Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Bei "junger Mann" mußte Valerian unwillkürlich lachen. "Ganz so jung bin ich inzwischen auch nicht mehr. Aber danke für das Kompliment. Das geht runter wie Öl."


    Was den Kaiser anging, so zuckte er mit den Schultern. "Die Erholung war sehr wichtig für ihn. Ich denke, er wird bald zurückkehren und sich dann auch mehr in der Öffentlichkeit zeigen." Auf keinen Fall würde er durchblicken lassen, was er wirklich dachte: Nämlich daß der Kaiser nicht mehr gesund werden würde. "Die Garde steht fest hinter ihm. Ich denke, wir haben dem Volk gegenüber einen großen Vorteil: Wir bekommen ihn regelmäßig zu Gesicht."


    Es war ihm ganz Recht, daß das Gespräch sich wieder den Spielen zuwandte. "Woführ hat man denn Sklaven? Sie dürfen nur kein heißes Wasser nehmen. Blut wäscht man mit kaltem Wasser am besten ab. Da bleiben keine Flecken zurück, wenn man dafür sorgt, daß es nicht eintrocknet." Als Soldat besaß er damit einiges an Erfahrung.

    Zwar wußte Valerian durchaus, daß bereits viele Iulier beim Militär gewesen waren. Sein bester Freund aus seinen Anfangstagen bei der Legio II war ein Iulier. Trotzdem mußte das ja nicht bedeuten, daß es in der Casa Waffen gab, die für das Training geeignet waren. Doch es war beruhigend zu hören, daß es so war. Er hatte schon angefangen darüber nachzudenken, wie er entsprechende Ausrüstung hinbringen konnte.


    "Gut, dann sind wir ungestört und stören auch niemanden. Die ganze Familie ist über das Imperium verteilt, was? Ich kenne das. Wobei wir Quintilier irgendwie immer weniger werden." Er seufzte. Das war ein Problem, das die Iulier bestimmt nicht kannten. Sie waren eine starke und große Gens. So dachte Valerian zumindest.

    Ja, vielleicht lag es an Valerian, daß es mit den Frauen der Quintilier nicht ganz so leicht lief. Er zuckte mit den Schultern. "Das ist beruhigend zu hören, Calvena. Ich glaube, ich mit damit ein wenig überfordert. Rekruten sind wesentlich einfacher zu führen und zu erziehen."


    Valentina war wirklich immer bockig gewesen, wenn man sie zu etwas hatte zwingen wollen. "Ich habe ihr ja Zeit gelassen. Aber nun sind es schon mehrere Jahre. Und ich habe beunruhigende Dinge über ihren Umgang gehört. Mein Optio ist gerade aus Germanien zurückgekehrt und ich hatte ihn gebeten, nach ihr zu sehen. Ich weiß nicht so recht, was ich von all dem halten soll, was er mir berichtet hat. Am liebsten würde ich hinreisen, sie einpacken und mit hierher bringen." Er schmunzelte leicht, als Calvena davon sprach, daß diese Bockigkeit in der Natur der Frauen läge. "Ich hoffe, ich kann bei Dir noch lernen, wie ich mit bockigen Frauen umgehen muß", lachte er schließlich, denn heute war wirklich nicht der Tag zum Trübsal blasen.

    Calvena gesellte sich wieder zu ihnen und setzte sich dann direkt neben Valerian. Er strahlte sie freudig an, vor allem, als ihre Hände sich leicht berührten. "Sie ist ein liebes Kind, Calvena. Dein Onkel kann sehr stolz auf sie sein." Das mit dem um den Finger wickeln sah er natürlich ganz anders. Wenn sie nicht so lieb wäre, dann würde sie auch nicht so verwöhnt. Vermutlich. Vielleicht.


    Im Moment schien die Claudia nicht ganz so schlecht auf ihn zu sprechen zu sein. Vielleicht hatte sie sich ja wirklich beruhigt und sie konnten noch zu einem einigermaßen friedlichen Miteinander finden. Schon Calvena zuliebe. Im Augenblick sah es jedenfalls ganz so aus.


    "Das ist beruhigend, daß ihr nichts schlimmes passiert ist. Möchtet ihr auch etwas von dem Essen? Die Fleischspieße sehen sehr gut aus. Und die gefüllten Pilze und die Datteln im Speckmantel ebenfalls. Oder hier, die Pasteten, herzhafte wie auch süße." Er bediente sich und wartete darauf, daß die Damen ihre Wünsche äußerten.

