Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Der Bericht war sehr ausführlich und erfaßte das Wesentliche. Valerian nickte hier und da, runzelte auch die Stirn, dachte nach. "Du hast das sehr gut beobachtet. An Deinem Bericht ist nichts auszusetzen. Die Namen der Senatoren, die Du erwähnt hast, werden Dir sicher etwas sagen. Was ist mit Octavius Macer? Hast Du schon von ihm gehört? Weißt Du etwas von ihm? Quästor Principis ist eine wichtige Aufgabe. Es ist wahrscheinlich, daß er dem Kaiser nahe kommt."

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    Diomedes



    Der Grieche legte den Kopf schief. "Du sagst es selbst. Es ist Dir erst gelungen, als es zu spät war. Du konntest nichts dafür. Und Du weißt nicht, wo er ist? Aber Du weißt, an wen Du ihn verkauft hast? Dein Bruder kann absolut alles herausfinden, er ist doch Praetorianer. Er wird auch das für Dich herausfinden, ich bin mir ganz sicher. Dann wirst Du erfahren, wie es ihm geht. Dann wirst Du Dich besser fühlen." Diomedes hatte großes Vertrauen in seinen Herrn. Seine Schwester schien nicht zu wissen, was sie an Valerian hatte. "Natürlich bereite ich Dir gerne Dein Bad vor, Domina. Es dauert aber einen Moment." Er lächelte sie freundlich an, verneigte sich und eilte dann davon, um einzuheizen.

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    Diomedes



    Diomedes sah die Tränen nicht, da sie sich ja wegdrehte. Doch er wußte, daß sie da waren. Ihre Stimme verriet sie. Ebenso wie das Schluchzen und die Bewegung der Hand, mit der sie die Tränen wegwischte. Frauen, die weinten! Es gab wohl wenig, das einen Mann mehr aus der Fassung bringen konnte. Da waren Sklaven keine Ausnahme. Diomedes befand sich nun in der Zwickmühle. Einerseits wollte er ihr Trost spenden, andererseits durfte er ihr auch nicht zu nahe treten.


    Zögernd - und nur ganz leicht legte er seine Hand auf ihren Arm. "Manchmal... fordert das Leben Entscheidungen, die uns zwingen, uns selbst und anderen weh zu tun. Niemand hat daran Schuld. Es ist der Lauf der Welt. Ich bin sicher, Du hast ihm ein gutes neues Zuhause gesucht. Es wird ihm gut gehen. Und er wird Dir nicht zürnen."

    Valerian lachte leise. "Ich fürchte schon, daß es auffallen würde. Wir werden warten müssen, bis die allgemeine Aufmerksamkeit auf uns ein wenig nachläßt. Aber dann machen wir uns schnell davon." Er flüsterte, damit es außer Calvena niemand hörte. Doch sicher sein konnte er sich natürlich nicht, da einige Personen ziemlich nah bei ihnen standen.


    Melina war, wie so oft, ein wenig vorschnell und Valerian legte ihr leicht die Hand auf den Arm, als er mitbekam, daß Septima sie leise darauf aufmerksam machte. "Danke trotzdem, Melina. Das ist sehr lieb von Dir." Aus seinem Tonfall konnte sie deutlich hören, daß dies nicht nur so dahin gesagt wurde. Mehr Zeit konnte er allerdings für seine junge Cousine nicht erübrigen, denn Septima fuhr nun mit der Zeremonie fort.


    Valerian reichte der Tiberia die rechte Hand, doch sah er dabei unentwegt Calvena an. Gleich... gleich würde sie wirklich und wahrhaftig seine Frau sein! Es kam ihm wie ein Wunder vor. Eigentlich war es das auch, so vieles war nötig gewesen, um dieses Glück zu ermöglichen. Sie sollten auch Fortuna noch ein Opfer bringen, wenn die Hochzeit vorüber war. Ihre Hände wurden zusammengelegt, ein locker darum gewickeltes Band symbolisierte nun ihre Vereinigung. Sie gehörten zusammen! Was immer auch geschehen mochte!

    Sedulus und Serrana unterschrieben ihren Ehevertrag. Ein sehr wichtiger und feierlicher Moment. So empfand es jedenfalls Valerian. Er war aufgeregt. Sehr sogar. Und spürte, wie sich Schweiß in seinen Handflächen sammelte. Davon ließ er sich natürlich nichts anmerken. Oder versuchte es zumindest. Es war heute weitaus schwerer als sonst, seine Gefühle zu verbergen. Normalerweise fiel ihm das nicht schwer. Heute war eben ein in jeder Hinsicht besonderer Tag.


    Nun waren sie dran. Valerian übernahm die Schreibfeder und nahm die Schriftrolle entgegen, die den Ehevertrag enthielt. Er kannte jedes Wort davon und doch las er ihn sich nochmals durch. Was etwas länger dauerte, da die Worte immer wieder vor seinen Augen zu verschwimmen drohten. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, setzte er schwungvoll seinen Namen unter das Dokument. "Du bist dran, Liebes", sagte er leise zu Calvena und reichte ihr die Feder. Dabei berührten sich ihre Hände für einen kurzen, aber sehr schönen Augenblick.

