Auf die Argumente, die der optio nun vorbrachte, ging Cursor nicht ein...
... noch nicht!
Statt dessen stellte er ihm die Frage:
"Wo willst du überhaupt das Pferd hernehmen, das du zu deiner Ausbildung benötigst?"
Auf die Argumente, die der optio nun vorbrachte, ging Cursor nicht ein...
... noch nicht!
Statt dessen stellte er ihm die Frage:
"Wo willst du überhaupt das Pferd hernehmen, das du zu deiner Ausbildung benötigst?"
Cursor hatte die acta beiseite gelegt und widmete sich nun voll dem Gespräch mit dem Aspiranten. Er sah den reitversessenen optio halb gutmütig, halb belustigt, an. Irgendwie imponierte ihn der Mann, der mit allen Mitteln versuchte, ihn dazu zu überreden, ihm das Reiten beizubringen. So blieb es nicht aus, daß manchem Gesagtem nachgefragt werden mußte.
Verständnislos fragte der decurio.
"Das mußt du mir schon erklären. Was soll bei der ganzen Sache deinen Kameraden von Nutzen sein?"
Cursor zog die Augenbrauen zusammen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß dieser optio, vielleicht auch ungewollt, über seine Freizeit verfügen wollte.
"Jetzt mal langsam. Wir wollen mit den Pferden nicht schon am Anfang losgaloppieren. Daß du deine Freizeit opfern willst, das wirst du wohl oder übel müssen.
Aber hast du dir auch darüber Gedanken gemacht wie das ist, wenn sich demnächst der nächste Infanterist bei mir meldet, der es, wie du, für nicht verkehrt findet, das Reiten ohne einen besonderen Anlaß lernen zu wollen. Das, um das du mich bittest, bedeutet für mich unter deinen vorgebrachten Aspekten eine reine Privatausbildung, deren Zweck nicht erkennbar ist und die meine Freizeit beeinträchtigt.
Als optio bist du Vorgesetzter deiner milites. Und die sehen ihren Vorgesetzten, nur mal angenommen, vom Pferd fallen? Hast du auch das bedacht? Unsere Ausbildung können wir nicht bei Nacht und Nebel durchziehen.
Ich will dir das Reiten nicht vergraulen, aber wie du siehst, es gibt vorab doch noch einiges zu klären."
ZitatOriginal von Marcus Octavius Matrinius
Nun, eigentlich so wie eure Einheit es tut.
Cursor hatte eine andere Antwort erwartet. Er ließ es aber damit bewenden.
"Na ja, optio, wie dem auch sei. Unterhalten wir uns über die Zeit, die sowohl du als auch aufbringen müssen. Du bist dir darüber im Klaren, daß der Unterricht, falls wir das so nennen wollen, außerhalb des normalen Dienstbetriebes vonstatten geht? Und jeden Tag, das weißt du genauso gut wie ich, haben weder du noch ich Zeit oder Lust zum Reiten, noch dazu, wenn unsere Kameraden währenddessen sich in den thermae erholen oder in einer taverna gutgehen lassen. Die Praxis hat gezeigt, daß in ähnlich gelagerten Fällen die Zeitpunkte, an den beide Parteien parat waren, minimal waren.
Wie hast du dir den Ablauf vorgestellt? Innerhalb welcher Zeit willst du das Reiten erlernen oder gibt es einen besonderen Anlaß, der von dir kurzfristig den Umgang mit einem Pferd verlangt?"
Cursor wollte bereits im Vorfeld derartige Fragen geklärt wissen.
Interessiert hörte sich Cursor die Frage des optio an. Innerlich mußte er lächeln, äußerlich behielt er seinen strengen Blick bei.
"Daß du das Reiten lernen willst ist sehr lobenswert und ich stimme mit dir überein, daß es nicht schaden kann, wenn man es beherrscht, wobei das mit der Beherrschung so eine Besonderheit ist.
Viele reiten oder erwecken zumindest den Anschein dies zu tun, indem sie ihr Pferd mit den nötigen Hilfen vorwärts bewegen. Das Pferd gehorcht. Warum? Weil es entsprechend ausgebildet wurde. Da kann man nicht von Beherrschen sprechen.
