Beiträge von Titus Decimus Cursor

    Der decurio blieb freundlich. Ihm lag nicht daran den Mann zu maßregeln. Einerseits gehörten sie beide der gleichen legio an und andererseits, warum sollte er als Angehöriger der Legionsreiterei einen kleinen miles dessen Vorgesetzten zur Bestrafung melden? Vielleicht konnte ihm dieser legionarius einmal von Nutzen sein.


    "Vielen Dank für deine Auskunft, legionarius Gessius!"


    Der decurio saß auf seinem Pferd auf und ritt in Richtung zur Regia Praefecti.

    Es war zur neunten Stunde des Tages, als sich ein Reiter in schnellem Galopp den Eingangstoren zur Basileia näherte.


    Kurz bevor sein Pferd den Zusammenprall mit dem Tor verhindern wollte, parierte es der Reiter zum Stand durch. Er war bereits abgesprungen, noch bevor alle vier Hufe den Boden berührten.


    Zielstrebig ging der Reiter auf die Wachposten zu.


    "Salvete. Ich bin Titus Decimus Cursor, decurio in der LEG XXII auf dem Weg zur Domus Iunia. Wie komme ich dorthin?"

    Cursor war wie vor den Kopf geschlagen. Im schönsten Kampfgeschehen wurde das Manöver abgebrochen und nun das noch:


    Er sollte eine Zeugin befragen, eine Frau! Nicht, daß er etwas gegen das weibliche Geschlecht hätte, im Gegenteil!


    Mit einer Frau, ebenfalls einer Römerin, hatte er bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn er nur an diese äußerst unangenehme Begegnung mit dieser Urugliana dachte. Vielleicht wird es dieses Mal angenehmer, sinnierte er.


    Aber Befehl ist Befehl.


    "Und wo kann ich Iunia Axilla finden, praefectus?"

    Cursor wartete ab. Er wollte mit seinen Fragen denen der Stabsoffiziere nicht vorgreifen. Als zu erkennen war, daß von dieser Seite nichts erwartet werden konnte, wandte sich der decurio an den praefectus.


    "Mir sind am Rande des Manövers nur vage Andeutungen über irgendwelche Ausschreitungen im Hafen zu Ohren gekommen. Ist bekannt, wie es dazu kam und in welchen Kreisen die Urheber zu suchen sind?


    Wie Du sagst, wird die legio in die Stadt beordert. Ist das so zu verstehen, daß alle turmae und alle centuriae eingesetzt werden oder nur die, die am Manöver beteiligt waren?


    Wer führt das Kommando über den Einsatz, praefectus?"

    Cursor glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Aber das Signal ließ keinen Zweifel aufkommen, es war eindeutig. Das Manöver war beendet und das gerade zu dem Zeitpunkt, wo er mit seinen Männern kurz davor stand, den zweiten Turm zu vernichten.


    Enttäuscht hielt er den rechten Arm hoch und wirbelte mit der gespreizten Hand.* Seine vier speciales und die zwei centuriones meldeten sich sich sofort, ungläubig und fragend zugleich.


    "Ihr habt das Signal gehört. Das Manöver ist beendet. Equitanus, Alienus, Caecus und Constantius, ihr bringt die turmae in die Quartiere, die centuriones ihre Männer. Anschließend Überprüfung von Pferd und Mann. Ich habe mich beim praefectus zu melden."


    Damit wandte er sich um auf den Weg zum praefectus.



    Sim-Off:

    * unterstellte Führer zu mir!

    Die Reste des Schildwalls konnten den herangaloppierenden equites nicht standhalten. Die Verteidiger ließen den Turm stehen und stoben auseinander. Chaos machte sich bemerkbar. Der Plan des decurio schien aufzugehen.


    Ein kurzer Befehl an den centurio:


    "Zerstört den Turm, wir sichern euch",


    dann rief Cursor seine turmae zurück.


    "Alienus, Caecus, laßt die centuriae an den Turm, dann Volten, Abstände vier Pferdelängen, Gangart entsprechend anpassen! Equitanus und die I., treibt sich sammelnde Gegner auseinander! "


    Die Angesprochenen hoben zum Zeichen ihres Verständnisses den rechten Arm. Dann rückten die centuriae vor.

    "Alienus, Caecus!"


    der Schrei des decurio war nicht zu überhören,


    "Attacke in vollem Galopp! Treibt die Verteidigung auseinander!"


    "Verstanden, decurio." kam es zurück.


    Und dann ritten die turmae II und III ihre Attacken, erst die II. und dann die III. Wie zwei Wellen fielen sie nacheinander in die Gegner ein. Die equites hielten sich eng an die Hälse ihrer Pferde gepreßt, sodaß sie dem Gegner keine Möglichkeit als Ziele bieten konnten. Wer nicht niedergeritten werden wollte, mußte sein Heil wohl oder übel in der Flucht suchen.


    Die beiden centuriae schlossen augenblicklich auf und bahnten sich durch diejenigen, die den Attacken standhalten hatten können, ihren Weg zu dem Turm.

