Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    "Oh, das Gespräch mit ihr überlebt zu haben, ist schon ein Zeichen ihrer Zuneigung? Das war mir nicht bewußt. Ja, dann mag sie mich wohl gern." Valerian lachte, ohne es böse zu meinen. Zwar fühlte er keine warmherzige Zuneigung zu Elissa, dafür kannte er sie einfach noch zu wenig, doch er rechnete es ihr hoch an, daß sie Calvena zu schützen versuchte.


    "Erziehung? Ich? Die habe ich auf der Straße erhalten, das weißt Du doch", übertrieb er lachend, denn so schlecht war sein Elternhaus durchaus nicht gewesen. "Die Datteln sind lecker! Ist Dir auch warm genug? Nicht daß Du mir frierst." Zwar saßen sie nahe beim Feuer, doch eine Seite des Körpers war dabei immer von der Wärmequelle abgewandt.


    "Du magst Paulina, nicht wahr? Wir können sicher einmal wieder zu ihnen und sie besuchen. Und wir laden sie zur Hochzeit ein, was meinst Du? Oder werden sie sich da wohl fehl am Platze fühlen?" Er war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war.

    "In der Tat habe ich darauf lange gespart. Dann wurde ich zum Centurio befördert und konnte feststellen, daß ich mir sogar Mosaike leisten konnte. Mein Einkommen hat sich durch diese Beförderung enorm gesteigert. So sehr, daß ich meiner Familie ein gutes Leben ermöglichen kann. In einem frisch renovierten Haus mit gutem Personal." Er war nicht wenig stolz auf sich, das erreicht zu haben. Und wenn Sermo so weitermachte wie bisher, würde die Familie bald ein zweites Standbein haben, das einen hohen Lebensstandart sicherstellte.


    "Dann hoffe ich für Dich, daß dieser Drache von der Art ist, die sich schnell loswerden läßt. Nicht, daß ich Dir meine Männer zu Hilfe schicken muß." Lachend zwinkerte er Sedulus zu. Er ging fest davon aus, daß sein zukünftiger Schwiegeronkel mit Laevina fertig wurde.

    Als er genügend Glut zusammen hatte, legte Valerian die Kastanien hinein. Später würde er sie mit Hilfe von Ästen wieder herausholen. Hoffentlich rechtzeitig, bevor sie verkohlten. "Ellissa mag mich? Ich glaube eher, sie mag Dich", lachte er nach ihrer Feststellung.


    "Oh, sie hat es mir damals nicht gerade leicht gemacht. Sie hat mir sehr deutlich auseinandergesetzt, daß ich schlimme Dinge zu erwarten hätte, sollte ich Deine Ehre auch nur im Geringsten ankratzen. Sie hat sehr eindringlich gefragt, ob ich wirklich vorhabe, Dich zu ehelichen und ich war mir am Ende des Gespräches nicht ganz sicher, ob sie mir glaubt. Aber ich bin mir ganz sicher, daß Du ihr viel bedeutest und daß sie alles tun würde, um Dich zu schützen. Sie ist eine Perle, wenn auch etwas rau von ihrer Art her. Wie gut, daß ich nicht so empfindlich bin, was so etwas angeht."


    Als er all diese Köstlichkeiten erblickte, mußte er lachen. "Sie hat wohl damit gerechnet, daß ich eine große Eskorte mitnehme? Wer soll das alles denn essen?" Aber köstlich sah es aus. Absolut köstlich. Valerian konnte sich nicht zurückhalten, er stahl eine Dattel, um sie schon mal zu verzehren.

    Das kleine Mädchen wurde zu Bett geschickt und Valerian winkte ihr noch kurz nach. Ein süßes Mädchen. Und weder quengelig noch albern oder sonstwie lästig.


    Valerian genoß es, seiner Liebsten nun eine Weile lang so nahe sein zu können, verkniff sich aber jede weitere Berührung oder zu unbedachte Bemerkung. Auch wenn jeder hier zu wissen schien, daß sie sich liebten, hatte es doch noch keine offizielle Verlobung gegeben. Und die konnte es noch nicht geben, da er noch keine Heiratserlaubnis hatte.


