Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Dann werde ich euch diesmal begleiten und das ganze persöhnlich erledigen!"


    Es bedurfte keinen weiteren Befehls. Der decurio und seine equites wendeten ihre Pferde und folgten ihrem neuen praefectus.


    Sie preßten sich an die Hälse ihrer Pferde und veranlaßten so ihre Tiere zu noch schnellerem Galopp. Trotzdem hatten sie Mühe, dem neuen praefectus zu folgen.

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Decurio! Was ist hier los? Wo sind die Pferde, hast du sie schon am Hafen abgeliefert?"


    Der decurio, froh, den tribunus noch im castellum anzutreffen, nahm Haltung an und meldete.


    "Nuntio: Deine Erlaubnis vorausgesetzt habe ich den Pferdkauf ausgesetzt, um von dir neue Befehle zu erhalten. Hierzu meine Begründung:


    Die Frau des decurio Terentius wollte mir lediglich gegen Bezahlung die georderten Pferde geben. Die in deinem Schreiben weiter geforderten Pferde, die sie zuerst nicht haben wollte, dann aber, obwohl für eine Ala bestimmt, diese jener vorzuenthalten gedachte, meinte sie nun nur gegen Bezahlung abgeben zu können, wobei sie allerdings infrage stellte, ob wir überhaupt lebend in Aegyptus ankommen würden.


    Ihr Einwand, letztendlich wegen des zu dieser Zeit unsicheren Wasserweges und der Gefährlichkeit der Bergstämme in den alpes veranlaßte mich, den Pferdekauf als Ganzes aus den in unserer Sicherheit liegenden Gründen auszusetzen.


    Daß du in deinem Schreiben Primus das Geld für die von dir zusätzlich geforderten Pferde gutbringen wolltest, interessierte die Frau nicht. Im Gegenteil: sie setzte sich über das Schreiben eines römischen tribunus, der ihr vom Dienst ihres Mannes her bekannt sein dürfte, hinweg und tut es als Wisch, wie sie es nannte, ab. Mit ihr weiter zu verhandeln erschien mir daraufhin zwecklos.


    Soweit meine Meldung. Was befiehlst du, tribunus?"

    Der decurio spornte seine equites zur Eile an.


    "Wir müssen den tribunus erreichen. Hoffentlich ist er noch im castellum. Pergite! Impetum!"


    Kurze Zeit später hatten er und seine Männer das Haupttor des castellum erreicht. Vor dem Wachposten parierte er Incitatus zum Stand durch.


    "Decurio Cursor von der LEG XXII. Ist tribunus Octavius noch hier? Ich habe eine dringende Meldung."

    Die Arroganz der Frau imponierte dem decurio nicht, entrang sie ihm gerade mal ein kühles Lächeln. Mehr nicht! Und glitzernde Frauenaugen. Was waren die hier schon wert?


    Zitat

    Original von Tullia Maestrale
    ...es ist ein weiter Weg nach Aegypthus,...zu dieser Jahreszeit ist der Wasserweg mehr als unsicher,...wer sagt mir denn daß du und dein Praefect lebend ankommen?...14 Pferde stopfen viele Mäuler und glaub´mir die Bergvölker in den Alpen sind nicht zimperlich wenn sie Hunger haben...


    Nachsichtig sah er sie an. Seine Antwort war knapp.


    "Ich danke dir für deine Fürsorge. Der Kauf deiner Pferde ist, so wie sich die Lage aufgrund deiner Bedenken jetzt darstellt, erst einmal aufgeschoben."


    Der decurio saß auf seinem Pferd auf und wandte sich noch einmal der Frau zum Abschied winkend zu.


    "Mein praefectus und ich werden Aegyptus lebend erreichen. Vale."


    Damit ritt er zu seinen Männern.
    Ein kurzes In equos conscendite und die equites der LEG XXII verließen das Gestüt.

    ... und nachdem sie die Ebene der Mißverständnisse verlassen hatten, ergingen sie sich nun in Irrungen und Verwirrungen ...


