Beiträge von Cleonymus

Pryphios hätte am liebsten laut aufgestöhnt und die Augen verdreht, aber wahrscheinlich hätte der Centurio dann dazu auch noch eine Frage gestellt ...

"Nein ... wozu auch ich wollte ja zur II.!"

Pryphios lächelte, ein erfreutes Lächeln eines Mannes der gerade davon erfahren hatte das seine Kinder nicht verhungern mussten, und auch wenn dieses Lächeln nur das Konstrukt eines guten Schauspielers war stekte auch ein wenig Wahrheit darin ... denn hätten die Legionäre sich nun quergestellt hätte er vielleicht schon hier töten müssen um selbst wieder lebendig aus dem Castellum zu kommen, was dann sicherlich sehr schwer gewesen wäre ...

"Oh aber sicher doch, ich weiß das ich manchmal etwas vorlaut bin aber ich dachte ja auch ihr würdet mich fort schicken!"

Pryphios hatte sich mittlerweile gut eingedeckt und kannte bereits die Hälfte aller Verbrecher in der Stadt, doch hatte ihm bisher keiner von Cassella erzählt, er befürchtete das eine direkte Frage nur dazu führen würde das Cassella von ihm erfuhr statt andersherum. So gab er sich mit dem allgemeinen Geschwätz zu frieden und bot seine Dienste auch anderen Leuten feil, vielleicht würde ja früher oder später der richtige Verbrecher an die Tür klopfen ...

Der Tempelvorplatz war eine graue Zone was die Verbrecher anging, die meisten wagten es nicht in unmittelbarer Umgebung der Götter das Gesetz zu brechen und andere wiederum nutzten das falsche Gefühl von Sicherheit der Passanten gnadenlos aus. Pryphios allerdings hatte sich angewöhnt nie länger als nötig auf einem offenen Platz zu verharren, der nicht von Menschen überschwemmt war. Als er also in eine der Seitengassen einbog fiel ihm ein seltsamer Haufen Steine auf, irgendetwas stimmte damit nicht ... so als gehöre er nicht dahin. Nachdem er ein, zwei Schritte näher gekommen war nahm er den deutlichen Geruch von Verwesung war, diese Leiche lag hier schon einige Tage, in seinem Gewerbe kam man nicht umhin solche Dinge zu wissen auch wenn man sie garnicht wissen wollte. Schleunigst machte Pryphios kehrt, Tote waren nicht seine Zielgruppe ... oder zumindest nichtmehr ...

Etwas unruhig rutschte Pryphios auf seinem Sitz hin und her, er war sich nicht sicher ob der Centurio tatsächlich darauf warten wollte das der Legionär vom Tor zurückkehrte, oder ob dem Kerl einfach nur die dummen Fragen ausgegangen waren ...

Pryphios hatte sich ordentliche Kleidung besorgt und wirkte nun gleich wie ein anderer Mensch. Wenn die Menschen ihn ansahen mochten sie wohl einen Touristen vermuten, oder einen Zugereisten der auf der Suche nach dem Glück war und letztendlich stimmte das ja auch zu einem gewissen Teil ... Pryphios war auf der Suche, aber mit Glück hatte diese Geschichte nichts zu tun ...

Die erste Station war das Forum, hier wurden Informationen geradezu feilgeboten als gäbe es einen Marktschreier der sie verkünden würde ... man musste nur zuhören und darin war Pryphios auserordentlich gut ...

Pryphios grinste breit und verlies die Taverne, nun musste er sich erstmal Infos und ein paar Waffen besorgen also würde es wohl das beste sein wenn er erstmal das örtliche Castellum ansteuerte, denn da gab es für gewöhnlich ausreiched Waffen für jedermann ...

Wieder ein Nicken und ein kurzer nachdenklicher Blick ...

"Wenn ich fertig bin komme ich zu dir, mach dir keine Sorgen ich finde dich dann schon und sofern du dann mein Geld dabei hast bin ich auch gleich wieder weg!"

Damit erhob Pryphios sich vom Tisch und wand sich der Tür zu ..

"Bis dann Nantwig!"

Wirklich sehr unvorsichtig von dem Knaben in einer Kneipe nach einem Attentäter ausschau zu halten in der der Wirt seinen Namen kannte ...

Pryphios nickte zögernd, der Preis war gut und die Bedingungen simpel aber irgendwas passte daran doch nicht ...