    Der hoch gefüllte Teller, den er für alle in die Mitte gestellt hatte, leerte sich zusehends. Er beeilte sich und sicherte sich schnell einen dieser köstlichen Fleischspieße, als gerade Sedulus zu ihnen trat und Calvena zu Recht für dieses herrliche Fest lobte. "Da kann ich Deinem Onkel nur zustimmen. Es ist einfach wunderbar. Aber hattest Du uns nicht auch noch einen besonderen Kunstgenuß versprochen?" Hatte sie nicht selbst etwas zum Besten geben wollen?

    "Oh, das hängt natürlich vom Anbieter ab und davon, was Du willst. Für die Renovierung - ohne die Mosaike - habe ich knapp 1200 Sesterzen bezahlt. Dafür wurde nicht nur die Außenfassade sondern auch innen alles erneuert. Allerdings ist unser Haus nicht erschreckend groß." Valerian zuckte mit den Schultern. Er hatte mehrere Angebote eingeholt und dann das seiner Meinung nach beste genommen. Daß das beauftragte Unternehmen dann noch seinem früheren Centurio gehört hatte, war noch ein weiterer Pluspunkt gewesen.


    "Ich habe gehört, daß Drachen meist sehr hartnäckig auf einem Hort sitzen, wenn sie dort erstmal sitzen." Er mußte lachen, denn er stellte sich gerade bildlich vor, wie Sedulus eine feuerspuckende Laevina vor die Tür setzte. Ein sicher unangemessener Gedanke, aber er drängte sich ihm geradezu auf.


    "Das Angebot nehme ich gerne an. Man weiß ja nie, was die Zukunft noch so bringt." Er wußte ja nicht, was für Ausmaße die Auseinandersetszungen zwischen den beiden Frauen mit der Zeit angenommen hatten.

    "Gäbe es keine Schwächen, würde das Fehlen von Stärken zu Schwächen werden. Da ist es mir so schon lieber", philosophierte Valerian, während er weiteres Holz in die Flammen legte. "Ich glaube, ich verrate Dir meine Schwächen lieber auch nicht. Dann hast Du etwas zum Herausfinden." Er lachte und zwinkerte ihr zu in Erwartung des nächsten fliegenden Kissens - oder einer fliegenden Kastanie.


    Es machte Spaß, mit Calvena hier gemütlich am Feuer zu sitzen und das gemeinsame Mahl vorzubereiten. "Du weißt nicht, was sie eingepackt haben? Na, vielleicht sind wir noch ganz froh über die Kastanien, falls Elissa beschlossen hat, daß ich doch nicht der richtige Partner für Dich bin." Er grinste und meinte dies keineswegs ernst. Wenn Elissa etwas gegen ihre Beziehung hätte, dann hätte sie es ihm sicher schon ins Gesicht gesagt. Die Frau schien keine Angst zu haben. Vor niemandem. Nicht, wenn es darum ging, ihre Herrin vor Leid zu schützen.


    "Wenn Du eine normale Frau bist, dann bist Du neugierig. Und in diesem Fall ist es gesünder, Dir das Auspacken zu überlassen." Natürlich war er nicht weniger neugierig. Aber er wollte ihr die Freude lassen, zu entdecken, was eingepackt worden war.

    "Das Haus ist frisch renoviert und mit nagelneuen Mosaiken versehen", pries Valerian sein bescheidenes Heim an, "ihr seid mir als Gäste willkommen. Auch wenn hier im Haus mal Drachenalarm sein sollte." Den letzten Satz sprach er etwas leiser, nur für den Fall, das Laevina in der Nähe war. Er grinste dabei ein wenig frech.