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    Diomedes


    "Nein, noch nicht sehr lange, Domina. Aber ich bin gerne hier. Dein Bruder ist gerecht und es fehlt mir an nichts. Er hat oft von Dir gesprochen und davon, wie sehr er Dich vermißt. Soll ich wirklich nicht gehen, um ihn zu holen?" Der Sklave war unsicher, was dies anging. Bestimmt würde Valerian seine Schwester so schnell wie möglich begrüßen wollen. Aber andererseits war Valentina sicher sehr erschöpft und wollte sich erst ausruhen. Eine wahre Zwickmühle.

    "Das weiß ich, Miles, sonst würdest Du nicht mit solch einer Aufgabe betraut." Genau genommen würde der Iulier dann gar nicht hier sein, sondern wieder auf dem Weg zur Legio I. "Abite." Der Bericht war wirklich nicht schlecht gewesen. Mit der Zeit würde Antoninus noch mehr Kleinigkeiten wahrnehmen. Kleidung und Gehabe mit einbeziehen in seine Beurteilung. Manchmal waren es die scheinbaren Nichtigkeiten, die jemanden verrieten, der versuchte vorzugeben jemand zu sein, der er nicht war. Oder der etwas zu verbergen hatte.

    Tatsächlich hatte der Miles den Namen des Schiffes auch noch im Gedächtnis. Valerian nickte anerkennend. "Das hast Du sehr gut gemacht, Miles. Übe Dich darin, so oft Du es kannst. Es trainiert die Beobachtungsgabe und das Gedächtnis. Die nächste derartige Aufgabe, die ich für Dich habe: Bei der nächten Senatssitzung wirst Du zu den Wachen gehören. Sei aufmerksam, höre gut zu, beobachte den Redner und auch die Zuhörer. Berichte mir später, wer was gesagt hat und versuche herauszufinden, wer nur ein Mitläufer ist. Natürlich kannst Du noch nicht alle Senatoren kennen, das erwarte ich auch nicht. Aber einiges wird sich Dir schon eröffnen, wenn Du die Augen und die Ohren offen hältst."

    Valerian hatte sich ganz auf das Opfer und auf Calvena konzentriert. Sonst wäre ihm der Blick des Praefectus Urbi sicherlich nicht entgangen. Und er hätte damit gerechnet, daß seine allzu große Schlagfertigkeit dem derzeit mächtigsten Mann Roms gegenüber, noch Folgen haben würde. So blieb er arglos, ärgerte sich noch ein wenig über die Störung seines Hochzeitspaares und versuchte krampfhaft, einfach nicht mehr daran zu denken. Auch das zweite Opfer wurde von Iuno angenommen, Valerian freute sich für Serrana und Sedulus. Und wartete nun darauf, daß die Zeremonien ihren Fortgang nahmen. Er freute sich schon auf später, wenn er Gelegenheit erhielt, mit der Familie und den Freunden zu sprechen. Vor allem mit denjenigen, die von so weiter Ferne angereist waren.

    Aufmerksam lauschte Valerian dem Bericht seines Miles. Und was er hörte, gefiel ihm recht gut. Antoninus hatte reichlich Informationen gesammelt mittels derer man die Männer zweifelsfrei finden und erkennen konnte. Trotzdem fielen ihm natürlich noch Fragen ein. "Sehr gut soweit. Aber gab es vielleicht noch mehr? Hast Du den Namen des Schiffes erfahren können und den Zeitpunkt, wann es in etwa erwartet wird? Hattest Du den Eindruck, daß an dem Geschäft irgendetwas illegales war? Daß sie vielleicht etwas an den Steuern und Zöllen vorbeischieben wollen? Was ist mit der Aufteilung des Gewinns? Haben sie das irgendwie angesprochen?"

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    Diomedes



    "Ähm, wie ich heiße?" Die Frage brachte den braven Sklaven ganz aus dem Konzept. Hatte er sich an der Tür denn nicht vorgestellt? Er überlegte. Nein, tatsächlich. Er konnte sich auch nicht erinnern, seinen Namen genannt zu haben. Wie peinlich! "Oh, Domina, bitte verzeih! Es war keine böse Absicht, ganz bestimmt nicht! Mein Name ist Diomedes. Natürlich hätte ich mich sogleich vorstellen sollen, es ... ich weiß wirklich nicht, wie mir das passieren konnte. Bitte verzeih mir!"

    So wie das ganze Haus war auch dieser Raum frisch renoviert. Die Wandmalereien waren in ruhigen Gelb-, Grün- und Rottönen gehalten, verschiedene Szenen aus Mythen und Sagen waren dargestellt. Die Einrichtung war ganz auf Gemütlichkeit ausgerichtet. Das Bett war mit reichlich Kissen und mehreren Decken verschiedener Dicke ausgestattet. Daneben standen Tischchen, auf denen Becher oder andere Kleinigkeiten abgestellt werden konnten. Ein weicher Teppich war ausgelegt, Truhen standen an den Wänden, um die Kleidung des jungen Paares aufzunehmen und zwei Sessel, die bei einem weiteren Tisch standen, rundeten das Bild ab.

