Valerian legte den Kopf ein wenig schief. "Ich betone nochmals, es ist nur ein Gerücht. Weder gibt es Beweise, noch hat jemand von den Offiziellen den Namen genannt. Aber in der Truppe hält sich hartnäckig das Gerücht, es könnte Prudentius Balbus werden, mein Patron. Dabei darf ich allerdings auch nicht verschweigen, daß es sich um reines Wunschdenken handeln kann. Er ist bei den Männern sehr beliebt." Es war kein Geheimnis, das er da preisgab. Solcherlei Gerüchte kursierten auch auf dem Forum. Bei aller Liebe zu Calvena hätte er kein ihm anvertrautes Geheimnis preisgegeben.
Beiträge von Lucius Quintilius Valerian
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Valerian konnte der Entrüstung des Senators nur wenig entgegensetzen. Er war ja der gleichen Meinung. "Ja, es wird Zeit, daß die Ernennung passiert. Natürlich gibt es Gerüchte. Und wenn es der wird, um den sich die meisten Gerüchte und Hinweise drehen, dann kann ich persönlich nur sehr froh sein. Aber es gibt keine klare Aussage, es wird geheim gehalten bis die Ernennung erfolgt. Du kannst mir glauben, ich habe schon alles versucht, um es herauszufinden. Wir Praetorianer rechnen täglich mit einer Bekanntgabe." Hoffentlich... hoffentlich bewahrheiteten sich die Gerüchte und stellten sich nicht als Wunschdenken der Männer heraus.
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"Ich muß ehrlich gestehen, daß ich keine Ahnung habe, wer diese Erlaubnis aussprechen muß. Ich bin davon ausgegangen, daß es in der Zuständigkeit des Procurators ab epistulis liegt, wenn auch über den Dienstweg." Wenn dies nicht zum Erfolg führte, mußte er versuchen, sich für den Ritterstand würdig zu erweisen. Doch bis dahin war es noch ein sehr, sehr weiter Weg, denn der nötige Landbesitz fehlte Valerian. "Wenn es der Praefectus Praetorio zu entscheiden hat, werde ich warten müssen, bis ein neuer ernannt wurde." Das würde schwierig werden, denn der Praefectus würde ihn sicher erstmal kennenlernen wollen.
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Ein Sklave brachte eine versiegelte Schriftrolle, die an Germanica Calvena adressiert war.
Liebste Calvena!
Es ist für mich eine große Erleichterung, daß Du mir nicht zürnst, daß ich Dir nichts gesagt hatte, wann ich zu Deinem Onkel gehe. Zum einen hatte sich die Zeit dafür kurzfristig ergeben, zum anderen kannst Du mir glauben, daß ich wirklich grauenhaft nervös war. Dein Onkel war aber wirklich freundlich und hat es mir nicht schwer gemacht. Er hatte mir angekündigt, daß er erst endgültig entscheidet, wenn er mit Dir gesprochen hat. Und nun muß ich noch die Heiratserlaubnis erwirken, das ist das nächste Hindernis. Ich werde mich gleich daran setzen und sie beantragen.
Natürlich komme ich gerne zu eurem Fest und danke für die Einladung. Hast Du sie gestaltet? Sie ist wirklich wunderschön geworden!
Drück uns die Daumen, daß mein Ansuchen erfolgreich ist und fühle Dich von mir umarmt, wann immer Du diese Zeilen liest. Ich liebe Dich und sehne mich nach Dir.
Valerian
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Valerian war eigentlich vorbeigekommen, um mit Melina zu sprechen. Sie hatten noch kein Wort miteinander gesprochen und Valerian befand, daß es allerhöchste Zeit dafür war. Zumal er wegen der Sache mit Laevina noch ein gehöriges Hühnchen mit ihr zu rupfen hatte.
Als er das Haus betrat, machte er sich lautstark bemerkbar. "Jemand zuhause?", rief er, als er das Atrium durchquerte. Er betrat das Tablinum und fand dort erstaunlicherweise Post für sich vor.
