Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der decurio sah den tribunus verwundert an.


    Was hatte der da gesagt? Wen sollten sie erwarten? Kamele und Sand, das mochte wohl stimmen. Aber die Meinung, woher er sie auch haben mochte, über den Haufen verlauster Wilder wird der tribunus wohl oder übel revidieren müssen.


    "Dein Befehl, tribunus."


    Der decurio übernahm wieder seinen Incitatus und folgte Equitanus auf das Schiff. Seine equites hatte bereits ihre und die mitgebrachten Pferde verladen. So blieb ihm noch genügend Zeit die Unterbringung von Reitern und Pferden zu überprüfen.

    --- Auf dem Gelände des Publius Vibius Rufus ---


    Der Abschied fiel allen schwer:
    Der decurio hatte sich mit seinem Gastgeber angefreundet, zumal dieser als ehemaliger decurio viel aus seiner Dienstzeit in der Raetia zu erzählen hatte;
    Eques Rupus, der seinen Onkel, mit dem er sich ausnehmend gut verstand, seit langem wiedersah und nun für längere Zeit wieder verlassen mußte;
    die restlichen equites, die das Leben beim Onkel ihres Kameraden regelrecht genossen hatten.


    Der decurio hatte sich bei Rufus für die freundliche selbstlose Aufnahme im Namen aller bedankt. Die equites saßen auf, der Arm des decurio stieß aus dessen Schulterhöhe mehrmals schnell senkrecht in die Höhe und dann verließen die XXIIer das Gelände des Rufus.



    --- Portus Ostiae ---


    Innerhalb kurzer Zeit erreichten die equites mit ihren Handpferden den Hafen. Vor dem Schiff sah der decurio den tribunus im Gespräch mit einer Frau, was dem Reiter Anlaß zu einem leichten für jenen nicht sichtbaren Grinsen gab.
    Er saß von Incitatus ab, übergab dessen Zügel an Equitanus und erstattete seinem Vorgesetzten Meldung.


    "Alle equites und Pferde gesund und wohlauf zurück. Keine besonderen Vorkommnisse, tribunus."

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    eques Publius Plaetorius Rupus


    Eilig sprang Rupus in den Sattel und galoppierte sein Pferd aus dem Stand an. Er wollte sich unter allen Umständen noch von seinem Onkel verabschieden, denn jener ließ anklingen, ihn, der hier durch den frühen Tod seiner Eltern seine Kindheit verbringen durfte, früher oder später zu seinem Haupterben zu machen.


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    Auf dem Gelände des Publius Vibius Rufus
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    Die letzten Pferde waren marschbereit als er in das Anwesen seines Onkels einritt. Die obligate Meldung an den decurio.


    "Der tribunus ist bereits zusammen mit einem unbekannten centurio im Hafen eingetroffen. Eques Rupus bittet sich von seinem Onkel verabschieden zu dürfen, decurio."

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    eques Publius Plaetorius Rupus


    Rupus war von seinem Pferd abgestiegen. Warten war nicht gerade seine Sache und schon gar nicht, wenn er im Sattel saß und einzuschlafen drohte.


    Dann bemerkte die drei ankommenden Reiter, zwei ihm bekannte und einen, den er noch nie gesehen hatte. Er nahm Haltung an und grüßte.


    "Nuntio iussu decurionis. Sämtliche Pferde sind gesund und wohlauf. Bei den drei Erkrankten konnte ihre volle Tauglichkeit wiederhergestellt werden. Nach Eintreffen des Boten haben wir auftragsgemäß mit der Verladung begonnen, die in Kürze beendet sein wird. Der decurio beabsichtigt, als letzter das Gelände meines Onkels zu verlassen.


    Wenn du keine weiteren Befehle hast, bittet eques Rupus wegtreten zu dürfen, tribunus."

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    eques Publius Plaetorius Rupus


    Rupus war einer der ersten, die mit ihren Pferden von Ostia her kommend sich dem Schiff näherten. Die equites verbrachten ihre Handpferde in den für sie auf dem Schiff vorgesehen Ständern und machten sich wieder auf den Rückweg.


    Rupus sah sich um. Er mußte auf den tribunus warten um diesem die ihm vom decurio aufgetragene Meldung zu erstatten. Sollte der tribunus Befehle haben, so sein weiterer Auftrag, konnte er diese mit zurückbringen.

