Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der Vater hatte seinen Sohn wegen dessen nicht vorgesehenen Ausplaudern seines Namens gerügt. Der decurio hatte es nolens volens zur Kenntnis genommen um es im gleichen Augenblick zu ignorieren. Statt dessen drängte er zur Eile.


    "Alsdann zu den Pferden. Wir müssen uns beeilen. Je eher wir in der castra sind desto besser. Gibt es noch Fragen? Wenn nicht, dann helft dem Kleinen, nachdem ich aufgesessen bin, auf mein Pferd."


    "Und du,"
    er sah zu dem Jungen,
    "suchst dir hinter mir einen guten Halt mit beiden Händen."


    Dann wandte er sich noch einmal an den Älteren.
    "Du bist dir wirklich sicher, daß dein Begleiter diesen Ritt überstehen wird?"

    "Dann laßt uns aufbrechen",


    meinte der decurio. Zunehmends wurde er unruhig, ließ sich diese Regung jedoch nicht anmerken. Irgendetwas, das er sich in diesem Augenblick nicht zu erklären vermochte, lag in der Luft.


    "Ich reite an der Spitze und du,"


    er sah den Sprecher, bewußt nicht dessen Namen aussprechend, an,


    "reitest am Schluß. Deinen Begleiter nehmen wir in die Mitte. Wir halten zwei Pferdelängen Abstand. Sollte dir etwas merkwürdig erscheinen, gib` mir sofort Bescheid."


    Er reichte dem Angesprochenen seine Trillerpfeife, die ihm in so mancher Situation wertvolle Dienste geleistet hatte.


    "Und während des Ritts wird nicht gesprochen. Wir müssen nicht nur unsere Augen, sondern auch unsere Ohren offenhalten. Was meinst du, könnten du und dein Begleiter im Falle einer Gefahr galoppieren? Und, führst du einen pugio oder ähnliches mit dir?"


    Mitunter machte er sich Sorgen um die ihm von seinem patronus Anvertrauten.

    Der decurio konnte sich eines Grinsens nicht erwehren wiewohl es ihn nicht sonderlich interessierte wie und ob der Kleine so hieß wie er sich ihm vorstellte. Er hatte sich bei diesem Auftrag seines patronus daran gewöhnt, daß hier mit Namen gehandelt wurde, die nicht ihren Trägern entsprachen.


    Lächelnd erwiderte er die Vorstellung.


    "Und ich bin Titus Decimus Cursor, decurio, turma I, LEG I TRAIANA, Mantua."


    Er beobachtete die Reaktion des Kleinen.


    "Doch Namen sind Schall und Rauch. Aber was hältst du davon, wenn ich dich heimwärts mit auf meinen Incitatus nehme?"


    Heimwärts bedeutete für ihn die castra, denn das war sein Zuhause.

    "Dann sollten wir so schnell wie möglich wieder aufbrechen",


    meinte der decurio und sah den Sprecher prüfend an,


    "vorausgesetzt, dein Begleiter kann den Ritt trotz seines Fiebers durchhalten. Bedenke, daß wir hierher beinahe drei horae benötigten. Zurück zur castra kenne ich zwar eine Abkürzung, die etwas beschwerlicher, aber dafür unseren Ritt um gut eine halbe hora verkürzt. Euere Sicherheit steht für den legatus und bestimmt auch für euch an erster Stelle."


    Er machte eine kurze Atempause und fuhr, da er keinen Widerspruch erhielt, fort.


    "Wenn es dir recht ist, nehme ich deinen Sohn zu mir auf`s Pferd. Mein Incitatus ist lammfromm und gehorcht mir auf die Stimme. Du brauchst also keine Bedenken zu haben. So kommen wir schnell vorwärts und erreichen baldigst unser Ziel. Es sei denn, dein Sohn beabsichtigt selbst zu reiten."


    Augenzwinkernd nickte er dem kleinen Sohn zu.

    Der decurio war schweigend neben dem Fremden geritten. Ob er so hieß, wie er ihn nennen sollte, war ihm egal. Er hatte sich den Weg, den sie geritten waren, genau eingeprägt, eine alte Gewohnheit aus seiner Tätigkeit als Kundschafter. Daß sich dieser Maxentius auffällig benahm, war seinem geübten Blick nicht entgangen. Es hatte ihn nicht zu bekümmern und es tat es auch nicht.


    Sie erreichten ein Gasthaus. er kannte es nicht. Er folgte dem Fremden bis sie vor einer Tür standen. Dann, daß das eine Losung sein mußte, war nicht zu verkennen, und noch einmal, dieses Mal jedoch mit einem anderen Namen!


    Unwillkürlich fuhr seine Hand an die spatha, zu allem bereit ...

    Der decurio hielt dem Gast seines patronus die Tür auf.


