Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Zitat

    Original von Quintus Duccius Eburnus
    Quintus hatte am Tor nach dem Rechten gesehen und dort einen Brief für Valerian in die Hand gedrückt bekommen.
    An der Stube des Centurio angekommen klopfte der Optio, wartete die Aufforderung zum Eintreten ab und ging dann hinein.


    Ein persönlicher Brief für dich, Herr.


    Er reichte Valerian den Brief...


    Valerian hatte sein Gladius auf den Knien, um es der notwendigen Pflege zu unterziehen. Zwar brauchte er seine Ausrüstung nicht mehr selbst zu pflegen, doch bei seinem Gladius war er eigen. Immerhin hatte er es von seinem Patron geschenkt bekommen. Und nach wie vor, konnte er mit dieser Waffe am besten umgehen. Sie selbst zu pflegen, war ihm ein inneres Bedürfnis.


    "Salve, Eburnus. Ein Brief? Danke." Er nahm ihn entgegen, öffnete ihn und las. Dabei wurde er nach und nach blasser. Und seufzte schließlich, als er ihn sinken ließ. "Er ist von Philogena. Sie geht mit ihrem Mann nach Aegyptus." Sicher, er hatte von der Ernennung gehört. Aber dabei irgendwie verdrängt, was das für Philogena bedeutete. Er legte den Brief beiseite. Sollte er ihr antworten? Oder lieber nicht? "Vielleicht ist es gut so. Dann ist sie weit weg und ich muß mich nie fragen, ob sie oder Calvena für mich die richtige Frau ist." Eigentlich waren es Gedanken, doch er sprach sie laut aus.

    "Tatsächlich?" Valerian schaute überrascht drein. Waffenloser Kampf mit Wurftechnik? Dann lachte er amüsiert. "Wer weiß, am Ende kannst Du mir auch noch was beibringen. Diese Kampfart klingt interessant. Wie sieht es mit dem Gladius aus? Und beim Speerwurf ging es nur um die Weite? Nicht darum, ein Ziel zu treffen?" Manche Menschen hatten wirklich merkwürdige Ideen. Nur weit werfen war doch total uninteressant. Fand er zumindest.


    "Als erstes müssen wir Deinen Körper in Form bringen. Du wirst jeden Tag Laufen und ein paar Übungen machen müssen. Alles in allem schätze ich, daß Du zwei Stunden dafür einrechnen mußt, wenn es wirklich etwas bringen soll. Meinst Du, Du hast so viel Zeit übrig?"

    "Eifersüchtige Frauen, das hat mir gerade noch gefehlt! Damit kann ich doch so gar nicht umgehen!" Valerian tat entsetzt, lachte aber doch wieder. Er tätschelte der Stute den Hals und konzentrierte sich dann ein bißchen mehr darauf, dem Tier die richtigen Hilfen zu geben. Und so ging es eigentlich ganz gut mit den beiden. Solange ihnen keine Kunststücke abverlangt wurden.


    "Oh, das Mädchen!" Valerian seufzte. Warum schafften Frauen es immer, genau den Punkt zu treffen, der vielleicht gerade nicht so angenehm war? Sicher, er hätte Calvena auf jeden Fall von Melina erzählt. Aber er hätte dafür einen besseren Zeitpunkt gewählt. "Ja, das habe ich. Leider, möchte ich fast sagen. Dieses ungezogen und ungepflegte Gör ist leider meine Cousine. Sermos kleine Schwester. Sie war vor Jahren von zuhause davongelaufen. Und nun ist sie heimgekehrt. Ich hoffe, das schreckt Dich jetzt nicht von meiner Familie ab?" Wenn sie heirateten, mußte Calvena sich zwangsläufig auch mit Melina auseinandersetzen. Von daher war diese Frage von großer Wichtigkeit.

    "Hm." Valerian war sich nicht sicher, wie er antworten sollte. "Ich hatte so ein bißchen den Eindruck, daß die Kandidaten zu einem sehr großen Teil die gleichen Senatoren hinter sich haben." Das war eine vorsichtige Umschreibung dessen, was er sich so dachte.


    "Ja, natürlich. Diese Eier sind noch sehr ungelegt. Deshalb frage ich anders. Welche Spiele gefallen Dir am besten?" Das war schließlich eine Frage, die jeder Römer zu beantworten wußte. Und die vielleicht die andere Frage gleich mit abdeckte.