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    eques Publius Plaetorius Rupus



    Der eques begann ohne Umschweife.


    "Nuntio. Mein Onkel Publius Vibius Rufus betreibt einen Pferdehandel, den größten weit und breit, ostwärts von Ostia.


    Er ist damit einverstanden, daß wir unsere Pferde auf sein Gelände verbringen. Sie werden dort auf seine Kosten untergestellt, verpflegt, und was noch wichtiger ist, es gibt dort einen veterinarius. Zudem ersparen wir uns das Hin- und Herreiten. Unsere equites werden selbstverständlich ebenfalls auf seine Kosten untergebracht, verpflegt und können, da genug Sklaven zur Verfügung stehen, sich ausschließlich um die Bewegung der Pferde kümmern.


    Onkel Publius tut dies alles in Erinnerung an seine Zeit als decurio bei der ALA I FLAVIA CRPF in Celeusum in der Raetia.


    Der decurio hat, dein Einverständnis vorausgesetzt, angeordnet, die Pferde nach Ostia zu bringen. Er läßt dich bitten, wenn du aus der Hauptstadt zurückkommst, einen Melder dorthin zu senden, damit wir die Pferde wieder zurück zum Schiff bringen können.


    Wenn du keine weiteren Befehle hast, bittet eques Rupus wegtreten zu dürfen, tribunus."

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Ach nun mach dich mal nicht lächerlich Decurio ...!"


    Einen derart banalen Kommentar hatte der decurio von seinem Vorgesetzten nicht erwartet. Ein Zeichen dafür, daß er ihn nicht verstanden hatte oder verstehen wollte, so er dies überhaupt zu tun gedachte.


    Weiteres zu sagen hielt er deshalb für überflüssig. So nahm er Haltung an.


    "Decurio Cursor meldet sich wie befohlen zu den Pferden ab, tribunus."

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Der Rest deines Plans gefällt mir, bis auf deinen Wunsch ... mein Patron ist Decimus Livianus, ich hatte gedacht du würdest dich freuen deine Familie wiedersehen zu können?"


    Der decurio hielt es für angebracht, seinem Vorgesetzten reinen Wein über seine Bitte einzuschenken.


    "Mit meiner demütigenden Inhaftierung aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen durch jenen LAPPen in der Germania Superior, die ich mit deinem Zutun zusammen mit meinen equites im carcer der LEG II GERM verbringen durfte, habe ich mich gegenüber der Gens Decima ehrenrührig verhalten.


    Meine mir damals abgenommenen Waffen erhielt ich nicht mehr zurück, im Gegensatz zu meinen equites, denen diese anstandslos nach Verlassen des carcer ausgehändigt wurden.


    Derart gebrandmarkt und nicht nur vor meinen Männern bloßgestellt steht es mir nicht zu einem römischen Senator und ehemaligen legatus legionis zweier legiones unter die Augen zu treten.


    Ich bitte dich, wenigstens von dieser weiteren Demütigung abzusehen und mich von diesem beschämenden Auftritt in der CDM zu entbinden.


    Selbstverständlich hätte ich meine Familie gerne wiedergesehen, aber nicht unter diesen Umständen, tribunus."

    "Dein Befehl, tribunus."


    Der decurio wandte sich ab, um die ihm gegebenen Aufträge zu übertragen und auszuführen. Nach einiger Zeit kam er wieder zurück und machte dem tribunus Meldung.


    "In Ausführung deiner Befehle habe ich die equites Titus Flavius Alienus und Caius Hadrianus Caecus, zwei zuverlässige Männer, zu unserer Begleitung nach der Hauptstadt eingeteilt.


    Zur Bewegung unserer Pferde steht uns das Gelände eines Onkels des eques Publius Plaetorius Rupus, der in Ostia ostwärts der Porta Romana einen Pferdehandel unterhält, zur Verfügung. Rupus wird sich während des ganzen Ablaufs dort aufhalten, was als Freigang gewertet wird. Die von dir befohlenen zwei Gruppen wechseln nach je einem Durchgang, d.h., daß je eine Gruppe von sechs equites jeweils mit einem Handpferd zur Bewegung reitet, dort wird jeweils das eine Pferd geritten, während das andere auf dort vorhandenen Koppeln grasen kann. Sind alle Pferde bewegt, erfolgt der Rückritt und die andere Gruppe reitet los."


    Der decurio hielt inne, zögerte kurz und wandte sich erneut an den tribunus.


