Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian konnte dem kleinen Aegypter geradezu ansehen, was er dachte, und mußte unwillkürlich brinsen. "Salve, Schraubzieris. Dies ist der ehrenwerte Faustus Prudentius Arvina, ein Verwandter Deines Herrn Prudentius Balbus. Ist Dein Herr zuhause?" Da er selbst schon seit Stunden in der Stadt unterwegs war, konnte er nicht sicher sein, daß Balbus die Castra heute schon verlassen hatte.

    Zu der Versicherung, die Sprachkenntnisse betreffend, nickte Valerian nur. Er erwartete nichts anderes. Auch die Ausführungen die Aufgaben der Garde betreffend, nickte er ab und ergänzte dann noch: "Außerdem untersteht der Cursus Publicus den Cohortes Praetoriae. Geheime oder sehr brisante Sendungen werden natürlich von Praetorianern transportiert. Du siehst, unsere Aufgaben sind sehr vielseitig." Er musterte Antoninus noch einen Moment. "Geh jetzt und ruh Dich aus. Du wirst alles nach und nach lernen. Hör auf Deine älteren Kameraden, sie wissen, wie der Hase hier läuft. Abite."

    Sie traten auf die Porta zu und Valerian klopfte vernehmlich. Bestimmt wurde Arvina schon dringend erwartet. "Du bist sicher erschöpft von der lange Reise und dem Marsch durch Rom, nicht wahr?" Natürlich hätte er sich jetzt verziehen können. Aber er wollte seinem Patron wenigstens einen guten Abend wünschen. Und natürlich war er auch ein bißchen neugierig.

    "Das ist allerdings wahr. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder werden Verwandte idealisiert, - oder aber sie werden total runtergemacht, auch wenn sie es gar nicht verdient haben in dem Maße." Valerian lachte. Irgendwie war es überall das Gleiche.


    Über die Vorstellung von Arvina, was die Germanen betraf, hätte Valerian fast laut losgelacht. "In einem kann ich Dich beruhigen: Du stehst den Germanen, was Körpergröße angeht, in nichts nach. Es gibt übrigens auch gezähmte Germanen", versicherte Valerian dem Prudentier und nahm ihn mit Absicht ein wenig hoch. "Im Haus Deines Onkels lebt auch einer dieser "gezähmten" Germanen. Sei vorsichtig, sie sind sehr stolz und empfindlich." Daß Duccius Vala ein römischer Bürger war und durchaus zivilisiert und gebildet, ließ Valerian elegant unter den Tisch fallen. Arvina würde schon rechtzeitig merken, daß seine Vorstellung über Germanien ein wenig arg extrem war.


    "Ach, bald wirst Du Dich in Rom eingelebt haben. Und sicher kann Dein Onkel Dir raten, welcher Patron für Dich der Beste ist. Laß Dir Zeit. Es kommt ja auch darauf an, was Du für eine Laufbahn einschlagen möchtest." Sie hielten auf das Haus des Prudentius Balbus zu. "Keine Ursache, das ist doch selbstverständlich. Ja, in einem muß ich Dir zustimmen. Wärst Du durch die Straßen geirrt, wäre es gefährlich geworden. - Schau, da sind wir schon." Valerian schritt auf die Porta der Casa Prudentia zu.

    Unter den gestrengen Blicken der Wachen hatten Valerian und Piso einige schwere, eisenbeschlagene Türen durchschritten, ehe sie den eigentlichen Zellenbereich erreichten. "Es ist schon eine ziemliche Zeit her, daß ich einen Verwandten von Dir hier durchführte. Flavius Aristides. Er hat danach nicht wieder kandidiert, oder?" Dabei hatte der Mann einen durchaus kompetenten Eindruck auf ihn gemacht.