    "Dann führe mich zu deinen beiden Begleitern und ich bringe euch dann, so wie es der legatus angeordnet hat, ins praetorium."


    Mehr sagte er nicht. Wozu auch? Er hatte seinen Auftrag, und den hatte er auszuführen, ohne sich über irgendjemanden oder irgendetwas Gedanken zu machen. Und was zu sagen war, würde sich sowieso im Nachhinein ergeben.

    Das, was er klären wollte, hatte sich durch die Anordnung seines patronus zunächst erledigt. Zudem waren die Fragen und Auskünfte. die er haben wollte, nicht für die Ohren Dritter bestimmt.


    Grüßend wandte sich der decurio an den legatus ...


    "Dein Befehl, legatus!"


    ... und dann an den ihm als Decimus Maxentius vorgestellten Fremden, wobei er es nicht an der den Bekannten seinen patronus gegenüber gebotenen Höflichkeit fehlen ließ.


    "Folge mir, Decimus Maxentius!"

    Der decurio war kein Freund von vielen Worten. Die Folge daraus war, daß er es, wenn es möglich war, vermied, gegebene Befehle zu hinterfragen.


    Doch hier lag der Fall anders. Nicht der legatus, sondern sein patronus hatte ihn herbeordern lassen. Und so wie es aussah, schien die Sache mit seiner Mission, von der er vor kurzem zurückgekehrt war, in Verbindung zu stehen. Und da sind Fragen von besonderer Wichtigkeit eine Notwendigkeit.


    Er nickte und sah den patronus an.


    "Schwerfallen dürfte es nicht, zumal meine turma diese Woche die Wache stellt. Aber hast Du für Deine Freunde einen besonderen Raum im praetorium vorgesehen, etwa Dein privates officium und sollen sie dort verbleiben, legatus?"


    Er hielt inne, um die Antwort abzuwarten. Erst dann wollte er noch Einiges klären.

    Der noch mit der neu zu erstellenden Bestandsliste seiner turma beschäftigte decurio ließ alles stehen und liegen um dem Auftrag, den ihm der scriba überbrachte, Folge zu leisten.


    Er überprüfte seine Adjustierung und eilte dem Mann hinterher.


    Kurze Zeit später meldete er sich im officium legati.


    "Decurio Decimus wie befohlen zur Stelle legatus!"


    Gespannt wartete er auf die Befehle des Vorgesetzten.

    "Optio Hadrianus!"


    Barsch wandte sich der decurio an den optio.


    "Wie mir scheint, hat man dir in deiner letzten Einheit nicht beigebracht, wie man sich gegenüber Vorgesetzten und deren Befehlen und Anordnungen zu verhalten hat. Demzufolge wirst du es bei uns lernen müssen!


    Ist das klar?"


    Er sah den Mann zugleich an und durch ihn durch.

    "Die Männer sind motiviert" hatte der optio gesagt.
    Der decurio lächelte.


    "Dann beaufsichtigst du das Reinigen der Ausrüstung. Bei dieser Gelegenheit befragst du die equites der in der cognitio aufgeführten Pferde nach ihren Tieren und deren jetzigen Befinden. Es ist zwar einige Zeit seit dem Appell vergangen, aber mich interessiert, was aus den Anordnungen des veterinarius geworden ist."


    Er hielt dem optio die tabula hin.


    relatio veterinarii





    Stand : ANTE DIEM VI KAL DEC DCCCLXI A.U.C. (26.11.2011/108 n.Chr.)
    iussu
    Aulus Ennius Densus
    veterinarius


    "Alles klar?"

    Der decurio nahm die oberste der tabulae an sich und sah kurz darauf.


    "Du hast mir in den thermae berichtet, daß du mich vertreten hast. Das ist soweit in Ordnung. Gab es in diesen Tagen irgendetwas zu Berichtendes? Wie hast du mich vertreten?"


    Er war gespannt auf die Antwort des optio. Drei Tage bei der legio und drei Tage bei den equites!

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    Aulus Ennius Densus




    Er erwachte mit einem stechenden Schmerz in seinem Kopf. Ächzend setzte er sich auf und überlegte wo er sich befand. Leicht schwankend erhob er sich, ging ans Fenster und sog die frische Morgenluft tief in sich hinein.


    So begann der Tag des Aulus Ennius Densus, seines Zeichens optio und medicus veterinarius der LEG I TRAIANA PF.


    Er steckte seinen Kopf in den neben der Tür stehenden Eimer. Die Wirkung des kalten Wassers ließ nicht lange auf sich warten was wiederum den Vorteil hatte, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.


    Langsam erinnerte er sich an den gestrigen Tag und an den Abend, der ihm, und dessen war er sich sicher, noch so manche Unannehmlichkeit bringen würde.


