Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Eine Gruppe junger Männer, die schon allzuviel gebechert hatte, war gerade von Valerians Männern einigermaßen unauffällig entfernt worden. Wie konnten sie auch lauthals verkünden, der Kaiser läge im Sterben und sein Bruder, der Praefectus Urbi und der Senat gleichermaßen würden das nur vertuschen, um noch schnell Reichtümer in ihre Tasche zu wirtschaften, bevor sie anfingen, sich gegenseitig die Nachfolge streitig zu machen? Nein, solches Gerede mußte die Ludi wirklich nicht verderben.


    Ein wenig gelangweilt wirkend, obwohl das ganz und gar nicht der Fall war, lehnte der Quintilier an einer Hauswand. Er trug eine neue, gute Toga. Ja, heute einmal in zivil, wenn auch trotzdem dienstlich anwesend. Bewaffnet war er auch, hatte es aber gut verborgen. Die Hand, die sich gerade auf der Suche nach seinem Geldbeutel unter seine Toga schob, war tatsächlich nicht zu spüren. Dennoch wußte Valerian, daß sie da war. Taschendiebe. Verdammtes Pack. Er wartete einen Moment, dann griff er blitzschnell wie eine Schlange zu und quetschte die diebische Hand mit voller Kraft. Der Aufschrei wurde unterdrückt, obwohl ein leichtes Knirschen zu hören gewesen war. Ohne den Dieb auch nur eines Blickes zu würdigen oder etwas zu sagen, ließ er die Hand los. Der Dieb war sofort verschwunden. Und Valerian wußte, heute würde er von keinem Taschendieb mehr belästigt werden.


    Sein Blick lag die ganze Zeit auf einer Gruppe junger Frauen, in deren Mitte sich Calvena befand. Das wurden irgendwie immer mehr und er fragte sich, ob er sich in diese Gänseherde wirklich hineinwagen sollte. Eine ganz besondere Art von Mut war hier gefragt.


    Valerian löste sich von der Wand und näherte sich der munter schwätzenden Gruppe. "Salvete, die Damen", grüßte er grinsend und wartete darauf, daß Calvena ihn vorstellte.

    Eine versiegelte und an Germanica Calvena adressierte Schriftrolle wurde von einem Botenjungen in den Postkasten der Casa Germanica eingeworfen.



    Salve, werte Calvena!


    Kaum bin ich wieder in der Castra, drängt es mich, Dir zu schreiben. Der Medicus hat mit wenigen Stichen die Platzwunde genäht. Meine anderen Verletzungen sind nur leicht, eine Bandage um die Rippen und eine neue um den Fuß, das war es schon. Also mache Dir bitte keine Sorgen um mich. In zwei Tagen wird man mir von unserem kleinen Abenteuer nichts mehr anmerken. Abgesehen von der kleinen Narbe an der Augenbraue.


    Aber genug von mir: Wie geht es Dir? Bist Du gut zuhause angekommen? Und ist alles in Ordnung? Auf keinen Fall möchte ich, dass Du wegen mir in Schwierigkeiten gerätst! Deinen Schleier trage ich immer bei mir. Er trägt noch einen Hauch Deines Duftes, was mir die schönsten Erinnerungen beschert.


    Mein nächster freier Tag ist im Übrigen nächste Woche am Dienstag. Es wäre schön, wenn Du da auch könntest. Wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort?


    Über eine Antwort von Dir wäre ich überglücklich.


    Mögen die Götter stets über Dich wachen!


    Vale,


    Valerian


    Es waren Worte, die er kaum zu glauben wagte. Hörte er sie wirklich oder war es nur sein eigener Wunsch, der sie ihm ins Ohr hauchte? Er war sich nicht sicher, denn sein Blut rauschte zu laut in seinen Ohren, so aufgeregt war er. "Dann werde ich Deinen Onkel aufsuchen, um ihn zu fragen", versprach er Calvena. "Bald." Er mußte zugeben, daß er sich vor diesem Gespräch fürchtete. Er, der tapfere Soldat! Aber hier ging es ja auch nicht um so etwas einfaches wie einen Kampf. Das wäre viel, viel leichter.


