Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Cursor war zufrieden. Der praefectus hatte den Auftrag präzise formuliert und ließ keine weiteren Fragen mehr offen.


    "Und was ist mit den Centurien? Sind ihnen die Lage und ihr Auftrag bekannt? Wurde Dir ihre Einsatzbereitschaft gemeldet? Vielleicht schaffen wir es, daß wir einen der Türme zerstören, bevor er erst seinen Einsatzort erreicht."


    wollte der decurio noch wissen.


    "Die turmae stehen und warten auf ihren Einsatz, praefectus."

    Cursor ließ sich kurz den Plan des Vorgesetzten durch den Kopf gehen.


    "Das heißt also, wenn ich Dich und die Zeichnung richtig verstanden habe",


    wandte sich der decurio an den praefefctus,


    "der Ausfall beginnt mit uns Reitern. Wir halten den Feind in Schach, während sich die hinter uns kämpfenden Legionäre mit den Türmen beschäftigen. Chaos und alles, was damit zusammenhängt, ist das allgemeine Ziel.


    Und noch eine Frage, sind die mir unterstellten Centurionen in die Lage eingewiesen, praefectus?"

    Cursor dachte an die zwei ihm zur Seite gegebenen Centurionen, die er dem Namen nach nicht kannte. Er überlegte, ob er sie bei ihren Centurien suchen sollte, verwarf den Gedanken jedoch sofort, als ihm ein Bote die Nachricht des praefectus überbrachte.


    Er nahm seinen Helm und dankte dem Boten, der gerade noch dem an ihm vorbeistürmenden decurio mit einem Ausfallschritt ausweichen konnte.


    ... und ein paar Gedankensprünge später stand Cursor vor dem praefectus.


    "Decurio Cursor meldet sich wie befohlen, praefectus."

    "Wie gesagt," fuhr Cursor fort, "wir machen einen Ausfall."


    "Und wann machen wir den?"


    "Natürlich dann, wenn die Angreifer in voller Aktion sind. Die sind dann mit sich selbst beschäftigt und wir wiederum können den Feind von seiner rückwärtigen Seite her beschäftigen.


    Der praefectus schlug noch vor, zwei centuriae der cohors VI auf die Packpferde zu setzen."


    "Nicht schlecht, vielleicht haben wir dann den Sieg in der Tasche wenn sich der Feind kaputtgelacht hat. Wer von den Infanteristen hat denn schon auf einem Pferd, auch wenn es nur ein Packpferd ist, gesessen?"


    "Nun, das werden wir unseren Kameraden nicht antun. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, jedem unserer equites einen legionarius beizugeben. Abgesessen können die kämpfen. Und daß die von der VI. gute Soldaten sind, ist bekannt.


    Unser Ziel ist, ich zitiere unseren praefectus, so viel wie möglich Chaos und Zerstörung unter dem Feind zu verursachen.


    Habt ihr noch fragen?"


    Nachdem keine Fragen zu klären waren, beauftragte Cursor seine speciales, die einzelnen turmae entsprechend einzuweisen und in Alarmbereitschaft zu versetzen.

    Cursor kam nicht dazu weitere Gedanken zu fassen als es auch schon die Treppe heraufpolterte.


    "Eques Equitanus, turma I, decurio."


    "Eques Alienus, turma II, decurio."


    "Eques Caecus, turma III, decurio."


    "Eques Constantius, turma IV, decurio."


    Das waren sie, seine speciales, seine alten Weggefährten, seine Freunde, auf die er sich ohne Wenn und Aber verlassen konnte! Und so war auch ihr Verhältnis, wenn sie unter sich waren.


    "Steht bequem. Wie sieht es aus? Wie ist die Stimmung bei den Leuten?"


    "Alles in Ordnung, Du kennst uns doch!"
    "Keine Vorkommnisse, die nennenswert wären."
    "Die Stimmung könnte nicht besser sein; wir sind nicht im castra und auch nicht im Feld."
    "Von unserer guten Laune ganz zu schweigen!"


    "Gut, meine Herren, aber jetzt zur Tagesordnung: Wie ihr wißt, gehören wir dieses Mal zu den Verteidigern. Soeben komme ich von einer Lagebesprechung mit dem praefectus. Und das sind die wesentlichen Punkte:
    Die Angreifer resp. der Feind verfügen über 4 cohortes, wir haben 3 cohortes und uns, die equites. In der Planung des praefectus bildet die cohors VI die Reserve, die cohortes VII und IX beziehen auf den Mauern Stellung. Ist das bis hierher verstanden?"


    Cursor hatte noch nicht geendet, da war sie schon da, die Frage, die er erwartet hatte.


    "Und wen oder was sollen oder wollen wir verteidigen?"


    "Siehst du, Equitanus, auch das hat unser praefectus in weiser Voraussicht bedacht: Wir machen einen Ausfall!"


    Cursor sah in die langen Gesichter seiner Freunde. Er wollte sie das Gesagte in einer kurzen Pause verdauen lassen.


