Beiträge von Cinya

    Cinya hielt in der Bewegung inne und ließ die Oliven in den Topf daneben fallen. Vala hatte die Küche bei weitem mehr im Griff als sie und gerade deshalb ließ ihr Vorschlag die junge Sklavin hilflos dreinsehen. Kochen. Das gehörte bei weitem nicht zu ihren Stärken. Allein, dass sie selbst entscheiden konnten, wann und was sie aßen, hatte sie so nie erlebt. Cinya begann gerade zu überlegen, ob es nun besser wäre, es auf gut Glück zu versuchen und dabei ein bis zwei Todesfälle in Kauf zu nehmen oder zu gestehen, als Ioannis sich an sie wandte, der grade, sichtlich froh wieder den Boden erreicht zu haben, besagten Krug übergab.
    Sie schüttelte den Kopf. "Nein, nein ich glaube nicht. Doch warte, ein...Aquarius" -Wenn sie das Wort aussprach klang es wie eine gefährliche, fremdländische Frucht- "kann es tatsächlich gewesen sein." Ihre Stimme klang so wenig vertraut, wenn sie Latein sprach. Cinya hob ihren Kopf und drehte sich wieder zu den anderen Beiden. Für die Antwort auf Valas Frage fühlte sie sich nicht wirklich zuständig, Ioannis hatte davon deutlich mehr Ahnung und um ganz ehrlich zu sein, interessierten die römischen Geschäfte sie auch nicht wirklich. So richteten sich ihre dunklen Augen also wieder auf den blonden Griechen.

    Als beide, Ioannis und Vala sie freundlich begrüßten sah sie noch einmal auf und bedachte beide mit einem freundlichen Blick. Als Vala näher kam, um sich die Einkäufe anzusehen, trat sie zur Seite und suchte das Obst, das sie gekauft hatte heraus, um es in die dafür vorgesehene Schale zu legen. Als Ioannis langsam der Bitte der Brünetten nachgab und Cinya seinen Bewegungen verfolgte, wurde ihr Lächeln etwas breiter. Vala hatte sich schnell eingelebt. Schneller als sie selbst jedenfalls. Vielleicht war ja doch nicht alles so aussichtslos wie sie dachte, welche Perspektiven hatte sie schon, wenn sie es auf eine Flucht anlegte? Und vielleicht lag das Problem inzwischen gar nicht mehr bei ihrer Umwelt, sondern bei den Narben die an ihrer Seele hinterlassen worden waren. Ohne es zu merken, drehte sie eine Tüte Oliven in ihren Händen. <i>"Cinya, was sind denn das für Schriftrollen da?" Ihr zuvor abwesender Blick richtete sich wieder auf Vala und es dauerte einen Moment bis sie wusste, wovon die andere Sklavin überhaupt sprach.
    Sie zuckte mit den Schulter. "Ein älterer Römer hat mich angehalten, um sie mir für-„ Sie biss die Zähne zusammen „-den Dominus mitzugeben." Sie versuchte den Satz möglichst kurz zu halten und die falsche Aussprache mit einem leichten Lächeln wett zu machen. Beide der anderen Sklaven beherrschten die lateinische Sprache nahezu ohne Akzent. "Er sagte es ginge um..." Cinya spürte die Röte in ihre Wangen steigen. "irgendwas mit Wasser." Mit einer raschen Bewegung packte sie die Oliven in einen kleinen Keramiktopf, ohne zu wissen, ob sie dort überhaupt hinein sollten.
    "Was...soll es denn zu Essen geben, kann ich helfen?"