    Die Netze der beiden turmae leisteten ganze Arbeit. Sie hatten dem Gegner zwar nicht alle scuta, aber dennoch die meisten pila entrissen.


    Bevor von der anderen Seite weitere Maßnahmen zur Ab- und Gegenwehr getroffen werden konnten, befahl Cursor seinen Reitern,


    "Alienus an die I. anschließen, Caecus zu den centuriae,"


    und an die centuriae


    "Centurio I und II, Angriff!"


    Und dann stürmten die beiden centuriae auf die Gegner zu.

    Es dauerte nur einige Augenblicke, dann hatten die Unterführer ihre Leute eingewiesen, und schon waren die Befehle an die turmae nicht zu überhören.


    "Turma II, Netze fertigmachen, holt euch die scuta, Galopp, marsch!"


    "Turma III, Netze fertigmachen, der II. folgen, Galopp, marsch!"


    Alienus dachte für einen Augenaufschlag an die Übungen mit den Netzen, die der decurio des öfteren angesetzt hatte und die von so manchem mitleidig belächelt worden waren. So griff er auch dieses Mal mit sicherer Hand nach seinem Netz und riß die Unterschenkel nach hinten. Gehorsam galoppierte sein Pferd an. Seine turma folgte, so wie sie es geübt hatten, in Abständen von zwei Pferdlängen, dann schlossen sich Caecus und seine III. an.


    ... und dann warfen sie die Netze, von denen nicht ein jedes, aber doch einige ein scutum zu Boden rissen.


    Währenddessen warteten die centuriae ungeduldig auf ihren Einsatz.

    Die Befehle des decurio waren kurz.


    "Turma I reitet Volten um den zweiten Turm und verhindert so das Erreichen der Mauer.
    Turma II und III nehmen die Netze und schleifen den Schildwall.
    Turma IV bleibt in der Nähe des Tores.
    Nach erfolgreicher Aktion von II und III beteiligt sich II an den Volten von I, III unterstützt die beiden centuriae bei der Bekämpfung des Turmpersonals, noch Fragen?"


    Alle schüttelten ihre Köpfe.


    "Gut, wir greifen an."


    Eine schnelle Einweisung der Soldaten durch die Unterführer und schon übermittelten die Hörner den Befehl des decurio.


    ° ^^^ ° ^^^ ° ^ ° ^ ° ^^^ ° ° °

    Langsam begann sich der Turm nach der untergrabenen Seite zu neigen. Bald hing er soweit nach dieser Seite, daß es nicht mehr allzu viel Kraft benötigte, um ihn zum Kippen zu bringen.


    "Werft die Seile marsch, marsch!"


    schrie der centurio, und kurz darauf flogen die Seile durch die Luft. An ihrem Anfang waren Haken befestigt, die sich in der Wand des Turmes festzogen.


    "Equitanus",


    rief Cursor dem Führer der turma I zu,


    "turma I an die Seile!"


    Sofort lösten sich 32 Pferde aus ihrer Volte, die Reiter nahmen die bereits festgehakten Seile der legionarii und befestigten sie an den Sätteln.


    "Auf mein Kommando ziehen equites und legionarii, wer kein Seil hat, zur Seite treten!"


    befahl der decurio,


    "fertigmachen und ziehen!"


    Unter Ächzen und Quietschen fiel der Turm zur Seite.


    Cursor ließ weder den Reitern noch den Legionären Zeit.


    Er hielt den rechten Arm hoch und wirbelte mit der gespreizten Hand.*


    Die zwei centuriones und seine vier speciales meldeten sich sofort.


    Und dann gab ihnen der decurio weitere Befehle.




    Sim-Off:

    *unterstellte Führer zu mir!

    "An die Räder der linken Seite, marsch, marsch!"


    hörte Cursor den einen der centuriones schreien. Der decurio grinste. Er wußte, was der centurio vorhatte.


    Und dann nahmen seine legionarii ihre Spaten und gruben und gruben. Neben den Rädern des Turms häuften sich in kurzer Zeit Berge von Sand, die nichtgrabende legionarii kreisförmig innerhalb der reitenden turmae verteilten.


    In der Zwischenzeit ritt die turma III wiederholt Scheinangriffe in Richtung des anderen Turmes. Für kurze Zeit brachte sie es fertig, einen Kreis um diesen zu reiten und so dessen Bedienung vom weiteren Voranschieben abzuhalten.

    ° ^^^ ° ^^^ ° ^ ° ^ ° ^^^ ° ° °


    Unerbittlich dröhnten die Hörner zum Angriff.


    Die beiden centuriae hatten den Turm planmäßig erreicht. Der ihnen entgegengebrachte Widerstand wurde nach kurzem heftigem Kampf gebrochen, da die beiden Centurionen ihre Einheiten fest im Griff hatten.


    Die turmae I und II hatten damit begonnen, mit exerziermäßigen Volten Kreise um den Turm zu ziehen, erst im Trab und dann im Galopp. Auf diese Weise versuchten sie, daß sich der Turm der Mauer und sich weitere Feinde dem Turm nähern konnten. Die nicht kämpfenden legionarii bereiteten sich nun für den Angriff auf den Turm vor.