    Valerian lachte und nickte. "Dann also auf die harte Tour. Du wirst es vielleicht eines Tages bereuen, diesen Entscheidung getroffen zu haben." Aber er würde mit Sicherheit etwas lernen und fit werden. "Hast Du früher schon trainiert? Den Gebrauch welcher Waffen beherrschst Du? Wie gut schätzt Du Dich ein? Und wie lange liegt Dein letztes Training zurück? Also ernstzunehmendes Training?" Ziemlich viele Fragen, aber Valerian wollte wissen, auf welchen Grundlagen er aufbauen konnte.

    "Schade, ich hatte gehofft, daß Du irgendetwas mitbekommen hättest. Ich finde es schon sehr auffällig. Zu viel für einen Zufall." Natürlich hatte er sich schon so seine eigenen Gedanken gemacht. Wenn man sich so anschaute, wer zur Wahl antrat.


    "Was für Spiele haben wir zu erwarten, wenn Du als Aedil antrittst?", fragte er neugierig. Immerhin hatte jeder so seine Vorlieben.

    "Das will ich hoffen, daß sie ganz lieb ist und mich nicht abwirft", lachte Valerian. Er schaute zu Calvena. Wenn es ihr so viel Freude machte, dann würde er sich da schon durchbeißen. Außerdem konnte es nicht schaden, etwas Übung im Reiten zu bekommen. Es konnte immer mal sein, daß er einen Auftrag zu Pferde erhielt, auch wenn dafür natürlich bevorzugt Equetes eingesetzt wurden. Doch ausschließen konnte man es nie.


    Calvena bot natürlich schon einen ganz anderen Anblick zu Pferd. Sie saß darauf, als wäre sie darauf geboren. Ganz einfach und selbstverständlich sah es bei ihr aus. Anmutig und schön. Er war so damit beschäftigt, ihren Anblick zu genießen, daß er von einem plötzlichen Vorwärtshüpfer der Stute überrascht wurde. Zwar warf ihn dies nicht aus dem Sattel, aber er schaute nun nach vorne. Auch wenn er das bedauerte.


    "Gut, dann bestimme ich die Richtung. Da entlang!" Sie folgten der Ausfallstraße an den Grabmalen vornehmer Familien vorbei, bis sie schließlich ländlichere Gefilde erreichten. Hier bog Valerian auf einen Naturpfad ab, der sich durch sanfte Hügel hindurchschlängelte.

    "Ich finde das alles schon ziemlich bedenklich." Valerian wollte nicht zu sehr nachbohren. Ganz offensichtlich wollte Eburnus ihn nicht so sehr mit in die Sache hineinziehen, daß er Namen nannte. "Ich kann Dir nur meine Hilfe anbieten, solltest Du etwas unternehmen wollen. Immerhin ist auch meine Familie berührt, wenn Deine in den Schmutz gezogen wird. Außerdem habe ich mich mit den Mitgliedern Deiner Familie eigentlich immer gut verstanden." Auch hatte Valerian nicht vergessen, daß die Duccier einigen seiner Verwandten Gastfreundschaft gewährt hatten.

    "Nana, Vorsicht. Wir sind hier nicht allein", raunte Valerian ihr zu, als sie ihn auf die Wange küßte. Nicht, daß er es nicht genossen hätte. Aber er wollte nicht riskieren, daß sie aufgrund solcher Unvorsichtigkeiten ihrer Ehe weitere Hindernisse in den Weg legten. "So, Du bist also Phoibe." Er trat an das Pferd heran und klopfte ihm den Hals. Dabei seufzte er leise. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen. "Sensibel... hoffentlich nicht zu sensibel." Er holte Schwung und schwang sich dann in den Sattel. Na bitte, das zumindest hatte geklappt. Ohne daß er auf der anderen Seite gleich wieder herunterfiel!


    "Meinetwegen können wir los." Zwar sah er immer noch nicht besonders begeistert aus von der Fortbewegungsart, aber gar so eine schlechte Figur machte er gar nicht. Schließlich saß er ja auch nicht zum ersten mal auf einem Pferd. Nur fühlte er sich darauf weder wohl noch sicher.


    "Willst Du die Richtung vorgeben oder soll ich?" Er wußte ja nicht, wie genau sie den Ausflug geplant hatte. Fragend schaute er zu ihr herüber. Und bewunderte wieder einmal, wie schön und anmutig sie war.

    "Das klingt aber ziemlich ernst", stellte Valerian fest. "Immerhin handelt es sich auch um meine Verwandten. Also, wenn Du weitere Anhaltspunkte hast oder eine Idee, wer dahinterstecken könnte, dann helfe ich Dir gerne bei den Ermiittlungen. Sicher, solche Dinge sind echt römisch. Wenn eine Familie zu mächtig wird, fangen andere an, ihr Hindernisse in den Weg zu legen und gegen sie zu intrigieren. Aber gefallen lassen muß man es sich deswegen nicht."