    Cinya lief die den Weg zu der kleinen, angemieteten Casa des Artoriers und fragte sich gleichzeitig warum sie es tat. Natürlich hatte sie den Einkauf mit dem sie beauftragt worden war, genutzt, um sich in Roma, dem großartigen Heiligtum der Römer, dass mit jedem Fleckchen die Arroganz dieses Volkes zeigte, umzusehen -auch wenn sie nur begrenzt Zeit dazu gehabt hatte. Sie wollte nicht unbesonnen handeln und einen Fehler begehen und so hatte sie beschlossen, die neue Situation erstmal ruhig anzugehen. Auch wenn es nicht leicht viel, so musste die junge Sklavin zugeben, dass sie mit ihrem Besitzer Glück gehabt hatte. Zumindest machte es noch den Anschein. Doch andererseits war es damals auch so gewesen und später zu einem Albtraum ausgeartet, den sie nur noch vergessen wollte. Sie schloss einen Moment im Gehen die Augen und genoss die leichte Böe, die aufkam und ihr ins Gesicht blies. Sie würde dieses Mal besser aufpassen und immerhin konnte sie sich langsam ein Bild von Rom machen, auch wenn das in einer so riesigen Stadt wohl niemals ganz möglich sein würde, so hatte sie zumindest ein Gefühl dafür bekommen, welche Seitengassen, wo zu finden waren. Nach wenigen weiteren Schritten tauchte das kleine Steinhaus vor ihr auf, das nun ihr Zuhause darstellen sollte. Sie hatte noch nicht allzu viel Kontakt zu den anderen Sklaven gehabt, was wahrscheinlich auch, an ihrer Verschlossenheit lag. Cinya hatte die Erfahrung gemacht, dass Sklaven, Menschen die selbst unterdrückt wurden, den selben Hang zu Grausamkeit haben konnten, wie ihre Herren. Trotzdem musste sie sich mit einem Seitenblick eingestehen, dass die wenigen gewechselten Worte, die ausgetauschten Blicke und der erste Eindruck wirklich eine ganz andere Sprache sprach. So sehr sie den Sklavenhandel und alle damit verbundenen Demütigungen verabscheute, es schienen Welten zwischen der Behandlung die sie jetzt erfuhr und dem was noch vor ein paar Jahren geschehen war, zu liegen. Vielleicht war sie nicht nur körperlich, sondern auch seelisch so sehr verletzt, dass sie es nicht einmal mehr erkannte, wenn es ihr verhältnismäßig gut ging. Auch wenn ihr all das in diesem Moment durch den Kopf ging, so würde sie trotzdem niemals ganz ihr Misstrauen ablegen, das wusste sie und es war auch gut so.


    Cinya nahm den zweiten Eingang in das Haus und zuerst Kurs in Richtung Culina. In dem noch immer nicht vollständig aufgeräumten Raum war es ungeahnt voll. Die Anwesenheit der brünetten, durchaus hübschen Sklavin, wunderte sie weniger, als die, des Schreibers des Artoriers, auch wenn der quirlige Grieche des Öfteren hier vorbeischaute um die Wünsche ihres Herrn weiterzugeben. Vala, so hieß sie, war nicht viel älter als sie und nur wenige Tage nach ihr hier angekommen, die beiden hatten noch nicht allzu viel miteinander gesprochen, was aber nichts mit einer persönlichen Abneigung oder ähnlichem zu tun hatte, sondern eher mit dem gegebenen Anlass. Die Arme voll mit allerlei Kleinigkeiten, die meisten für die Küche bestimmt, lächelte sie flüchtig, als sie den Raum betrat, wandte verlegen den Blick wieder ab und ließ alle Einkäufe auf den nächststehenden Tisch fallen. Es waren auch einige Schriftrollen dabei, die ein vorbeieilender Römer ihr mitgegeben hatte, als er sie als Sklavin von Decimus Artorius Corvinus erkannt hatte.