    Den Befehl seines Praefecten beantwortete Valerian mit einem knappen Nicken. Dann wandte er sich dem Besucher zu. "Sehr erfreut, Vigintivir Flavius", entgegnete Valerian und nahm die Hand des anderen, den er vom sehen her durchaus kannte. Er kannte jeden, der regelmäßig im Palast zu tun hatte. "Die Kerker?" Natürlich verstand er den Hinweis. Und der Flavier war auch nicht der erste Tresvir Capitalis, der nur einen Teil der Kerker zu sehen bekam. "Du hast Dir wahrhaft einen ungünstigen Zeitpunkt für Deine Inspektion ausgesucht. Spannend wird es wohl nicht. Aber die Kerkerwände sind auch nicht ganz uninteressant. Es ist manchmal erstaunlich, zu welchen Geistesergüssen verzweifelte Menschen fähig sind." Er machte eine Geste zur Tür hin, denn er hatte durchaus vor, gleich zur Tat zu schreiten. Balbus gegenüber wiederholte er den militärischen Gruß. "Praefect." Dann ging er voran, um Piso zu den Kerkern zu führen.

    "Warum hätten Deine Eltern Dich belügen sollen?" Valerian lachte und klopfte seinem jungen, neuen Bekannten auf die Schulter. Auch wenn diese reichlich weit oben zu suchen war. Irgendwie war er gespannt darauf, wie sein Patron auf die Ankunft dieses jungen Mannes reagieren würde. Ob er ihm gleich ein strenges Trainingsprogramm auferlegte, um etwas Speck abzubauen?


    "Dies hier ist schon die Via Flaminia. Es ist jetzt nicht mehr weit." Vermutlich ein Trost für Arvina, der schon recht erschöpft sein mußte. "Gesehen habe ich ihn das erste mal, als ich noch in Germanien war, wo er Praefect der Ala II war. Aber gesprochen habe ich ihn erst hier in Rom, damals war er Princeps Praetorii. Und damals wurde ich auch sein Klient. Wer ist Dein Patron? Oder hast Du noch keinen?"

    Valerian lachte. "Ja, Sachen gibt's. Aber Dein Onkel hat sehr viele Klienten, wie Du Dir sicher vorstellen kannst. Er ist ein einflußreicher Mann." Sehr einflußreich, um genau zu sein. Irgendwie hatte Valerian das Gefühl, daß Arvina dies nicht so richtig bewußt war.


    "Tessalonica? Macedonia? Naja, Karriere kann man dort sicherlich auch machen. Aber keineswegs so wie hier in Rom. Dies ist der Mittelpunkt der Welt. Und Du wirst sicher bald erkennen, daß es nichts auf der Welt gibt, was sich mit Rom vergleichen kann." Man hörte den Stolz auf seine Stadt aus seiner Stimme. "Unter der Schirmherrschaft Deines Onkels kannst Du alles erreichen. Wenn Du nur willst." Bei letzterem war sich Valerian allerdings gar nicht so sicher.


    Inzwischen war es so dunkel geworden, daß der Fackelträger seine Fackel entzündete. Die Menschenmenge auf den Straßen hatte sich deutlich gelichtet. Genau genommen war kaum noch jemand unterwegs. Das würde sich wieder ändern, wann immer sie den Lupanaren näher kamen.


    "Er ist ein großartiger Mann, Arvina. Er bewegt sich in den hohen Schichten der Gesellschaft, ohne den Bezug zu den normalen Bürgern zu verlieren. Ich kenne ihn als freundlichen Mann gegenüber jenen, die zu ihm stehen und über die er seine Hand hält." Und durchaus auch als unfreundlichen gegenüber jenen, die dem Reich zu schaden versuchten. Oder ihm sonstwie feindlich gesonnen waren. "Du wirst ihn ja bald kennenlernen. Er ist meistens abends bei seiner Familie."

    "Rom ist ein Schmelztiegel, Iulius. Hier kommen Menschen aller Nationen der Welt zusammen. Hier werden alle Sprachen der Welt gesprochen. Frisch Deine Sprachkenntnisse auf. Optio Duccius kann Dir vielleicht bei den germanischen Sprachen behilflich sein. Griechisch dürfte noch unproblematischer sein, weil jeder gebildete Römer es beherrscht." Antoninus war noch jung, er lernte also noch leicht. Wenn er jetzt die richtigen Dinge anfaßte, konnte noch viel aus ihm werden.


    "Du kennst die Aufgaben der Praetorianer? Abgesehen davon, das Leben des Kaisers und der Angehörigen seiner Familie zu schützen?" Zwar mußte er den Iulier erst noch besser kennenlernen und abwarten, bis er einige grundsätzliche Kenntnisse erworben hatte. Doch es konnte nicht schaden, ihn dann als Kandidat für den anderen Aufgabenbereich der Garde zu betrachten.