    "Jetzt trinkt einen Schluck, dann geht auch das Verstehen besser,"


    reichte jedem einen Becher und schenkte ein.

    Nicht lange danach hatte Cursor die Mietsställe, in denen seine equites untergezogen waren, erreicht. Jeder Stall war mit einem Schild versehen, das abgab, welche turma hier ihr Quartier bezogen hatte.


    Dem ersten eques, der ihm über den Weg lief, befahl er, noch bevor der Meldung machen konnte.


    "Die equites Equitanus, Alienus, Caecus und Constantius sofort zu mir! Ich bin in der Kammer im ersten Stock bei der turma I, Treppe hoch, gleich rechts."


    Ein kurzes "Zu Befehl, decurio" und schon war der eques verschwunden.


    Cursor beabsichtigte, seine speciales in die allgemeine Lage einzuweisen und sich dann mit den ihm vom praefectus für die Zeit des Ausfalls unterstellten Centurionen in Verbindung zu setzen.


    Erst einmal wollte er abwarten, vielleicht waren die beiden bereits auf dem Weg zu ihm.

    Zitat

    Original von Quintus Fabius Vibulanus
    >... Du kannst dich dann entfernen und deine Männer vorbereiten.<


    Cursor nahm Haltung an und grüßte. Dann machte er sich auf den Weg zu seinen equites.


    In Gedanken war er noch einmal den Plan des praefectus durchgegangen. Wie hatte der gesagt? So viel Chaos und Zerstörung unter dem Feind verursachen wie möglich.


    An seinen equites sollte es nicht liegen!

    Zitat

    Original von Quintus Fabius Vibulanus
    >Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen, Decurio!<


    Cursor lag bereits die entsprechende Erwiderung auf den Lippen. Er besann sich jedoch eines Besseren und einzig und allein die Tatsache, daß er einem Vorgesetzten gegenüberstand, veranlaßte ihn seine Freundlichkeit beizubehalten.


    Zitat

    ...
    >Den Ausfall würde ich dann starten lassen, wenn der Angriff voll im Gange ist.< ...


    Ohne sich irgendwelche Gefühlsregungen anmerken zu lassen antwortete Cursor.


    "So soll es geschehen. Hast du weitere Befehle, praefectus?"

    Zitat

    Original von Quintus Fabius Vibulanus
    >... Kannst du mir nun folgen, Decurio?<


    Cursor hielt dem Blick des praefectus stand.


    "... aber erst jetzt, und das ist der Grund, weswegen ich das Militär so liebe,"


    betont freundlich und mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt sah er ihn an,


    "es gibt hier stets klare Anweisungen, die keiner Rückfragen bedürfen, und ein jeder weiß auf Anhieb, was zu tun ist und wie er sich zu verhalten hat, was wiederum dann von Vorteil ist, wenn Schnelligkeit gefordert ist."


    Nach einer kurzen Pause meinte er.


    "Nun gut, das mit dem Ausfall ist soweit klar, und da bieten sich die Türme direkt an. Den praefectus legionis anzugreifen --- da benötigen wir auf alle Fälle nicht nur Epona, sondern vor allem Fortuna auf unserer Seite. Wann soll`s losgehen, praefectus?"

    "Du sprichst von einem Ausfall",


    wandte sich Cursor an den praefectus,


    "und fragst, wo ich ansetzen würde. Könntest Du dieses Ansetzen präzisieren? Ist das so zu verstehen, daß wir die Belagerungstürme angreifen sollen? Dann müßten wir aber die Pferde zurücklassen und zu Fuß kämpfen oder sollen wir beim Kommandostab ansetzen, was auch immer Du damit meinst, praefectus?"


    Erwartungsvoll sah der decurio den praefectus an.

    "Um es ganz allgemein zu sagen, ich schätze die Kampfkraft einer aufgesessenen Reiterei sehr hoch ein",


    begann Cursor und erläuterte seine Meinung,


    "die Vorteile der Reiterei bestehen, das wissen wir alle, in ihrer überlegenen Schnelligkeit und im Einsatz des Pferdes als physisch und vor allem psychisch hochwirksamem Kampfmittel. Ihr Element ist die Bewegung; Standvermögen und Festigkeit fehlen ihr. Taktisch gesehen ist sie also eine reine Angriffswaffe.


    Unsere Lage betreffend sind wir hier jedoch sehr eingeschränkt. Die Gründe liegen auf der Hand.


    Was uns letztendlich bliebe, daß wir als eine Art Springer fungieren, die an den Brennpunkten eingesetzt und da dann aller Wahrscheinlichkeit gezwungen sein werden, von den Pferden abzusteigen, zu Fuß zu kämpfen und wieder aufzusitzen.


    Somit stellt sich die Frage, ob wir unsere Vorteile hier überhaupt ausnützen können, praefectus."