Ad
Quintilius Valerian
Casa Quintilia
Roma[Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/pergament.jpg]
Um Bestätigung wird gebeten
Liebster Valerian,
eigentlich müsste ich ja mit Dir schimpfen. Schließlich hast Du mir nicht verraten, dass du schon so bald zu Sedulus wolltest. Aber ich bin Dir nicht Bös, Du warst sicherlich auch so schon nervös genug. Ich weiß nicht ob er Dir schon seine Entscheidung mitgeteilt hat, deswegen tu ich es auf diesem Wege auch noch einmal:
Er hat ja gesagt!
Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich bin und wie sehr ich mich darauf freue, Dich schon bald wieder zu sehen. Ich zähle die Stunden bis dahin.
Es gibt noch so viel, was ich Dir schreiben will, doch ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich bin so unglaublich aufgeregt. Du sicherlich nun auch, wo Du diese Zeilen liest.Ich Liebe Dich
Calvena
Es war wirklich nicht Valerians Art, tanzend und jubelnd durch den Raum zu hüpfen, doch jetzt war er wirklich versucht, es zu tun. Er konnte nicht sitzen bleiben, er sprang auf und drückte dabei die Schriftrolle an sich. Er ging weiter in den Garten, am liebsten hätte er die ganze Welt umarmt. Sangen die Vögel heute nicht fröhlicher als sonst? Schien die Sonne nicht strahlender? Waren die Blumen nicht farbenprächtiger? Was er für ein Glück erleben durfte!
Immer noch vor Glück ganz trunken, kehrte er in das Tablinum zurück. Er nahm einen Bogen Papyrus und tauchte die Feder in die Tinte.
Liebste Calvena!
Es ist für mich eine große Erleichterung, daß Du mir nicht zürnst, daß ich Dir nichts gesagt hatte, wann ich zu Deinem Onkel gehe. Zum einen hatte sich die Zeit dafür kurzfristig ergeben, zum anderen kannst Du mir glauben, daß ich wirklich grauenhaft nervös war. Dein Onkel war aber wirklich freundlich und hat es mir nicht schwer gemacht. Er hatte mir angekündigt, daß er erst endgültig entscheidet, wenn er mit Dir gesprochen hat. Und nun muß ich noch die Heiratserlaubnis erwirken, das ist das nächste Hindernis. Ich werde mich gleich daran setzen und sie beantragen.
Natürlich komme ich gerne zu eurem Fest und danke für die Einladung. Hast Du sie gestaltet? Sie ist wirklich wunderschön geworden!
Drück uns die Daumen, daß mein Ansuchen erfolgreich ist und fühle Dich von mir umarmt, wann immer Du diese Zeilen liest. Ich liebe Dich und sehne mich nach Dir.
Valerian
Er versiegelte die Schriftrolle und adressierte sie an Calvena.
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"Wenn gar nichts fruchtet, dann müssen wir uns überlegen, ob wir sie nicht verheiraten. Sie ist alt genug dafür." Und vor allem war es eine Drohung, die ziehen sollte. Denn so wie sie jetzt war, konnte sie kaum hoffen, einen guten und freundlichen Mann zu bekommen. Wobei Valerian ihr eigentlich nicht das Unglück einer schlechten Ehe wünschte. Aber sie mußte eben auch ihren Teil dazu beitragen, daß ihre Zukunft eine lebenswerte wurde. "Mir wäre es lieber, wenn sie vernüftig würde." Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden.
"Grundbesitz? Du? Ich wußte gar nicht, daß Du Land besitzt", staunte Valerian. Anders konnte er sich die selbstbewußte Äußerung seines Vetters absolut nicht erklären. Denn wenn etwas schwierig war in diesen Zeiten, dann Land zu bekommen.
"Schlafen gehen, da sagst Du was. Iullus, ich komme so schnell es geht wieder vorbei. Ja, irgendwie wir schon alles werden. Die Frage ist nur, wie. Ich wünsche Dir eine erholsame restliche Nacht." Er grinste seinem Vetter nochmal zu und verließ dann das Haus, um zur Castra zurückzukehren.
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Valerian nickte. Es war sicher nicht der richtige Moment zu erwähnen, daß er den Kuß durchaus erwidert hatte. Mitten auf der Straße? "Nun, es war.. eine ganz kleine Seitenstraße. Uns hat bestimmt niemand erkannt, sonst gäbe es schon Gerede. Und davon wüßte ich." Es hatte seine Vorteile, Praetorianer zu sein, man war immer gut informiert.