    "Ich habe es am Liebsten, wenn historische Ereignisse dargestellt werden. Vor allem, wenn die Kämpfe nicht ganz so verlaufen, wie sie geplant waren. Also Gladiatorenkämpfe, die in eine gute Geschichte eingebettet sind. Aber es dürfen nicht zuviele Kämpfer auf einmal in der Arena sein. Dabei verpaßt man zuviel, weil man nicht alle zugleich im Auge behalten kann." Was nicht bedeutete, daß er ander Spiele nicht auch mochte.


    "Vielleicht würde es ihn aber auch von seinen anderen Sorgen ablenken, was meinst Du?" Nein, er meinte es nicht ernst. Valerian würde sich dem Kaiser gegenüber niemals respektlos verhalten. Deshalb grinste er Sedulus ebenso breit an, wie dieser grinste.


    "Das Risiko ist es doch, was diese Kämpfe so spannend macht. Und einen guten Gladiator so teuer." Er lachte auf, als Sedulus davon sprach, daß keiner zu Schaden kommen sollte. Im Zusammenhang mit Gladiatorenkämpfen war das ziemlich komisch.

    "Das klingt nach einem ausgesprochen abenteuerlichen Leben. davon mußt Du mir unbedingt näheres erzählen." Lachend winkte Valerian Diomedes heran, damit dieser die Becher auffüllte. Ihm war durchaus aufgefallen, daß Centho es vermied, ins Detail zu gehen. Da schien es ein paar mehr oder weniger dunkle Flecken in seiner Vergangenheit zu geben. Oder was Centho für dunkle Flecken hielt. "Gut, dann also bei Dir zuhause. Hast Du Übungswaffen da? Oder soll ich sie mitbringen? Wer lebt eigentlich noch alles in Deinem Haus? Werden wir die anderen Familienmitglieder nicht stören?"

    Ihre Hände faßten ineinander. Ein wunderschönes Gefühl. Und auch wenn es jetzt für ihn schwieriger wurde, das Pferd zu lenken, genoß er diese kleine zärtliche Geste sehr. Sie ritten nicht schnell. Wozu auch? Sie hatten doch den ganzen Tag Zeit.


    "Haben wir wirklich noch nicht daraüber gesprochen? Meine Schwester Valentina lebt in Mogontiacum. Sie war mir damals nachgereist, als ich zur Legion ging. Als ich dann aber nach Rom versetzt wurde, ist sie mir leider nicht wieder gefolgt. Schon oft habe ich ihr geschrieben, daß sie nachkommen soll, aber sie möchte nicht. Dabei geht es ihr dort nicht gut. Eigentlich müßte ich sie zwingen, herzukommen. Ich bin immerhin ihr Vormund. Aber ich weiß genau, wie sie auf Zwang reagiert. Ehrlich gesagt, bin ich bei ihr genauso ratlos wie bei Melina." Er seufzte. "Wie Du siehst, sind die Frauen in meiner Familie nicht gerade leicht zu handhaben."

    Daß die Claudia unruhig auf ihrer Cline herumrutschte, war nicht zu übersehen. "Liegst Du unbequem? Soll ich Dir ein paar Kissen oder Felle holen lassen? Es tut Deinem Kopf sicher nicht gut, so herumgeschaukelt zu werden." Nur weil sie einen schlechten Start gehabt hatte, mußte das ja nicht bedeuten, daß er ihr Schmerzen und Unwohlsein gönnte. So gehässig und nachtragend war Valerian nicht, auch wenn er dem Frieden zwischen ihnen nicht so ganz zu trauen wagte.


    Die kleine Sabina war ebenfalls unruhig, sagte aber nichts. Tapferes kleines Ding! Wieviele Kinder brachten es wohl fertig, ruhig zu sein, wenn um sie herum so vieles passierte? Romana hatte ganz Recht. "Ja, sie ist entzückend. Sabina, Dein Vater ist um so ein hübsches und liebes Mädchen, wie Du es bist, wirklich zu beneiden. Das werde ich ihm auch noch sagen."


    Die gemurmelte Frage Romanas war ihm auch nicht entgangen. Und es schien ihm, als würde die kleine Sabina die gleiche Neugierde plagen. "Die alte Dame, Germanica Laevina, ist in das Impluvium gefallen. Anscheinend ist sie dabei ein wenig unglücklich gestürzt. Aber es kümmern sich schon viele Leute um sie. Und die können ihr ganz sicher besser helfen, als ein grober Soldat, wie ich einer bin."