    Cursor hatte die Mietsställe mit je zwei turmae bezogen und sich hier eingerichtet. Die Packpferde waren auf beide Ställe verteilt. Seine vier speciales waren für je eine turma zuständig und er selbst wollte sich gerade aufmachen um sich selbst davon zu überzeugen, daß alles geordnet ablaufen konnte, als ihn ein Bote des praefectus castrorum erreichte und ihm die Nachricht für sein Erscheinen überbrachte.



    -----------------------------------------------------------------------------------------------



    Cursor hatte sich schnell durchgefragt und kurze Zeit später stand er auf der Dachterrasse.


    "Decurio Decimus meldet sich wie befohlen, praefectus."

    Nachdenklich sah Cursor dem seltsamen optio nach.


    Was der wohl im Schilde führte? Warum rückte er nicht damit heraus, warum er unbedingt das Reiten erlernen wollte? Daß einer das Reiten lernen wollte war gewiß nichts Ungewöhnliches. Daß aber ein optio mit einem Mal das Reiten lernen wollte, das war fast schon außergewöhnlich.


    Gespannt erwartete er den infanteristischen Reiter oder den reitenden Infanteristen.

    Cursor sah den optio, dem langsam die Geduld zu entschwinden drohte, durchdringend an.


    Für ihn war dieser Infanterist, dem mit einem Mal der Sinn nach dem Reiten stand, und das unter allen Umständen, kein Reiter. Einen plausiblen Grund konnte er nicht nennen und manche Fragen beantwortete er nicht oder wich ihnen aus.


    Aber trotz allem, er imponierte ihm! Der decurio sah den optio an und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.


    "Nun gut. Ich mache dir einen Vorschlag: du läßt dich von deinem centurio zur Reitausbildung abstellen, einen Grund mußt du dir schon selbst einfallen lassen, sagen wir für vier Wochen. Dann hast du ein Pferd, natürlich ein ausgebildetes Schulpferd. Das heißt wiederum, daß du dich weder um Unterkunft noch um die Verpflegung zu kümmern brauchst. Und letztlich schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe, denn deine Ausbildung ist angeordneter Dienst und mit dem Kauf eines eigenen Pferdes kannst du noch warten und später deine Entscheidung treffen."

    Cursor runzelte die Stirn.


    "Pflege und Versorgung deines Pferdes fallen deiner Meinung nach unter die Ausbildung. Wie soll ich das verstehen?


    Und dann erhoffst du dir, natürlich, wie du so schön gesagt hast, warum nicht gleich selbstverständlich, einen Unterstellplatz im castellum. Wie soll das denn angehen? Ein optio mit seinem Privatpferd in den Stallungen der Reiterei? Oder hast du bereits einen Privatstellplatz?

    Und wer kümmert sich um das Tier, wenn du keine Zeit oder Lust hast. Du hast die Frage nicht beantwortet, optio."


    Je länger die Unterredung dauerte desto mehr Fragen wurden aufgeworfen.

    Nach einigem Nachfragen bekam Cursor schließlich die gewünschte Anschrift. So übergab er sein mit der korrekten Anschrift versehenes Schreiben nochmals zum Versand.



    Titus Decimus Cursor
    Leg XXII Deiotariana
    Nicopolis



    Ad
    decemvir litibus iucandis
    Tiberius Aurelius Avianus
    Basilica Ulpia


    ROMA
    Italia



    In der Erbschaftsangelegenheit
    Lucius Decimus Subrius
    nehme ich
    Titus Decimus Cursor
    die Erbschaft an.



    Titus Decimus Cursor



    Sim-Off:

    Gebühr bereits entrichtet

    Cursor horchte auf. Schlagfertig war er, dieser optio.
    Und schon prasselten die nächsten Fragen ihn nieder.


    "So, so. Du würdest dir also ein eigenes Pferd kaufen. Wie hast du dir das vorgestellt? Ein Pferdkauf ist nicht jedermanns Sache. Man wird hier sehr leicht und sehr schnell übers Ohr gehauen, besonders dann, wenn der Verkäufer merkt, daß der Käufer ein Laie ist.


    Und wer gibt dir die Gewähr, daß du mit diesem Tier zurechtkommst? Und wo würdest du dein Pferd unterstellen? Und wer übernimmt seine Pflege? Und wer kümmert sich um das Tier, wenn du keine Zeit oder keine Lust hast?


    Bei uns equites gehören sowohl der Dienst am als auch mit den Pferden zum Dienstplan und zum täglichen Leben. Aber bedenke, dein Pferd ist deine Privatangelegenheit und unser Dienstplan wäre deine Freizeit."

    Cursor sah sein Gegenüber verwundert und irritiert an.


    "Aus dem Schreiben dieses Avianus, in dem keinerlei Adresse genannt und die mir unbekannt ist, geht lediglich hervor, daß er vigintivir ist.


    Sollte es demzufolge nicht zustellbar sein, dann gib` es mir zurück und die Angelegenheit ist für mich erledigt."