Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Dann wendete er sich dem Patienten und der Netzkonstruktion zu und fragte den decurio:
    "Decimus, eine Frage: Wozu führt ihr eigentlich diese Netze mit?"
    Er wusste es wirklich nicht, hatte nur wenig Ahnung von der Taktik der Reiter, war aber wie immer wissbegierig, um nicht zu sagen neugierig.


    Und wie schon einmal, als er von dem centurio gefragt wurde und nicht so recht wußte, wie er reagieren sollte, verkniff sich der decurio die ihm auf den Lippen liegende Antwort. Immerhin war der Fragende nach wie vor sein Vorgesetzter. So entgegnete er halb erklärend, halb dozierend.


    "Nun, Netze sind in vielerlei Hinsicht einsetzbar, wie unser Eingreifen beweist. Man kann sich in ihnen verfangen, an ihnen bleibt vieles hängen, man kann mit ihnen vieles ziehen. Es kann dazu benutzt werden, den Gegner zu schlagen, ihn zu Fall zu bringen oder einzufangen. In Aegyptus haben wir sie z.B. mit Stroh gefüllt und die Rollen hinter uns her gezogen, um dem Feind größere Truppenansammlungen vorzutäuschen. Im Enstfall verbinden wir die Netze mit einer langen Kordel, die es uns ermöglicht, das geworfene Netz nach einem Fehlwurf zurückzuziehen, und es so zu retten. Sollte dagegen das Netz einen Gegner umwickeln, so kappen wir mit dem pugio die mit dem Netz verbundene Kordel. Alles in allem, man kann mit Netzen alles bewerkstelligen, centurio."


    Er sah den primus pilus an. Seiner Meinung nach war die gegebene Antwort erschöpfend.

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    eques Publius Plaetorius Rupus


    Rupus kannte sich in Mantua nicht aus. Aber es schaffte es innerhalb kurzer Zeit durch Durchfragen zur curia zu gelangen. Im Eingangsbereich sah er sich um. Nirgendwo fand er einen Hinweis oder ähnliches, wo er den von ihm Gesuchten finden konnte. Um nicht unnötige Zeit zu vergeuden ging er auf die nächstbeste Tür zu, als ein Fremder an ihm vorbeiging. Kurz entschlossen wandte er sich an ihn.


    "Ich bin auf der Suche nach dem, der für die Baustelle zuständig ist. Kannst du mir sagen, wo ich ihn finde?"




    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle Soldaten wohlauf waren, trat Licinus an den Rande des Geländers und rief hinunter:
    "Decurio! Alles in Ordnung bei euch?"


    Der decurio hatte dem centurio soeben nach oben gemeldet, daß der Mann unbeschadet im Netz aufgefangen wurde, als auch schon der Vorgesetzte neben ihm stand.


    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Decimus! Schick doch bitte einen deiner Reiter in die Curia zu einem gewissen Artorius, der für die Baustelle zuständig ist und lass ihm berichten, was heute passiert ist."


    Er nickte.
    "Ich werde Rupus zur curia senden. Der ist einigermaßen redegewandt im Umgang mit Behörden und deren Leuten, centurio."


    Dann beorderte er den benannten eques zu sich.
    "Du reitest zur curia, suchst dir den für die Baustelle Zuständigen namens Artorius und berichtest ihm über die Geschehnisse. Nimm den kürzesten Weg hin und zurück, agedum!"
    Der eques bestätigte den Befehl und ritt los.

    Der Mann fiel wie ein Klotz nach unten. Der Schreck über das plötzlich gelöste Seil, mit dem er nicht gerechnet zu haben schien, reichte gerade zu einem abrupt abgebrochenen Schrei und verhinderte jegliche Bewegung während des Falls.


    Das Netz hatte ihn aufgefangen und nach dem Kommando des decurio


    "Equites, Netz langsam zu Boden lassen!"


    landete der Mann beinahe sanft auf der Erde. Der decurio sprach den am Boden Liegenden an. Der hatte seinen Mund weit geöffnet und starrte an dem Fragenden vorbei.

    Der decurio war sich nicht sicher, ob der Mann seine Worte verstanden hatte oder nicht. Aber so wie er das, was er sah, einschätzte, nahm der Hängende nichts mehr wahr und hörte selbst den nicht zu überhörenden centurio nicht mehr. Statt dessen begann er instinktiv sich selbst zum Schwingen zu bringen.


