Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der decurio nickte. Und da sie schon einmal zwanglos nebeneinander saßen fragte er weiter.


    "Das hört sich gut an. Aber wieso hast du dich nicht auch bei der classis eingeschrieben, zumal dein Onkel dort einen Offiziersrang bekleidet? Und dann, du sagst, du wurdest auf Geheiß der Kanzlei zur I. versetzt, hat das einen bestimmten Grund?"


    Und fast erläuternd fügte er hinzu.


    "Verstehe mich nicht falsch. Das soll kein Verhör sein. Aber ich bin gewohnt, von meinen Männern alles"
    er grinste,
    "oder zumindest alles zu wissen. Je mehr ich von ihnen weiß, desto besser kann ich auf sie eingehen. Wir equites sind wie eine familia, in der jeder für jeden da ist, sowohl im Frieden und erst recht im Ernstfall."

    Der decurio lächelte.


    "Na sieh` mal an! Du willst aushelfen, kannst reiten und hegst keinen Groll gegen die Reiterei. Das ist ja wunderbar! Da habe ich den richtigen Mann für meine Einheit bekommen!


    Übrigens, ich bin decurio Decimus, turma I der ruhmreichen I.


    Und nun, da wir uns gegenseitig vorgestellt haben, erzähl` ein wenig von dir, optio. Wo und wie hast du deine Jugendzeit verbracht und wie war dein Werdegang bei der Armee?"


    Gespannt sah er den Mann an.

    Der decurio blieb vorsichtig.


    "Nun gut, aber wie kommt gerade ein optio zu den equites, noch dazu, daß der nur für eine gewisse Zeit, wie du angibst, ausgerechnet bei den Reitern bleiben soll?"


    Es sollten keine Zweifel offen bleiben!

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus hatte kaum das Stalltor erreicht, da kam Callidus auf ihn zu.


    "Was ist los? Wo bleibst du? Der decurio wartet auf dich?"


    "Blöde Frage! Was soll los sein? Wo ich schon hier war, habe ich gleich nach dem rechten geschaut. Was willst du hier?"


    Callidus glotzte ihn an, sah dann zur Seite und schwieg verlegen.


    "Hab` ich mir`s doch gedacht. Du schleichst mir wieder mal hinterher. Wohl Eindruck schinden beim decurio?"


    Wieder keine Antwort. Geduckt schlich der eques davon. Alienus sah sich noch einmal um und rief den beiden im Stall zu.


    "Ihr könnt herauskommen. Die Luft ist rein."


    Das plötzliche Auftauchen dieses Callidus verhieß nichts Gutes.



    Der decurio horchte auf. Wie war das?
    Ein optio, bei den equites, der unter ihm diente, ihn aber nicht kannte.


    Zur Zeit wimmelte es überall von Spionen. Die Erfahrung hatte auch er in seiner Mission machen müssen. Wachsamkeit war somit mehr als angesagt!


    Mißtrauisch sah er den Mann.


    "Du bist also als optio bei den equites? Und wo ist dieser decurio unter dem du dienst und den du nicht kennst?"


    Eindringlich musterte er den Angesprochenen.

    Der decurio genoß die Ruhe und döste vor sich hin. In Gedanken war er überall und nirgends. Zuviel hatte sich in den letzten Wochen ereignet. Und zu gutem Schluß der anstrengende Ritt, bei dem er zweimal die Pferde untereinander wechselte. Beide hatten wiedereinmal ihre Ausdauer bewiesen und er verwarf den Austausch nicht von Incitatus, den wollte er trotz seines Alters nicht um alles in der Welt hergeben, und auch nicht mehr von Aquila, dem die Lähmung auf der rechten Hinterhand lange zu schaffen machte.


    Der angenehme Dampf war wohl die Ursache dafür, daß er mit Incitatus in der Wüste war, und ritt da vorne nicht Publius Redivivus, sein bester Freund? ...


    Zitat

    Original von Aulus Hadrianus Fontinalis
    Salve, ich hoffe meine Anwesendheit stört nicht. Ich bin Optio Aulus Hadrianus Fontinalis. Und wer bist du?


    Verstört fuhr er auf.
    Optio ... Fontinalis?
    Wer war das? Den Namen hatte er noch nie gehört. Er fragte zurück.
    "Und welche Einheit?"

    Der decurio beeilte sich die thermae zu erreichen. Nach dem anstrengenden Ritt war er naßgeschwitzt. Jetzt fröstelte ihn ein wenig und ihm war nicht danach sich eine Erkältung einzuhandeln.


    Im Eingangsbereich der Therme wurde er von einem Sklaven in Empfang genommen, der ihn in einen Umkleideraum führte. Der nahm ihm seine Kleidung ab, verstaute diese in einem Regal und gab ihm ein Handtuch. Er erkundigte sich noch nach speziellen Wünschen, doch waren seine Dienste nicht gefragt. Der decurio wollte sich einfach nur in einem heißen Bad entspannen, also winkte er ab. Der Sklave entfernte sich, und der Haupttrakt der Therme lag vor ihm.