    Ich beobachtete seine Reaktion auf das Gesagte und meinte Unwillen, aber keine versteckte Bösartigkeit zu sehen. Dann sprach er wohl den Grund an, warum er mich ersteigert hatte, indem er erzählte, er wolle mich mit dem Haushalt betrauen. Meine Augenbraue machte Anstalten sich ein Stück nach oben zu verziehen, doch ich war meiner Herr, auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen konnte irgendetwas zu "führen". Ich nickte stumm. Seine Frage, ob ich Hunge hatte hingegen, beantwortete ich mit einem leichten Kopfschütteln. Dieses war ein einzelner Impuls und kam meinem knurrenden Magen zuvor. Die Wirklichkeit war, dass ich seit einigen Tagen nur sehr wenig Essbares gesehen hatte. Der Blick des Römers strich einen Moment etwas abwesend über meinem Gesicht, ich versuchte mich unwillkürlich dem zu entziehen, indem ich meine Augen scheinbar interessiert über den riesigen Marktplatz schweifen ließ.


    Grade als ich mich fragte, welche Anforderungen und Vorstellungen an diese Arbeit hängen konnte und auch, was das für mich bedeutete, beantwortete er mir die Frage bereits. Diesmal konnte ich nicht verhindern, dass sich ein kaum spürbares Lächeln um meine Lippen legte. Verlassen konnte er sich auf gar nichts, nun das musste ich ihm aber nicht sagen, falls er nicht dumm war, wusste er es auch so und wenn nicht,w ar es umso besser. Da mir allerdings klar war, dass er mir eine plötzlich unterwürfige Antwort nicht abnehmen würde, versuchte ich es mit der halben Wahrheit.


    "Das hängt davon ab, wie es mir ergehen würde."
    Dass er mir von einem anderen Sklaven erzählte allerdings wunderte mich, denn ich war es gewohnt, dass die Römer dutzende Menschen in ihrem Haus versklavt hatten, nicht dass, ich eine von zweien war.

    Ich sah teilnahmslos zu, wie er das Kleid schließlich der Dame, die zugegebenermaßen eine erstaunliche Kondition an den Tag gelegt hatte überließ, auch wenn ich nicht sicher war, ob sie überhaupt in das Kleidungsstück passte. Mein Begleiter kaufte irgendetwas anderes, es war schon eine Weile her, dass ich mir über so etwas banales wie Kleidung Gedanken gemacht hatte. Langsam war die Stimmung des Römers gefallen, dadurch kam er mir auf eine gewisse Weise etwas ehrlicher vor. Ich beschleunigte meine Schritte um mit seinen wesentlich größeren, mithalten zu können.
    Seine etwas überraschende Frage belustigte mich gleichsam.
    Dass er mich nicht zur Weinlese einsetzen wollte, hatte ich mir nahezu gedacht. Alle meine häuslichen Fähigkeiten hatte ich mir selbst angeeignet, der Senator, der sich zuvor mein Besitzer genannt hatte, hatte darin weniger eine angemessene Aufgabe für mich gesehen. Leider.
    Wieder war ich darauf bedacht, meine Antwort so kurz wie möglich zu halten.
    „Ich kann schnell lernen, wenn ich es will.“