    Es blieb nur noch zu hoffen, daß er Mann endlich sicher nach unten kam. Daß das Netz den Fallenden tragen würde stand für ihn außer Zweifel.

    Der decurio, der Lage von unten schlecht beurteilen konnte, sah nach oben und rief dem centurio zu.


    "Wie lange wird der Mann noch durchhalten? Versucht, ihn am Seil zum Schwingen zu bringen und laßt dann das Seil los. Wenn das nicht möglich ist, dann müßte das Seil durchgeschnitten werden. Hauptsache, er kommt herunter, wir fangen ihn auf jeden Fall auf, centurio."



    Abwartend beobachtete er den am Seil Hängenden, dem seine Kräfte langsam zu schwinden schienen.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Aber glaubst du nicht, dass es besser wäre deine Männer absitzen zu lassen?" fragte er leicht zweifelnd nach, da er keine Ahnung hatte, wie das mit dem Verknoten am Sattel gehen sollte. Und ob die Pferde mit der Wucht des Aufpralls umgehen konnten ...


    Der decurio ließ sich auch durch die ihm unverständliche Frage des centurio nicht aus der Ruhe bringen. Er verkniff sich die ihm auf den Lippen liegende passende Antwort eingedenk dessen, daß er es mit einem Vorgesetzten zu tun hatte.


    Er beorderte seine equites, von denen der eine Teil bereits abgessen und wie befohlen zu dem Haus vorgerückt war, der andere Teil bereits ebenfalls zu Fuße stand und auch die Zügel der Kameraden in den Händen hielt, zu sich.


    "Jeder eques legt sein Netz zu Boden, eines neben das andere. Alienus, Caecus und Rupus bleiben bei den Pferden. Die anderen nehmen die Netze und knüpfen sie mit den Seilen zusammen. Anschließend selbständig aufsitzen. Die milites breiten, während die equites einen sich vergrößernden Kreis bilden, das neu entstandene Netz auf und reichen es einem jeden eques, der es wiederum an seinem Sattel befestigt.


    Wenn ihr das habt, reitet so weit auseinander, daß das Netz zwar gespannt ist, aber trotzdem ein wenig durchhängt. Beeilt euch!"


    Das große Netz war in Kürze fertig und gespannt. Der decurio meldete seinem Vorgesetzten.


    "Das Netz ist gespannt und tragefähig, centurio."

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Offensichtlich kannst du das, decurio.
    Habt ihr was dabei, was man als Sprungtuch verwenden kann? Wir nämlich nicht. Wenn ja organisierst du unten das Sprungtuch und ich geh mit ein paar Männern nach oben."


    Der decurio konnte sich eines Grinsens trotz des Ernstes der Lage nicht erwehren. Was wollte der centurio? Ein Sprungtuch oder ähnliches? War er vielleicht bei den vigiles? Die könnten wahrscheinlich mit Sprungtüchern dienen. Bedauernd wandte er sich an den Fragesteller.


    "Mit einem Sprungtuch oder dergleichen kann ich dir nicht dienen. Aber jeder eques führt ein Netz bei sich. Wir knoten, sagen wir, zehn Netze zusammen, verankern die an den Sätteln unserer einen großen Kreis bildenden Pferde und dann braucht der Mann nur noch zu springen, centurio."


    Nun brauchte der pilus primus nur noch seine Zustimmung zu geben.

    Die turma hatte eine Art Feldübung hinter sich gebracht. Der decurio hatte nicht viel von seinen equites gefordert, es kam ihm lediglich darauf an, seine Männer, wie es so schön heißt, bei Laune zu halten.


    Die nutzten ohne besonderen Befehl die Gelegenheit, um ihre Pferde nicht nur zu bewegen, sondern sie auch zu fordern und das wiederum war das, was der decurio indirekt bezweckte. Und nicht nur das! Seine Männer sollten sich durch ihr eigenes Dazutun davon lösen, sich in ihrem Schmerz über den Verlust der durch die Pest umgekommenen Kameraden zu vergraben.


    Im Schritt näherten sie sich der Stadt. Alienus ritt auf seinen Vorgesetzten zu.