    "Wenn du gestattest, so möchte ich von dir die Gunst erwirken, dich nicht beim Besuch deines Patrons zu begleiten, tribunus."

    "Dein Befehl, tribunus."


    Der decurio drehte sich um, überlegte kurz - wie hatte der tribunus befohlen? Nicht deine, sondern die Männer, folglich auch die Schiffsbesatzung -, nahm seine Trillerpfeife, drei kurze Pfiffe und ein Kommando.


    "Equites et nautae! Ante navem in aciem venite."


    Er wartete und es dauerte nicht lange und seine Männer und die Besatzung eilten vom Schiff und nahmen die befohlene Formation ein.


    "State!"


    "Oculos ad sinistram!"


    Dann meldete er.


    "Nuntio. Wie befohlen angetreten, tribunus."

    Der decurio schnaubte nicht gerade begeistert. Dem tribunus mußte bekannt, daß sie weder von Aegytus einen veterenarius mitbrachten noch einen von Mogontiacum mit an Bord nahmen. Und wo sollte er einen in der Hauptstadt auftreiben? Und zudem, das was seine drei Patienten betraf, mit denen gedachte er selbst fertig zu werden, wo er doch vom veterenarius legionis in Nikopolis so manchen Tipp in der Behandlung kranker Pferde gelernt hatte.


    Und seine Begleitung zum Patron des tribunus? Der decurio kannte diesen nicht, wußte aber, daß er mit ihm irgendwie verwandt war.


    Er nahm Haltung an,
    "Dein Befehl, tribunus",
    und machte sich auf den Weg zu seinen equites um sie entsprechend einzuweisen.

    Der decurio erwiderte.


    "Ich habe mir unsere Neuen, die wir der Reihe nach durchnummeriert haben, angesehen. Sie scheinen so weit gesund zu sein. Bis auf drei, die mir Sorgen bereiten: No. VII frißt fast nicht mehr und hat einen geblähten Bauch, No. XV webt obwohl wir ihn sehr kurz angehängt haben und No. XXVII schlägt mit der rechten Hinterhand nach jedem, der sich ihm nähert.


    Was zudem dringend notwendig wäre, die Pferde von Bord zu bringen und sie an Land zu bewegen.


    Wie lange liegen wir hier vor Anker, tribunus?"


    Besorgt sah der decurio seinen Vorgesetzten an.

    Der decurio war noch immer damit beschäftigt, sich die neuen Pferde genau anzusehen. So war die sich beim tribunus einzufindende Meldung eine willkommene Unterbrechung.


    Kurze Zeit später nahm er vor seinem Vorgesetzten Haltung ein.


    "Decurio Cursor meldet sich wie befohlen, tribunus."

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Gut, Decurio ich will das du dich um die Pferde kümmerst, für die neuen 35 ist es die erste Seereise, gebt mir gut auf sie acht!"


    "Dein Befehl, tribunus!"


    Der decurio machte trotz der wankenden Planken eine korrekte Kehrtwendung und wandte sich seinem Aufgabengebiet zu.


    Wie lautete sein Auftrag? Er solle sich um die Pferde kümmern. Das war schließlich seine Hauptaufgabe. Je besser das Pferd desto besser der Reiter. Aber die Neuen, die verursachten ihm Magenprobleme, ganz abgesehen von einer Schiffsreise im allgemeinen.


    Und dann war da noch ... Wohin sollten die Pferde von dem Gestüt nach Angaben dieser Frau gehen? Nach Celeusum zu einer ALA. Und Celeusem, lag das nicht irgendwo in der Raetia?


    Der decurio ließ seinen Gedanken freien Lauf. Und wenn nun die für eine ALA, also für eine rangniedere Einheit als einer legio bestimmtem Pferde bereits Mängel mitbrachten? Wer garantierte, daß sie gesund waren? Wie alt waren sie ?


    Und er beschloß, sich die Neuen einmal näher zu besehen. Zeit, wenn auch danach, hatte er nun.

    Der decurio hatte alles noch einmal überprüft: seine equites waren vollzählig an Bord, hatten ihr Gepäck verstaut und die ihnen zugewiesenen Plätze bezogen; die Pferde waren sicher an den kurz vor der Reise angebrachten Halterungen angebunden und die Futtersäcke befestigt. Futter für die Reise war unter Deck eingelagert.