    Der Römer zeigte das erste Mal einen strengeren Ton und mir damit wahrscheinlich schon eher sein wahres Gesicht, doch dieser bestimmte Ton galt –vorerst vielleicht- nicht mir, sondern der zeternden Alten vor uns. Ich denke, er genoss es einen Moment lang, sich etwas aufspielen zu können (ganz zu schweigen von der Dame), auch wenn er recht bald zurückgestutzt wurde. Seine Berührung aber kam so plötzlich, seine Hand auf meinem Rücken, dass ich sofort unwillkürlich und schmerzvoll zusammenzuckte und wenige Zentimeter nach vorne auswich.
    Ihm blieb wohl nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn einen Wimpernschlag später, hatte die Frau ihm ihre Tasche über den kopf gezogen. Diese Szene wirkte zugegebenermaßen ziemlich grotesk auf mich, das hier war nun nicht das gewesen, was ich erwartet hatte, nach vielen Wochen in diesem verfluchten Sklavenzug. Die Götter mussten Humor haben und konnten nicht aufhören damit, zynisch mein Schicksal voranzutreiben.
    Nachdem er sich wieder gefangen hatte, sah der Mann, der eben noch für mein Leben, meine Person, Seele und Körper gezahlt hatte, mich wieder an und lenkte ein, ich solle mir etwas auf dem Tisch aussuchen. Als mein Blick über eben jenen wanderte, konnte ich kaum etwas anderes entdecken als römische Togen und ägyptische Schnitte. Doch daran war ich schon gewöhnt, nichts davon hatte ich in meiner Gefangenschaft noch nicht tragen sollen und jetzt sollte ich die Wahl haben?
    Mit stechendem Blick sah ich ihn an „Herr ihr solltet wählen, worin ihr mich am liebsten sehen wollt.“ Was sollte dieses Spiel? Lange konnte er das ohnehin nicht beibehalten, das war klar, also sollte dieser Römer lieber früher als später zeigen, wer er wirklich war und was ich von ihm zu erwarten hatte.

    Zugegeben, ich war überrascht. Aber vielleicht wollte dieser Römer nur seine Macht demonstrieren, zeigen, was für ein Kerl er war, weil er es mit zwei menschgewordenen Kampfhennen aufnahm. Trotzdem konnte ich meine Überraschung wohl nicht verbergen und starrte ihn einen Moment lang irritiert an. Das Stück, um dass es ging war ein enggeschnittenes Kleid aus dunkelrotem Stoff und zeigte allein schon durch die Art, in der es fiel, wie fein gearbeitet es sein musste.
    Richtig. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Sklaven für solche Kleidung arbeiten mussten, es war nur das Werk eines Römers.
    Meine Augen wanderten von dem Kleid nach oben, um seine Augen zu finden.
    Ich ...


    Mein Ansatz einmal mehr Latein zu sprechen, wurde unterbrochen, als eine der beiden Frauen keifend auf mich losging.
    "Ich werde doch nicht für eine verlauste Sklavin Platz machen!! Soweit ist es in Rom noch nicht gekommen, dass..."
    Den Rest verstand ich nicht, vermutlich hätte ich es auch nicht verstanden, wenn ich besser in der Sprache bewandert gewesen wäre, denn sie sprach schnell und das Ende des Satzes ging in einer Reihe Flüche unter.

    Sim-Off:

    :D


    Irgendwie fühlte ich mich einen Moment lang fast heimisch. Auf dem Weg zu dem Stand, der über und über mit Stoffen bedeckt war, schlugen mit Gerüche eines anderen entgegen, der Kräuter und Gewürze anbot. So einen hatte es in Darkien auch gegeben und natürlich auch Frauen wie diese, die grade wie Hüanen übereinander hervielen um einen bestimmten Stoff oder ein Kleid zu ergattern. Vermutlich war dieses Szenario auf der ganzen Welt zu finden.
    Der Stoffhändler sah ziemlich hilflos aus und machte nicht grade eine gute Figur zwischen all den Römerinnen. Hätte ich nicht genau gewusst in welcher Situation ich selbst grade war, so hätte mir das alles, wahrscheinlich, so wie früher, als meine Mutter mich mit auf den wöchentlichen Markt genommen hatte und bevor der Krieg ausgebrochen war, ein leichtes Grinsen auf das Gesicht gezaubert.


    Etwas abseits und schweigend blieb ich hinter dem Römer, meinem "Besitzer" stehen und wartete. Auch als er auffordernd und eindringlcih ansah, so als sollte ich mir irgendetwas aussuchen, blieb ich still. Wenn er etwas von mir wollte, so sollte er es mir sagen, es bekäme mir sicherlich nicht gut, wenn ich mir angewöhnen würde, die Initsiative zu ergreifen. Das hatte ich schon einmal gemerkt und in so einem Fall jedenfalls, würde ich es sicherlich nicht tun.

