Eine Gruppe junger Männer, die schon allzuviel gebechert hatte, war gerade von Valerians Männern einigermaßen unauffällig entfernt worden. Wie konnten sie auch lauthals verkünden, der Kaiser läge im Sterben und sein Bruder, der Praefectus Urbi und der Senat gleichermaßen würden das nur vertuschen, um noch schnell Reichtümer in ihre Tasche zu wirtschaften, bevor sie anfingen, sich gegenseitig die Nachfolge streitig zu machen? Nein, solches Gerede mußte die Ludi wirklich nicht verderben.
Ein wenig gelangweilt wirkend, obwohl das ganz und gar nicht der Fall war, lehnte der Quintilier an einer Hauswand. Er trug eine neue, gute Toga. Ja, heute einmal in zivil, wenn auch trotzdem dienstlich anwesend. Bewaffnet war er auch, hatte es aber gut verborgen. Die Hand, die sich gerade auf der Suche nach seinem Geldbeutel unter seine Toga schob, war tatsächlich nicht zu spüren. Dennoch wußte Valerian, daß sie da war. Taschendiebe. Verdammtes Pack. Er wartete einen Moment, dann griff er blitzschnell wie eine Schlange zu und quetschte die diebische Hand mit voller Kraft. Der Aufschrei wurde unterdrückt, obwohl ein leichtes Knirschen zu hören gewesen war. Ohne den Dieb auch nur eines Blickes zu würdigen oder etwas zu sagen, ließ er die Hand los. Der Dieb war sofort verschwunden. Und Valerian wußte, heute würde er von keinem Taschendieb mehr belästigt werden.
Sein Blick lag die ganze Zeit auf einer Gruppe junger Frauen, in deren Mitte sich Calvena befand. Das wurden irgendwie immer mehr und er fragte sich, ob er sich in diese Gänseherde wirklich hineinwagen sollte. Eine ganz besondere Art von Mut war hier gefragt.
Valerian löste sich von der Wand und näherte sich der munter schwätzenden Gruppe. "Salvete, die Damen", grüßte er grinsend und wartete darauf, daß Calvena ihn vorstellte.