Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der decurio mußte unwillkürlich grinsen. Amüsiert sah er das Mädchen an. Im Schein des Feuers blitzten ihre Augen, der Zorm machte sie noch hübscher und auch die blonde Strähne verweigerte den Gehorsam.


    "Eine verdammte Schande für deine Familie? Das sehe ich anders! Eigentlich muß ich deiner Familie dankbar sein. Vielleicht ist es eine Fügung der Götter, die uns zusammenführte."
    Er sah das Mädchen eindringlich an.



    "Und du bist sicher, daß deine Sippe nicht hinter dir her ist? Warst du vielleicht verheiratet? Wie alt bist du denn?"


    Ihm war bewußt, daß er zuviel fragte. Doch er mußte es wissen.

    Zitat

    Original von Duccia Vera
    "Mir wurde schnell langeweilig, also begann ich in der Taverne zu arbeiten, das war auch ein riesen Fehler, andererseits aber... wer weiss." plapperte Sontje so wie immer drauflos.



    Der decurio hatte dem Mädchen aufmerksam zugehört. Wie es schien hatte es zu ihm Vertrauen gefaßt. Und so kam es, daß er wissen wollte, was es mit seinem andererseits aber ... auf sich hatte.


    Besorgt sah er das Mädchen an.


    "Andererseits aber? Du hast deinen Satz nicht vollendet. Das klingt beinahe danach, als ob du vor irgendjemanden davonlaufen mußtest oder fliehen wolltest. Wirst du verfolgt? Du kannst uns vertrauen, hier bist du sicher!"


    Lächelnd meinte er.


    "Übrigens, du kannst mich Titus nennen. Und für mich bleibst du die kleine Sonne, wenn wir unter uns sind ..."


    ... und leise fügte er hinzu ...


    "und das sollte noch länger so bleiben!"

    Der decurio nickte leicht. Er ging noch ein paar Schritte hin und her und setzte sich dann dem Mädchen gegenüber. Entschuldigend meinte er.


    "Wir saßen gestern den lieben langen Tag im Sattel. Da werden wohl die müden Beine eine kleine Quittung gewesen sein."


    Er sah das Mädchen unverwandt an.


    "Kleine Sonne, der Name paßt gut zu dir. Und wenn dir deine blonde Strähne ins Gesicht fällt ..."


    Er hielt inne ohne den Satz zu vollenden. Er wußte nicht, wie sie ein derartiges Kompliment aufnehmen würde und ging statt dessen zu seinem Namen über.


    "Nun, was meine Namen angeht, Titus heißt fast jeder dritte Römer, ich entstamme der gens der Decimer und Cursor wurde ein Vorfahre von mir genannt, der im zweiten Punischen Krieg als schnellster Läufer in der Armee galt."


    Der decurio wandte keinen Blick von dem Mädchen. Er empfand es als angenehm, sich mit der kleinen Sonne zu unterhalten.

    ... das Feuer brannte, aus dem darüber hängenden Kessel strömte ein verführerischer Duft und lud zum pullus Varianus (*) ein. Er wollte seine Kameraden zum Essen einladen und hatte schon ein bene comedite (**) auf den Lippen ...



    Zitat

    Original von Duccia Vera
    "N'späten Abend noch... träumen sie immer mit offenen Augen?" brummelte Sontje grüßend sowie neckend und hockte sich in den Schneidersitz nieder. Sie ergriff einen Stock und stocherte im Feuer rum. "Wissen sie... der Helmut, der meinte es nicht so." fing sie an. "Er wollte uns schützen. Wir hatten zuvor eine lange Diskussion. Ich erzähle ihnen davon, wenn sie sie hören möchten..."


    Der decurio schrak auf. War er eingeschlafen? Ihm gegenüber saß das Mädchen und sah ihn, vielleicht war es sogar schadenfroh, an. Die blonde Strähne, jetzt nicht hinter ihrem Ohr, stand ihr gut.


    Um die Peinlichkeit, vor dem Mädchen eingeschlafen zu sein herabzuspielen stand er auf. Lächelnd gab er zurück.


    "Wenn ich nachdenke, hat das meistens den Anschein eines Träumers. Aber, du redest mich mit sie an. Ich bin ein einfacher decurio, und den kannst du ebenfalls mit du anreden. Wenn du mir soviel Vertrauen schenken und mir von euerer Diskussion erzählen willst, sie könnte bestimmt zu einem besseren Verständnis der Lage beitragen.


    Doch, du mußt mir nicht unbedingt anworten, dieser Helmut hat mich mit Heilsa begrüßt. Duccia Vera ist nicht dein richtiger Name, oder?"


