meine Familie hat hier in der Stadt ein Haus, meine Schwester lebt schon lange hier und Calvena ist nun zu ihr gezogen. Meine junge Cousine wird auch noch anreisen, zusammen mit unseren Sklaven und dem Gepäck, das nicht ganz so wichtig war. Zudem gibt es auch noch ein Haus der Germanicer, in dem sie auch leben könnte, wenn sie das wollte. Es ist ein unglaublich großzügiges Angebot von Dir, sie in Deinem Haus aufzunehmen und ich werde es auf jeden Fall mit ihr besprechen. Allerdings ahne ich, daß sie lieber in der Stadt bleiben wird, da sie dort mehr Freiheiten hat, als es hier möglich wäre. Trotzdem wäre es natürlich ausgesprochen verlockend, sie hier in meiner Nähe zu haben. Ich danke Dir vielmals für Deine Großzügigkeit." Livianus lebte also allein hier? War er denn nicht verheiratet?