    "Ich werde Dir schreiben. Und Dir mitteilen, wann ich das nächste Mal einen freien Tag habe. Bestimmt fällt mir etwas Nettes dafür ein." Wie beiläufig und unbeabsichtigt, streifte er sanft ihren Arm. "Ich werde Dir jetzt noch einen Kameraden heranrufen, der Dich nach Hause begleitet, ja? Ich möchte sichergehen, daß Du gut und sicher zuhause ankommst." Sie hatten sich wieder in Bewegung gesetzt und näherten sich nun dem Tor. Valerian sprach kurz mit dem Wachhabenden, der schon ein wenig merkwürdig dreinschaute, als er Valerians Zustand erkannte. Doch dann kam ein erfahrener Praetorianer aus Valerians Centurie und versprach, Calvena sicher bei der Casa Germanica abzuliefern.


    "Bei Miles Sextilius Barbillus bist Du in guten Händen", versprach Valerian Calvena. "Mögen die Götter über Dich wachen und uns ein baldiges Wiedersehen bescheren!"

    Es war ein weiter Weg vom Theater zur Castra. Aber nun kam das große Lager der Praetorianer und Urbaner endlich in Sicht. Valerian verhielt seinen Schritt, bevor sie in Sichtweite der Wachen kamen. "Es war ein wunderschöner Tag. Und jeden Tropfen Blut, den ich gelassen habe, mehr als wert! Calvena... Ich danke Dir für alles!"

    "Wahrhaftig nicht", lachte Valerian und zwinkerte ihr zu. Wenn er sich vorstellte, was passieren würde, wenn sie das mitten auf dem Forum Romanum getan hätte. Oder gar vor ihrem eigenen Haus. Das hätte gewiß eine Katastrophe ausgelöst.


    "Oh, warn ihn lieber nicht vor. Am Ende läßt er mich dann gar nicht ins Haus", scherzte er, obwohl ihm bei diesem Thema gar nicht so recht zum Scherzen zumute war. Sein Tonfall wurde dann auch ernst. "Würdest Du... ich meine, wärest Du den einverstanden? Würdest Du mich wollen? Oder... ich meine, es ist vermutlich noch zu früh, nicht wahr? Wir kennen uns noch nicht lange. Aber weißt Du, ich fürchte einfach, daß Dich ein anderer wegschnappt, wenn ich nicht schnell bin. Mir ist das schon einmal passiert." Gut, bei Philogena hatten die Chancen fast noch schlechter gestandne als jetzt bei Calvena. Aber konnte er hoffen, jemals wieder ein Frau zu finden, der sein Herz so sehr zugetan war?


    Sie gingen nun weiter und Valerians Humpel war tatsächlich kaum noch zu sehen. Die Bandage half gut und die Verletzung schien wirklich nicht schlimm zu sein. Bald näherten sie sich dem Stadtrand und der Stadtmauer. Die Castra lag außerhalb davon.

    Die Alte schien zumindest nicht böswillig zu sein. Valerian lachte leise. "Du hast eine Begabung, den rechten Ort zu finden, habe ich den Eindruck. Deine Wiedergutmachung ist mehr als ausreichend, ich bin wirklich sehr zufrieden damit." Er drückte den Schleier kurz an seine Lippen, dann steckte er ihn sorgfältig ein. Sein Grinsen war ein wenig lausbübisch, was seine Worte bei weitem abschwächte. "Ach, Calvena, wie habe ich je ohne Dich leben können? Ich werde bald mit Deinem Onkel sprechen müssen, denn ich möchte Dich nicht mehr missen in meinem Leben."


    Sie kümmerte sich derweil um seinen Knöchel und bandagierte ihn fest. Damit würde er wieder besser laufen können. "Danke. Das ist sehr gut so. Und nun laß uns zur Castra gehen."

    "Das weiß ich", sagte Valerian leise und schaute sie zärtlich an. "Ich verliere meinen Glücksbringer ja nicht. Ich gebe ihn an meinen anderen Glücksbringer. Und so bringt er meinem Glücksbringer Glück. Damit kommt das Glück doppelt zu mir zurück." Eine etwas verdrehte Art der Logik, aber ihm gab es ein gutes Gefühl. Und das war doch das Wichtigste.