    "Damit hast Du allerdings Recht." Valerian nickte ernst. "Das tägliche Training neben dem Wachdienst im Palast, das kostet eigentlich schon den Tag. Gerade in der ersten Zeit werdet ihr Neuen hart ran müssen, um auf das gleiche Niveau zu kommen wie die anderen." Es war eben so, daß die Praetorianer tatsächlich eine Elitetruppe waren. "Du bist sehr gut mit dem Schwert, Iulius. Sogar beidhändig. Wo hast Du das gelernt? Und warum?" Er selbst konnte es, weil ein älterer Kamerad es ihm schon in der Grundausbildung geraten hatte, auch die linke Hand zu trainieren. Und bis heute hatte er das beibehalten.

    Valerian hatte schon damit gerechnet, daß Antoninus noch Fragen hatte. Aber mit dieser hatte er nicht gerechnet. Hingen denn diese Reiter alle so an ihrem Reiterdasein? "Der Rekrutierungsauftrag lautete auf Fußtruppen. Aber das heißt nicht, daß dies das Ende Deiner Reiterlaufbahn sein muß. Interne Umsetzungen sind selbstverständlich möglich, sobald Bedarf besteht. Und Du dann immer noch willst. Privat kannst Du natürlich ein Pferd halten. Und wenn Du Dich gut mit den Stallmeistern hältst und gerade Platz ist, bringen sie es Dir vielleicht sogar hier in der Castra unter." Das Reiben der Handgelenke fiel Valerian natürlich auf. Er schaute darauf.

    Also kein Bote. Und vermutlich wußte Balbus auch nicht, daß sein Verwandter gerade heute hier ankam. Ja, wenn das Gepäck abgegeben wurde, dann würde er es natürlich wissen. "Kann schon sein, daß er Dir jemanden entgegenschickt. Dann vermutlich auf den Hauptstraßen. Da wir auch den Hauptstraßen folgen, werden wir es sehen. Abends sind die Gassen wirklich nicht zu empfehlen." Valerian fragte sich mittlerweile, was der Gute Arvina getan hätte, wenn er nicht vorbei gekommen wäre. Aber gut, er hatte ja schon erwähnt, daß er nach den Vigiles gesucht hätte. Die hätten ihm gewiß auch geholfen.


    "Ja, ich kenne ihn gut. Er ist mein Patron. Was führt Dich denn eigentlich nach Rom? Was hast Du für Pläne?" Gut, das mochten schon ziemlich persönliche Fragen sein, aber Valerian war neugierig geworden. Arvina war ziemlich dick, damit schied eine Soldatenlaufbahn wohl aus. Aber ansonsten konnte ein einflußreicher Mann wie Balbus ihm eine Menge Türen öffnen.

    "Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Prudentius Arvina." Valerian hielt dem Prudentier die Hand hin, um ihre Bekanntschaft zu besiegeln. "Es ist sehr freundlich von Dir, daß Du Dir Sorgen um mich machst. Aber sie sind völlig unnötig. Ich weiß sehr genau, welche Gegenden ich meiden muß und bin auch nicht völlig wehrlos. Ah, schau. Da kommt der Fackelträger schon. Laß uns losgehen." Tatsächlich hielt ein Mann auf sie zu, der mit Fackeln ausgerüstet war. Noch war es nicht nötig, sie anzuzünden, doch lange würde es nicht mehr dauern, bis sie Licht gut brauchen konnten. Auch wenn Valerian es für gewöhnlich vorzog, ohne Licht zu gehen, war es in diesem Fall sicherlich besser so.


    Er erhob sich vom Brunnenrand und erklärte dem Fackelträger kurz, wo es hinging und welche Straßen er benutzen sollte. Der Mann nickte und ging voran, während Valerian mit Arvina folgte. "Weiß Prudentius Balbus, daß Du anreist? Hast Du einen Boten vorausgeschickt?" Natürlich war es für Arvina nicht ganz ohne Risiko, mit Valerian so offen zu sprechen. Wäre er ein Tunichtgut, könnte er dieses Wissen bereits gut ausnutzen. Andereseits glaubte er nicht, daß irgendein Verbrecher in der Stadt so dumm wäre, einen Verwandten des PP zu bedrohen oder ihm gar etwas anzutun. Denn das würde ihm ganz sicher nicht gut bekommen.