    "Ich bin sehr froh, daß Calvena kein duckmäuserisches Hühnchen ist. Ich möchte eine Frau, die eine eigene Meinung hat und bei der ich sicher sein kann, daß sie mich auf Fehler aufmerksam macht. Dafür nehme ich es in Kauf, daß wir die einen oder anderen Kämpfe auszufechten haben werden. Das gehört eben dazu, wenn zwei Menschen mit sehr eigenen Lebensweisen beschließen, ihr zukünftiges Leben zusammen zu verbringen. Langweilig wird uns so schnell nicht werden, schätze ich."

    Valerian lachte. "Das gehört dazu. Viele Verbrecher versuchen, ihr Verbrechen auf andere zu schieben, um selbst als unschuldig dazustehen. Ähnlich ist es mit schlechten Eigenschaften. Kreidet man sie anderen an, sind sie bei einem selbst gleich weniger schlimm oder werden erst gar nicht bemerkt." Er zwinkerte zurück, denn er meinte das alles nicht bierernst. Wenn auch ein Körnchen Wahrheit in dem Gesagten steckte.


    "Weißt Du, hungrige Männer, die nichts besseres gewöhnt sind, finden manches lecker, was ein verwöhnter Gaumen verschmähen würde", versuchte Valerian seine Kochkünste etwas zu relativieren. Wobei viele Speisen wirklich nicht schwer zuzubereiten waren. Und er kochte allemal lieber, als abzuwaschen. Wenn man schon dazu verurteilt war, sich selbst zu versorgen. Ansonsten zog er natürlich vor, von jemandem bekocht zu werden, der es wirklich gut konnte. "Magst Du die Kastanien schon mal einritzen, während ich für eine ordentliche Glut sorge? Was haben wir denn eigentlich sonst noch so an Leckereien dabei?"

    "Iulius Proximus? Nein, getroffen habe ich ihn noch nicht. Seinen Namen aber schon mal gehört." Das gehörte zu seiner Arbeit, die Namen von Leuten in gehobener Stellung zu kennen. Manchmal war es gar nicht so einfach, da dranzubleiben und den Überblick zu behalten. Ständig wurde neu gewählt.


    "Wir brauchen Platz zum Laufen. Ist der Garten groß genug, um Runden zu drehen? Dann natürlich etwas Platz, um den Kampf zu üben. Eine Sandfläche wäre ideal. Oder eine Rasenfläche. Und einen Baum mit einem passenden Ast für Klimmzüge. Wenn Du so etwas nicht hast, dann laß eine Stange auf der richtigen Höhe anbringen. Mehr brauchen wir eigentlich nicht. Fernwaffen wollen wir ja nicht üben?"


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    Publius Iulius Saturninus
    Villa Iulia
    Roma



    Salve Saturninus!


    Mit Bestürzung las ich vom Tod Deines Vaters, der mir in der Tat ein sehr guter Freund gewesen ist. Meine tiefen Mitgefühls ob Deines Verlustes sei Dir sicher. Ob ich Dir Trost zu spenden vermag, weiß ich nicht, aber ich werde es gerne versuchen.


    Gerne treffe ich mich mit Dir. Ohnehin werde ich übermorgen in der Casa Iulia sein, da ich Deinem Verwandten Iulius Centho versprochen habe, mit ihm zu trainieren. Vielleicht kannst Du es einrichten, daß Du dann ebenfalls im Haus bist?


    Mögen die Götter über Dich und die Deinen wachen.


    Vale,


    Lucius Quintilius Valerian

    "Aber sicher bin ich eine Tratschtante! Und was für eine! Je mehr man tratscht, umso mehr bekommt man aus seinem Gegenüber heraus. Eine gute Ausrede, was?" Lachend begann er nun doch, das Feuer zu entfachen. Feuerstein und Zunder hatte er selbst. Es dauerte eine Weile, bis er brauchbare Funken hervorbrachte und der Zunder zu glimmen begann. Ab hier ging es schnell. Trockene Halme entzündeten sich, dann kleine Holzspäne, dann Ästchen. Schließlich flackerte ein ordentliches Feuer.