    Als sie den Schleier aus ihrem Haar löste, dachte er, sie wollte ihm diesen einfach als Belohnung geben. Doch es kam ganz anders. Unerwartet küßte sie ihn. Er war überrumpelt, jedoch nur für einen kleinen Moment. Dann erwiderte er den Kuß liebevoll und zärtlich. Es war gar keine Zeit, darüber nachzudenken, ob dies so in der Öffentlichkeit klug war. Zum Glück befanden sie sich in einer Seitenstraße. Und doch war der Applaus einer alten Frau, die gerade vor ihrer Tür saß und Gemüse putzte, ein wenig ernüchternd.

    "Och, es tut ein wenig weh, aber im Großen und Ganzen war das wirklich nur Spaß. Ein ernsthafter Kampf sieht anders aus. Und hat auch schlimmere Folgen." Er humpelte an ihrer Seite vom Theater fort und setzte sich schließlich auf den Rand eines kleinen Brunnens. "Ich habe die Wette also verloren. Wettschulden sind Ehrenschulden, also löse ich die meine hiermit ein." Er zog den kleinen Delphin aus seinem Beutel, schaute ihn noch einmal an - und reichte ihn ihr.


    "Wärst Du so lieb, mir den Knöchel fest zu bandagieren? Dann wird es mit dem Laufen wieder besser klappen." Gebrochen war bestimmt nichts, sonst hätte er nicht mal humpeln können. Auch keine schlimme Verstauchung, denn auch damit hätte er nicht mehr fortgekonnt. Er machte sich also um seinen Knöchel keine großen Sorgen, auch wenn er sehr schmerzte.


    "Aaaalso, die Wiedergutmachung... hm, ich weiß noch nicht. Etwas besonderes, etwas schönes, etwas... hm, bestimmt fällt Dir etwas ein." Er grinste ein wenig frech, denn er fand, daß sie sich ruhig etwas ausdenken sollte. Eine kleine Überraschung.

    "Als ob an Deiner Seite je Langeweile aufkommen könnte", lachte er, was gleich wieder bestraft wurde. "Ah, meine Rippen haben ein bißchen was abbekommen. Aber mach Dir keine Sorgen, in ein, zwei Tagen ist das alles ausgestanden. Und he, der Spaß hier war die paar Schmerzen echt wert. Erzählst Du mir noch, wie das Stück ausgegangen ist?"


    Er stand auf und faßte ihre Hand. "Ja, laß uns gehen. Hier... wird es gleich bestimmt ungemütlich." Sicher waren die Kollegen von den Cohortes Urbanae nicht mehr weit. Humpelnd zog er Calvena in Richtung eines der Ausgänge. Hier drängten sich die Menschen, doch es ging recht zügig hinaus. "Mein Fuß scheint auch ein bißchen was abbekommen zu haben, au, verflixt. Hast Du noch eins von diesen Tüchern?" Er wollte sich gerne setzen, aber nicht so nah am Theater.


    "Und um auf die Wiedergutmachung zurückzukommen: Die habe ich mir doch wohl redlich verdient, oder?" Treuherzig blickte er sie an.

    Hm, das war das schönste an einer Prügelei: Wenn man danach von zarten Händen versorgt wurde. Und die Besorgnis in ihrer Stimme tat noch ihr übriges, daß er sich mehr als wohl fühlte. Die Schmerzen waren dabei absolut nebensächlich. "Nein, diese Quacksalber lasse ich da lieber nicht dran. In der Castra haben wir einen guten Medicus, der wird sich schon darum kümmern." Es tat gut, daß sie die Wunden kühlte. "Ich will das auch sehr hoffen, daß nicht jeder unserer Ausflüge in einer Prügelei endet. Irgendwie scheinst Du diese Prügler anzuziehen, hm?", scherzte er schon wieder, auch wenn es ab und an so brannte, daß er scharf die Luft durch die Zähne einzog. "Nun habe ich schon zum zweiten mal für Dich Blut vergossen. Laß mich mal überlegen, wie Du das wieder gutmachen kannst." Er lachte, mußte sich dabei aber die Rippen halten, weil das weh tat.