    Der decurio wartete auf ihre Antwort. Nun würde sich zeigen, ob sie im vertraute.




    Sim-Off:

    (*) Hähnchen nach Art des Varus
    (**)guten Appetit

    Constantius hatte den Befehl, sich um die Pferde der Reisenden zu kümmern, ausgeführt. Er hatte sie zu denen der turma gebracht und hatte auch nicht vergessen, ihnen von dem trockenem Brot, das ein jeder der equites immer mit sich führte, abzugeben.


    Caecus hatte die erste Totenwache. Er wußte, daß Tote naturbedingt niemandem etwas zuleide taten, was ihn aber nicht daran hinderte, über ein ihn überkommendes Unbehagen nachzudenken.


    Für Alienus war Wacheschieben nichts Unbekanntes und auch nichts Ungewohntes. Er war in der castra nicht gerade wenig zur Wache eingeteilt, davon, und darauf legte er besonderen Wert, kein einziges Mal als Strafe. Und bei der Nord-Patrouille bei Sturm und Gewitter ... für ihn gehörte dies alles zu seinem Leben.


    Der decurio umrundete zuerst das Lager der turma und sah nach dem Rechten und das der Reisenden. Er sah in das noch glimmende Feuer und, da ihn die Arme des Morpheus nicht umgeben wollten, fand er sich bei dem seltsamen Licht der Glut im fernen Nicopolis ...


    ... sie saßen am Feuer und sie kochten. Decurio Tiberius, Verus, Veratius ...


    Dem decurio wurden die Beine schwer. Der Holzstumpf kam ihm gerade recht. Er setzte sich ... und sie kochten weiter ...

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    eques Publius Plaetorius Rupus



    "Ist schon klar klar",


    brummte Rupus und machte sich auf den Weg zur pabula. Er drückte der Stallwache sein Pferd in die Hand, ließ sich nach einer knappen Erklärung an den calo ein Zugpferd für den im Schuppen stehenden Karren geben und spannte an. Dann setzte er sich auf den Bock und stand kurze Zeit später abfahrbereit vor dem Wachposten.


    "Eques Rupus auf dem Weg zum Abholen eines Toten."




    Der decurio nickte nur. Ihm war die Lust vergangen weiter um den heißen Brei herum zu reden. Ihm lag einzig und allein nur daran die drei Reisenden, von denen er keinem traute, in die castra zu bringen. Dort konnte man herausfinden, was es mit dem Unfall oder was es auch immer gewesen sein mag, auf sich hatte. Sollten die drei dort erklären, wie und wo sie den Toten fanden. Diesen in die castra zu bringen erschien ihm wichtiger.


    Er wandte sich erst an das Mädchen ...


    "Richtet euch für die Nacht ein. Wir stellen eine Wache auf. Ihr könnt also sicher sein. Constantius wird sich um euere Pferde kümmern und sie mit den unseren zusammenstellen. Morgen sehen wir weiter."


    ... dann an Constantius.


    "Kümmere dich um die Pferde der Fremden. Schluß für heute. Die erste Wache hat Alienus, dann wie eingeteilt."

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    eques Publius Plaetorius Rupus



    "Du bist gut"


    erwiderte Rupus,


    "woher sollen wir wissen, ob der Tote die Pest hat oder nicht. Als wir den Toten sahen, war es dunkel. Aber ich werde den decurio darauf hinweisen. Und, gesetzt den Fall, der Tote hat die Pest, sollen wir ihn vor Ort liegen lassen oder verbrennen? Und was ist mit den drei Reisenden? Sollen wir die bei irgendwelchen Auffälligkeiten weiterschicken?"


    Er sah den Wachposten fragend an.




    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Der Wachmann am Tor war zu diesen Zeiten natürlich besonders vorsichtig und beäugte jeden skeptisch, der Anstalten machte, durch das Tor zu wollen. Immerhin ging es hier mittlerweile um viel mehr als einfach nur die übliche Mentalität, niemanden reinzulassen, der nicht rein sollte. Nein, es ging darum, ob man die Pest rein ließ oder nicht!


    "Halt", sagte er und betrachtete mit einer Mischung aus Zweifel und Überraschung den Toten, "Wo habt ihr den gefunden und woran ist er gestorben?"



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    eques Publius Plaetorius Rupus


    Rupus berichtete knapp.


    "Nicht wir haben ihn gefunden, sondern eine aus zwei Männern und einer Frau bestehenden Reisegruppe, die nach Mantua wollte. Die Leute gaben an, daß es sich um einen Unfall handelte. Aber, so wie wir es in der Dunkelheit erkennen konnten, könnte er auch ermordet worden sein. Seiner Kleidung nach handelt es sich um einen Patrizier."