    "Am Anfang meiner Grundausbildung haben wir im Contubernium gewürfelt. Um eine Woche Kochdienst. Natürlich habe ich verloren. Da habe ich dann kochen gelernt. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Eine Frau auf dem Markt hat mir Tips gegeben. Danach habe ich die Regel eingeführt, daß jeder Neue erstmal eine Woche Kochdienst macht. Um es zu lernen. Ich glaube, wir waren das Contubernium mit der besten Verpflegung." Er zwinkerte ihr zu. "Aber glaub jetzt nicht, daß ich Dich in Zukunft bekoche. Denn Diomedes kocht wesentlich besser als ich."

    Valerian lachte. "Ich sehe, das ist ein schweres Problem.. Und natürlich dürft ihr zu mir flüchten. Diomedes kocht ausgezeichnet. Mein Haus steht euch also offen, solltet ihr Asyl benötigen." Wobei er hoffte, daß Diomedes sich nicht in eine Verschwörung mit den Küchensklaven der Casa Germanica hineinziehen ließ.


    "Allerdings. Frauen können manchmal sehr unangenehm werden, wenn man auf ihre Wünsche keine Rücksicht nimmt. Ich möchte das bei Calvena nicht so unbedingt oft erleben müssen." Noch grinste er. Noch hatte er so etwas nicht erlebt. Calvena war eine ungewöhnliche Frau. Und er war sicher, daß sie so einiges auf Lager hatte, wenn sie verärgert war. Ein weiteres Risiko, das sein Leben ein Stück weit spannender machen würde.

    "Aber das ist doch schon ein großes Männergeheimnis: Daß wir tratschen. Nicht wenigern als ihr Frauen, da kannst Du sicher sein!" Valerian lachte und zwinkerte ihr zu. "Aber ich kann Dir noch mehr verraten: Gib uns gutes Essen und etwas zum Spielen, dann sind wir glücklich und fressen Dir aus der Hand." Er lachte wieder. Auf die meisten Männer traf dies tatsächlich zu.


    Er ging zu der von ihr angezeigten Stelle und breitete dort die Decke aus. Gerade wollte er sich daran machen, das Feuer zu entfachen, da traf ihn etwas weiches am Hinterkopf. Lachend fuhr er herum, erkannte das Kissen, nahm es und warf es gut gezielt zurück. "Du bist ja ein schlimmerer Kindskopf als wir es als Rekruten waren."

    Valerian lachte. "Dann darf ich das also anderen Männern weitertratschen? Gut zu wissen." Sie erreichten den Hain und Valerian ließ sich aus dem Sattel gleiten. Seine Knie fühlten sich verdächtig weich an. Trotzdem eilte er zu Calvena, um ihr zu helfen. Nicht, daß sie es nötig hätte. Aber es gehörte sich eben so.


    Dann band er die dicke Decke und die Taschen mit den mitgebrachten Köstlichkeiten vom Pferd. Er lockerte den Sattelgurt, band die Vorderbeine des Tieres mit einem Band so zusammen, daß es nur kleine Schritte machen konnte, aber sonst nicht weiter behindert wurde.


    "So, mir genügen eigentlich auch Deine Geheimnisse", sagte er augenzwinkernd. "Wenigstens im Moment." Er lachte wieder, denn natürlich war das nur ein Scherz. Gemeinsam sammelten sie Edelkastanien und reichlich Feuerholz. Sie brauchten eine gute Glut, um die Kastanien zu rösten. "Wo genau möchtest Du sitzen?" Er war bereit, die Decke auszubreiten, damit sie es sich bequem machen konnten.

    Melinas Körpersprache sagte vieles aus. Und nichts davon gefiel Valerian. Er wußte natürlich, daß er mit ihr nicht so umspringen konnte wie mit ungehorsamen Rekruten. Damit würde er nur Widerstand erzeugen. Doch sie mußte sich den Regeln beugen, sonst würde sie die Familie sehr schnell in Verruf bringen.