    Da war zuerst der Oberstallknecht, der bereits schon vorher wußte, daß es nicht bei 10 oder 14 Pferden bleiben sollte und der Probleme mit einer weiteren Bdeschaffung hatte.
    Dann war da noch diese undurchsichtige Frau, die das bestätigte und schließlich doch weitere Pferde herbeizauberte.


    Der decurio nahm`s gelassen und beantwortete ihre Frage, nicht ohne sich einen gewissen Vorwurf anmerken zu lassen.


    Zitat

    Original von Tullia Maestrale
    Nun, Decimus, Cursor,...hast du denn genug Geld dabei?


    "Ich erhielt 3500 Sesterzen zum Pferdkauf. Was über diesen Betrag hinausgeht, du hast das Schreiben des tribunus gelesen?"

    Verwundert sah der decurio die Frau, der kein Wort des Grußes über die Lippen gekommen war, an.


    Und wieder kroch sie an ihm hoch, diese eigenartige Kälte, die ihn seit Betreten der Germania umfing, die, wie es sich ihm offenbarte, vom Land ausging und auf ihre Menschen übersprang.


    Dessen ungeachtet wandte sich der decurio betont höflich an die Frau des Terentius Primus, aber bemüht nur soviel zu sagen, wie irgend möglich.


    "Salve. Wenn zehn Pferd vereinbart waren und diese, jedoch keine weiteren zur Verfügung stehen, dann nehme ich die zehn Pferde mit. Somit ist das Schreiben an deinen Mann hinfällig."


    Der decurio reichte Primus` Frau das Schreiben, das ihm der tribunus mitgegeben hatte.




    Salve Terentius Primus,
    wie du sicher mittlerweile weißt bin ich nach Aegyptus berufen worden um dort das Kommando über die XXII. Legio zu übernehmen. Da mir die Zahl von 14 Pferden aber etwas gering für eine Turmae erschien, habe ich anordnen lassen die Zahl der Pferde auf 35 aufzustocken, selbstverständlich werde ich dir das dafür erforderliche Geld zukommen lassen. Ich denke du kannst das bisschen mehr Geld genausogut gebrauchen wie ich die extra Pferde!
    Schick mir einfach die Rechnung!
    Vale und viel Glück für die Zukunft!
    honor ruborque!


    Tiberius Octavius Dragonum


    "Die für uns vorgesehenen Pferde kenne ich. Das Pferdematerial von Terentius Primus ist bekannt, das brauche ich dir nicht zu sagen."


    Der decurio hielt inne. Mehr hatte er zu den Fragen nicht zu sagen.


    "Übrigens. Wie lange benötigst du, um die Pferde und eventuell noch weitere Tiere für den Transport fertig zu machen?"

    Der decurio sah den Mann an. Was redete der da? Terentius Primus habe bemerkt, er spräche lieber mit Männern. In dieser Provinz scheint man sich nur Mißverständnissen ausgesetzt zu sein und das selbst dann, wenn anfängliche Mißverständnisse geklärt zu sein schienen.


    War nicht der letzte Stand der Dinge, daß man, wie hieß es doch so schön, einen Happen in der Gesellschaft von Terentius Primus und seiner Gattin einnehmen wollte?


    Leicht unwillig wandte sich der decurio an seinen Gegenüber, da er keine Lust verspürte, sich mit jenem weiter auseinanderzusetzen.


    "Nun gut. Ich führe ein Schreiben an Terentius Primus mit mir, das ich diesem auszuhändigen habe. Da er auf Reisen ist, bleibt mir nur, es seiner Gemahlin zu übergeben. Bitte sie, mich zu empfangen."

    Nach einem flotten Ritt erreichten Cursor und seine equites das Gestüt des Primus Terentius. Und zum zweiten Mal führte der decurio ein Schreiben mit sich. Nur eines hatte er nicht: Zeit, den Pferdekauf in Ruhe abzuwickeln. Er hatte Befehl sich zu beeilen und ihm lag sehr daran, seinen neuen praefectus nicht zu enttäuschen.