    Er genoß den Dampf, der von dem Becken aufstieg und setzte sich auf die Stufen, die rings um das Becken angelegt waren, so dass nur noch sein Oberkörper aus dem Wasser ragte.


    Entspannt lehnte er sich zurück und genoß die Ruhe...

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    eques Titus Flavius Alienus



    Der eques sah in zwei strahlende Augen. Sie sahen ihn geradeso an wie die seiner Puellina. Und auch nur dann, nachdem es bei ihr am Schönsten war. Doch sie war es nicht, sondern das Mädchen dieses tiro, und beide waren ihm erst vor ein paar Tagen aufgefallen.


    Auch er war verliebt, nur hatte er nicht das Glück, dass sie in seiner Nähe sein konnte. Dieses Mädchen nun stand aufrecht, gerade stolz, vor ihm, während sich ihr Liebhaber weder rührte noch regte. Alienus konnte sich eines Grinsens nicht erwehren. Auf jeden Fall zollte er ihr Anerkennung. Er sah aber auch das Flackern in ihrem Blick, der ihn auf sonderbare Weise anrührte.


    Zitat

    Original von Chiomara Minor
    "Bitte, er kann nichts dafür. Wir haben nachher einen Termin beim Praefectus castrorum und bis dahin noch etwas Zeit. Können wir das ganze hier nicht vergessen? Ich würde dir auch bei meinem nächsten Besuch ... " Ihr Blick suchte nach dem Korb, den Aretas abgestellt hatte. "... so einen Korb voll Gebäck mitbringen. So als kleines Dankeschön?"



    Beruhigend redete er auf sie ein.


    "Du brauchst keine Angst zu haben und der da im Heu auch nicht. Ich habe auch nicht die Absicht, euch zu verraten. Ich will dir auch sagen, warum. Zum einen kann ich euch verstehen und zum anderen bin ich überzeugt, dass dein tiro, käme er mit mir in die gleiche Lage, nicht anders handeln würde. So, wie es aber aussieht, wird es nie dazu kommen."


    Der eques zuckte wehmütig die Schultern und fuhr fort.


    "Es wird Zeit. Seht zu, dass ihr hier verschwindet, ich habe euch nicht gesehen!"


    Damit wandte er sich zum Gehen.


    Plötzlich waren von draußen sich nähernde Schritte zu hören.
    Alienus horchte auf und rief den beiden zu.


    "Versteckt euch unter dem Heu! Mal sehen, wer kommt. Rührt euch nicht vom Fleck bis ich wieder da bin."


    Damit ging er zum Stalltor zurück.




    Die Wochen waren wie im Fluge vergangen und der zuletzt verschärfte Ritt hatte sowohl dem Reiter als auch seinem Pferd etliches abgefordert, da der decurio alles daran setzte, den ihm für seine Mission zur Verfügung stehenden Zeitrahmen nicht zu überschreiten.


    Er hatte seinen Incitatus selbst in die pabula gebracht und ihn, so wie er es immer tat, selbst versorgt, nicht vergessend, ihn noch eingehend auf seine Beine und Hufe hin zu untersuchen. Erst, nachdem er nichts Nennenswertes an dem Vierbeiner festgestellt hatte, machte er sich zu seinem officium auf.


    Es hatte nicht sich nicht viel, und als er genauer hinsah, eigentlich gar nichts verändert. Auf dem Tisch lagen zwar einige tabulae, die vor seiner Abreise nicht dalagen, aber ansonsten herrschte mustergültige Ordnung es kam ihm vor, als hätte Alienus seine Hand im Spiel gehabt.


    Der decurio nahm die Rüstung ab und vertauschte die durchschwitze Kleidung mit einer frischen. Das einzige, was er nun benötigte, war eine Erholung in den thermae. Dann wollte er sich, bedingt durch die Art seiner Mission, nicht beim legatus, sondern beim patronus melden, um ihm Bericht zu erstatten.

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus hatte einen harten Tag hinter sich. Nicht nur, daß er dazu verurteilt wurde, den calones beim Heuabladen zu helfen, er hatte, um es kurz zu machen, einfach schlechte Laune. Zudem hatte er mit Veratius einige Meinungsverschiedenheiten zu klären, die, so wie es aussah, nicht so einfach zu lösen waren. Und aus der castra konnte er auch nicht heraus, denn in Ermangelung jeglicher Möglichkeit sich etwas zu kaufen sah er hierzu keinen Handlungsbedarf. Jetzt erst kam ihm die Erkenntnis, daß es vielleicht besser gewesen wäre, seinen Sold zur Seite zu legen statt ihn durch die Kehle rinnen zu lassen.


    Mit hängendem Kopf strebte er den thermae zu. Mit seinen Gedanken war er irgendwo als er angesprochen wurde.


    "Eques Alienus, wie geht es dir?"


    Er zuckte zusammen. Er hörte das Schnauben eines Pferdes und sah an diesem nach oben. Es war sein decurio.


