"Naja, Familientradition ist es ja auch nicht gerade. Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er es wüßte, denke ich. Er wollte, daß ich mich in der Verwaltung hocharbeite. Aber glaube mir, das war gar nichts für mich. Ich habe da mehr durcheinandergebracht, als sinnvolles getan. Die waren froh, mich loszuwerden." Heute konnte Valerian darüber lachen. Aber damals war das für ihn eine sehr schwere Zeit gewesen.
"Die Politik? Nunja, der Kaiser ist nicht in der Stadt, er weilt in Misenum, um sich zu erholen. Der Praefectus Urbi, Potitus Vescularius Salinator führt derweil die Amtsgeschäfte. Er hat nicht viele Freunde unter den hochrangigen Politikern. Aelius Quarto, der Bruder des Kaisers, hat an Beliebtheit gewonnen. Sehr einflußreich sind zum Beispiel Germanicus Avarus und Tiberius Durus. Aber sie sind sich spinnefeind. Ich frage mich manchmal, was für eine Macht sie haben könnten, wenn sie sich zusammenraufen könnten. Doch das wird wohl niemals geschehen. Flavius Furianus ist aus Hispania zurückgekehrt und es gab einigen Aufruhr um ihn. Angeblich hat er staatliche Gelder dazu genutzt, eine private Armee aufzubauen. Aber bewiesen ist davon noch nichts. Decimus Livianus, der in Parthien in Gefangenschaft geraten war, konnte befreit werden. Es gibt Stimmen, die behaupten, er sei ein parthischer Spion geworden, denn es sei zu einfach gewesen, ihn zu besfreien. Die Gens Decimus hat mehrere junge Männer, die in die Politik streben, die werden dann wohl Deine direkten Konkurrenten sein, wenn Du diesen Weg einschlagen willst."
Still und unauffällig räumte Diomedes die Vorspeisen ab, nachdem er die Becher nachgefüllt hatte. Dann brachte er knusprig gebratenes Huhn, dazu wieder Brotfladen, mehrere Soßen und frisches Gemüse. Offenbar hatte er sich einiges an Arbeit gemacht mit diesem Mahl.