Beiträge von Titus Germanicus Cinna

    Ohne Murren liefen die Rekruten los...
    Beim Umrunden des Exerzierplatzes begegneten sie einigen Legionären, die scheinbar leicht angetrunken waren und nach durchzechter Nacht das Legionskastell aufsuchten. Einer der fünf Legionäre lehnt sich an einen Baum und erbrach sich. Seine Kameraden verfielen in Gelächter, als diese die laufenden Rekruten erblickten schrien sie Schimpfwörter und begannen mit Steinen zu schmeißen.
    Ein Stein verfehlte sein Ziel und traf die caligula des Centurios...

    Mit Muskelkater von den vorherigen Tagen liefen Cinna und seine Kameraden aus den Unterkunftsbaracken zum Exerzierplatz.
    Vorher wurde ihnen gerade mal so viel Zeit gelassen, sich zu verpflegen und sich einer Katzenwäsche zu unterziehen.
    Auf der Ausbildungsfläche angekommen traten die Rekruten in drei Gliedern an.
    Gespannt erwartete Cinna den neuen Tag: welche Ausbildungsabschnitten mögen ihn heute erwarten?

    Die Abteilung marschierte durch die porta principalis sinistra vom Exerzierplatz kommend, bog links entlang des intervallums ein.
    Cinna, der sich in der dritten Rotte, konnte nur wenig von dem, was um die Rekruten geschah, wahrnehmen. Die schwere Ausrüstung und das Marschgepäck lasteten schwer auf den Schultern der Männer...


    Als nächstes ging es weiter entlang des intervallums Richtung der porte praetoria, zur Rechten lagen die Unterkünfte der Offiziere. Bei ihrem Anblick dachte sich Cinna: "Die haben's gut... Nach einem harten Diensttag können die richtig abschalten... Das möchte ich auch mal können."


    Nun bog die Abteilung in die Gerade, welche in ihrer Mitte die porta praetoria kreuzte, ein. Vor den Mannschaftsunterkünften auf der rechten Seite bereiteten sich gerade einige Legionäre ihre mahlzeiten zu. Der Geruch nach mediterranen Köstlichkeiten beflügelte die Sinne Cinnas, was würde er jetzt für einen Schluck guten Weines geben...


    Das Gelächter der versammelten Legionäre war eindeutig deutbar. Sie verhöhnten die Rekruten, schnitten hierbei Grimassen und machten makabere Witze.
    "Schaut euch die an! Denen immer schon die Hintern hochbinden!"
    "Über die lacht doh jeder Barbar!"
    "Hast du deine Mutti vergessen?!"


    Cinna schaltete auf Durchzug, in seiner Situation war er diesen Äußerungen hilfslos ausgeliefert.

    Die Zunahme des Marschtempos konnte nicht lange gut gehen...


    Alsbald fielen die in den letzten Rotten Marschierenden Rekruten zurück oder versuchten durch Laufschritt Anschluss an die Formation zu finden...


    Die größer Gewachsenen, welche die ersten Rotten ausmachten, verringerten etwas den Schritt, dass hierauf die Formation wieder in ihrer Gänze bestand.


    Langsam machten sich die ungewohnten militärischen caligulae bemerkbar. Einige der Rekruten verzerrten ihr Gesicht, ihnen schien das Marschieren in den Sandalen mit ungewohnten Metallstollen zu schmerzen.

    Ein leichter Windstoß umwehte den Platz. Die kühle Luft half den nun langsam müde werdenen Gliedern...


    Cinna und seine Kameraden befolgten die Anweisungen und bewegten sich im Gleichschritt vorwärts. Obwohl Cinna körperlich topfit war, bereitete ihm der gleichmäßige Schritt und Tritt in der geschlossenen Formation mehr Mühe als erwartet. Während seines Einsatzes bei der Reiterei gab's keine Fußmärsche oder Formaldienst per pedes.


