Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian schaute zu dem Flavier herüber. "Ich muß zugeben, daß ich nicht ganz unglücklich bin, erst später zu den Praetorianern gekommen zu sein. Und daß ich nicht mit dort war." Jeder der Kameraden, die dabei waren, fragte sich, ob er nicht doch etwas hätte tun können. Das war natürlich Unsinn. Jeder hatte das getan, was er tun konnte. Es war ein großes Unglück, daß der Kaiser von einem Pfeil getroffen worden war. Aber so war eben der Krieg. Nichts konnte einen Menschen wirklich schützen, wenn er sich in einem Kriegsgebiet befand.


    "Oh, es geht ihm vor allem darum, alle Reichen zu enteignen. Er findet, alles sollte allen gehören und jeder sich nehmen dürfen, was er zu brauchen meint." Valerian zuckte die Schultern. Als ob so etwas je funktionieren könnte. "Ein paar Namen konnten wir ihm schon entlocken. Und den Rest erfahren wir auch noch. - So, damit er sich nicht zu wichtig fühlt, sollten wir ihn nun verlassen." Er führte Aristides wieder auf den Gang und schloß die Zellentür gründlich. "Möchtest Du noch etwas sehen?" Eigentlich gab es nichts weiter, aber er wollte natürlich nicht den Eindruck erwecken, sie hätten etwas zu verbergen.

    Ganz unauffällig schob Valerian auch den Teller mit dem Schinken näher zu Marhabal. Er fand ihn einfach köstlich und nahm auch selbst gleich noch eine Scheibe. Dann pulte er den Kern aus einer Dattel, wickelte den Schinken drumherum und aß das Ganze sehr genüßlich.


    "Natürlich habe ich Recht", lachte Valerian und schlug Marhabal kameradschaftlich auf die Schulter. "Du wirst sehen, Du wirst es noch zu etwas bringen." Eigentlich standen ja nur noch ein paar Formalitäten im Weg. Die würden sie schon bewältigen.

    "Nimm auch von den Datteln. Sie sind sehr gut", bot Valerian an und schob die Schale ein wenig näher an Marhabal heran. Er selbst nahm noch etwas Käse und Oliven. "Zum einen würde ich mir über ungelegte Eier noch keine Sorgen machen. Zum anderen kannst Du schlichte alles tun. Du kannst eine Arbeit annehmen, ein Handwerk erlernen oder Handel treiben. Was immer Du möchtest. Gute zuverlässige Leute werden immer gesucht."




    Sim-Off:

    Was ich fast vergessen hätte: WiSim :)

    "Da wirst Du gleich einen Pluspunkt für Dich verbuchen können. Gute Köche nimmt jedes Contubernium gern, denn es gibt nicht viele davon." Valerian grinste breit. Seine eigenen Kochkünste hatten ihn auch in der Beliebtheitsskala steigen lassen. "Dann hat die Härte Deines bisherigen Lebens doch wenigstens einen Vorteil. Es gibt viele, die gerade diesen Teil des Soldatenlebens nicht ertragen können."


    Er nahm den Schinken und schnitt einige hauchdünne Scheiben herunter, von denen er zwei gleich wegnahm. Dazu nahm er sich Brot und etwas Obst. "Solltest Du es nicht schaffen, was ich aber bezweifle, hast Du hier ein Heim, zu dem Du zurückkehren kannst. Also kannst Du die Sache eigentlich ganz ruhig angehen."

    "An manchen Tagen ist es einfach nur lästig. Aber wenn alle so zusammensitzen und ihre Ausrüstung in Ordnung bringen, das kann auch sehr gemütlich sein. Wenn das Contubernium kameradschaftlich ist und sich die Männer gut verstehen. Man kann dabei reden und vielleicht auch mal einen Schluck trinken." Wenn alle so beieinander saßen, konnte das Putzen der Metallteile richtig Spaß machen.


    "Alles steht und fällt mit der Zimmergemeinschaft. Man lebt mit acht Mann in einem echt kleinen Raum. Jeder muß dabei einigermaßen Ordnung halten, sonst gibt es ständig Ärger. Man muß sich zusammenraufen und gute Kameradschaft pflegen, dann ist alles gut. Und es ist von Vorteil, gut kochen zu können. Wir hatten bei uns bei der Legio II die Regel, daß ein neuer Mann gleich eine Woche Kochdienst für alle hatte. Schon um zu überleben, lernte der das Kochen in der Zeit. Und das kam letztendlich uns allen zugute. Ich habe es auch auf diese Weise gelernt. Ich habe mir auf dem Markt Tips geben lassen von einer alten Marktfrau. Die hatte richtig Spaß daran, mir Kochen beizubingen." Valerian lachte, als er an diese Zeit zurückdachte. Damals hatte er gelernt, daß man mit Speck und Lauch viel ausrichten konnte, daß ein wenig Honig auch an herzhaften Gerichten kein Fehler war und eine kleine Prise Salz an süßen Speisen.


