Es machte umso mehr Spaß wenn man sah, wie gerne sie zuhörte. Valerian hatte lange nicht mehr so viel Freude daran gehabt, jemanden durch Rom zu führen. Und ihre Ungeduld und Neugierde machte ihm noch mehr Freude. Er setzte sich zu ihr und sie hatten zusammen einen guten Blick flußabwärts. Einige Boote waren unterwegs und glitten langsam, wenn es flußaufwärts ging oder eben schnell, wenn es flußabwärts ging, über das Wasser. Der Wind stand günstig, um auch mit Segelkraft flußaufwärts voranzukommen, wie Valerian freudig bemerkte.
Eines dieser gemächlich dahingleitenden Boote hielt nun genau auf sie zu. Das dreieckige Segel sah vielfach geflickt aus und auch das Boot war sicherlich nicht neu. Doch alles war gut gepflegt und der Bootsführer wußte anscheinend genau, was er da tat. Das Segel wurde eingeholt und ganz langsam glitt das Wasserfahrzeug auf das Ufer zu. Im letzten Moment drehte es ein wenig, um längs des Ufers liegenzubleiben. Ein Mann sprang mit einem Tau ans Ufer und machte das Boot sogleich fest. Vom Heck wurde ihm ein weiteres Tau zugeworfen, so daß er das Boot noch etwas enger ans Ufer heranziehen konnte. Ein Holzbrett wurde nun ausgelegt und der Eigner des Bootes kam nun an Land. "Salvete, meine Freunde", begrüßte der Mann Valerian und Calvena. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht und etwas wirres, ehemals schwarzes, aber nun an vielen Stellen graues Haar.
Valerian stand auf und ging dem Mann grinsend entgegen. "Salve, Pindarus. Darf ich Dir die ehrenwerte Germanica Calvena vorstellen? Calvena, dies ist mein alter Freund Tiberius Livius Pindarus. Er ist Fischer und hat sich bereit erklärt, uns heute mitzunehmen, wenn er seine Reusen flußaufwärts kontrolliert. Es ermöglicht uns einen einmaligen Blick auf Rom von einer ganz anderen Perspektive. Bist Du bereit, mit an Bord zu gehen?"
"Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Calvena. Ich darf doch Calvena sagen? Wir vom Fluß sind nicht so förmlich, weißt Du?" Pindarus lachte sie freundlich an und stemmte dann seine Hände in die Hüften. "Also dann an Bord mit euch, wir haben ja heute noch so einiges zu erledigen." Er reichte Calvena die Hand, um sie sicher auf sein Boot zu geleiten. Außer ihm gehörten noch zwei weitere Männer zur Besatzung. "Für euch sind die Plätze dort im Schatten des Segels vorgesehen. Wenn ihr im Weg seid, dann sagen wir es euch schon."