    "Da vorne stehen eine Menge Leute umeinander und ganz vorne sehe ich ein paar centurias und ganz vorne, das muß unser primus pilus sein, decurio."


    Der lenkte sein Pferd zu dem Bezeichneten.


    "Decurio Decimus , turma I. Wir kommen gerade von ein Übung. Kann ich dir mit meiner turma dienlich sein, centurio?"


    Insgeheim hoffte er, daß eine Ablenkung, welcher Art auch immer, seien Männern keinesfalls schaden würde.

    Der decurio nickte zufrieden. Er hatte seinen Vorgesetzten verstanden und war sich sicher, daß der nun wußte, daß er sich auf ihn verlassen konnte. Nun mußte das Ganze nur noch in Taten umgesetzt werden. Und dies gedachte er auf der Reise in die Hauptstadt tun zu können.


    Nach einem Augenblick des Schweigens meinte er.


    "Hast Du noch Befehle an mich bevor wir losreiten oder vielleicht Anordnungen oder Weisungen besonderer Art, legatus?"


    Für ihn stand nach der längeren Unterredung fest, daß er ab jetzt zusätzlich mit Sonderaufgaben betraut werden konnte.

    Der decurio versuchte ein Lächeln.


    "Ich habe Dich verstanden. Aber, wenn Du mir die Bemerkung gestattest und ich davon ausgehen darf, Dir als meinem Patron mehr als andere sagen zu dürfen, so dürfte es doch hier, so wie ich das in der kurzen Zeit meiner Zugehörigkeit zur I. bemerkt habe, keine Mißstände geben, über die Du nicht informiert wärest. Ich bringe hier Cimon ins Spiel, denn dieser hört und sieht viel und erfährt wiederum von seinesgleichen, was vor Ort geschieht, was letztlich dann Dir zu Ohren kommt."


    Er setzte kurz ab.


    "Was ich damit sagen jedoch nicht sein will, ein Verräter oder einer, der irgendjemanden diskriminieren will. So bitte ich Dich darum, das, was ich Dir zu vermelden haben werde, entsprechend zu würdigen und zu werten, legatus."


    Während er sprach, wandte er seinen Blick nicht von seinem Vorgesetzten.

    Fest umschloß der decurio die Hand seines neuen Patrons.


    "Ich danke Dir, daß Du mich als Deinen Klienten angenommen hast. Kann ich schon jetzt etwas für Dich tun, patronus?"


    Für ihn stand fest, daß es bereits zu Beginn seiner Klientschaft an der Zeit war, sich für seinen patronus zu engagieren. Er war sich auch darüber im Klaren, daß es nun nicht mehr so leicht sein würde, einem Auftrag welcher Art auch immer, auszuweichen.


    Fragend sah er seinen Gegenüber an, ob sich wohl sein legatus oder sein patronus an ihn richten würde.

    Der decurio hatte seinem Vorgesetzten aufmerksam zugehört. Er ließ sich durch dessen Worte nicht beirren und dachte nicht im Entferntesten daran sich von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Er wollte der Klient seines Vorgesetzten werden, um ihm seine Treue und Verbundenheit zu beweisen. Und sollte der in nächster Zeit von seinem Kommando abberufen werden, so bliebe immer noch Zeit genug, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Entscheidend für ihn war das Jetzt. Und dementsprechend gedachte er zu handeln.


    Er sah seinem Vorgesetzten in die Augen und antwortete mit fester Stimme.


    "Wie dem auch sei, ich bitte nochmals darum, Dir meine Klientschaft antragen zu dürfen, ohne Wenn und Aber, legatus."

    Der decurio nickte. Dann ging er auf die ihm gestellte Frage ein.


    "Es ist mir klar, daß Du nicht auf Dauer der Kommandeur der I. sein wirst."


    Er lächelte verschmitzt.


    "Aber solltest Du, sagen wir in die Hauptstadt gehen, so dürfte es doch bestimmt auch auf dem Versetzungswege eine Möglichkeit geben, ebenfalls dorthin zu gelangen."


    Er hatte es von Nikopolis nach Mantua geschafft, warum nicht auch von da nach Rom? Daß er dem ihn verehrten legatus überall hin folgen würde, behielt er für sich.


    "Und wenn Du es für angebracht hältst, zudem dem Senator Vinicius verpflichtet zu sein, so wäre das eine zusästzliche Ehre für mich, legatus."