    Valerian nickte. "Er ist schon eine ganze Weile Senator. Als er Quästor war, das ist aber auch schon echt lange her. Wer hat denn da versucht, gegen Deine Familie zu intrigieren?" Die Frage war zwar neugierig, aber man konnte ja nie genug Informationen haben. Außerdem war er schließlich mit den Ducciern verwandt. Und wer sich gegen sie wandte, wandte sich somit quasi auch gegen ihn.


    "Genauigkeit und Unnachgiebigkeit können dem Senat aber auch nicht schaden, finde ich. Und auch in den höheren Ämtern sind diese Eigenschaften nicht zu verachten." Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Sedulus. Demnach hing er zwar sehr an Germanien, schien sich aber nicht für geeignet zu halten, einmal Statthalter dieser Provinz zu werden.

    Wofür konnte man einen freien Tag besser nutzen als für einen Ausflug mit der Frau, die man liebe und die man zu heiraten gedachte. Heute wollten sie sich vor den Toren der Stadt treffen. Zu einem, und das war der einzige negative Punkt für diesen Tag, Ausritt. Sie hatte versprochen, ihm ein zuverlässiges, ruhiges Pferd zu besorgen. Und er konnte ja auch so weit reiten, daß das Pferd in die Richtung ging, die er wünschte. Aber so richtig warm war er mit dieser Art der Fortbewegung nie geworden.


    Als er den Treffpunkt erreichte, war sie natürlich schon da. Zwei Pferde standen bereit. Und der Sklave, der ihr als Leibwächter diente, war ebenfalls anwesend. "Salve, Calvena." Seine Augen leuchteten vor Freude, als er ihrer angesichtig wurde. "Was für ein herrliches Wetter! Ich nehme an, Du hast es extra für uns bestellt, ja?" Er lachte über das ganze Gesicht und mußte sich schwer zusammenreißen, sie nicht in seine Arme zu ziehen und zu küssen. Das wäre wirklich nicht schicklich! Und hier gab es viel zu viele Zeugen.

    Valerian legte den Kopf schief. "Grundsätzlich ist das richtig. Doch um Tribun zu werden, müßte ich erst einmal in den Ritterstand erhoben werden. Das ist ein gewaltiger Schritt, von dem ich noch meilenweit entfernt bin. Aber, - ich habe vor, es zu schaffen. Schön langsam, Schrittchen für Schrittchen, werde ich diese Meilen zurücklegen. Und wohin es mich dann verschlägt, liegt nicht bei mir, sondern beim Kaiser." Oder den Beamten, die sich für ihn den Kopf zerbrachen.


    "So, Du willst es also auf die harte Tour? Gut, ich bin bereit, Dich zu trainieren. Allerdings muß ich dazu sagen, daß ich nicht täglich dafür Zeit haben werde. Du wirst auch selbstständig trainieren müssen an den Tagen, an denen ich nicht kann. Nur tägliches Training bringt wirklich was. Bist Du dazu bereit?" Es kostete Zeit und viel Schweiß. Doch am Ende der Mühen stand ein gestählter Körper und die Fähigkeit, sich selbst und seine Liebsten verteidigen zu können.

    "Oh, ich habe schon eine Menge Freiheiten, die ich als normaler Soldat nicht hatte. Aber ein paar Beschränkungen gibt es eben immer noch. Es ist wichtig, daß ich bei meinen Männern bin und für sie immer ansprechbar. Sollte ich es je auf höhere Posten schaffen, sieht das anders aus." Er hoffte ja, eines Tages die Karriereleiter noch weiter hinaufzustolpern. Wobei er schon stolz auf das war, was er erreicht hatte.


    "Du gehst aus dem Leim? Davon ist aber noch nicht viel zu sehen", lachte Valerian und ließ Diomedes trotzdem etwas zu essen bringen. Brot, Käse und Oliven waren immer gut. Dazu noch etwas Obst.


    "Du möchtest mit mir trainieren? Bist Du sicher? Frag meine Männer, ich bin unerbittlich und wirklich streng. Immerhin trainiere ich mit einer Elitetruppe." Vielleicht wäre es besser, wenn Centho erst einmal mit Sermo trainieren würde? Der hatte ja auch angedeutet, daß er sportlich nicht gerade inaktiv sein wollte. Aber bevor er dies ansprach, wollte er erst hören, was Centho zu sagen hatte. Der Iulier war ihm ausgesprochen sympathisch, er würde ihm die Bitte nicht abschlagen, wenn er das wirklich wollte.