    Immernoch misstrauisch ließ ich mir die Fesseln abnehmen und spürte langsam wieder Blut in meinen Fingern. Ich betrachtete den Mann vor mir. Der Römer besaß rabenschwarzes Haar, doch sonst eigentlich nichts, was ihn von anderen seines Volkes unterschied. Ausgenommen der dunklen Augen vielleicht, die jetzt auf mir ruhten.


    Mich überraschte sein Angebot, mir Kleidung zu kaufen weniger -denn natürlich wollte er dies nicht meinetwegen tun, sondern damit er einen schöneren Anblick hatte. Einmal sah ich noch zurück, dann ließ ich das Podest und den Sklavenhändler hinter mir.
    Zögernd folgte ich dem Römer.

    Ich starrte den dunkelhaarigen Römer nur wenige Meter vor mir an. Das war also der Mann, der am meisten für mich geboten hatte, der Kerl, der sich nun mein Besitzer nennen wollte. Ich schalt mich Ruhe zu bewahren, auch wenn die Worte des schleimigen Sklavenhändlers mir dieses Unterfangen nicht leichter machten. Ich kam nicht umhin, den Käufer einen Moment lang, erleichtert anzusehen, als er die Frage nach einem Brandmal verneinte, bereute es aber schnell wieder. Für mich, hatte er das sicherlich nicht getan, vielleicht wollte er mich verschenken, vielleicht meinen Körper so unbeschadet wie möglich halten.
    Das Hanf der Fest zugezogenen Fessel, schnitt mir in das Fleisch, als die Helfer des Hehlers mich zurückzogen, um sie mir zu lockern. Meine Fußfesseln wurden mir abgenommen, die anderen locker beibehalten, sodass der Käufer selbst entscheiden sollte, in wieweit er dem Frieden traute. Kurz nahm man mich noch nach hinten, während ich den Römer unablässig musterte, dann brachte man mich zu ihm, ich schenkte den verbliebenen Sklaven noch einen aufmunternden Blick, der Nächste von ihnen, war schon auf das Podeum geschoben worden, während man mich voranschob, einem neuen Lebensabschnitt entgegen, ob gut oder schlecht, war mir noch nicht klar.

    Mein Blick traf kurz den einer jungen Sklavin, die sich unter die Umstehenden gemischt hatte. Sie konnte nicht viel älter sein, als ich und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, das mich kurz den Blick nach unten senken ließ. Was weiter geschah bekam ich nicht mit, denn ein großgewachsener Römer, der allem Anschein nach, einer der hohen Herren Roms war, zumindest unterschied sich seiner Kleidung klar von der Masse, auch wenn er sich nicht in einer Sänfte durch die Gegend tragen ließ, wie manch andere hier, wollte, dass ich etwas sagte, Latein sprach. Diese Toga kannte ich, viel zu lange hatte ich sie gesehen.
    Beflissen sprang der Sklavenhehler sofort zu mir, unterwürfig, wie ich es selbst wohl niemals sein würde und packte mich hart am Arm, plötzlich gar nicht mehr so liebenswürdig.
    Er drückte mit seinen schwieligen Händen so stark zu, dass mir die Tränen in die Augen schossen, ich ließ mir aber nichts anmerken. Er drohte mir, kaum hörbar, doch seine Worte ließen mich weitgehend unbeeindruckt, viel zu oft, hatte ich sie gehört.


    Einen Moment dauerte es, denn ich wusste nicht was zu sagen, sicher, es gab da einige Sätze, die ich den Römern nur allzu gern in ihre gaffenden Gesichtern gespuckt hätte, doch so eine Tat, wäre nur dumm gewesen, das war mir klar.


    Ihr seid Senator ja? Dann seid ihr natürlich gewohnt, dass sofort geschieht wonach ihr verlangt, Herr.
    Warum sollte da ausgerechnet ich eine Ausnahme bilden?
    Ich erzähle Euch was immer ihr wollt und solange ihr es wollt, Herr, wie wahr es auch sein mag.