    "Oh, was habe ich für eine Angst, vor Dir großem, groben Kerl!" Valerian sprach gespielt furchtsam, womit er hoffte, den Gegner wütend und unvorsichtig zu machen. Er gab sich keinerlei Illusionen hin: Ganz ohne Blessuren würde das hier nicht abgehen. Doch er hatte jahrelang trainiert, um zu kämpfen. Auch gegen Männer, die größer und stärker waren als er selbst. Er mußte nur die Schwachpunkte herausfinden.


    "Sie ist ein ehrenwertes Mädchen! Und somit nichts für Dich! Verschwinde, bevor es Dir anfängt leid zu tun!" Da folgte von dem Kerl schon der erste Schlag. Die Faust flog nur so nach vorne, Valerian konnte noch so gerade ausweichen, er machte einen schnellen seitlichen Ausfallschritt, so daß der Kerl von seinem eigenen Schwung getrieben nach vorne stolperte. Valerian faßte beide Fäuste zusammen und schlug ihm kraftvoll in den Rücken. Leider reichte es nicht, um ihn zu Fall zu bringen, obwohl der Kerl schmerzhaft aufbrüllte. So schnell wie der herumwirbelte, mußte er auch kampferfahren sein. Valerian bemerkte es und richtete sich nun auf einen schwereren Kampf ein.


    Und den sollte er auch bekommen. Der Mann stürzte sich auf ihn, dieses Mal gab es kein Ausweichen. Und schon lagen die beiden auf dem Boden, jeder darum bemüht, die Oberhand zu gewinnen. Inzwischen hatte sich schon eine Gruppe um sie herum gebildet, die eifrig Wetten abschlossen. Mal war der andere oben und verprügelte Valerian, mal Valerian, der den anderen verprügelte. Es dauerte seine Zeit, bis sich das jahrelange Training endlich auszahlte und Valerian seinen Platz oben behaupten konnte. Gekonnt gab er dem Mann den Rest, drehte ihn schließlich auf den Bauch und fesselte seine Hände. Dann zerrte er ihn auf die Füße und schubste ihn in Richtung Ausgang. "Hau... endlich... ab..." Anscheinend hatte der Mann seine Niederlage akzeptiert, denn er torkelte nun unsicher in diese Richtung weiter. Oder war er einfach nur zu benommen, um zu verstehen, was gerade geschah?


    Stöhnend ließ Valerian sich auf seinen Platz fallen, während um ihn herum Wetten ausgezahlt wurden. Seine Nase blutete ebenso wie eine Platzwunde über dem Auge, das gerade fleißig zuschwoll. Seine Rippen schmerzten, außerdem schien er sich den Knöchel vertreten zu haben. Aber er hatte gesiegt! Er schaute zur Bühne, wo gerade der letzte Satz gesprochen wurde. "Wie ist es ... denn... jetzt... ausgegangen? Ochne... meine Wette... ich hab verloren!" Ein wenig wehleidig faßte er an seine Nase. Aber zum Glück schien sie nicht gebrochen zu sein. "Au..."

    Der zerplatzende Apfel war wirklich ein urkomischer Anblick. Valerian lachte, daß ihm die Augen tränten. Doch der Schauspieler nahm es nicht so gelassen, wie es vielleicht besser gewesen wäre. Die wüsten Beschimpfungen waren schon grob. Doch dann endlich konnte das Stück weitergehen. Höchst vergnüglich spann sich die Geschichte weiter und die Schauspieler zeigten sich wirklich tapfer. Ungerührt machten sie weiter.


    Noch lachte Valerian, doch das verging ihm bald, als ein grober Kerl sich plötzlich an Calvena heranmachte. Er sprang auf und schob sich zwischen Calvena und den Mann. "Das könnte Dir so passen! Finger weg! Geh woanders weitersaufen und weiterraufen!" Mit einem kräftigen Schubs stieß er den Kerl weg, machte sich aber darauf gefaßt, daß dieser wiederkam, um sich zu prügeln. "Geh zurück, Calvena, ich werde wohl Platz brauchen!", rief er ihr zu, während er sich bereit machte, einem Angriff standzuhalten.