    Und wieder hob er den rechten Oberarm seitwärts in Schulterhöhe, winkelte den Unterarm nach unten ab und stieß mehrmals nach unten. Seine equites parierten ihre Pferde zum Stand durch. Der decurio winkte eine eques zu sich.


    "Equitanus. Ich mache mich auf die Suche nach dem Hausherrn. Laß` deine Kameraden absitzen und wartet auf mich. Und ... keine Extratouren. Alles klar?"


    "Zu Befehl, decurio."


    Der decurio wendete sein Pferd und ritt im Schritt in die Anlage.

    Der decurio strahlte. Endlich ging es wieder vorwärts. Das waren Anordnungen, mit denen er umzugehen verstand.


    Er nahm die tabula, verstaute sie in der Satteltasche neben dem Geld und meldete sich ab.


    "Decurio Cursor meldet sich mit fünfzehn equites zum Pferdekauf ab, tribunus."


    Er stieß seinen rechten Arm aus Schulterhöhe mehrmals schnell senkrecht nach oben. Seine equites waren auf diesen Befehl gefaßt und galoppierten aus dem Stand an.


    "Zum Gestüt des Terentius Primus, impetum!"


    Die Wachposten am Tor brachten sich gerade noch rechtzeitig mit einem Ausfallschritt in Sicherheit als auch schon der decurio mit seinen equites an ihnen vorbeigaloppierten. Eine Staubwolke hinter sich herziehend waren sie kurze später aus den Blicken der Wachsoldaten entschwunden.

    Der decurio und die equites der LEG XXII näherten sich der porta praetoria. Er hob seinen rechten Oberarm seitwärts in Schulterhöhe, winkelte den Unterarm nach unten ab und stieß mehrmals nach unten. Die equites parierten ihren Pferde zum Stand durch, der decurio ritt auf den tribunus zu, hielt an und meldete aus dem Sattel.


    "Nuntio. Decurio Cursor und fünfzehn equites der LEG XXII melden sich marschbereit."


    Der decurio machte eine kurze Pause und fuhr fort.


    "Gestatte mir noch eine Frage, bevor wir aufbrechen. Ich wurde in die Germania beordert, um Pferde für die LEG XXII zu kaufen. Ist der Befehl des praefectus hinfällig, tribunus?"


    Der decurio wollte sich mit seiner Frage absichern, da er nicht darauf erpicht war, wegen Nichtausführung eines Befehls bestraft zu werden.

    Der decurio gab dem optio recht. Schon seine damalige Überfahrt von Alexandria nach Ostia, die im Normalfall mit neun Tagen veranschlagt ist, dauerte infolge schlechten Wetters und sonstiger Turbulenzen an die zwölf Tage. An den Zustand von Pferd und Reiter, als sie schließlich in Mogontiacum eintrafen, wagte er nicht mehr zu denken.


    Aber er schwieg. Auch die unaufgeforderte Belehrung eines Vorgesetzten konnte mitunter geahndet werden.

    Der decurio wollte der Frage des tribunus nach seinem Befinden, wie auch immer sie gemeint war, mit einer ironischen Antwort begegnen. Er besann sich aber eines Besseren und versicherte dem Vorgesetzten, daß es ihm und seinen Männern gut gehe.


    "Wir wurden im carcer korrekt behandelt, sodaß es keinen Anlaß zu Beschwerden gibt, was sich wiederum sowohl in meinem Befinden als auch in dem meiner Männer widerspiegelt."


    Noch konnnte der decurio nicht erkennen, wie er dem neuen praefectus gegenüber zu treten hatte. So hielt er sich mit seiner Antwort zurück. Einwände jedweder Art hielt er im Moment für nicht angebracht.


    "Deine Befehle erübrigen weitere Fragen, tribunus."