    "D-d-d-d-u-u-u bist wieder zurück, decurio?"
    Mehr brachte es stotternd nicht hervor.


    Der lachte.
    "Wenn du nichts dagegen hast, Alienus. Aber ich will mich nach dem langen Ritt zuerst frisch machen und denn zur Berichterstattung zum legatus. Bring` mein Packpferd in die pabula, Incitatus versorge ich selber. Anschließend meldest du dich bei mir."


    "Dein Befehl, decurio."
    Alienus nahm das Packpferd, seine schlechte Laune hatte sich verflüchtigt, und so
    nahm er den Weg zur pabula, um sich dann schnellstens bei seinem decurio wieder einzufinden.


    Er stieß das große Tor auf, stellte das Packpferd in den ersten freien Ständer und wollte wieder zurück. Aber da war etwas, was, das wußte er nicht, noch nicht.


    Er ging die Stallgasse entlang und dann sah er das, was sich vor nicht allzu langer Zeit fast ereignet hatte.


    "Nicht du schon wieder?!"
    Beinahe hätte er wie bereits vorher wieder gestottert. Schnell hatte er sich gefaßt und innerlich grinsend wandte er sich an den tiro.
    "Hast du wenigstens alles gefunden, nach dem du gesucht hast?"






    "Optio Cossus Fulcinius Silus, du willst mich sprechen,"


    meldete sich der Wachhabende, hielt aber, da er mit Pferden schlechte Erfahrungen gemacht hatte, einen sicheren Abstand,


    "was kann ich für dich tun, decurio?"


    Der grinste und winkte den optio näher zu sich heran.


    "Mein Pferd ist heute friedlich. Also keine Angst. Und nun, hör` gut zu:
    Ich reite mit meiner turma zu einer Übung mit dem Zweck, sich im Gelände zurechtzufinden. Wir werden uns draußen aufteilen und einzeln wieder eintreffen, einige früher, andere später. Ich selbst werde in der Zwischenzeit zurückkommen. Bis zu diesem Zeitpunkt zähle die das Tor passierenden equites. Ist das soweit klar und hast du noch Fragen?"


    Der optio nickte.


    "Alles klar und keine Fragen, ihr könnt passieren, decurio."


    "Gut, turma I mit 1/15 zur Übung."


    Kopfschüttelnd sah der Wachhabende den equites nach.

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    Hadrianus schüttelte das Haupt.


    "Nee, nee, nee, verdammt schade um den Burschen,“
    entfuhr es ihm und er sinnierte vor sich hin. Schon einmal hatte ihm dieser Kerl mit seinem korrekten militärischen Verhalten imponiert. Er war nahe daran darüber nachzudenken, ob er mit seiner Maßregelung richtig gehandelt hatte. Wenn ihm der nur nicht mit seiner angedrohten Beschwerde gekommen wäre.


    Doch nun kam in ihm ein Gefühl innerster Zufriedenheit hoch. Er stellte sich vor, er hätte den tiro zur Inventur herangezogen. Ob ihm der unter diesen Voraussetzungen nicht Schwierigkeiten gemacht hätte, womöglich wäre die Bestandsaufnahme zu seinen Ungunsten ausgefallen und ein nicht mehr auszugleichendes Fehl an Gegenständen wäre aufgetreten.


    Die Götter waren ihm offensichtlich gewogen. Er war gerade noch einmal an seinem Unheil vorbeigeschrammt. So schien es ihm angebracht, den matronae campestres ein Opfer darzubringen.







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    Hatte er das richtig mitbekommen? Der optio fuhr zusammen. Daß sich der Mann über ihn beschweren wollte, derartiges betrachtete er seit jeher aus einer Perspektive distanzierter Gelassenheit. Viel mehr war er sich augenblicklich darüber im Klaren, daß ihm seine Menschenkenntnis, auf die er sich bislang immer verlassen konnte, einen üblen Streich gespielt hatte. Aber er beherrschte sich und wandte sich erklärend an den tiro.


    "Mit dem focale, das ich dir schenken wollte, hatte ich die Absicht, mich bei dir zu bedanken. Einmal dafür, dass du während meiner Abwesenheit die Kammer bewacht hast und einmal dafür, dass du nicht versucht hast, die Kammer zu betreten. Das Schloß ist nämlich defekt.“


    Er hielt kurz inne und fuhr dann fort.


    " Des weiteren wollte ich dich, da ich den Anschein gewonnen hatte, dir vertrauen zu können, für die Inventur, die demnächst ansteht, anfordern und die erforderliche Befreiung vom Dienst bei deinem Ausbilder beantragen.“


    Er hielt abermals inne und höhnisch er wurde lauter.


    "Und nun ... Beschwere dich bei wem du willst ... Und jetzt ...


    RAUS! ... Bevor ich dich noch pumpen lasse! ...“


    Eindringlich fixierte er das Gesicht des Mannes, und er hatte ein gutes Gedächtnis.