    Ein spöttisches Grinsen umspielte meine Lippen und eine Weile, sah ich ihm direkt in die Augen. Natürlich gelang es mir nicht, den bissigen, ironischen Unterton aus meiner Stimme zu nehmen, auch war mein Latein sehr gebrochen, aber anhand dessen, was ich gesagt hatte, konnte mir der schmierige Händler wohl nichts anhaben, die Worte allein waren gut gewählt. Allein so klug, dass sie manches verzogene Senatorensöhnchen wohl schon in Verlegenheit gestürzt hätten, auch wenn ich ihn nicht zu eben solchen zählte.
    Zwar war es eine Überwindung für mich die verhasste Sprache zu sprechen und mehr noch einen stinkenden Römer, meinen Herrn zu nennen, doch anhand meiner Gebärden, war wohl offensichtlich, wie ernst ich es meinte und wenn ich schon heute einen dummen Fehler machte, hatte ich wahrlich wenig davon.
    Mein Blick wanderte irgendwann weiter, fast angriffslustig jetzt.
    Es gab noch einige Gebote, die ich kurz verfolgte, doch die Bietenden gaben sich nicht viel, sie schienen mir alle gleich. Meine Augen ruhten noch einmal kurz auf der Sklavin von vorhin, die zusammen mit einem hünenhaften, aber muskulösen Mann hierher gekommen war, vielleicht hatte sie von ihrem Besitzer die Aufgabe übermittelt bekommen, einen neuen Leibwächter, einen Koch oder eine Leibsklavin auf dem Sklavenmarkt zu besorgen.
    Vielleicht hatte sie auch irgendwann einmal hier oben gestanden, vielleicht stand ich irgendwann dort unten. Wie lange würde dieses Spiel wohl noch gehen, bevor irgendein fremdländisches Herr den Römern Einhalt gebot, nur um die Völker zu wechseln, doch die Idee beizubehalten.

    Als der Sklavenhändler mich nach vorne brachte, wehrte ich mich etwas, um gleich zu demonstrieren, dass es mit mir niemand leicht haben würde. Vorne angekommen, hob ich mein Kinn an und starrte in die gaffende Menge.


    Gleich würde das Spiel wieder beginnen. Gleich würde der Sklavenhändler wieder irgendetwas erzählen, um mich schmackhaft zu machen, ganz so, als wolle er ein Stück Vieh anpreisen.
    Nur ansatzweise und gerade so viel verstand ich, um zu erkennen, dass es mir nicht wirklich gerecht wurde, so sah also mein bisheriger Lebenslauf für einen Römer aus. Sie machten es sich sehr leicht.
    Ich hasste es mitanhören zu müssen, wie der Händler meinen Namen aussprach: falsch, römisch.
    Ich konnte mich noch genau erinnern wie es vor vier Jahren gewesen war, als ich auch so dargestanden hatte, ängstlicher, jünger -und daran, was danach geschehen war. Einen kurzen Moment schloss ich die Augen, nur um sie kurz darauf wieder zu öffnen.


    Meine Blick flog über den Menschenauflauf, vielleicht hätte ich eine Möglichkeit zu fliehen, wenn ich gekauft worden war. Im Moment jedenfalls konnte ich nichts tun.
    Aufrecht stellte ich mich hin, die Augen auf die Masse gerichtet und wartete was passieren würde.

    Salve Torwache, ich nehme an Ihr seid es schon gewohnt, dass Sklaven in Scharen hierher verschleppt und immer wieder aufs neue in die Weltstadt Roma gebracht werden. Auf ewig? Nun wir werden sehen, doch in diesem Moment bitte ich erst einmal um Einlass.


    Name: Cinya
    Stand: Servus
    Stadt: Roma
    Besitzer: Zur Zeit noch der Sklavenhändler