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    "Decurio, Optio ... mit euch würde ich gerne noch ein paar Worte wechseln ... der Rest kann wegtreten!"


    Mit einer gewissen Spannung wartete der decurio auf das, was der tribunus ihm und dem optio zu sagen hatte. Er dachte an die nicht gerade geglückte erste Begegnung mit dem nun neuen praefectus und das, was davon hängenblieb. Vielleicht ergab sich eine klärende Aussprache.

    Der decurio nickte einem seiner equites zu und der wußte, was er zu tun hatte.


    Equitanus, auf den sie alle hörten obwohl er ihnen ranggleich war, trat vor den tribunus und nahm Haltung an.


    "Eques Equitanus meldet sich mit vierzehn equites der LEG XXII in die Stallungen ab, tribunus."


    Dann kommandierte er.


    "Duos ordines formate! Aequatis passibus, pergite!"


    Kaum waren die equites außer Sichtweite der Vorgesetzten als Alienus nicht mehr an sich hielt.


    "So ist es richtig! Jetzt haben wir den Salat! Habt ihr das überhaupt mitbekommen? Ausgerechnet dieser tribunus wird unser neuer praefectus! Vae victis!"


    Und gesenkten Hauptes murmelte er vor sich hin.


    "Heu me miserum! Was habe ich den ewigen Göttern getan?"


    "Halt` s Maul!"
    fuhr in Equitanus an.
    "Der tribunus ist der praefectus! Ende der Durchsage!"


    Schweigend erreichten die equites die Stallungen.

    Als Letzter der Gefangenen verließ der decurio den carcer nicht ohne sich vorher zu vergewissern, daß seine equites die von ihnen belegten Zellen in einwandfreiem Zustand zurückließen.


    Vor dem tribunus nahm er Haltung an und meldete.


    "Decurio Cursor meldet sich und fünfzehn equites der LEG XXII aus dem carcer zurück, tribunus."

    Der decurio hatte den Wachposten, die sich ungeniert provozierend unterhielten, zugehört. Abwehrend hob er seine Hand. Er sah zu Caecus, von dem er in einer derartigen Situation eine entsprechende Reaktion erwartet hätte. Doch der tat so, als hätte er nichts gehört und starrte teilnahmslos vor sich hinvor sich hin.
    Die zynische Einladung zum Essensempfang schlug der decurio aus.
    "Verteilt das Essen an meine Männer und teilt euch den Rest."

    Der decurio kam in die Zelle, in der auch seine engsten Vertrauten Equitanus und Caecus inhaftiert waren.
    Als der vexillarius den carcer verlassen hatte wandte sich Equitanus an ihn.
    "Bringst du Neuigkeiten, decurio?"
    Enttäuscht erwiderte dieser.
    "Die gibt es meines Wissens nicht. Wir werden nach wie vor der Desertation verdächtigt und werden, so wie es aussieht, solange hier festgehalten bis sich irgendjemand bemüßigt fühlt, diesen Verdacht aus dem Weg zu räumen."
    "Darf ich meine Meinung sagen, decurio?"
    Interessiert sah ihn der Gefragte an.
    "Ich bin der Meinung, und von der lasse ich mich nicht abbringen, daß unsere Lage einmalig ist. Wir werden von einer Einheit festgesetzt und gleichzeitig von derselben, was Unterkunft und Verpflegung betrifft, geradezu verwöhnt. Da ist doch etwas, aber was sag`ich, da ist sehr viel faul, decurio."
    Dem decurio war nicht nach weiteren zu nichts führenden Erörterungen zumute.
    "Du hast es gehört. Daß wir hier so verwöhnt werden, wie du selbst sagst, haben wir Terentius Primus zu verdanken. Warum er das tut und für wen er das tut, ist unwichtig. Wichtig ist, daß er es tut. Und damit müssen wir leben. Und jetzt Schluß mit weiteren Debatten."
    Damit suchte sich der decurio eine Ecke der Zelle und hing seinen eigenen Gedanken nach.