    Seine Pferde kannte der decurio. Wie sie sich auf dem Wasser, selbst bei stürmischer See verhielten, das wußte er. Das Risiko mit den fremden Tieren lag ihm im Magen.


    Die ihm gestellte Frage


    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Decurio, alle Männer anwesend?"


    beantwortete er wie gestellt


    "Fünfzehn equites der LEG XXII vollzählig anwesend, tribunus."


    Nach ihren Erlebnissen in dieser Provinz legte keiner seiner Männer gesteigerten Wert auf einen weiteren Aufenthalt in dieser Provinz.

    Das war es, was de decurio mit seiner Frage bezweckte. Nachdem der tribunus ihren Blicken entschwunden war, begannen die equites, die Pferde auf den Transporter zu verladen.


    "Beeilt euch, Männer, wir müssen die Pferde auf dem Wasser haben, bevor der tribunus zurück ist. Equitanus, du weist die Pferde ein, Caecus, du überwachst den Sitz der Rampe, Constantius, du kümmerst dich darum, daß die Pferde sicher mit Panikknöten angebunden sind, damit wir sie im Notfall mit einem Handgriff lösen können. Auch die Länge des verbleibenden Strickes ist wichtig! Die Pferde dürfen nicht in den Strick hineintreten können oder den Kopf so unter den Strick bringen, daß der Strick über das Genick vom Pferd läuft."


    Die equites kannten sich aus. Schneller als gedacht und ohne größere Probleme hatten sie die Pferde auf dem Transporter. Bis auf einen der Neuen. Bei dem half nichts. Weder gutes Zureden noch Bestechung mit Rüben und trockenem Brot noch mit leichten Schlägen.


    "Holt ein Seil!"


    befahl der decurio ... und nachdem ein Seil herbeigebracht war ...


    "zwei Mann legen das Seil unter die Schweifrübe und ziehen es um das Pferd. Vier Mann hinter das Pferd. Auf mein Kommando: die vorderen ziehen, die hinteren schieben, paßt auf die Hufe auf. Fertig! Jetzt"!


    Ohne weitere Schwierigkeiten landete Nr. 35 auf dem Transporter.


    Und wenn uns auch noch Neptunus gut gesonnen ist ... murmelte der decurio.

    Der decurio führte nicht zum ersten Mal eine Verladung von Pferden durch und wußte, daß nicht viel Zeit zur Verfügung stand. Hinzu kam, daß er es hier nicht nur mit seinen, sondern auch mit fremden Tieren zu tun hatte.


    So versuchte er, bei seinem neuen praefectus einen Zeitaufschub zu erwirken.


    "Unsere Pferde kennen die Verladung. Doch die neuen Pferde! Wir wollen sie mit heilen Füßen auf das Schiff bekommen. Wieviel Zeit bleibt uns, tribunus?"

    Dank Nikodemus, der in dieser Tätigkeit eine gewisse Routine aufwies, war der Marschbereitschaft für die Pferde in kürzester Zeit hergestellt.


    Pferde und Reiter formierten sich zu einer übersichtlichen Kolonne und der decurio meldete.


    "Abmarschbereitschaft für Reiter und Pferde hergestellt, tribunus."

    Der decurio hatte sich die Pferde angesehen. Für den Infanteristen sahen sie alle gleich aus. Der Reiter sah, was den ersten Eindruck betraf, einen Unterschied und zwar zwischen den Tieren, die für die LEG XXII, also für Primus`Cousin, und denen, die für die Ala bestimmt waren, was allerdings wiederum den allgemeinen Einddruck nicht minderte, zumal sämtliche Tiere aus Primus`Gestüt stammten, und dieses Gestüt war dem Vernehmen nach für seine gutes Pferdematerial bekannt.


    Der decurio hielt jedoch seine Meinung zurück und entgegnete.


    "So wie die Tiere dastehen, machen sie einen sehr guten Eindruck. Sie scheinen gesund und für uns brauchbar zu sein. Um Genaueres sagen zu können, müßte man die Pferde einzeln ansehen, schon wegen des Alters, dann wie sie sich beim Einlegen des Gebisses ins Maul verhalten oder wenn das Genicksstück beim Aufzäumen über die Ohren geschoben wird, um nur einiges zu nennen. Aber dafür benötigt man, vor allem wegen der vielen Pferde, Zeit. Und die fehlt uns, tribunus."