    Nanu, Romana schien ja heute richtig vernünftig und höflich? Valerian war sich immer sicherer, daß es wirklich nur ungünstige Umstände gewesen waren. "Ja, Du hast Recht, darüber sollten wir bei Gelegenheit sprechen." Auch wenn er sich nicht besonders wohl bei dem Gedanken an dieses Gespräch fühlte, zu schnell entstanden weitere Mißverständnisse, aber eine andere Möglichkeit gab es wohl nicht, die Mißstimmung aus der Welt zu schaffen. Er war kein Feigling, er würde sich da schon durchbeißen.


    Ein Moment der Unaufmerksamkeit und schon hatte das Kindermädchen die kleine Sabina erspäht. "Was? Die Stunde kann doch auf keinen Fall schon herum sein! Außerdem ist das Kind noch hungrig, das hat sie eben gesagt. Laß sie noch ein wenig bei uns. Wir sorgen dafür, daß sie noch etwas ißt. Sie ist doch sehr lieb. Auf eine Viertelstunde kann es doch nicht ankommen beim Zubettgehen, oder?" Valerian schaute das Kindermädchen lächelnd an. Sein Tonfall erlaubte eigentlich schon keinen Widerspruch mehr. Seine Hand angelte nach der des kleinen Mädchens und umfaßte sie.

    "Ja, das muß sehr kostspielig sein, die Spiele zu finanzieren. Und Arbeit soll ja auch eine Menge da dranhängen. Ich drücke Dir die Daumen, daß Du dann gewählt wirst. Zur jetzigen Wahl stehen ja erstaunlich viele Kandidaten zur Wahl. Weißt Du, warum sie sich gerade jetzt so darum reißen?" Da kam er wieder durch, der wißbegierige Praetorianer. Valerian konnte es einfach nicht lassen.

    Valerian mußte schmunzeln, als er Eburnus' Gesicht sah. "Mit Philogena ist ein Stück meines Herzens gegangen. Aber dennoch liebe ich Calvena wahrhaftig. Sie ist ungewöhnlich. Voller Leben und Tatendrang. Ihr Onkel ist der Senator Germanicus Sedulus. Vielleicht kennst Du ihn wirklich? Er ist ja sehr mit Germanien verbunden." Von Hinterherschnüffelei wußte Valerian nichts. Er hatte aus dem Mund des Sedulus nichts Negatives über die Duccier gehört.

    Valerian zwinkerte der kleinen Sabina zu, als diese sich wieder einmal zwischen den Falten seiner und Centhos Toga verbarg. Es war schön, daß Calvena sich mal wieder zu ihnen gesellt hatte. Auch wenn er leider nicht so mit ihr zusammen sein konnte, wie er es gewollt hätte. Septimas Vorschlag kam ihm jetzt auch gerade recht. "Ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Aber ich bin durchaus hungrig. Und das Triclinium habe ich noch gar nicht gesehen. Ist es auch so aufwendig und herrlich dekoriert wie das Atrium? Septima, geh voran, wir folgen Dir."


    Armer Centho, der mußte heute so einige Scherze über sich ergehen lassen. Valerian stubste ihn an. "Wie ist es mir Dir? Auch Appetit auf eine der kulinarischen Köstlichkeiten, die gewiß auf uns warten?" Auch die anderen in der Runde blickte er auffordernd an.

    Valerian nickte. "Von der Beförderung zum Decurio hatte ich gehört. Ja, das muß Primus sein. Sie ist eine Scriba in der Verwaltung und eine Taberna haben sie?" Ganz schön umtriebig. Ob Primus sich da nicht ein wenig übernahm? So kannte er ihn gar nicht. Anscheinend hatten sich in Germanien einige Personen sehr verändert. Vielleicht sollte er versuchen, in absehbarer Zeit selbst einmal einen Auftrag zu erhalten, der ihn dorthin führte.


    Als Eburnus nach Philogena fragte, verdüsterte sich Valerians Miene. "Man, Du warst echt lange weg. Philogena ist inzwischen verheiratet. Mit keinem geringeren als unserem früheren Praefectus Praetoriu Caecilius Crassus. Und sie war nicht unglücklich darüber, als sie es mir sagte." Da war für ihn das schlimmste gewesen. Nach wie vor. "Ich dachte, ich könnte mich nie wieder verlieben. Aber es ist doch geschehen. Germanica Calvena heißt sie und sie ist wirklich wunderbar! Ihr Onkel hat bereits in eine Heirat eingewilligt. Und unser Patron will sich dafür einsetzen, daß ich eine Heiratserlaubnis erhalte."