Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Die Verabschiedung war sehr herzlich. Und natürlich wurde für sie beide gleich eine neue Einladung ausgesprochen. Valerian versprach, bald wieder vorbeizuschauen. Und, wenn möglich, Calvena mitzubringen. Dann nahm er seine schöne Begleiterin bei der Hand und sie machten sich auf den Rückweg.


    "Du hast einige Herzen erobert, wie es scheint", grinste Valerian und deutete zurück. "Und? Bist Du zufrieden mit mir und dem Programm dieses Tages? Du hast echte Römer kennengelernt. Und Du durftest Rom aus einer Perspektive sehen, die sich nicht jedem eröffnet."


    Es hatte ihm viel Spaß gemacht, sie zu überraschen und ihr Freude zu bereiten. Das Strahlen ihrer Augen war für ihn die größte Belohnung. Was für ein wunderbares Mädchen! Der alte Großvater hatte schon ganz Recht. Aber wie sollte es möglich sein, ein Mädchen aus einer Senatorenfamilie erobern zu können? Sicher war schon eine Ehe für sie arrangiert.

    Valerian lachte. "Warte ab, das hier ist noch gar nichts", zwinkerte er seinem Verwandten zu. "Du kannst es mir danken, in dem Du ein guter Soldat wirst. Und indem Du nach meiner Schwester schaust. Das ist viel mehr wert, als alle Schuhe oder Kleidungsstücke."




    Sim-Off:

    wollen wir das hier beenden und zu Deiner Abreise kommen?

    Valerian nickte mit einem bedauernden Lächeln. "Aber man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist. Es wird nicht unser letzer gemeinsamer Tag gewesen sein, nicht wahr?" Er sprach sehr leise und nur zu ihr. Dann wandte er sich an die ganze Runde. "Wir müssen uns leider verabschieden. Es war wie immer wunderschön bei euch, danke, daß wir bei euch sein durften." Er erhob sich und umarmte Paulina. "Dein Essen war wie immer ganz wunderbar. Hab Dank, Paulina."


    Die gutmütige Frau lachte. "Ach, das sind doch nur ganz einfache Speisen, wir sind doch nur arme Leute. Aber ich danke auch euch, so viel gelacht haben wir schon lange nicht mehr."

    Valerian untersuchte die Schuhe noch auf die Qualität ihrer Verarbeitung hin. "Nein, ich brauche keine Schuhe, bin noch bestens versorgt. Aber diese hier nehmen wir." Dann ging wieder die Feilscherei um den Preis los. Wer kaufte schon zum erstgenannten Preis?


    Nach einer Weile einigten sie sich und Promotus und Valerian konnten den Laden wieder verlassen. Das Paket bekam wieder Promotus zu tragen. Valerian grinste sich eins und schlenderte gemütlich weiter. Eine Toga erstanden sie noch, Strümpfe und was man sonst noch so brauchte. Am Ende war Promotus hoch bepackt. "Geht's noch?", fragte Valerian lachend, während sie sich auf den Heimweg machten.


    Sim-Off:

    Wi-Sim

    Die ganze Runde lachte schallend, als Calvena ihre Geschichte zum Besten gab. Valerian hätte sich sogar fast am Wein verschluckt. "Du hast es tatsächlich auch ziemlich faustdick hinter den Ohren gehabt. Ich sehe schon, eine Verbindung zwischen uns beiden wäre absolut fatal. Die Kinder wären nicht zu bändigen." Er lachte wieder, denn natürlich meinte er das nicht ernst. Im Gegenteil konnte er sich gut vorstellen, daß es wunderbare Kinder wären.


    Nun erzählte jeder in der Runde eine Geschichte aus der Kinderzeit. Und es wurde schnell klar, daß keiner von ihnen ein Kind von Traurigkeit gewesen war. Sogar der Großvater erzählte von einem Streich und den erstaunten Blicken nach zu urteilen, hatte auch der Rest der Familie davon noch nichts gewußt. Es wurde gelacht und geschmaust und die Zeit verflog auf diese Weise im Nu. Schon näherte sich die Sonne dem Horizont. "Sag, wann mußt Du eigentlich zuhause sein?", raunte Valerian seiner reizenden Begleitung zu.

    "Nun, dann zeig mal, was Du an genagelten Caligae zu bieten hast", forderte Valerian den Mann auf und grinste Promotus an. "Du wirst auch welche gestellt bekommen. Aber ein weiteres Paar ist ein Luxus, der im Winter sehr nützlich sein kann." Er selbst hatte sich damals diesen Luxus auch geleistet und es nicht bereut, da lange drauf gespart zu haben.