"Was ist das für einer? Peregrinus ... schön schön aber ist er ein Freigelassener? Ist er wohlhabend, hat er eine Meute von Schlägern zu seiner Unterstützung? sag mir alles was du über ihn weißt!"

Eine Info zuviel mochte lästig sein aber eine Info zuwenig konnte durchaus tödlich enden ...

Pryphios der nicht gewusst hatte das es im gesamten römischen Reich nur eine Gens Purgitia gab, der außerdem nur eineiige Zwillinge angehörten die allesamt im Geld schwammen war etwas verwundert, was sollte den der Legionär an der Porta fragen? "Heh Jungs ist hier heute schonmal ein Mann in Lumpen reingekommen der Primus Purgitius Piso hieß?" ... das war einfach lächerlich aber scheinbar hatten die Römer Germaniens statt der Leichtgläubigkeit die in der ägyptischen Legion üblich war, die Dummheit ihres Wappentiers zum Vorbild genommen, was auch die Sturheit erklären würde ...

"Ich weiß nicht von welcher Gens Purgitius du sprichst, aber in der aus der ich stamme bin ich kein Adoptivsohn, wie dir ja eigentlich mein Name schon gesagt haben dürfte! Alles was ich wollte war ein Neuanfang bei der Legion, harte Arbeit ehrliches Geld und was warmes zu Essen, konnte ja nicht wissen das man Sohn eines Senators sein muss um hier mitmachen zu können!"

Pryphios war sich im klaren das er sich da im Ton vergriffen hatte aber dank römischem Gesetz durfte der Centurio ihn nur dann zurechtweisen wenn er ihn vorher bei der Legion einschrieb, also konnte er sich das noch leisten ... wobei er sich allerdings schon sehr darauf freute den Legionär auszulachen der gleich vom Tor wiederkommen würde, vorallem auf dessen Antwort war er gespannt. Allerdings musste er vorher noch selbst eine Frage beantworten ...

"Ich komme aus Divodurum das liegt südwestlich von Mogontiacum .. in Belgica!"

Hör auf den Jungen!

Etwas verwundert über die gänzlich unbekannte Behandlung setzte Pryphios sich auf den Stuhl, in Aegyptus war diese Geschichte auf jedenfall einfacher, vielleicht waren die Legionen hier wirklich von der härteren Sorte, so wie man es sich erzählte ...

Pryphios trat ein und widmete dem Centurio einen schüchternen Blick bevor er ihn unauffällig durch den Raum gleiten lies, kurz fasste er im Geiste alles zusammen dann sah er den Centurio gerade an und versuchte sich im Annehmen von Haltung und einem brüchigen Salut ...

"Salve Centurio, mein Name ist Primus Purgitius Piso und ich bin hier um mich für den Legionsdienst einzuschreiben!"

Pryphios näherte sich der beschriebenen Tür und klopfte zaghaft während er sich verstolen umblickte ... zum Glück war der Aufbau eines römischen Castellums systematisiert, so würde es ihm nicht schwerfallen sich zurechtzufinden ...

Ein scheues Lächeln aufgesetzt und vorbei an den Torwachen zum Rekrutierungsbüro, und so wie das gelaufen war hätte er ja sogar noch ne Waffe mit reinschmugeln können, schade nur das sein Ziel außerhalb des Lagers war und er im Moment nichteinmal eine Waffe besaß ....

Etwas verwundert über den Centurio zog Pryphios eine Augenbraue hoch, gut die Hälfte aller römischen Bürger die in die Legion eintraten taten dies weil sie Mittellos geworden waren, oder einfach mal wieder etwas warmes essen wollten ...

"Nun ich weiß nicht ob ihr "Typen" wie mich sucht, aber ich hatte es gehofft, ich hab meinen Beruf als Tischler verloren und der Wirt in der Taberna Barbarorum sagte mir die Legion würde immer suchen ... und bevor ich als Taugenichts und Tagelöhner umherziehe wollte ich lieber zum Militär! Ehrliche Arbeit halt!"

Pryphios konnte sich diese Frage nicht erklären, bisher war es immer enorm einfach gewesen in ein Castellum zu kommen, das Problem war eher der Weg hinaus ... aber vielleicht war der Centurio einer dieser Patrizier die in ihrer kleinen heilen Welt lebten, für die war es natürlich verwunderlich das er nicht aus einer Sänfte gesprungen kam um sich zum Militärdienst zu melden ...