    Valerian nickte. "So ist's recht. Eile mit Weile. Nimm Dir die Zeit, Dir das Beste auszusuchen. Es sind durchaus gute Stellen zu bekommen." Er riß ein wenig vom zarten Brustfleisch ab und tunkte es in die Soße, bevor er es sich schmecken ließ. "Die Ludi Romani stehen an, da wird sicher für Dich etwas spannendes dabei sein. Leider bist Du ein wenig zu spät für das Stück AULULARIA. Das haben sie neulich im Marcellustheater gegeben. Ich war dort mit... einer reizenden jungen Dame. Wir hatten viel Spaß, das Stück war urkomisch und die Schauspieler wirklich gut. Und die Prügelei am Ende war auch nicht von schlechten Eltern. Es hätte Dir sicher gefallen." Valerian lachte und trank noch einen Schluck.

    Es war einfach herrlich! Valerian genoß den Theaterbesuch in vollen Zügen. Dabei war nur schwer zu entscheiden, ob man lieber dem Geschehen auf der Bühne oder dem auf den Rängen folgen sollte. Auf jeden Fall durfte man zweiteres nicht ganz vernachlässigen, damit man sich rechtzeitig ducken konnte. "Jetzt siehst Du, wie gut meine Wette bisher steht", lachte Valerian, als das Chaos langsam um sich zu greifen begann. Doch dann wurde er ernster. "Hör zu! Sollten wir getrennt werden, dann geh dort die Treppe hinauf. Rechts ist eine Tür, die führt dort oben zu einem Gang. Niemand wird dort hingehen, dort kannst Du also auch nicht niedergetrampelt werden. Ich komme dann auch dorthin. Nur für den Fall der Fälle." Wie gut, daß er das Theater dank seines alten Freundes so gut kannte. Unwillkürlich kam wieder die Erinnerung an Philogena hoch, der er damals vom Dach des Theaters aus die Stadt gezeigt hatte.

    Von hier oben konnten sie die kleinen Unruheherde noch viel besser beobachten, sie hatten den perfekten Überblick. Nur etwas weit weg vom Geschehen auf der Bühne. Aber im Moment war das wohl eher gesund, nicht so nahe an der Bühne zu sitzen.


    "Ja, genau so ist es. Entweder das volle Vergnügen oder der volle Reinfall. Theater ist eben immer eine Art von Glücksspiel. Du hast Glück, daß Dein erster Theaterbesuch Dir gleich das ganze Programm bietet." Er lachte, fand aber wirklich, daß sie Glück damit hatte. So machte es doch erst richtig Spaß!


    "Nein, ich glaube, am Ende werden die Götter das Gold erhalten. Oder es wird einfach unter alle verstreut, so daß jeder ein bißchen was davon hat. Das wäre beides die gerechte Strafe für seinen Geiz!" Was hatte man schließlich davon, einen Schatz zu horten, wenn man trotz dieses Reichtums ein elendes armes Leben fristete?

    Der Kuß kam völlig unerwartet und ließ den sonst so standhaften und durch nicht zu erschütternden Mann leicht erröten. Er mußte einen Kerl, der ihn anrempelte, ein Stück zurückschubsen, dann folgte er Calvena auf die höheren Ränge. "Gern geschehen", flüsterte er ihr zu, als er sie erreicht hatte. "Ein paar mal habe ich es schon erlebt. Merkwürdigerweise passiert es eher bei guten Vorstellungen. Bei schlechten bleibt es meist ruhig." Er lachte vergnügt. "Eigentlich ist es ein Zeichen, daß diese wirklich verflixt gut ist. Sehen wir mal, was es heute noch so zu erleben gibt. Was meinst Du, wer wird den Goldtopf am Ende gewinnen?"

    Valerian lachte und streckte seinerseits die Zunge raus. "Du wirst es noch sehen, was für ein großes Glück das ist. Och, der wird sich schon wieder berappeln. Vermutlich schaffen sie ihn weg, wenn das Spiel weitergeht und die Leute abgelenkt sind." Er zuckte mit den Schultern. Irgendwer würde sich schon um den Mann kümmern. Außerdem würde der sicher bald wieder zu sich kommen.