    Valerian lachte immer noch. "Nein, ihr hattet es wirklich nicht leicht mit mir. Meine Eltern sagten auch immer, daß ich furchtbar war." Er nahm es von der scherzhaften Seite. Kinder waren nun einmal so. Und er war ja in seine Schranken verwiesen worden. "Ja, diese Tracht hatte ich wahrhaftig verdient. Und überlebt habe ich es auch."


    Er nahm noch ein Stück Brot. "Und jetzt, nachdem ich mich bis auf die Knochen blamiert habe, bist Du dran. Erzähl uns doch mal Deine schlimmste Jugendsünde. Du hattest es doch sicher auch faustdick hinter den Ohren, oder?" Eigentlich glaubte er das ja nicht. Calvena machte auch ihn einen ausgesprochen wohlerzogenen Eindruck. Aber er konnte es sich nicht verkneifen, ein wenig zu sticheln.


    Auch die anderen stimmten lachend mit ein. "Ja, was hast Du als Kind angestellt, Calvena?", fragte das Mädchen, das ihnen vorhin Wein eingeschenkt hatte und kassierte dafür einen Knuff von Paulina. "Benimm Dich, Kind."

    Valerian lachte dem Alten zu. "Dafür mußt Du mich erst kriegen." Er hoffte, daß er im Alter auch noch so gut zurecht war wie dieser Mann. Und sich solch einen Humor bewahrte. "Oh, nein, bitte nicht die alten Geschichten", wehrte Valerian lachend ab. "Ihr wollt sie mir doch nicht vergraulen, oder?"


    Aber dann rückte er lieber selbst mit der Sprache heraus. "Ich war ein entsetzlicher Lauser, der sich überall in der Stadt herumgetrieben hat. Das übrigens ist mir jetzt bei meiner Arbeit sehr nützlich." Er mußte breit grinsen, denn er hatte am Anfang seine Vorgesetzten mit seiner Ortskenntnis mehr als verblüfft. "Natürlich hatte ich nur Unsinn im Kopf und machte mir keine Gedanken darüber, was meine Streiche für Folgen haben konnten. Ich fand es furchtbar lustig, die Befestigungen für das Segel so zu lösen, daß es erst ein paar Minuten nachdem es aufgezogen worden war, herunterfallen mußte. Am Morgen stand ich dann auf der Brücke, um alles zu beobachten. Sie versuchten abzulegen, der Wind stand günstig. Aber sie hatten das Wendemanöver erst halb geschafft, da fiel das Segel herab. Sie waren nicht schnell genug an den Riemen, und ruckzuck hatte sich das Boot quergestellt und wurde von der Strömung gegen die Brücke gedrückt. Ich habe natürlich gelacht und mich dadurch verraten. Und war dann nicht schnell genug weg, sofort hatten mich Freunde von Pindarus am Kragen. Ein paar andere Boote zogen ihn frei. Aber da das Segel neu befestigt werden und das Boot auf Schäden untersucht werden mußte, konnte er erst Stunden später auslaufen und der Fang war sehr schlecht an dem Tag. Naja, ich bekam meine Abreibung und mußte eine Woche lang auf seinem Boot helfen. Zum Glück nicht auf dem Meer, denn da werde ich sofort seekrank."


    Er lachte wieder und nahm sich noch etwas von dem gegrillten Fisch und ein wenig Brot, das er in eine würzige Soße tunkte.

    Valerian lachte. "Ganz so alt ist man ja auch wieder nicht. Die Hälfte meiner Dienstzeit habe ich schon fast geschafft." Er mußte husten, als der Qualm der entsetzlichen Pfeife zu ihm herüberwehte. Was der Alte da wohl drin hatte. "Du meinst wohl auch, Räucherware hält sich länger, was?" Er lachte den Alten frech an und bediente sich dann bei den herrlichen Speisen, nachdem er sich die Hände gewaschen hatte.


    "Ich lernte Pindarus kennen, als ich noch ein Kind war. Ich... habe ein wenig Blödsinn an seinem Boot angestellt und er hat mir eine Tracht Prügel verpaßt. Später hat er mir dann ein paar Dinge beigebracht und wir wurden Freunde. Ja, ich war hier schon öfter zu Gast." Er senkte die Stimme ein wenig, gab sich aber nicht wirklich Mühe, von den anderen nicht gehört zu werden. "Paulina hat mich quasi adoptiert und mir Anstand und Sitte beigebracht."


    "Leider war es vergebene Liebesmüh", rief Paulina herüber und lachte.

    Valerian lachte und hielt sich schnell die Ohren zu. "Ich hab das nicht gehört, ich hab das nicht gehört." Promotus wäre bestimmt nicht der erste, der es mit einer Lüge versuchte. Und Valerian war es lieber, davon gar nichts zu wissen.