    Valerian lachte abermals. Er selbst hatte schon seine favorisierten Spiele. Auch wenn er natürlich alle gerne ansah. "Dem Imperator? Na, ich kann ja mal sehen, was ich tun kann, sollte ich mal wieder bei ihm als Wache eingesetzt sein." Er lachte abermals. Wenn er die Ehre hatte, den Kaiser persönlich zu beschützen, dann hatte er für gewöhnlich seinen Mund zu halten. Woran Valerian sich natürlich peinlichst hielt. Trotzdem war die Vorstellung, dem Kaiser einen solchen Wink zu geben, durchaus amüsant.


    "Stumpfe Waffen? Davon halte ich widerum nicht viel. Die Männer kämpfen anders, wenn sie keine scharfen Waffen in der Hand halten. Scharfe Waffen müssen nicht gleich immens mehr Blutvergießen bedeuten. Nicht, wenn die Männer wissen, was sie tun."

    Eigentlich war Valerian gar nicht nach Lachen zumute bei diesem Thema. Im Gegenteil belastete es ihn ziemlich. Doch Calvenas Lachen wr dennoch ansteckend. Vielleicht war es auch einfach der Wunsch, gerade heute, hier und jetzt alles nicht so eng zu sehen. Und die etwas verkniffene Laevina sich vorzustellen, wie sie wohl dreingeblickt haben mochte, als der Ball sie traf, war doch köstlichst. Und so lachte Valerian einfach mit.


    Als Calvena ihr Pferd näher zu dem seinen lenkte, streckte er eine Hand aus, um ihre zu ergreifen. "Ich weiß einen schönen Ort. Es ist nicht mehr weit. Siehst Du den Hügel dort? Da entspringt ein kleiner Bach mitten in einem Kastanienhain. Die Kastanien dürften reif sein, wir könnten sie rösten. Und es ist dort wirklich schön, ich bin sicher, es wird Dir gefallen."

    "Ich habe keine Ahnung, warum sie fortgelaufen ist. Sie hat noch weitere Geschwister. Aber das ist doch normal, daß man viele Geschwister hat." Valerian seufzte. Dies war wirklich nicht das angenehmste Thema. "Natürlich haben wir es wie Männer angefangen, wir sind schließlich Männer. Sie muß lernen, daß es Grenzen gibt. Sie kann mit sechzehn nicht mit einer Bande durch die Straßen ziehen, schmutzig und wild, und alten Frauen Gegenstände an den Schädel werfen."


    Eigentlich war es fast zum Lachen. Wenn es nicht die eigene Familie betreffen würde. "Deine Tante, Großtante oder was auch immer sie ist, war übrigens ihr Opfer. Und sie mußte diese Geschichte ausgerechnet dann breittreten, als ich bei Deinem Onkel war, um ihn um Deine Hand zu bitten." Das war auch noch so eine Geschichte. Er mußte sich dringend um die Wiedergutmachung kümmern.


    Für die idyllische Umgebung hatte er überhaupt keinen Blick bei diesen Themen, die sie gerade wälzten. Da konnte einem aber auch wirklich alle Freude an Sonnenschein und dem Anblick letzter Feldarbeiten vergehen.

    Es war schon ein erhebendes Gefühl, hier mitzumarschieren. Auch wenn die Urbaner heute die Ehre hatten, vor den Praetorianern zu marschieren. Valerian machte das nichts aus. Doch er wußte, daß andere das anders sahen und vermutlich beleidigt waren. Als ob es die Mühe wert wäre, sich über so etwas aufzuregen!


    Langsam zog die Prozession durch die Stadt. An den Straßenrändern standen Menschen und schauten begeistert zu, wie sie alle dem Circus entgegen strebten. Der Gleichschritt war perfekt. Es mußte wirklich ein prachtvoller Anblick sein! Und das, obwohl sie nur so wenige Männer pro Einheit waren.


    Ob Calvena wohl unter den Zuschauern war? Bestimmt! Aber Valerian wagte kaum, mit Blicken nach ihr zu suchen. Er wollte perfekt aussehen. Und dazu gehörte nun einmal, nach vorne zu schauen. Mit ernster, feierlicher Miene. Trotzdem klopfte sein Herz bei dem Gedanken, daß sie ihn gewiß beobachtete.

    Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Er heißt Decimus Atius Romanus und war ursprünglich bei der Ala II in Confluentes. Er war auch in Borbetomagus mit dabai, damals noch als Vexillarius. Es könnte sein, dass du ihn dort einmal getroffen hast.


    Quintus wandte sich zum Gehen, drehte sich an der Tür aber nochmal um.


    Oh, er hat noch etwas mit uns gemeinsam... Er hat denselben Patron.