Pryphios war mit dem Schiff gekommen und wie üblich war er als Habenichts gereist, da man Leuten die nichts ausser den Lumpen am Leib besaßen, auch nichts ausser den Lumpen am Leib stehlen konnte. Allerdings ließen sich Menschen nur äußerst umständlich mit Lumpen ermorden also musste man sich andere Dinge besorgen ...

Am Tor des Castellums angekommen grüßte Pryphios die Wächter in feinstem Latein ..

"Salve Milites, Mein Name ist Gnaeus Raetius Macer und ich möchte mich zum Militärdienst melden!"

Pryphios hatte gehört das der Legat der Provinz mit einigen Leibwächtern eine Reise angetreten hatte, sicher war hier jetzt etwas Hektik, wo doch die meisten Offiziere nun zusätzliche Arbeit am Hals hatten ...

"Ein Vermittler? hmm ..."

Vermittler bedeuteten immer das es einen Auftraggeber gab der nicht zusammen mit dem Auftragserfüller gesehen werden wollte ... aus dem ein oder anderen Grund ... Aber es bedeutete auch das man bei nichterfüllung der Zahlung problemlos jemanden töten konnte ohne gleich die "fütternde Hand" zu beißen ...

"Gut soll mir recht sein! Du siehst aus wie jemand der Wort hält!"

...oder zumindest wie jemand der es sich nicht leisten kann es nicht zu tun ...

"Ich brauche drei Infos bevor ich "Ja" sage und zwei danach! Also ... Wen soll ich beseitigen, wie, wo und wann soll es passieren und wieviel wird bezahlt. Und danach muss ich wissen warum der Kerl sterben soll und wer der Auftraggeber ist!"

Natürlich war es unwahrscheinlich das man ihm den Auftraggeber nennen würde, aber wenn man es nicht versucht hatte konnte man auch nicht mit Sicherheit sagen wie es wohl ausgegangen wäre ...

Nun das war doch genau der Unterschied zwischen einem professionellen Meuchler und einem billigem Schläger, ein Schläger tötete eine Person ohne zu fragen warum, er hinterließ je nach Fähigkeit möglichst wenig Spuren und erledigte den Auftrag so schnell wie ihm möglich. Ein Meuchler hingegen ließ Menschen verunfallen oder er schnitt sie in kleine handliche Stückchen, er ließ sie verschwinden oder platzierte sie mitten auf einem Marktplatz, er hinterlies genau die Spuren die dem Auftraggeber nützlich erschienen oder garkeine, außerdem waren Meuchler Meister des Zeitmanagements, wie ihre späten Nachfahren es betiteln würden ...

"Ich arrangiere für dich das Ableben einer oder mehrerer Personen, genau wie du es willst, genau wann du es willst. Das erfordert allerdings Informationen und die erfordern wiederum Fragen!"

Was für eine Frage ... tja für wen arbeitete Pryphios eigentlich, für seine Lehrmeister, immerhin nahm er von ihnen Anweisungen entgegen, oder vieleher für sich selbst? Immerhin steckte er das Geld ein und regelte die Aufträge ... vielleicht war es besser die Frage so zu beantworten das keine weiteren Fragen folgten ...

"Für den Meistbietenden für gewöhnlich."

Pryphios hatte nicht vor jemandem vorzugaukeln das er länger als unbedingt nötig bleiben wollte, immerhin war das beste an einem Meuchler von außerhalb das er wieder verschwand wenn er fertig war mit seiner Arbeit ...

Pryphios betrat die Taberna durch die Vordertür und vollzog den Akt des verunsicherten Blickes, seine Mitschüler behaupteten immernoch das es keinen Schauspieler gab der diesen Gesichtsausdruck so autentisch nachstellen konnte wie er. Er näherte sich dem Tresen und setzte sich, als der Wirt ihn nach seinem Wunsch fragte bestellte er einmal das hier übliche Getränk ...

"Ich biete außerdem mein Messer an, falls jemand Interesse hat!"

Sicher nicht unbedingt eine unauffällige Formulierung, aber der skeptische Blick des Wirtes und der anschließende Fingerzeig ließen darauf schließen das der Mann ihn verstanden hatte. So kam es das Pryphios samt eines Kruges Met am Tisch eines jungen Germanen Platz nahm, der auf den Namen Nantwig hörte wie man ihm gesagt hatte ... sagen musste der junge Grieche ja ersteinmal nichts ...