Dann stellt sich die Frage, ob du das Gelernte weiter verwenden kannst und auch wirklich willst. Es ist nicht damit abgetan, daß du zwar reiten kannst, aber kein Pferd hast resp. dir leihst oder wie auch immer. Wenn schon, dann mußt du zusehen, dabei zu bleiben."
Cursor hielt inne und gab dem optio Gelegenheit, das Gehörte zu verarbeiten, als er fortfuhr.
"Übrigens, was verstehst du unter einem anständigen Reiten, optio?"
Abwartend sah der decurio seinen Gegenüber an.
ZitatOriginal von Caius Furius Helios
"Herein, ich habe Zeit.", ließ Helios verlauten.
Cursor trat ein und salutierte.
"Salve. Im Auftrag des praefectus habe ich dich davon in Kenntnis zu setzen, daß die Mauern für eine Belagerung geeignet sind, tribunus."
Er hielt es für angebracht, den Auftrag des praefectus wortgetreu auszuführen.
Cursor sah von seiner Lektüre auf und musterte den eingetretenen optio.
ZitatOriginal von Marcus Octavius Matrinius
Salve Decurio! Ich hoffe ich störe nicht. Ich bin Optio Marcus Octavius Matrinius und bin wegen einer Bitte hierher gekommen.
Einwandfreies Auftreten, tadellose Haltung konstatierte er.
"Salve, steh` bequem, optio."
Der optio rührte durch. Er verzog keine Miene. Freundlich wandte sich Cursor an den Bittsteller.
"Nun, optio, du hast eine Bitte. Dann laß` mal hören. Wenn ich sie dir erfüllen kann, an mir soll es nicht liegen."
Cursor war gerade dabei sich mit der neuen acta zu befassen als es an die Tür klopfte.
Leicht mißmutig sah er auf. Wenn ihn nichts mehr störte so war das, wenn er beim Studium neuester Nachrichten unterbrochen wurde.
Er legte seinen Lesestoff beiseite und rief etwas ungehalten:
"Intra!" (*)
herein
Was für ein seltsames Gefühl, hier nicht mehr der zu sein, der anklopfte, sondern stattdessen auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch zu sitzen.
Cursor wußte anfangs erst nicht, was er in seinem officium zu machen hatte, dann aber hatte ihm jemand die Bedeutung der Wachstäfelchen, der Papyrusrollen und der Siegel erklärt. In der Zwischenzeit fand er sich aber schnell zurecht. Nun erledigte er den Papierkram, der die Turma I betraf, ohne Probleme.
Das sonst etwas karge Officium hatte er mit ein paar Schilden und Speeren aus der Horrea dekoriert damit es nicht ganz so leer wirkte.
Cursor hatte nach Eintreffen im castellum an seine speciales die entsprechenden Befehle für die Unterbringung der Pferde gegeben und die sofortige Überprüfung der Ausrüstung angeordnet.
Er selbst machte sich umgehend auf den Weg zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten, um sich des Auftrags des praefectus zu entledigen.
Vor der Tür des officium tribuni angusticlavii verharrte er. Drinnen vernahm er angeregte Stimmen.
*** Klopf *** Klopf *** Klopf ***
"Zu Befehl, praefectus."
Cursor stieß seinen rechten Arm aus Schulterhöhe einmal senkrecht hoch und schon setzte sich die Truppe in Bewegung. In tadelloser Ordnung zogen sie an ihrem praefectus vorbei. Es ging in Richtung Nicopolis zurück zum castellum.
Titus Decimus Cursor
Leg XXII Deiotariana
Nicopolis
Ad
decemvir litibus iucandis
Tiberius Aurelius Avianus
ROMA
In der Erbschaftsangelegenheit
Lucius Decimus Subrius
nehme ich
Titus Decimus Cursor
die Erbschaft an.
Titus Decimus Cursor
Gebühr entrichtet
"Zu Befehl, praefectus."
Cursor hielt den rechten Arm hoch und wirbelte mit der gespreizten Hand. Es dauerte nicht lange und seine vier speciales sahen ihn erwartungsvoll an.
"Wir reiten zurück. Sammeln lassen und fertigmachen zum Abmarsch. Und sagt den Männern: extra disziplinierte Ordnung - wir wollen die Gaffer nicht enttäuschen."
Innerhalb kurzer Zeit stand die Truppe zum Abmarsch bereit.
"Abmarschbereitschaft hergestellt, praefectus."
"Zu Befehl, praefectus."