    Er wandte seinen Blick nicht von seinem Vorgesetzten.

    Während des Gesprächs waren dem decurio so manche Gedanken durch den Kopf gegangen. Auf der einen Seite war da ein Sklave, der seinem Herrn treu ergeben war, dem sein Herr unbedenklich vertraute und der dies unter Beweis gestellt hatte. Auf der anderen Seite war er, der bisher nichts von all dem bewiesen hatte.


    Für ihn stand nicht nur fest, was er zu tun hatte, sondern was er tun mußte. Und die anstehende Reise in die Hauptstadt schien ihm der willkommene Anlaß zu seinem Vorhaben.


    Er stand auf, nahm Haltung an und wandte sich mit festem Blick an seinen Vorgesetzten.


    "Ich bitte darum, Dir meine Klientschaft antragen zu dürfen, legatus."


    Nun kam es darauf an, wie sein Kommandeur auf diese Bitte reagieren würde.

    Der decurio nickte ebenfalls.
    Das ist gut, murmelte er vor sich hin.
    Mehr wollte er nicht hören und mehr wollte er auch nicht wissen. Er konnte diesen Cimon wie einen seiner Männer ansehen. Entscheidend für ihn war, daß der legatus diesem Sklaven voll vertraute.


    Auch er wollte seinem Vorgesetzten seine unbedingte Loyalität beweisen und, um dies zum Ausdruck zu bringen, bat er ihn.


    "Gestattest Du mir noch eine Frage, die sich mir gerade jetzt aufdrängt, legatus?"

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    „Du kannst ihm vertrauen wie einem Deiner Männer, jedoch untersteht er nicht Deinem Befehl, sondern allein dem meinen.“


    Der decurio sah seinen Vorgesetzten, den er mit seiner Frage allem Anschein nach brüskiert hatte, entschuldigend an.


    "Ich erdreiste mich nicht darüber zu befinden, wessen Befehl Cimon untersteht. Es steht mir folglich auch nicht zu anzuzweifeln, daß er Dir allein unterstellt ist.


    Mir ging es mit meiner Frage nur darum, ob ich ihm wie auch meinen Männern vorbehaltlos vertrauen kann, d.h., daß Ausgesprochenes so bewertet wird wie es gemeint ist, was wiederum nicht bedeuten soll, daß bei der turma respektlose Bemerkungen über Vorgesetzte, auch nicht unter der Hand, geführt werden. Das meinte ich mit Betrachten und nichts anderes, legatus."


    Der decurio hoffte das Mißverständnis mit seiner Erklärung bereinigt zu haben und wartete auf die Zustimmung des Vorgesetzten.

    Der decurio wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit Mühe stemmte er sich hoch und ergriff dankbar den Stock, den ihm der tiro reichte. Behutsam reinigte er seine durch die vermehrten Besuche der latrina in arge Mitleidenschaft gezogene rückwärtige Front und wandte sich an den tiro.


    "Danke für das angebotene infusum. Vielleicht komme ich darauf zurück. Doch noch habe einiges von meinem aus Aegyptus mitgebrachten Zaubertrank, der nicht nur mir, sondern so manchem Kameraden Erleichterung brachte. Ich habe zwar bereits davon genommen, aber so wie es scheint, habe ich den Sud zu schwach angesetzt."


    Er nickte dem tiro zu und verließ schnellen Schrittes die latrina.

    Der decurio sah seinem Vorgesetzten in die Augen.


    "Ich traue meinen Männern und ich kann auf sie felsenfest vertrauen. Wir sind eine Gemeinschaft auf Leben und Tod. Sie für mich und ich für einen jeden einzelnen.


    Wie sieht das mit Cimon aus? Er ist ein Sklave und er ist ein Barbar. Wir reisen nach Rom. Der Weg ist lang und es treiben sich bekanntlich ihren Herren entlaufene Sklaven herum und machen die Gegend unsicher. Meine Männer und ich beschützen Dich, aber ... "


    Er brach seinen Satz abrupt ab und fragte.


    "Kann ich Cimon wie einen und als einen meiner Männer betrachten, legatus?"


    Er wollte nicht nur, sondern er mußte um jeden Preis sicher gehen und hoffte, daß der legatus seine Frage entsprechend auslegte.