    Ungeduldig wartete er darauf, daß ihn der Wachpostgen durchließ.



    Der decurio machte keine Anstalten dem Mädchen zu folgen.


    "Daß wir auf euch gestoßen sind",


    antwortete er kurz,


    "war Zufall. Wir sahen den Rauch eueres Feuers."


    Die weitere Frage des Mädchens machte ihn stutzig. Was wollte es mit seinem Interesse nach seinen Befehlen? Er war argwöhnisch geworden.


    "Was gehen dich die Befehle meines Vorgesetzten an?"

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    eques Publius Plaetorius Rupus



    In den frühen Morgenstunden erreichte Rupus die castra. Dem Wachposten, der, wie es schien, in dieser Frühe noch nicht mit einzelnen Reitern gerechnet hatte, meldete er.


    "Eques Rupus von der turma I. Wir haben auf unserer Patrouille einen Toten gefunden und ich soll für decurio Decimus einen Wagen beschaffen, damit wir den Leichnam in die castra bringen können."



    Der decurio hörte sich die Antworten des Mädchens an. Er überlegte aber nicht, ob er diesen Glauben schenken sollte oder konnte. Der eine der Männer hatte die Unwahrheit gesagt, bebsichtigt, um sich zu schützen oder unbeabsichtigt aus Angst. Der andere hatte bisher noch kein Wort gesprochen. Und dann der unbekannte Tote.


    Er wandte sich an das Mädchen, das sich die ganze Zeit als Sprecherin der kleine Gruppe hervorgetan hatte.


    "Es ist eine mondlose Nacht. Ihr kennt euch nicht aus und es wäre töricht in der Finsternis weiterzuziehen. Wir werden hier unser Lager aufschlagen und ich rate euch, euch ebenfalls hier für die Nacht einzurichten. Ihr bleibt unter unserem Schutz. Morgen begleiten wir euch nach Mantua."


    Dann rief er Rupus zu sich.


    "Ich weiß, daß du dich hier in der Gegend bestens auskennst. Reite sofort in die castra. Wir brauchen einen Wagen, der den Toten nach Mantua bringt, abi!"


    Rupus meldete sich ab, sprang auf sein Pferd und schon hatte ihn die Finsternis verschluckt.

    Zitat

    Original von Duccia Vera
    "Ich bin Duccia Vera. " stellte sie sich und ihre Begleiter vor. Mit langsamer Bewegung lupfte sie die Kapuze ihre Reiseumhangs, ihre blonden Haare kamen zum Vorschein und wurden voim Feuerschein angestrahlt.


    Eine Römerin, das ist gut, dachte der decurio, und sehr hübsch dazu!


    Als dann ihre blonden Haare aus der Kapuze herausquollen, ihr Gesicht umrahmten und das lodernde Feuer ihre Schönheit voll zur Geltung brachte, war er für einen Augenblick nicht mehr zu weiteren Gedanken fähig. Er sah die Frau nur bewundernd an.


    "Du nennst mir einen römischen Namen und hast blonde Haare? Stammst du aus der Germania? Gehören deine Begleiter zu dir und woher kommt ihr?"


    Zwischenzeitlich hatten die equites ohne besonderen Auftrag ihres decurio einen Kreis um die Gruppe gebildet und beobachteten das Geschehen.

    Der decurio war kein Freund vieler Worte. Mißtrauisch sah er den ihm antwortenden Fremden an.


    "Ein Unfall sagst du?"


    Dann wandte er sich an seine equites.


    "Alienus, Constantius und Equitanus. Schaut euch genau um!"


    Es dauerte nicht lange, dann kamen die drei zurück.


    "Nuntio. Eine männliche Leiche und viele Blutspuren, decurio,"
    meldete Constantius.


    Der decurio wurde hellhörig.
    "Du versuchst mir weiszumachen, daß ihr nichts gefunden habt?"
    fuhr er den Fremden an.
    "Und woher willst du wissen, daß das ein Unfall war?"


    Mißtrauisch beobachtete er den Fremden. Eine Leiche zu finden und sie als nichts besonders zu befinden? Was war hier im Spiel?

    Die Patrouille war am frühen Morgen losgeritten. Ihr Auftrag war allgemeiner Art. Dies war von höherer Stelle beabsichtigt, und der decurio deutete dies dahingehend, daß er sich mit seiner neuen Umgebung vertraut machen konnte. So hatte er mehr oder weniger freie Hand und konnte seine Beobachtungen nach eigenem Ermessen machen. Dies führte wiederum dazu, daß es nichts gab, für das er sich nicht interessierte. Mit geübtem Blick erfaßte er alles, die Landschaft, die Bebauung und und die Menschen.