    "Achso", sagte Valerian und winkte lachend ab. "Dann brauchst Du keine Vigiles, sondern mußt einfach nur zur Casa Deiner Familie gehen." Vermutlich fragte sich der Fahrer des Wagens wirklich, wo denn sein Passagier geblieben war. "Der Fahrer wird Dein Gepäck sicher an der Casa abgeben, wenn er ein ehrlicher Mann ist, also mach Dir keine Sorgen."


    Als Valerian dann hörte, zu welcher Casa der Mann wollte, nickte er. "Natürlich weiß ich, wo sie ist. Du bist ein Prudentier? Näher verwandt mit Prudentius Balbus, dem Praefectus Praetoriae?" Da war er also anscheinend ganz zufällig über einen Verwandten seines Patrons gestolpert. Die Welt war klein.


    "He, Scipio. Schick uns doch nen Fackelträger her, ja?", rief Valerian einem Obsthändler zu, der gerade seinen Stand abgebaut hatte und mit seinem Karren loszog. Der Händler nickte und hob die Hand, um anzuzeigen, daß er es tun würde. Valerian wandte sich wieder an seinen Brunnenrandnachbarn. "Es ist ein ziemlich weiter Weg, da ist es besser, einen Fackelträger zu haben. Der Mann wird sicher bald hier sein. Mein Name ist übrigens Quintilius Valerian."

    "Oh, vielen Dank. Aber ich bin nicht durstig", lehnte Valerian das freundliche Angebot nicht minder freundlich ab. Er lachte, offfenbar war dieser Mann das erste mal in Rom. Valerian mochte es, die ersten Reaktionen von Erstbesuchern mitzuerleben. "Ja, Rom ist riesig und voll mit Menschen. In einer halben Stunde werden die Straßen bis auf die Wagen fast leer sein. Auch Du solltest Dir dann einen Fackelträger mieten." Es war ein gutgemeinter Rat.


    "Dein Wagen ist Dir abhanden gekommen? Mit Waren voll? Hast Du ihn denn unbeaufsichtigt stehen lassen?" Valerian wußte ja nicht, daß Arvina nur sein Gepäck vermißte, daß er auf einem Wagen liegen gehabt hatte. "Es ist dunkel, da liegt die Zuständigkeit für Diebstahl bei den Vigiles. Klar kann ich Dir zeigen, wo Du die findest. Aber viel Hoffnung kann ich Dir nicht machen. Hast Du viel verloren?" Das war natürlich kein schöner Anfang eines Rombesuchs. Der Mann begann Valerian leid zu tun. Zumal er ein sehr freundlicher Mann zu sein schien. "Wo liegt die Casa Deiner Familie denn? Ich kenne mich in Rom gut aus. Hast Du Deine Familie hier denn nie besucht?"

    Es war dunkel geworden, die Stadttore waren gerade für die Wagen freigegeben worden, die ja am Tag nicht in Rom fahren durften, als Valerian gerade hier am Stadtrand unterwegs war. Er hatte bereits gesehen, was er hatte sehen wollen. Seine Männer, die ihm kurz berichtete hatten, hatte er auf unterschiedlichen Wegen zurückgeschickt zur Castra und er selbst war eigentlich auch auf dem Weg dorthin. Es war warm gewesen heute. Eine erste Andeutung des beginnenden Frühlings. Da war er durchaus froh, daß er seine schwere Rüstung nicht tragen mußte, heute. Er war in zivil unterwegs, also als Praetorianer nicht erkennbar, wie in letzter Zeit immer häufiger. Ja, so langsam wurde er auf seine neue Aufgabe vorbereitet.


    Gerade hatte er sich bei einem Bäckerstand, der gerade schloß, ein Stück Honigkuchen erstanden und suchte sich nun einen bequemen Brunnenrand, von dem aus er das allabendliche Treiben noch ein wenig beobachten wollte. Ein dicker Mann schien den gleichen Gedanken gehabt zu haben, denn auf dem nächstgelegenen Brunnenrand saß er und aß Brot. "Salve. Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich mich zu Dir setze? Ist ganz schön was los, hm? Am frühen Abend ist es ja immer besonders chaotisch, wenn noch so viele Menschen unterwegs sind und die Wagen schon eingelassen werden." Eigentlich hatte Valerian die Zustimmung gar nicht abgewartet, sondern sich einfach gesetzt. Nun biß er genüßlich in sein Stück Kuchen.