    "Die Schleiferei in der Grundausbildung ist wirklich übel. Es schadet nicht, wenn Du schon vorher anfängst zu trainieren. Viel laufen, Liegestützen, Klimmzüge. Es werden von Dir Höchstleistungen erwartet. Und das muß so sein, sonst überstehst Du keinen Marsch und schon gar keinen Kampf. Dazu wirst Du die ganze Zeit beschimpft, mußt auch hier und da Schläge einstecken. Im Ernstfall mußt Du über Deine Grenzen hinaus können. Nicht nur für Dich, sondern auch für die Kameraden neben Dir. In der Grundausbildung wird gnadenlos ausgesiebt, damit nur die Männer übrig bleiben, die solch einer Belastung standhalten."

    "Ja, das ist wahr. Ich habe in Germanien das kräftige Grün sehr gemocht. Die mächtigen Bäume und die ständige Gegenwart von Wasser. Der Rhenus ist ein sehr beeindruckender Fluß. Und überall sind Bäche, Teiche und Seen. Natürlich regnet es dort auch viel öfter als hier, aber so selten sind Sonnentage dort auch wieder nicht. Für die Ausrüstung ist das natürlich nicht so gut. Ständig muß man das Metall putzen." Valerian mußte über sich selbst lachen. "Am besten machst Du Dir selbst ein Bild."


    Das Thema Valentina war für Valerian weiterhin sehr schwer und seine Fröhlichkeit verflog gleich wieder. "Natürlich. Es wäre mir einfach wichtig, wenn mal jemand mit ihr persönlich sprechen würde. Auf meine Briefe habe ich keine Antwort erhalten. Und das macht mich ganz verrückt, so gar nichts von ihr zu hören. Leider kann ich hier nicht so lange weg, wie ich für eine Reise nach Germanien brauchen würde."

    Die meisten hätten nun Geld genommen. Valerian wußte das nur zu gut. Ein weiterer Punkt, der für Marhabal sprach. Er war nicht mal dann ein Verschwender, wenn es um das Geld anderer ging. Dieser Mann gefiel ihm immer besser. Wie konnten die Tiberier so blind sein? Denen ging es offensichtlich zu gut.


    "In Ordnung. Ich mache mich dann wieder auf den Weg. Du leistest hier sehr gute Arbeit, Marhabal. Und ich bin sehr froh, daß Du mir über den Weg gelaufen bist. Bis die Tage dann. Vale."

    Valerian erklärte, wie der Stand aussah und wo er auf dem Markt zu finden war. Der Wein mundete ihm ausgesprochen gut und er griff nun nach einer Dattel. "Greif zu, sonst esse ich Dir noch alles weg", scherzte Valerian und ließ es sich schmecken. "Sehr gut schmecken sie auch, wenn man sie mit Mandeln füllt und Speck drumherum wickelt. Dann ein wenig Honig drantupfen und anbraten. Ich sage Dir: Ein Genuß!" Nur auch ein recht teurer. Doch jetzt, mit seinem Centurionensold, konnte er sich so etwas tatsächlich leisten.


    Als die Sprache auf die Kleidung kam, fiel Valerian ein, daß Marhabal dann auch eine anständige Toga brauchte. Na, da konnte er ja für sorgen. Er grinste ein wenig in sich hinein, sagte aber nichts. "Germanien ist im Winter ein Graus. Aber im Sommer hat es mir dort sehr gut gefallen. Die Menschen sind rau, aber herzlich. Und Valentina ist dort. Es ist gut, wenn jemand aus der Familie mal mit ihr spricht. Sie schreibt mir niemals, dabei habe ich dort für die Postbeförderung eine Familienwertkarte erworben, damit sie mir schreiben kann, wann immer sie will, ohne sich mit den Kosten belasten zu müssen." Für einen Moment schaute er sehr traurig drein. Es schmerzte ihn, daß seine Schwester ihm so lange zürnte.


    "Mein alter Freund Iulius Drusus ist inzwischen Lagerpraefect. Ich werde Dir einen Brief für ihn mitgeben. Er wird sich gewiß für Dich einsetzen."

    "Das klingt doch ganz hervorragend. Ich weiß gar nicht, was ich ohne Dich machen würde, Marhabal. Mach nur weiter so und Du wirst es ganz sicher nicht zu bereuen haben." Valerian klopfe dem Freigelassenen anerkennend auf die Schulter. "Ich muß nun leider wieder los. Aber ich komme in einigen Tagen wieder vorbei. Du weißt ja, wo Du mich findest, wenn es Probleme gibt. Hast Du noch genug Geld für Deinen Unterhalt und für die Pflanzen? Sonst gebe ich Dir noch etwas."