"Ja, ich wußte, daß er Dein Schwager ist, aber nicht, daß er Dein Patron ist. Und ich wollte nicht... also zu unverschämt erscheinen. Aber... Nun, würdest Du Deinen Einfluß geltend machen, um die Heiratserlaubnis zu erwirken? Sollte ich vielleicht bei ihm vorsprechen und ihn bitten? Darf ich mich in dem Fall auf Dich berufen?" Es kostete Mut, dies zu fragen, denn Valerian wollte das Entgegenkommen des Senators keinesfalls überbeanspruchen.
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"Sie hat sich gefreut. Sehr sogar. Und... und mich geküßt." Er wurde jetzt knallrot, denn natürlich war ihm klar, daß ein Kuß schon etwas sehr weit ging. Jedoch war die Situation einfach so gewesen. Vielleicht würde der Senator dafür Verständnis aufbringen.
"Da ich nicht sagen konnte, wann ich bei Dir vorspreche, wollte sie mir sicher Schwierigkeiten ersparen. Oder den Eindruck verhindern wollte, ich sei zu feige und würde sie vorschicken. Wir haben das nicht wirklich besprochen, deshalb kann ich nur raten. Ganz sicher war es kein fehlendes Vertrauen zu Dir. Sie spricht immer gut von Dir." Calvena liebte ihren Onkel, das war aus ihren Worten immer herauszuhören gewesen.
"Nein, ich habe die Erlaubnis noch nicht. Das weiß Calvena aber auch, ich habe sie schon darauf vorbereitet, daß es noch dauern kann, bis ich sie erhalte. Aelius Quarto ist der Patron meines Patrons. Und wie gesagt, schien Prudentius Balbus meine Chancen gut einzuschätzen, ich hoffe, daß er über seinen Patron etwas für mich tun kann. Ich wollte nicht um die Erlaubnis bitten, ohne zu wissen, ob eine Ehe mit Calvena von ihrer Familie befürwortet wird." Er hatte diese Reihenfolge für die korrekte gehalten.
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Wo nahm der Senator nur diese Sicherheit her? Valerian besaß sie jedenfalls nicht. Melina war schon eine harte Nuß und er wußte noch nicht, ob es ihnen je gelingen würde, sie zu knacken. So ein unvernünftiges junges Ding!
"Ja, der Wein ist hervorragend", bestätigte Valerian schnell. Hatte er vergessen, den guten Tropfen zu loben? Er trank noch einen Schluck und ließ ihn langsam über die Zunge rollen, um den Geschmack ganz auszukosten. Wirklich nicht übel, vielleicht sollte er sehen, sich die eine oder andere Amphore zuzulegen?
"Natürlich. Es zeigt, daß Du sie wirklich liebst. Wie viele Mädchen werden gar nicht gefragt?" Es machte Sedulus ausgesprochen sympathisch, fand er. "Ich habe ihr gesagt, daß ich Dich in nächster Zeit aufsuchen und Dich um ihre Hand bitten werde. Aber sie weiß nicht, daß ich es heute tue." Er lächelte ein wenig verschmitzt. Bestimmt hätte sie sonst irgendwie gelauscht. Und er wäre noch nervöser gewesen.
"Als nächstes muß ich eine Heiratserlaubnis bekommen. Als Soldat darf ich ja eigentlich nicht heiraten. Ich habe schon mit meinem Patron darüber gesprochen. Prudentius Balbus, ich nehme an, Du kennst ihn? Er schätzt meine Chancen dafür recht gut ein. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja sogar irgendwann in den Ritterstand."
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Valerian nickte und seufzte. "In der Tat kann man sich Verwandtschaft nicht aussuchen. So geht es mir ja auch mit Melina. Wobei ich hoffe, noch positiven Einfluß auf sie ausüben zu können. Sie ist schon sechzehn, benimmt sich aber wie ein zwölfjähriges Straßengör. Da haben Sermo und ich noch ein tüchtiges Stück Arbeit vor uns." Melina war tatsächlich ein großes Problem, für das sie noch eine Lösung finden mußten.