Cursor begann mit seinem Bericht.
"Wir haben uns die Mauern gut angesehen. Soweit wir das beurteilen konnten, sind sie, obwohl bereits einige hundert Jahre alt, noch in einem sehr guten Zustand. Es gibt zwar etliche ausbesserungswürdige Stellen, die aber im Hinblick auf den Allgemeinzustand der Mauer nicht nennenswert sind. Die alten Befestigungen und Verankerungen der Porta Solis sind allerdings altersbedingt in einem reparatur- resp. ausbesserungsnotwendigen Zustand.
Demzufolge könnten wir die Mauern mit mobilen Türmen, die wir auf dem obersten Geschoß mit Bogenschützen bemannen, angreifen. Dann schieben wir die Türme an die Stadtmauer heran und jagen die Verteidiger mit Pfeilen von der Stadtmauer. Den Rest erledigen die Mauerwidder und die Einsatztruppen, praefectus."
Bis zur vereinbarten Stunde waren alle Gruppen wieder zur Porta Solis zurückgekehrt.
Cursor nahm die Meldungen seiner equites entgegen. Was er hörte, bestätigte ihm nur das, was er selbst auch gesehen hatte.
"Fertigmachen, wir reiten zurück!"
Ohne weiteren Befehl formierten sich die Reiter zu siebenmal vier Mann und mit dem decurio an der Spitze ritten sie - ein Bild der römischen Disziplin - durch die gaffende Menge.
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Vor dem praefectus parierte Cursor Incitatus zum Stand durch.
"Decurio Decimus von der Überprüfung der Mauer zurück, praefectus."
Argwöhnisch wurden die Reiter und ihr seltsames Verhalten von den Einwohnern beobachtet. Finger zeigten auf sie, es wurde getuschelt und es bildeten sich sogar Grüppchen, die aufgeregt miteinander diskutierten.
Dies alles entging den Reitern nicht. Sie kümmerten sich jedoch nicht darum, da ein aggressives Verhalten nicht zu erkennen war. Sie hatten ihren Auftrag und sie mußten rechtzeitig am Sammelpunkt zurück sein.
In der Zwischenzeit nahmen Cursor und seine equites eine allgemeine Sondierung der Gegend vor.
Cursor ritt mit seinen Männern bis zur Porta Solis. Dort wies er die equites in ihre Aufträge ein und bildete hierzu vier Gruppen zu je sechs Reitern und ernannte die jeweiligen Gruppenführer.
"Equites. Wir haben den Auftrag, die Stadtmauern nach offensichtlichen Schwachstellen und auszubessernden Stellen abzusuchen.
Gruppe I und II mit den Gruppenführern Alienus und Equitanus übernehmen den nördlichen Teil ab der Porta Solis, und die Gruppen III und IV mit den Gruppenführern Caecus und Constantius den südlichen Teil ab der Porta. Vier Mann bleiben bei mir.
Vermeidet Kontakte mit der Bevölkerung, d.h. laßt euch auf keine Fragen, die unseren Auftrag betreffen könnten, ein. Wir treffen uns hier zur Berichterstattung um die neunte Tagesstunde (*). Wenn keine Fragen mehr sind, abite."
Die vier Gruppen formierten sich mit ihren Gruppenführern und meldeten sich von ihrem decurio ab.
Den bei ihm verblieben equites gab Cursor ein Zeichen ihm zu folgen.
(*) 15:00
Vielleicht gerade deswegen dachte Cursor, hütete sich aber, diese Gedanken in Worte umzusetzen.
Statt dessen orderte er zwei equites zum Verbleib beim praefectus ab.
"Ihr bleibt zum Schutz des praefectus. Und ... denkt an die Pfeifen!"
Anschließend meldete er sich ab.
"Eques Purtius und eques Marius zu Deinem Schutz. Decurio Decimus meldet sich mit XXVIII equites ab, praefectus."
Cursor stieß seinen rechten Arm aus Schulterhöhe einmal hoch und ritt mit seinen Männern zur Ausführung des Auftrags.
Irgendwie, Cursor wußte nicht warum, flößte diese Gegend ein gewisses Unbehagen auf ihn aus. Er wandte sich dem praefectus zu. Noch immer klang ihm der Extraschutz seines Vorgesetzten in den Ohren.
"Soll ich zu Deinem Schutz einige equites abstellen, praefectus?"