    Cinna verwünschte innerlich die strenge und nie endende Formaldienstausbildung der Infanterie...

    "Der ist auch gar nicht zufrieden zu stellen!", dachte sich Cinna.


    Ohne Murren traten die Rekruten erneut an...


    Die Sonne brannte weiter auf die probanti ein, ihre unter den Kettenhemden getragenen Tuniken waren schon völlig durchnässt. Einige Vögel umkreisten den Ausbildungsplatz und ließen sich auf den Ästen eines schattigen Baumes nieder...


    "Die haben's gut!".


    Der Centurio musterte die angetretene Formation: sein Blick verriet, dass er es dabei belassen wollte.

    Die Rekruten taten wie ihnen geheißen...
    In Formation liefen sie los, immer im Kreis um den Exerzieplatz herum.


    Körperlich konnte Cinna gut mithalten, doch einige Kameraden zeigten Konditionsprobleme auf und mußten sich auf die Hilfe anderer Rekruten verlassen.
    Doch der Gruppenzusammenhalt war hervorragend, die erste Rotte lief in einem Tempo, welches den Centurio ruhig stimmte, aber zu Glück wiederum nicht so schnell, dass die schwächsten Rekruten nicht mitkämen.

    Man könnte das Wehen der Blätter auf dem Hof vernehmen, so ruhig war es. Niemand traute auch nur sich zu räuspern oder gar laut zu atmen.


    Der Anschiss des Centurio hatte gesessen...


    "Salve, Centurio Nichtsalsverdrus (sim-off: ansonsten Tribun Terentius, aber die Ausbildung wird doch von dem imaginären Centurio durchgeführt)!" schrien die angetretenen Rekruten wie aus einem Munde und grüßten dabei wie vormals vom Ausbilder geschildert.

    Langsam rächt sich der massive Schlafentzug, der Durst und die Strapazen der mehrtägigen Reise aus Roma nach Germanien.
    Langsam wird Cinna schwarz vor Augen...
    Er hofft nicht hinzufallen...
    Plötzlich ein lautes Poltern, dann ein kurzer menschlicher Aufschrei: ein anderer Rekrut ist zusammengebrochen.
    Schnell laufen Cinna und sein Nebenmann zu dem gestürzten Kameraden.
    "Aqua, Aqua!!!" schreit Cinna.

    "Medicus, wir könnten das Gespräch gerne auf ein Glas vinum vertiefen. Mich persönlich würde beispielsweise deine Karriere als Sanitätsoffizier interessieren? Wobei ich in den nächsten Wochen wohl weniger Zeit haben werde..."
    Cinna war hocherfreut einen Gesprächspartner gefunden zu haben. Vielleicht konnte es sich im Extremfall als nur positiv erweisen einen Arzt ein wenig besser zu kennen, als andere Kameraden.

    Cinna bemerkte das kurze Stutzen des medicus...


    (Ala II Flavia pia fidelis domitiana milliaria ist schon korrekt, ihren Ehrennamen erhielt die Einheit für die Kaisertreue während der 88 n. Chr. erfolgten Rebellion in Germanien. Sie war u.a. in Aalen stationiert: siehe Junkelmann, Marcus: Römische Kavallerie. Aalen 1989. S. 16f).


    "Die Hilfstruppen verfügen leider nicht über den medizinischen Standard der reinrömischen Legionen.


    In meiner Gefangenschaft verstärkte sich mein Empfinden, dass nur unsere römische Zivilisation in der Lage ist, die Geschicke der Welt zu lenken. Wobei uns die Barbaren nützlich sein könnten.
    Dennoch sollte wir uns an einigen Dingen ein Beispiel nehmen: die Ureinwohner sind hart im Nehmen. Sie heulen nicht gleich bei jedem Schlechtwettereinbruch oder bei Eiseskälte herum. Sie sind nicht so verweichlicht wie viele von uns!"