"Entschuldige bitte, das gehört natürlich nicht hierher. Wo wir waren? Bei Calvena natürlich!" Seine Miene hellte sich sofort auf. Immerhin hatte Sedulus praktisch schon seine Zustimmung gegeben. Natürlich unter dem Vorbehalt, daß Calvena auch wollte, doch dessen war Valerian sich vollkommen sicher.
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Valerian schenkte Calvena noch ein Lächeln, bevor er sich abwandte. Dabei fiel sein Blick auf Macer. Er klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. "Danke für Deine Unterstützung, Duumvir Octavius. Tu mir einen Gefallen und paß gut auf die Damen auf, ja? Ich werde sehen, daß ich in der Nähe bleibe, aber versprechen kann ich nichts." Er drehte ich nochmal zu allen um. "Viel Vergnügen heute noch!" Dann verließ er die Gruppe endgültig.
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Wenigstens akzeptierte sie die Entschuldigung, das war schon mal etwas wert. Melina konnte sich jedenfalls auf was gefaßt machen, wenn er sie in die Finger bekam! Zu den weiteren Worten der alten Dame mußte Valerian eine heftige Erwiderung herunterschlucken. "Hab Dank für Deinen guten Rat", sagte er lieber. Das war geschickter, als sich auf Konfrontationskurs zu gehen. "Ihr Bruder ist glücklicherweise wohlgeraten. Doch werde ich ihn im Auge behalten. Es hat mich ebenfalls gefreut. Vale." Er blickte ihr noch hinterher, bis sie wirklich verschwunden war. Dann atmete er sichtlich auf.
"Ich beneide Dich nicht", sagte er zu Sedulus, als er zu ihm zurück ging und sich wieder setzte. Er griff nach seinem Becher und trank einen tiefen Schluck. Das brauchte er jetzt einfach.
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"Du sollst sie auch gar nicht wegschicken. Aber sie vor die Entscheidung stellen. Eigentlich hat sie die schon längst getroffen. Indem sie hier aufgetaucht ist. Aber trotzdem: Frage sie. Und verlange ihr ab, gründlich darüber nachzudenken, was sie eigentlich möchte. Sie ist alt genug, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Ernsthafte Gedanken. Sie ist doch kein Kind mehr!" Gerade wenn sie auf der Straße gelebt hatte, mußte sie doch mehr Reife besitzen und verstehen, was die Familie ihr alles bieten konnte und wie wertvoll dies war. "Mach ihr ihre Pflichten und ihre Verantwortung klar. Und weise sie streng in ihre Schranken, wenn sie Grenzen überschreitet. Ihr etwas durchgehen zu lassen, mag in dem betreffenden Moment richtig erscheinen, um ihr klarzumachen, daß sie geliebt wird, aber letztendlich schadet es ihr, weil sie dann meint, diese Grenze darf überschritten werden, wenn sie von der Familie nur genug geliebt wird." Nicht, daß er je ein Kind erzogen hätte. Aber bei jungen Soldaten funktionierte das.
Mit einem Seufzen schlug Valerian seinem Vetter auf die Schulter. "Wir müsssen im Moment einfach abwarten, ob das alles ein Nachspiel hat. Ansonsten verspreche ich Dir, mich in der Öffentlichkeit mehr vorzusehen, ja? Deiner politischen Karriere soll nichts im Weg stehen. Und meiner militärischen auch nicht. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, so viel Reichtum anzuhäufen, daß ich es in den Ritterstand schaffe. Aber vermutlich wird es daran scheitern, daß Land im Moment so immens rar ist. Das wird für Dich auch ein Problem. Um in den Senat zu gelangen brauchst Du sogar doppelt so viel Landbesitz, als man für den Ritterstand benötigt. - Aber bis wir beide so weit sind, vergeht noch viel Zeit. Wer weiß, was bis dahin ist."