    "Ach, dank mir am Ende des Tages, wenn wir alles haben. Ah, hier gibt es Schuhe. Wollen mal sehen, ob die was taugen." Es handelte sich nicht um einen Stand auf dem Markt, sondern um einen Laden am Rande des Marktes. Hier wurden die Schuhe nach Maß gefertigt und das war auch das beste.

    Valerian setzte sich schnell an Calvenas andere Seite, bevor ihm jemand den Platz streitig machen konnte. "He, spann mir aber nicht meine Freundin aus!", schimpfte er scherzhaft mit dem Alten, der es sichtlich genoß, eine schöne junge Frau an seiner Seite zu haben. "Wenn Du den Kaiser für mich überredest, daß ich heiraten darf?", lachte Valerian, als der Alte ihn aufforderte, Calvena auf keinen Fall gehen zu lassen. Er legte beruhigend seine Hand auf ihre und drückte sie leicht. Sie sollte sich nicht bedrängt fühlen.


    Nachdem Wein eingeschenkt worden war, wurden auch Platten mit gegrilltem und geräuchertem Fisch, gebratenen Flußkrebsen, allerlei Gemüsesorten und Schalen mit Soßen und Tunken gebracht und aufgetischt. Doch bevor mit dem Essen begonnen wurde, brachten die Frauen Schalen mit Wasser und Handtücher, damit sich alle noch einmal die Hände waschen konnten. Der Hausherr eröffnete dann feierlich die Tafel: "Greift zu und laßt es euch schmecken! Auf daß jeder satt werde!"

    "Ja, zum Glück. Aber Du weißt ja, wie manche Paragraphenreiter sind. Na, vielleicht weiß der eine oder andere gar nicht, wie die Altersgrenze ist." Und vielleicht fragte auch keiner nach dem Alter, dann hatte Promotus auch Glück.


    Dem Händler nickte er zu. Die Ware war gut, der Preis fair. Da konnte man sogar über solch einen gräßlichen Dialekt hinweg sehen. "Abgemacht." Er bezahlte und drückte das Paket dann Promotus in die Hand.


    Sie schlenderten weiter. Schuhe, einen Mantel, eine Toga und allerlei Kleinigkeiten brauchten sie ebenfalls noch.

    "Ein Lieblingsstück? Nein, eigentlich nicht. So viele habe ich ja auch noch nicht gesehen. Aber ich sehe lieber Komödien als Dramen. Leider werden allerdings mehr Dramen gegeben. Ich weiß nicht, warum die so beliebt sind. Und was hast Du für Vorlieben?" Denn auch wenn sie hier das Theater noch nicht besucht hatte, hatte sie das sicher anderswo getan.


    Als sie wieder anlegte, begrüßte Valerian die Frau seines Freundes herzlich. "Salve, Paulina. Danke nochmal, daß wir heute bei euch mitessen dürfen." Natürlich hatte er Pindarus für all das großzügig entlohnt, doch trotzdem war es ja für die gute Frau eine zusätzliche Belastung.


    Die gutmütige Frau winkte ab und lachte. "Aber nicht doch. Darüber haben wir doch schon gesprochen. Also kommt und lernt die Familie kennen." Sie stellte sie alle vor. Vom alten Opa, bis zur kleinen Enkelin, die noch in Windeln lag. Gute 20 Personen gehörten hier zur Familie. Zwischen den Häusern war eine lange Tafel unter Sonnensegeln aufgebaut. Einige Platten mit Käse und Obst standen schon bereit, gerade wurden Körbe mit Brot dazugestellt und über einigen Kochfeuern wurde in Töpfen und Pfannen gerührt. Es duftete einfach herrlich. "Bitte, sucht euch doch schon mal Plätze, es geht gleich los", scheute Paulina die Gäste und die Familie zu Tisch.

    "Hoffentlich nehmen sie Dich. Ich habe neulich irgendwo gelesen, daß die Altersgrenze für die Aufnahme bei 30 liegen soll. Naja, Versuch macht kluch." Ein Händler, der minderwertige Ware teuer anbot, hatte es in Valerians Augen nicht anders verdient, als daß man das auch hörbar äußerte. Beim nächsten Händler sah es tatsächlich anders aus. Valerian nahm eine Tunika in die Hand und drehte sie um, damit sie die Nähte anschauen konnten. "Guter Mann, wir nehmen vier davon, wenn Du uns beim Preis ein wenig entgegen kommst", leitete er die Verhandlungen ein.

    "Dann solltest Du auf jeden Fall einen Theaterbesuch ins Auge fassen. Wir können ja später auf dem Heimweg mal schauen, was im Moment gegeben wird? Wenn Du möchtest?" Valerian wollte sich ihr nicht aufdrängen. Vielleicht sollte er erst einmal abwarten, wie der heutige Tag so verlief.