    Sermos Worte konnte er nur unterstützen. Und er hatte dazu durchaus auch einiges zu sagen. Trotzdem wartete er einen Moment, damit die Worte des Vetters sich setzen konnten.


    "Melina, wir sind beide sehr froh, daß Du heimgekehrt bist. Du gehört zu uns. Und Du hast das Recht auf ein gutes Leben im Schutz der Familie. Doch wenn Du dieses gute Leben und den Schutz der Familie in Anspruch nimmst, dann mußt Du Dich eben auch den Regeln beugen. Es gibt nicht das Eine ohne das Andere."


    Eindringlich blickte er ihr in die Augen. "Du benimmst Dich zwar wie eine Zwölfjährige, doch Du bist es nicht mehr. Schon sehr lange nicht mehr. Du bist eine junge Frau. Die sich ihrer selbst, ihrer Stellung im Leben und auch ihrer Verantwortung bewußt sein sollte. Eine Familie, das bedeutet, daß jeder für die anderen mit einsteht. Das bedeutet, daß jeder nach seinen Kräften dazu beiträgt, die Familie weiterzubringen. Und auch jedes einzelne Familienmitglied weiterzubringen. So funktioniert das Leben. Natürlich kann es mal Streit geben. Und ein Anfall von Bockigkeit oder Starrsinn hier unter uns ist sicher kein Weltuntergang. Ein reingendes Gewitter kann auch gut sein, damit niemand dem anderen ohne zwingenden Grund wehtut, sondern merkt, daß er einen Fehler gemacht hat. Aber nach außen darf so etwas nicht passieren! Draußen schmutzig und ungepflegt herumzulaufen, eine grobe Sprache zu führen und alten Damen Gegenstände an den Kopf zu werfen, dient niemandem. Am allerwenigstens Dir selbst." Zwar hatte er wenig Hoffnung, daß seine Worte durchdrangen. Aber einen Versuch war es immerhin wert.

    Valerian grinste nicht minder breit. "Dann laß die Küchensklaven putzen. Die wissen, wie es geht, glaub mir. Und es gibt immer ein erste Mal. Auch beim Ausprobieren eines solchen Spektakels." Hoffentlich wurde er dann auch eingeladen!


    "Oh, das werde ich ganz sicher tun. Nicht, daß ich sie zu so etwas einlade und sie sich dann vor Entsetzen schüttelt." Er grinste wieder. Daß Calvena kein Zuckerpüppchen war, das wußte er sehr gut. Trotzdem konnte er nicht wissen, wie sie zu Gladiatorenkämpfen stand.

    Valerian lachte amüsiert auf. "Das ist ein guter Hinweis, vielen Dank. Ich bin sicher, damit lassen sich die meisten kritischen Situationen umschiffen." Er zwinkerte ihr zu. Am besten legte er sich einen Vorrat kleiner Geschenke an, für den Fall der Fälle. Er mußte gleich wieder lachen, als er dies dachte. "Bist Du sicher, daß es gut war, mir das zu verraten?"


    Was Valentina anging, mußte er ihr Recht geben. "Ich habe bereits daran gedacht. Aber ich war mir nicht sicher, ob es nicht eine Überreaktion wäre. Und nein, sie weiß noch nichts davon. Ich wollte es ihr erst mitteilen, wenn ich die Heiratserlaubnis habe. Und ich dachte daran, sie hierher einzuladen. Vielleicht bleibt sie anschließend hier? Wenn sie sieht, wie gut sie es hier haben kann? Und was für nette Verwandte sie dann hat?" Er seufzte. Es war eine Hoffnung, die ihm sehr fern erschien.


    "Bist Du sicher, daß die anderen Frauen damit einverstanden sind, daß Du diese heiligen Geheimnisse ausplauderst?", trieb er den Scherz noch ein wenig weiter.