    "Erstaunlicherweise ist es ein gallischer Wein. Ich habe ihn von einem ganz unscheinbar wirkenden Stand auf dem Markt, eine Art Geheimtip. Er hat nur eine kleine Auswahl, aber mir hat dort jeder Wein geschmeckt. Ich durfte alle probieren. Es hat schon manchmal seine Vorteile, ein Praetorianer zu sein." Lachend hob Valerian den Becher ein weiteres mal an die Lippen. Dann nahm er sich ein Stück Brot und etwas Käse.


    "Ich komme dann nächste Woche hier vorbei und wir gehen zusammen zur Basilika Ulpia. Hast Du etwas ordentliches anzuziehen? Falls nichts, sollen wir Dir noch etwas besorgen." Er hatte erst letztens eine neue Toga gekauft, die würde dann zum ersten mal zum Einsatz kommen.


    "Die Legio II ist eine sehr gute Wahl. Ich werde Dir dann auf jeden Fall ein Empfehlunsschreiben mitgeben. Die Legio I ist auch nicht übel, da könnte ich Dir ebenfalls eine Empfehlung mitgeben. Mein alter Centurio ist dort jetzt Tribun wie ich letztens gehört habe."

    Valerian trug heute zivil. Er hatte seine neueste, sehr edle Toga angelegt, was, wie er fand, dem feierlichen Anlaß durchaus angemessen war. Er betrat nun gemeinsam mit Marhabal die Basilika Ulpia, um sich in die lange Reihe der Besucher einzureihen, die alle dem Praetor Urbanus wichtige Anliegen vorzutragen hatten. Nun hieß es abwarten, bis sie dran waren.

    Sie stießen mit ihren Gläsern an und tranken von dem Wein. Valerian fand den Wein sehr wohlschmeckend und schaute nach Marhabals Reaktion, um so eine Ahnung von dessen Geschmack zu bekommen.


    "Nächste Woche also. Ich hoffe, die Formalitäten nehmen nicht allzu viel Zeit in Anspruch. Hast Du denn eigentlich schon darüber nachgedacht, bei welcher Legio Du es probieren möchtest?"

    Valeian lachte. "Ja, meine ich." Natürlich würde es eine Weile brauchen, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Aber das würde mit der Zeit schon werden. Er packte die mitgebrachten Lebensmittel aus und legte sie auf ein Tischchen, das sie schnell herbeigeschafft hatten.


    Als der Sklave die Gläser brachte, schenkte Valerian von dem mitgebrachten Wein ein. "Begießen wir also den Zuwachs für die Familie. Mögen die Ahnen meiner Entscheidung zustimmen und von nun an auch Dich behüten." Er opferte einen Teil des Weines auf dem Familienaltar, bevor sie anstießen.

    "In Zukunft dann Lucius für Dich, Appius." Daran würde er sich auch erst noch gewöhnen müssen. Aber von Marhabal mit Herr angesprochen zu werden, kam ihm nun auch nicht mehr richtig vor.


    "Der Wein wird Dir schmecken, ein sehr voller und fruchtiger Geschmack. Dazu gibt es frisches Brot, würzigen Kräuterkäse, germanischen Schinken, verschieden eingelegte Oliven, Datteln und einiges an Obst. Da wird doch sicher etwas nach Deinem Geschmack dabei sein."

    "Also ein Experiment. Auf das Ergebnis bin ich sehr gespannt. Wenn es allzu furchtbar aussehen sollte, bekommst einfach Du dieses Zimmer." Valerian lachte und schlug Marhabal kameradschaftlich auf die Schulter. Farbe konnte man überstreichen, wenn sie einem dann doch nicht gefiel. Aber eigentlich glaubte er, daß Marhabals Idee gar nicht so übel war und das Zimmer so gar nicht übel ausschauen würde.

    Valerian grinste Marhabal breit an. "Natürlich bringen sie es so hin. Schließlich habe ich es so bestellt, nicht wahr?" Das war ein recht deutlicher Hinweis darauf, daß es ihn wenig interessierte, wie sie es hinbekamen, wenn sie es nur hinbekamen. "Dein Vorschlag klingt ungewöhnlich. Hast Du so etwas schon einmal gesehen?" Allerdings konnte er sich gut vorstellen, daß es gut aussehen würde.

    Valerian lächelte. "Hab Dank für die Glückwünsche. Ich bin es noch nicht lange, Du konntest es nicht wissen." Als der Petronier damals den Stock geschwungen hatte, um ihn für jene Latrinenprügelei zu bestrafen, hätte er sich nie träumen lassen, es einmal zu einem Praetorianercenturio zu bringen. Und er war nicht wenig Stolz darauf, es so weit gebracht zu haben.


    "Ja, das ist mein voller Ernst, Marhalbal. Ich trage diesen Gedanken schon länger mit mir herum. Ich schlage also vor, daß wir nächste Woche an meinem freien Tag zum Praetor gehen und alles notwendige dafür veranlassen. Und heute Abend wollen wir ein wenig feiern. Ich habe guten Wein und ein paar Leckereien eingekauft." Er deutete auf seine mitgebrachten Pakete.