    Also war auch das keine Möglichkeit. Dann mußte die 'undichte Stelle' irgendwo in der Familie Germanica oder im Freundeskreis stecken. Denn Valerian hatte mit niemandem darüber gesprochen, nicht mal seine Familie wußte es. "Sehr merkwürdig, das Ganze." Er bemerkte, daß er an eine Sache gerührt hatte, die ihr Kummer bereitete. Er drückte sie etwas fester an sich. "Es tut mir leid. Ich wollte doch nicht... ich wollte Dich doch nicht traurig machen."



    Er streichelte sie noch immer sanft, als sie schon die Sklavin losschickte, um Sedulus zu holen. Und er löste die Umarmung auch nicht, als der Senator schließlich den Garten betrat. Doch die Worte von Sedulus schienen etwas unschönes einzuleiten. Zumindest nach seiner Miene zu urteilen. Valerian fühlte, wie es ihm kalt ums Herz wurde. Taten sich neue Hindernisse auf? Jetzt, wo sie alle beseitigt zu haben glaubten? "Ja? Was gibt es denn?", fragte er und bereitete sich innerlich auf eine schlechte Nachricht vor.

    Daß das Haus der Germancer zu klein sein könnte, darüber machte Valerian sich keine Sorgen. Als Soldat hatte er schon Feiern mit sehr viele Leuten auf sehr viel kleinerem Raum erlebt und er hatte diese Feiern durchaus in guter Erinnerung. Aber es war vielleicht besser, von diesen Feiern nicht zu berichten. Sonst würde Calvena noch darauf bestehen, doch davonzulaufen.


    Die Quelle des Flaviers war für Valerian auch die große Frage. Keiner der von Calvena genannten Personen traute er es wirklich zu, etwas ausgeplaudert zu haben. Es mußte da noch jemanden geben. "Sind die Leute, bei denen Du gelebt hast damals, je wieder nach Rom gekommen? Glaubst Du, sie prahlen vielleicht damit, eine Germanica unter sich gehabt zu haben?" Er wollte diesen Menschen nichts unterstellen, aber das schien ihm fast die wahrscheinlichte Variante.


    "Na, die Machtgier und die Neigung dazu, diese Macht schonungslos zu gebrauchen. Bei ihm scheint das sehr ausgeprägt zu sein, wenn er dieses bißchen an Macht, das er bisher erlangt hat, derart ausnutzt Dir gegenüber. Abscheulich, so etwas." Valerian konnte solche Menschen nicht ausstehen. Natürlich verführte Macht. Er spürte es selbst. Als Praetorianer konnte er sich vieles erlauben, das anderen verwehrt war. Und er spürte die Angst, die manche Menschen vor den Praetorianern hatten. Nicht ganz zu Unrecht.


    "Ja, laß uns zu ihm gehen. Ich bin gespannt, was er von uns möchte."

    "Das wären sie ganz sicher", bestätigte Valerian seufzend. Aus diesem Grund waren sie sich ja auch einig gewesen, lieber nicht durchzubrennen. Nicht, daß diese Idee von ihnen je ernsthaft in Betracht gezogen worden war. "Meine Männer? Richtig, das wäre natürlich fatal, die Burschen so lange unbeaufsichtigt zu lassen." Er lachte. Wenn seine armen Männer wüßten, wie sie über sie sprachen. Dabei waren seine Jungs völlig in Ordnung.


    "Den beiden traue ich es eigentlich auch nicht recht zu, so etwas auszublatschen, obwohl ich sie nicht so gut kenne wie Du. Frag sie aber btte trotzdem mal. Ganz vorsichtig. Ich will ihnen wirklcih nichts unterstellen. Aber jedem kann mal etwas herausrutschen." Er hatte genug Verhöre geführt um zu wissen, wie schnell das gehen konnte. "Was ich vorhabe? Ach, nichts bestimmtes. Nur, ihm begreiflich machen, daß Du nicht ohne Schutz bist und daß er sich für seinen Machtmißbrauch andere Opfer suchen soll. Und ich dachte, das hätte sich bei den Flaviern langsam ausgewachsen."