    Die Zweifel waren Sedulus anzusehen. Trotzdem ging Valerian auf das Thema Gesundheit des Kaisers nicht weiter ein. Damit konnte er sich nur den Mund verbrennen. Es galt, die Ruhe und den Frieden aufrecht zu erhalten. Es brodelte schon genug an allen Ecken und Enden. Kein Wunder bei der Politik, die der Praefectus Urbi im Namen des Kaisers betrieb.


    "Ach, ein bißchen Blut sollte doch keinem Sklaven Probleme bereiten. Sind die euren so empfindlich? Wer schlachtet denn bei euch die Hühner, Kaninchen und Fische?" Diese Tiere kaufte man doch am besten lebendig, um sicherzugehen, daß alles frisch war.


    "Aber Du hast natürlich recht, gute Gladiatoren sind teuer und sollten nicht leichtfertig verschwendet werden. Weißt Du, ob Calvena an Gladiatorenkämpfen Freude hat?" Valerian hatte sie nie gefragt. Manche Frauen schwärmten für Gladiatoren, andere lehnten diese blutigen Schaukämpfe ab.

    Valerian lachte. "Ich glaube, bei dieser Menge, wie sie uns hier geboten wird, muß selbst ich kapitulieren. Ich bin sicher, es bleibt genug für alle, auch wenn ich meinen Teller ordentlich fülle. Bedenke, ich habe zwei hungrige Damen zu versorgen. Mindestens. Vielleicht sogar drei, falls Claudia Romana auch den einen oder anderen Happen probieren möchte." Er lachte abermals, als Calvena ihre Wünsche äußerte. Natürlich legte er daraufhin noch ein paar Leckereien auf den Teller, bevor er sich wieder niederließ. "Bitte, bedient euch", sagte er und stellte den Teller in die Mitte, damit jeder nach seinen Wünschen zugreifen konnte.


    Inzwischen hatte sich auch Senator Germanicus Avarus zu ihnen gesellt. In seiner Gegenwart fühlte sich Valerian irgendwie minderwertig, dabei wußte er ganz genau, daß er das gar nicht nötig hatte. Geld und Landbesitz war doch schließlich nicht alles. Trotzdem. Das Gefühl war nicht so leicht zu verdrängen. Er grüßte ihn, wollte sich ihm aber ansonsten nicht aufdrängen.


    Die kleine Sabina mußte nun ins Bett und Valerian lächelte ihr zu. "Möchtest Du noch eine kleine Leckerei mit auf den Weg nehmen? Ansonsten wünsche ich Dir schöne Träume." Warum waren nicht alle Kinder so lieb und unkompliziert wie dieses?

    Valerian lachte. "Doch, eigentlich schon. Aber natürlich wurden wir ab einem gewissen Alter getrennt unterrichtet und verbrachten nur noch wenig Zeit miteinander. Du weißt ja, wie das ist. Aber es ist schon eine herbe Erkenntnis, daß Frauen man ab einem gewissen Alter nicht mehr erziehen kann. Das nimmt mir jegliche Hoffnung." Er meinte das keineswegs so ernst, wie es in dem Moment klang. Seine übermütig blitzenden Augen verrieten ihn.


    Doch dann wurde er sehr ernst. "Nein, darum geht es mir nicht. Wenn es so wäre, hätte ich sie längst geholt. Ich mache mir Sorgen, daß sie kein gutes Leben führt. Daß es ihr an Mitteln fehlt und daß sie unglücklich ist. Ich habe Angst, daß sie sich mit den falschen Leuten abgibt. Daß sie in Schwierigkeiten gerät. Sie ist so weit weg, daß ich sie nicht beschützen kann, verstehst Du?" Echte Sorge stand in seinem Blick. Er atmete tief durch. Ein viel zu ernstes Thema für ihren Ausflug.


    Da versuchte er es lieber wieder mit Scherzen. "Ohja, das möchte ich unbedingt lernen. Und Du bist da goldrichtig für. Schließlich brauche ich diese Fähigkeit für unser zukünftiges Leben." Er lachte und zwinkerte zurück.