    Valerian lachte. "Ich wußte schon immer, daß meine Familie mit dem Magen denkt. Also gut, gehen wir schon mal ins Triclinium und schauen, was der gute Diomedes so gezaubert hat. Wer von euch hat eigentlich Lust, sich mal nach ein oder zwei neuen Sklaven umzuschauen? Wir brauchen dringend mehr Personal." Sehr dringend sogar. Valerian schlenderte herüber, in der Annahme, daß die anderen ihm folgen würden.

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    Diomedes


    Diomedes lächelte. Das war mal eine liebenswerte junge Frau! "Ich werde mich um alles kümmern. Ruh Dich aus." Er eilte davon, um kurz darauf mit einem Tablett wiederzukommen. Karaffen mit Wasser und Wein, einen Becher, ein Teller mit Brot, Käse, Schinken, Oliven und würzigen Gürkchen. Dazu ein bißchen getrocknetes Obst. "Ich gehe das Bad vorbereiten. Ruf mich bitte, wenn Du etwas brauchst."




    Sim-Off:

    Sorry! Schlicht übersehen! :(

    Auch wenn das eigene Opfer schon als makellos und angenommen erklärt worden war, verfolgte Valerian gespannt das zweite Opfer. Die Priester machten es aber auch mal wieder spannend, so gründlich, wie sie die Eingeweide inspizierten. So wäre ihm fast der Auftritt des Praefectus Urbi entgegangen. Das hätte sicher nie möglich sein können, wenn dies nicht ausgerechnet Valerians eigene Hochzeit wäre, was seine Aufmerksamkeit in hohem Maße band. Als Salinator sich schließlich durch die Menge schob, war es selbst für den Bräutigam nicht zu übersehen. Und dann auch nicht zu überhören, als dieser Fettsack Calvena anmachte. Valerians Blicke konnte man mit Fug und Recht als tödlich bezeichnen. Schade nur, daß sie nicht so recht wirkten. "Sie hat sich verschenkt, ja. Ganz freiwillig. Ich mußte sie nicht kaufen, sie will mich. Und so hat sie nun keinen Staatsmann, aber einen Praetorianer an ihrer Seite. Besseren Schutz kann man wohl kaum bekommen." Er sprach gedämpft, denn er wollte das Opfer nicht stören. Demonstrativ legte er seinen Arm um Calvenas Hüfte, zog sie an sich und wandte sich wieder dem Opfer zu - und damit von Salinator ab.

    "Danke für die Glückwünsche." Valerian war fast ein wenig überrumpelt, so schnell wie die Priester nun ihrem Werk nachgingen. Zuerst die Eingeweidenschau. Es blieb nicht einmal Zeit, mit dem jungen Tierchen Mitleid zu haben. Und dazu brachte es ihnen Glück. Die Spannung war zuerst unerträglich und Valerian griff nach der Hand seiner Liebsten, um sie leicht zu drücken. Der Haruspex machte es aber auch spannend, er schaute die Leber gründlich von allen Seiten an und murmelte geheimnisvolle Worte vor sich hin. Doch dann kamen die erlösenden Worte. Strahlend blickte Valerian seine Frau an, dann schaute er nicht minder strahlend zu Serrana und Sedulus. Ihre Blicke trafen sich. Was für ein Glück! Valerian hatte sich wirklich gesorgt, ob solch eine gemeinsame Eheschließung den Göttern nicht doch ein Dorn im Auge war. Doch das Ergebnis nahm ihm diese Sorge von der Seele. Die Götter waren ihnen wohlgesonnen. "Ja, es ist wunderbar. Ich hatte wirklich ein bißchen Sorge. Aber die war unbegründet..." Er sagte dies nur leise, denn die Gäste sollten es nicht hören. Ach, wie gerne hätte er jetzt Calvena an sich gezogen und geküßt.

    Natürlich war Valerian froh, erst einmal einer Antwort Romana gegenüber enthoben zu sein. Docher hatte durchaus bemerkt, daß Romana verstimmt war. Es war ja auch wirklich nicht zu übersehen. "Leider hat der Frieden nur Sekunden gehalten. Es tut mir leid, Calvena. Aber ich fürchte, sie wird noch einen fürchterlichen Aufstand machen, wenn sie erfährt, daß ich Marhabal adoptiert habe." Valerian raunte dies seiner zukünftigen Frau leise zu und hoffte, daß sie ihn verstanden hatte trotz des Stimmengewirrs im Raum.


    Bald hatten sie die Priester erreicht und Valerian begrüßte sie freundlich. "Salve, Durmius Verus und Vestricius Longinus. Es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen. Ich danke euch, daß ihr uns die Ehre gebt, an unserer Hochzeit die Zeremonien zu leiten." Ihr Schaden würde es jedenfalls nicht sein, die Bezahlung gleich von zwei Hochzeitspaaren sollte reichlich sein.