    Zur Mittagszeit war eine kurze Rast eingelegt worden. Am Bach wurden die Feldflaschen wieder gefüllt und dann ging es weiter. Es wurde sehr wenig gesprochen, zuviele neue Einddrücke mußten verarbeitet werden.


    Die Zeit war sehr schnell vergangen. Der Tag begann, sich dem Ende zuzuneigen. Mit Beginn der Dämmerung gab der decurio den Befehl einen Lagerplatz für die Nacht auszumachen.


    Rupus, einer der equites, zeigte nach vorne.


    "Ich sehe da vorne Rausch aufsteigen, decurio."


    "Das sehen wir uns an,"
    kam es zurück.


    Kurze Zeit später erreichte die Patrouille besagte Stelle. Drei Fremde sahen den Ankommenden entgegen.


    "Was ist hier passiert? Seid ihr überfallen worden?"
    waren die ersten Fragen des decurio.

    Der decurio hatte keine Fragen mehr. Er hatte alles erfahren was für ihn wichtig war, er hatte seinen neuen Kommandeur kennengelernt und er konnte nun die auf ihn wartenden Arbeiten in Angriff nehmen.


    Er nahm Haltung an und salutierte.


    "Decurio Decimus meldet sich ab, legatus."

    Der decurio stand auf.


    "Noch eine Frage, wenn Du gestattest. Ist mein Vorgänger noch bei der Truppe, es gäbe da so manche Fragen und bestimmt auch benötigte Informationen über die turma I, oder erfolgt die Übernahme durch Deine Übergabe?


    Erhalte ich von Dir noch besondere Weisungen, legatus?"

    Der decurio sah auf.


    "Dieser Celsus? Hat er sich bei den equites etwas zuschulden kommen lassen oder hat er sich bei der turma etwa unrühmlich verhalten?"


    Forschend sah er den legatus an.


    "Ich wäre nicht gerade darauf erpicht, mich gleich zu Beginn in der legio I für einen Verwandten entschuldigen zu müssen. Notfalls hätte ich ihn mir trotz seiner, sagen wir Verdienste, zur Brust genommen, legatus."


    Sollte er hier mit seiner Verwandtschaft, der er bisher mehr oder weniger aus dem Wege gegangen war, unangenehm in Berührung kommen?

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus schmunzelte leicht. "Nun, Du wirst diesen Teil Italias sehr unterschiedlich von Aegyptus finden. Hier gibt es Regen und Sumpf im Überfluß. Es wird Dir also vermutlich gefallen, falls Du Dich in Aegyptus nach Wasser gesehnt hast." Er lachte und hoffte, daß der Decurio ein wenig Spaß verstand. "Nun, wenn da verwandschaftliche Beziehungen bestehen, so bist Du vielleicht auch mit einem jungen Soldaten namens Decimus Celsus verwandt, der hier dient? Nun, ihr werdet sicher Gelegenheit haben, das herauszufinden. Kommen wir zu Dir. Ich werde Dir die Turma I anvertrauen. Ihr Decurio hat eine schwere Verletzung davongetragen und wird aus dem aktiven Dienst ausscheiden."


    Der decurio grinste.


    "Es war wirklich so. In Aegyptus und erst in der Wüste war die Sehnsucht nach Wasser allgegenwärtig und hier bekam man das Sprichwort Durst ist schlimmer als Heimweh in seiner Vollendung zu spüren. Und nicht zu vergessen, der Sand, nicht immer in großen Mengen, aber stets einzelne Körner, die die Zähne unwillkürlich zum Mahlen veranlaßten."


    Er nahm einen Schluck Wein und fuhr fort.


    "Decimus Celsus, den du erwähnst, ist ein Cousin von mir. Wie ich gehört habe, muß er ein toller Bursche sein. Er soll hier in der Nähe ein Beutelager von Banditen ausgehoben haben.


    Der bisherige decurio der turma I, könnte mir die Hand reichen. Auch ich wurde schwer verwundet, aber allem Anschein nach haben die Götter noch weiteres mit mir vor, da sie meine Verwundung vollends ausheilten und ich nach eigenem Ermessen voll diensttauglich bin. Um ganz sicher zu gehen und dein Einverständnis vorausgesetzt, werde ich mich dem hiesigen medicus zu einer Nachuntersuchung vorstellen, legatus."