    Das Stück ging weiter und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Valerian lachte Tränen über den nun noch längeren Bart und über den dummen Alten, der seinen Topf so lange herumtrug, bis es wirklich kein Geheimnis mehr bleiben konnte. Er war noch mit Lachen beschäftigt, als es ganz nah bei ihnen zu einer Rangelei kam. Unwillkürlich warf er sich vor Calvena, so daß sie wenigstens nur wenig Wein abgekam. Dann stellte er sich vor sie und beobachtete zunächst, ob das wohl weiter ausuferte. "Wir sollten vielleicht etwas höher hinauf, hm?"

    Valerian lachte. "Es ist mein Beruf, Bescheid zu wissen. Ich weiß noch viel mehr, aber nicht alles darf ich Dir sagen." Er lachte wieder. Es hatte eben auch seine Vorteile, ein Praetorianer zu sein. "Du hast Recht: Du mußt Dich irgendwie beweisen. Einerseits bin ich der Meinung, daß hier in Rom nun einmal alle Fäden zusammenlaufen und deshalb hier ein guter Ort ist, um sich bekannt zu machen und zu zeigen, was man kann. Andererseits fehlt es in der Regionalverwaltung an guten Männern. Du könntest dort schnell etwas werden und Dich rasch beweisen. Ganz eigensüchtig gesprochen wäre es mir lieber, wenn Du hier in Rom bleiben würdest. Aber die Entscheidung treffen mußt Du letztendlich selbst. Wie wäre es, wenn Du Dir die Zeit nehmen würdest, Dich in aller Ruhe nach offenen Stellen zu erkundigen? Dann kannst Du viel besser entscheiden, wo für Dich die besten Chancen bestehen."

    "Sehr gut. Ich würde sagen, damit sind wir im Geschäft." Valerian hob seinen Becher, um mit Varus darauf anzustoßen. Natürlich mußte er zuhause auch noch ein paar Dinge vorbereiten, aber das sollte alles kein Problem sein innerhalb von drei Tagen.


    "Sag mal, Annaeus Varus. Kann es sein, daß wir uns schon mal über den Weg gelaufen sind? Vor ein paar Jahren auf dem Markt? Ich bin mir nicht ganz sicher. Damals war ich noch einfacher Miles bei den Praetorianern."



    Sim-Off:

    Machst Du mir ein spezielles Wi-Sim-Angebot für das Mosaikenpaket?

    "Sie sind alle drei einflußreiche Männer, die ihre Klienten gut fördern, sofern die Klienten ihren Pflichten nachkommen und loyal zu ihnen stehen. Prudentius Balbus ist der Klient von Aelius Quarto. Und ich bin der Klient von Prudentius Balbus. Ja, er war bei den Praetorianern. Und bekleidet jetzt eines der höchsten Ämter in der kaiserlichen Verwaltung." Er grinste ein wenig in sich hinein, als er dies seinem Vetter so ganz nebenbei mitteilte. Valerian nahm sich etwas Hühnchen und tunkte es in eine der Soßen. Wahrhaftig hatte Diomedes großartige Arbeit geleistet.


    Es dauerte einen Moment, da er erst kauen und schlucken mußte. Dann ein Schluck Wein. "Denk gründlich darüber nach. Tiberius Durus ist ein sehr traditionsbewußter Mann und sehr religiös. Ich bin mal mit ihm aneinander geraten und naja... es war schon ein wenig albern, daß er sich nicht auf Waffen durchsuchen lassen wollte. Aber an sich ist er ein guter Mann. Für Aelius Quarto würde ich mich vierteilen lassen, ebenso für Prudentius Balbus. Aber gut, das ist natürlich nichts, was Dich beeinflussen muß. Es sind gute Männer, alle drei. Und dem Kaiser treu. Vescularius.. naja, unbeliebt halt. Aber er fördert seine Klienten sehr. Und er hält alle Fäden der Macht in der Hand. Das ist durchaus ein Punkt, den man bedenken sollte."