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Was sollte denn diese Frage nun wieder? Hatte er sich nicht ganz klar ausgedrückt? "Ja, ich will sie wirklich heiraten. Und nicht nur das, ich will auch sehen, daß ich beruflich weiterkomme. Ich möchte, daß sie ein sorgenfreies Leben führen kann. Solange ich Centurio bin, werde ich nicht viel zuhause sein können. Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als die Karriereleiter weiter hinaufzuklettern. Elissa, es gibt keine Möglichkeit, Dich von der Ehrlichkeit meiner Absichten zu überzeugen. Ich kann es nur sagen. Und Worte sind nun einmal nur Worte. Du wirst mir glauben müssen. Oder eben nicht." Er war es langsam leid, sich vor dieser Sklavin rechtfertigen zu müssen. Hätte Calvena nicht so ausdrücklich darum gebeten, daß er nett zu ihr sein sollte, dann hätte er dem Ganzen längst ein Ende bereitet. Natürlich wußte er, daß diese Elissa es nur gut mit Calvena meinte und sie schützen wollte. Aber langsam ging sie wirklich zu weit.
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Valerian hatte Septima im ersten Moment gar nicht bemerkt. Was bei einer so hübschen Frau eigentlich fast unmöglich schien. Aber er hatte eben gerade nur Augen für seine Calvena. Jetzt wandte er sich ein wenig schuldbewußt der Tiberierin zu. "Bitte verzeih, Tiberia Septima. Wir hatten gerade... Ach, ich will Dich nicht damit langweilen. Hab Dank für die gute Idee mit dem Kuchen. Aber ich muß gestehen, daß mir gerade nicht der Sinn danach steht. Ich hoffe, Du bist wirklich unbeschadet davongekommen? Es war sehr mutig von Dir, den Kuchen zu werfen." Auch dumm und unvorsichtig, doch er wollte sie nicht rügen.
"Wenn ich den Halter des Bären erwische, der kann sich warm anziehen. Wie kann man überhaupt so ein Tier mit in solch eine Menschenmenge nehmen? Und dann ohne Maulkorb?" Er schüttelte den Kopf.
"Leider werde ich nicht bei euch bleiben können. Es muß sich ja jemand darum kümmern, daß der Bär fortgeschafft wird. Und auch darum, daß hier wieder Ordnung einkehrt. Dafür sind zwar eigentlich die Cohortes Urbanae zuständig, aber von denen sehe ich gerade keinen. Calvena... Gerne würde ich noch mit euch gehen, aber das geht nicht. Bitte paß auf Dich auf, ja?" Es kamen noch weitere Damen hinzu. So langsam verlor Valerian wirklich den Überblick. Und so nickte er ihnen einfach grüßend zu.
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Valerian mußte lachen, als der Senator sich als unsportlichsten Senator Roms bezeichnete. "Ich kann Dir versichern, es gibt weit unsportlichere Exemplare. Als Palastwache bekommt man davon eine Reihe zu Gesicht."
Hatte er wirklich gedacht, die neugierige Dame so leicht loswerden zu können? Mit einer beinahe jugendlichen Leichtigkeit bewies sie ihm das Gegenteil. Eine Intrigantin sondergleichen. Valerian verstand schnell, daß man sich bei ihr sehr vorsehen mußte und sie keinesfalls unterschätzen durfte.
In einem Fall wie diesem war jedenfalls jede Ausrede schädlich."Quintilia Melina ist ein ausgesprochen bedauernswertes Geschöpf, das durch unglückliche Umstande über Jahre der liebevollen und sicheren Führung ihrer Familie entrissen war. Erst vor kurzem gelang es ihr, zu uns zurückzukehren. Leider ist sie völlig verwildert und es ist uns in der kurzen Zeit noch nicht gelungen, ihre Unarten auszutreiben. Aber sei versichert, es wird uns gelingen. Ihr Bruder, der ebenfalls seit kurzem wieder in Rom ist, widmet dieser Aufgabe sehr viel Energie. Und soweit es mein Dienst zuläßt tue ich dies auch." Er hatte sich erhoben und war ein paar Schritte näher getreten. "Im Namen der Gens Quintilia möchte ich mich für das unaussprechlich ungeheuerliche Verhalten meiner Cousine in aller Form entschuldigen. Sollte Dir ein Schaden aus diesem Vorfall erwachsen sein, so erlaube mir bitte, diesen zu begleichen. Zur Linderung Deiner Schmerzen und als Zeichen meines großen Bedauerns über diesen Vorfall werde ich mir in den nächsten Tagen erlauben, Dir ein Präsent überbringen zu lassen."