    Densus hatte sich in den vielen Jahren, die er in der Armee verbracht hatte, zum optio hochgedient und aufgrund seiner Erfahrung und Kenntnisse mit Pferden und sonstigen Zug- und Arbeitstieren zum veterinarius gebracht.


    In dieser Zeit war er noch nicht, wie so mancher seiner Kameraden, der Trunksucht verfallen, war jedoch einem guten Tropfen, wobei es durchaus auch mehrere sein konnten, nicht abgeneigt vor allem dann, wenn er dazu gebeten wurde. Und irgendwann war er dann soweit, dass er etliches vertragen konnte.


    Und genauso war es am gestrigen Abend. Der Pferdeappell bei der turma III verlief, von einigen gravierenden Mängeln abgesehen, normal und so sah er nicht den geringsten Grund, die freundliche Einladung des decurio III zu einem Becher Wein auszuschlagen.


    Wäre da nicht diese verhängnisvolle Wette gewesen! Es war schon sehr spät und er und der decurio hatten dem Wein kräftig zugesprochen, als ihm der für seine Hinterlist bekannte decurio den Vorschlag machte, dass beide, die sich mit ihrer Trinkfestigkeit übertreffen wollten, solange becherten bis einer unter den Tisch ging. Sollte dabei Densus als Sieger hervorgehen, könne der den Appellbericht so fertigen wie geschehen, sollte aber er mehr vertragen, dann dürfte es im Bericht keinerlei Bemerkungen über jegliche Mängel geben. In weinseliger Laune willigte Densus ohne sorglos ein und nahm nicht mehr war, dass der hinterlistige decurio nur immer seinen Becher füllte.


    An mehr konnte er sich, so sehr er sich auch anstrengte, nicht erinnern. Aber eines war ihm klar: Er hatte sich wie ein Anfänger von diesem decurio übertölpeln lassen. Diese Blamage hätte er noch verkraftet. Nur der Bericht über die Unregelmäßigkeiten bei der turma III, er musste sich etwas einfallen lassen.


    So saß er da und brütete vor sich hin.





    medicus veterinarius - LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

    Der decurio nickte zufrieden.


    "Gut, daß das Reinigen der Ausrüstung ganz oben steht. Was kommt dann weiter? Wann kommen die Pferde? Übrigens. Hast du dich schon mit unserem veterinarius bekanntgemacht?"


    Vielleicht hatte sich dann einiges von selbst erledigt.




    Sim-Off:

    >Von nun an werdet ihr nur noch reden, wenn ihr angesprochen werdet. Und das erste und das letzte Wort das aus eurem dreckigen Maul wird Centurio sein. Habt ihr Maden das verstanden?<
    Das waren die Worte des für die GA zuständigen centurio der XXII!
    Ich halte es nur mit dem letzten Wort ;)

    Der decurio sah auf und musterte kurz den Eingetretenen.


    "Salve optio Hadrianus"

    erwiderte er den Gruß und fügte erläuternd hinzu


    "Decurio Decimus genügt und den Dienstgrad des Angesprochenen an den Schluß. So ist es, zumindest bei uns equites, zwischen einem höheren und einem niederen Dienstrang Sitte. Und damit Willkommen bei der turma I."


    Erneut heftete er seinen Blick auf seinen Gegenüber und fragte plötzlich.


    "Was für einen Dienst hast du heute für die turma angesetzt?"


    Prüfend behielt er den optio im Auge.

    Während seiner Abwesenheit hatte sich etliches angehäuft. Der Stapel der tabulae war sorgfältig aufeinander geschichtet, was der Anhäufung derselben jedoch keinen Abbruch tat. Befehle, Aufzeichnungen, Nachrichten, Aufstellungen, Berichte ... es war alles da, was nicht nur einem Vorgesetzten das Leben schwer machen konnte. Oben auf lag die neueste acta diurna.


    Der decurio nahm die Nachrichten zur Hand als es anklopfte. Er hob kurz den Kopf,


    "Intra!"


    und las weiter.

    Der decurio verhinderte, daß er infolge der wohligen Wärme einnickte.


    Er stieg schnell aus dem Wasser und winkte einen Sklaven herbei. Der brachte das angeforderte Tuch. Er trocknete sich ab und nickte dem optio zu.


    "Wir sehen uns morgen, vale."


    Dann kleidete er sich an und machte sich auf den Weg zu seiner Unterkunft.

    Der decurio hatte genug gehört.
    Mehr oder weniger ...
    Weiteres zu erfahren düngte ihm nicht mehr, zumal seine Absicht, den patronus aufzusuchen um ihm Bericht zu erstatten, im Vordergrund stand.
    Vorher wollte er sich für kurze Zeit entspannen.


    "Gut. Das reicht für heute. Wir sehen uns morgen. Melde dich eine halbe Stunde vor dem Morgenappell in meinem officium."


    Damit lehnte er sich wieder entspannt zurück.