    Valerian grübelte. Atius Romanus. "Also an den Namen erinnere ich mich nicht. Aber vielleicht, wenn ich ihn sehe. Ach, es wird sicher mal Gelegenheit geben, mit ihm zu sprechen." Schon schien das Gespräch beendet zu sein, als Eburnus noch etwas hinzusetzte. "Tatsächlich? Dann wird es sich kaum vermeiden lassen, daß wir zusammentreffen." Seine Mundwinkel verrieten ein leichtes Lächeln. Klug von Balbus, sich mit seinen Klienten zu umgeben. "Dann bis später."

    Valerian schüttelte den Kopf. "Nein, in Alexandria bin ich noch nie gewesen. Wie ist es dort? Man hört ja die merkwürdigsten Geschichten und ich weiß nie, was ich davon glauben soll. Das ist wie mit den Gerüchten, die auf dem Forum breitgetreten werden." Er lachte, denn der Vergleich war wirklich treffend.


    "Gut, wenn Du es so ernst meinst mit dem Training, dann werde ich gerne Dein Trainer. Wo wollen wir trainieren? Hier oder bei Dir?" Eigentlich wäre bei ihm besser. Der Garten hier war wirklich nicht groß.

    "Alle?" Valerian lachte. Daß jemand keine Favoriten hatte, war schon sehr ungewöhnlich. "Kleinere Gladiatorenkämpfe finden ja immer mal statt. Aber so richtig gute hat es ewig nicht gegeben. Ich mag Wagenrennen wirklich sehr, aber ich daß die Reichen dazu übergegangen sind, fast nur noch Wagenrennen zu veranstalten, finde ich sehr schade. Ein guter Gladiatorenkampf ist nicht zu verachten. Dabei muß gar nicht viel Blut fließen, davon bin ich gar nicht so Freund. Ich will gute Taktik und ausgefeilte Manöver sehen. Die Kämpfer müssen gut ausgebildet sein und ihre Waffen wirklich beherrschen."


    Ein Unfall folgte dem andere. Zwar hatte Valerian noch versucht zu helfen, als Romana gestürzt war, doch waren so viele Hände hilfreich dabei, ihr behilflich zu sein, daß er sich schnell überflüssig vorkam und sich lieber irgendwo in der Nähe hinsetzte. Die kleine Sabina war wirklich liebenswürdig. Zuerst versorgte sie Romana mit Honigkuchen und dann bot sie ihm auch etwas an. "Das ist wirklich lieb von Dir, Sabina. Danke, da nehme ich gerne ein Stückchen." Er brach sich eine Ecke von ihrem Kuchenstück ab und probiert. "Der ist wirklich sehr gut!"


    Dann schaute er zu Romana und man konnte ehrliche Sorge in seinem Blick erkennen. "Geht es wieder? Brauchst Du irgend etwas?", fragte er sie, um ihr zu bringen, was immer sie wünschen würde. Zumal Calvena ja schon wieder fortgeeilt war, anscheinend war ihre alte Tante gestürzt. So genau wußte er es nicht, er hatte nur wenige Worte aufgeschnappt, die sich darum drehten. Daß Romana das Eiswasser bis in Körpergegenden rann, wo es ganz und gar nicht hinsollte, konnte er aus seiner Perspektive nicht sehen.

    Hätte Valerian auch nur geahnt, was Calvena dachte, dann wäre er sofort umgekehrt. Zu Fuß. Schon allein, daß sie die Möglichkeit in Betracht zog, Phoebe könnte bockig sein oder ihn gar abwerfen, war erschreckend. Immerhin hatte sie ihm ein absolut sanftes Pferd versprochen. Er ging davon aus, daß dieses niemals so etwas tun würde.


    "Ja, sie macht uns gewaltigen Ärger. Die Einsicht, daß sie sich ändern muß, fehlt vollkommen. Sobald sie kritisiert wird, schaltet sie auf Durchzug. Selbst die vernünftigsten und einleuchtensten Argumente dringen nicht durch." Er selbst hatte ja sehr konkrete Vorstellungen davon, wie man diese Sturheit durchbrechen konnte. Immerhin war er selbst so erzogen worden. Und wenn es sich nicht bald besserte, dann würde er diese Erziehung wohl durchsetzen müssen. Das Problem war dabei nur, daß er kaum zuhause war. Es lag bei Sermo, das Mädchen an die Kandare zu nehmen.


    "Sie begreift nicht, daß jede Lebensweise ihren Preis hat. Völlige Freiheit bedeutet eben, kein festes Dach über dem Kopf und Hunger. Sobald man Sicherheit will, muß man den Preis dafür bezahlen. Wir nehmen sie ja gerne. Und sie soll alles bekommen, das sie braucht. Der Preis dafür ist Sauberkeit und Benehmen. Aber das will sie nicht verstehen."