    Das Boot glitt langsam und gemächlich, da es gegen die Strömung kämpfen mußte, den Fluß hinauf. Langsam ließen sie die Stadt hinter sich. Das Wasser war hier deutlich sauberer als weiter flußabwärts und es dauerte nicht lange, bis sie die Reusen des Fischers erreichten. Sie wurden geleert, der Fang in vorbereitete Wasserfässer umgesiedelt und schon ging die Fahrt flußabwärts wieder los. Das Tempo war jetzt ungleich höher, doch hatten sie noch einmal die Gelegenheit, die Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Allerdings fuhren sie an ihrem Ausgangspunkt vorbei. "Schau dort ist das Forum Boarum mit dem Tempel des Herkules Victor. Und wenn Du da durch die Lücke guckst, siehst Du den Circus Maximus. Interessierst Du Dich für Wagenrennen? Oder eher nicht?" Das Boot zerschnitt die kleinen Wellen, die der Fluß bildete. Hier war das Wasser wieder ziemlich schmutzig, doch das störte irgendwie gar nicht. "Und da sind schon die großen Lagerhallen." Auch an ihnen glitten sie noch vorbei, verließen fast schon wieder die Stadt, als sie linken Flußufer bei einigen ärmlichen Hütten anlegten.


    Sie wurden von einer fülligen, etwas älteren Frau begrüßt, die ihre Hand hilfreich reichte, um Calvena vom Boot zu helfen. "Salvete, ich hoffe, ihr hattet eine schöne Fahrt? Das Essen ist auch fast fertig. Ach, ich vergaß ganz, mich vorzustellen. Ich bin Livia Paulina, die Ehefrau von diesem Nichtsnutz da." Sie deutete auf Pindarus und ihr Lachen zeigte, wie wenig ernst sie das meinte.

    "Du bist kein Bettler. Du bist mein Verwandter. Familie hält zusammen. Aber ich respektiere es, Appius, keine Bange." Valerian wollte nicht weiter darauf drängen. Obwohl Promotus das Pferd ja in Germanien verkaufen und ihm das Geld dann schicken könnte.


    Die Tuniken waren bei näherer Betrachtung nicht so gut, also zuckte Valerian mit den Schultern. "Dann laß uns mal dort hinten schauen, ob die Ware dort besser ist." Er sah keinen Grund, seine Stimme zu dämpfen.

    Valerian seufzte. "Ich verstehe es ja. Vermutlich wäre ich an Deiner Stelle nicht anders. Aber ich habe nicht viel Gelegenheit, etwas für meine Familie zu tun. Und würde diese Gelegenheit eben gerne nutzen. Außerdem könntest Du das Pferd ja wieder mitbringen, wenn Du eines Tages zurückkommst. - Nein, ich werde es Dir nicht aufdrängen. Hier, schau diese Tuniken, die sind genau richtig."

    Valerian strahlte. Es schien ihr wirklich zu gefallen. "Siehst Du dort das Marcellustheater? Warst Du je dort drin? Wenn nicht, mußt Du das unbedingt mal nachholen. Das Theater ist herrlich. Und am besten ist es, wenn sie eine Komödie bringen. Jedenfalls meiner Meinung nach. Und dort, schau, da kommt jetzt das Amphitheatrum Neronis in Sicht, leider etwas hinter Häusern verborgen." Er ließ sich ebenfalls einen Schluck Saft schmecken. "Selbstverständlich mache ich das nur für Dich", sagte er und blickte sie treuherzig an. Tatsächlich hatte er so eine Bootstour noch nie organisiert. Doch sie schien ein voller Erfolg zu werden. "Und der wievielte Bootsausflug ist das für Dich? Ich weiß wirklich nicht, ob ich eine geniale Idee hatte oder ob jeder zweite Römer ein Mädchen auf diese Weise verwöhnt."

    "Du könntest schon. Und wärest auch erfolgreich dabei. Aber ich fürchte, Du willst nicht, oder?" Valerian verstand ja, daß Marhabal... verflixt, Promotus, lieber selbständig zum Erfolg kommen wollte. Doch ihm selbst ging es inzwischen so gut, daß er es sich wirklich leisten konnte, einen Verwandten zu fördern. Und er tat es auch gerne. Nur aufzwingen wollte er sich natürlich nicht.


    "Dann sollten wir gleich mal die Gelegenheit nutzen und uns auch umhören. Während wir Dich ausstatten mit allem Nötigen. Eigentlich ist es schade, daß Du fortgehst. Dann wird das Haus gleich wieder leer sein."