    Turma III ritt weitere Störaktionen um zu verhindern, daß die auf den Turm angesetzten Kameraden angegriffen wurden und turma IV tat desgleichen in der Nähe des Tores, um für die turmae und die centuriae den Rückzug zu ermöglichen.

    Cursor wollte die Türme so nahe wie möglich an die Mauern herankommen lassen. Dann wollte er die Überraschung nutzen und, wenn die Angreifer nicht resp. nicht mehr damit rechneten, den geplanten Ausfall machen.


    Kaum war die grüne Fahne zu sehen als sich auch schon das Tor öffnete.


    Cursor stieß seinen rechten Arm aus der Schulterhöhe mehrmals schnell senkrecht hoch (1) und dann bliesen die Hörner zum Angriff (2)


    ° ^^^ ° ^^^ ° ^ ° ^ ° ^^^ ° ° °


    Die Reiter saßen fest in ihren Sätteln und preßten ihre Schenkel an die Pferdeleiber. Die Vierbeiner wußten, was sie zu tun hatten. Im schnellen Trab ritten sie exerziermäßig auf den linken der beiden Türme zu, so wie es der Plan wollte.


    Die Reiter sahen weder nach links noch rechts. Es interessierte sie nicht, ob sich ihnen einer in den Weg stellte. Im Gegenteil, sie ritten auf diese zu, um kurz vor ihnen ihre Pferde abzuwenden.


    Die Spitze ihrer V-Formation strebte dem Turm zu. Die links und rechts folgenden Reiter der turmae I und II zogen das V nach außen, sodaß die ihnen folgenden centuriae an den Turm herankommen konnten. Die turmae III und IV deckten die centuriae, die, ebenfalls den Moment der Überraschung nutzend, sofort damit begannen, zunächst das Begleitpersonal des Turmes auszuschalten.




    Sim-Off:

    (1) marsch, marsch!
    (2) ° = langer, tiefer Ton
    ^ = kurzer, hoher Ton

    Es dauerte nicht lange als auch die beiden centuriae ihre Einsatzbereitschaft meldeten. Es konnte also losgehen!


    Laut schallte Cursors Befehl an seine equites.


    "In equos conscendite!"*


    Langsam ritten sie auf das Tor zu, erst die turmae, dann die beiden centuriae.


    "Vulpecula, winke mit der Fahne, damit die uns das Tor öffnen!"





    Sim-Off:

    * aufsitzen

    Die equites standen bereits in Alarmbereitschaft beim Tor. Cursor übernahm die grüne Fahne, die der Bote überbrachte und rief einen eques, der ein guter Reiter war und der verstand Signale zu blasen, zu sich.


    "Eques Vulpecula, du nimmst diese Fahne. Hüte sie, denn sie ist unser Schlüssel für das Tor. Halte dich immer in meiner Nähe."


    "Verstanden, decurio."


    Was jetzt noch fehlte, das war die Meldung der Einsatzbereitschaft der centuriae. Sie mußten die blaue Fahne inzwischen erhalten haben.



    edit: blaue Fahne

    Nach der Einsatzbesprechung mit dem praefectus eilte Cursor ins Quartier der Reiter zurück.


    Seine speciales hatten ihn bereits erwartet. Und schon kamen ihre Meldungen.


    "Eques Equitanus, turma I steht einsatzbereit, decurio."
    "Eques Alienus, turma II steht einsatzbereit, decurio."
    "Eques Caecus, turma III steht einsatzbereit, decurio."
    "Eques Constantius, turma IV steht einsatzbereit, decurio."


    Cursor wußte, auf seine speciales konnte er sich verlassen!


    "Hört zu! Der Feind hat es geschafft, seine Türme zu vollenden und beginnt nun, sie an die Mauern heranzuführen. Das müssen wir verhindern.


    Wir machen einen Ausfall, auf den ist der Feind nicht vorbereitet. Wir rücken in Keilform in Richtung der linken Turmes vor. Hinter uns kommen die Centurien, die sich um den Turm kümmern werden. Unsere Aufgabe ist es, die feindlichen Kräfte zu binden und unter ihnen, wie mehrmals angesprochen, soviel Chaos wie möglich zu verbreiten.


    Spitze bilden die turmae I und II, links davon versetzt die turma III, rechts davon versetzt die turma IV. Dann kommen die legionarii. Und denkt daran, das betrifft besonders die I. und die II., wie reiten bei dem Ausfall alles nieder, was sich uns in den Weg stellt.


    Sollten es Schwierigkeiten mit der Zerstörung des Turmes geben, ziehen wir uns auf das Angriffssignal hin zurück. Aber soweit sollte es nicht kommen! Das Einbringen von Feldzeichen sowie von Gefangenen ist anzustreben.


    Ihr wißt nun Bescheid. Wir warten nur noch auf einen Boten des praefectus, der uns einen günstigen Augenblick für den Ausfall melden wird. Habt ihr noch Fragen?"


    Keiner der speciales meldete sich.


    "Nun gut. An die Pferde! Abite!"


    Die vier equites verließen den decurio und eilten ihren turmae zu, um sie für den bevorstehenden Ausfall einzuweisen.