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Valerian runzelt die Stirn. "Als ich aus Germanien kam, war schon niemand mehr hier. Das Haus war vollständig verlassen. Sie ist zurück. Wenn sie als Teil dieser Familie leben möchte, dann muß sie sich den Regeln unterwerfen. Stell sie vor diese Wahl. Entweder sie geht, im Grunde können wir sie eh nicht daran hindern, wenn sie das wirklich will, oder sie läßt sich darauf ein. Und wenn sie sich darauf einläßt, dann hat sie zu spuren! Ich glaube, der Rohrstock, mit dem mein Vater mir Benimm beigebracht hat bei größeren Vergehen, muß hier noch irgendwo sein." Gerade weil er Soldat war, hatte Valerian die Überzeugung, daß strenge Erziehung die beste war.
Valerian wollte schon auffahren, als Sermo schon wieder auf dem Thema Calvena herumritt. "Jetzt hör aber mal auf. Sie ist mir um den Hals gefallen, nachdem ich eine lebensgefährliche Situation überstanden habe. Es war eine kurze Umarmung, danach nichts weiter. Auch andere haben sich in der Situation umarmt. Übertreibe bitte nicht, zumal ich nicht glaube, daß viele etwas gesehen haben. Aber wenn es Dich beruhigt: Ich werde in den nächsten Tagen bei ihrem Onkel vorsprechen. Schließlich möchte ich sie wirklich heiraten. Sermo, ich bin kein Dummkopf, das solltest Du mittlerweile wissen. Auch ist mir die Familie und das Ansehen der Familie ausgesprochen wichtig!"
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Die harschen Worte der Sklavin wollte Valerian schon mit einer scharfen Entgegnung beantworten, da besann er sich, daß sie schließlich nur aus Sorge sprach. Und dann lagen die Blicke der Soldaten am Tor schon eine Weile auf ihnen. Sie waren noch zu nah, das ging so nicht. "Bitte, laß uns ein wenig weitergehen. Nur ein paar Schritte die Straße entlang." Er machte eine Geste in die entsprechende Richtung und ging vor.
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Nachdem Valerian die doch etwas wortgewaltige Sklavin etwas zur Seite geführt hatte, ging er näher auf ihre vorwurfsvollen Worte ein. "Auf keinen Fall habe ich vor, ihre Ehre zu verletzen. Elissa, natürlich kann ein Soldat normalerweise nicht heiraten. Aber ich habe schon mehr als die Hälfte meiner Dienstzeit hinter mir und dazu kommt, daß ich bereits Centurio bin. Ich habe mit meinem Patron darüber gesprochen, er schätzt die Chance, daß ich eine Heiratserlaubnis erhalte, als gut ein. Mit seiner Fürsprache und spätestens wenn er seinen Patron als Fürsprecher gewinnen kann, wird es mir bestimmt erlaubt. Bevor ich die Erlaubnis aber erwirken kann, muß ich erst wissen, ob Calvena mich will. Und ob ihr Onkel der Heirat zustimmen würde."
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Valerian lachte. "Das sind so die Dinge, die nichts mit dem Verstand zu tun haben, sondern mit dem Herzen. Seit meiner Kindheit fiebere ich mit den Goldenen. Und schimpfe natürlich nach Herzenslust auf die Blauen. Es ist merkwürdig, aber selbst wenn die Aurata ständig gegen die Veneta verlieren, ich kann ihnen nicht untreu werden." Es war einfach so, man wechselte nicht die Factio.
Leider schien ihre Taktik nicht ganz aufzugehen. Und Valerian fürchtete, daß auch der weitere Themenwechsel nicht ganz zum Ziel führen würde. "Ich trainiere täglich hart. Wir ringen auch. Und laufen und werfen Speere. Als Sport würde ich es nicht gerade bezeichnen, aber ich glaube, zusätzlichen Sport muß ich mir nicht antun. Ich bin froh, wenn ich hin und wieder meine Glieder in der Therme entspannen kann. Du bist sehr sportlich, nehme ich an?"
Er warf einen Blick zu Laevina herüber. "Ich glaube, wir langweilen Deine werte Verwandte. Wie wäre es, wenn wir einen anderen Raum aufsuchen für unser Gespräch und sagen jemandem Bescheid, der ihr behilflich sein kann?" Ein in liebenswürdigem Tonfall vorgebrachter Vorschlag, der nichts als Sorge ausdrückte.