Das ganze war so krank. Ich schrie wie verrückt, als würde man mir sonst was antun. Aber meine Schläge hatten ihren Zweck erfüllt. Ursus lies von mir ab. Aber das hielt mich nicht davon ab, weiter zu jammern und zu schreien. Eigentlich fand ich solche hysterischen Weiber, die ständig rumschrien, total blöd. Jetzt war ich selber zu einem geworden.
Erst sein lautes Caelyn, rüttelte mich wach. Ich wurde still. Nur leise wimmerte ich noch. Egentlich wäre jetzt die passende Gelegenheit gewesen, um abzuhauen. Aber ich tat´s nicht! Ich blieb hier, auf dem Boden sitzen und schluchzte vor mich hin.
"Ich wollte nur mit dir reden. Aber du hast geschlafen. Dann hast du mich zu dir gezogen, als du von ihr geträumt hast. Es tut mir sehr leid, das ich es nur bin und nicht sie! Ich geh jetzt besser. Das hat sich ja jetzt sowieso alles erledigt, denke ich mal!" Ich versuchte mich aufzurichten. Meine Augen hatten sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt.
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Mit der Faust hämmerte ich immer fort auf den Boden. Ich war völlig von der Rolle. Wie konnte ich nur so dämlich sein! Ich hatte mich komplett zum Affen gemacht. Was hatte ich denn nur getan?
Dann spürte ich, wie ich an meinen Schultern gepackt und festgehalten wurde. Er streichelte mich und sagte, ich sollte doch nicht weinen.
Um mich herum war es stockdunkel. Klar, ich wusste natürlich das er es war. Trotzdem packte mich die Panik. So wie damals, als sie mich beim klauen erwischt hatten. Ich schlug um mich in die hinein, darauf bedacht, irgendetwas zu treffen, was Widerstand bot. Ihn zu treffen. Und das gelang mir dann auch, mehrmals. Wie hart ich ihn getroffen hatte, konnte ich nicht sagen. Es war mir auch egal!"Lass mich! Rühr mich nicht an! Lass deine Finger von mir!" Mit meiner Ruhe war´s längst vorbei. Jetzt schrie ich und tobte ich. Ich versuchte mich von ihm zu befreien, um dann fort robben zu können. -
Ich ignorierte alles, was er so daher stammelte. Für mich war nur noch eines wichtig: so schnell, wie möglich hier raus zu kommen! Aber seiner Frage konnte ich nicht einfach so widerstehen. Die passende Antwort lag auf meiner Zunge und sie wollte raus. Ich dreht mich nochmal zu ihm um. "Cadhla, du hast von Cadhla geträumt", sagte ich kühl. Dann drehte ich mich wieder um. Ich steuerte schon die Tür an. Diesmal ohne Lampe. In meiner ganzen Frustration hatte ich seine dreckigen Klamotten am Boden vergessen. Logisch, in den Momenten, in denen man es an wenigsten gebrauchen konnte, passierten immer die dümmsten Sachen. Ich stolperte wieder über die Kleider, die am Boden lagen. "Verdammt nochmal!" Diesmal konnte ich mich nicht fangen. Ich fiel hin und blieb liegen und fing an, wie ein Kind zu heulen, nachdem es gestürzt war. Mir war nicht viel passiert. Ich hatte mich nicht verletzt. Nur in mir drin tat alles weh.
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Ich hatte nicht bemerkt, wie Ursus aufwachte und seine Augen öffnete. Dafür war ich einfach noch zu schockiert. Ich lag einfach nur unbeweglich da.
Aber irgendwann musste er´s ja merken, dass etwas nicht stimmte. Er fuhr verwirrt auf und sah mich. Das fragte ich mich auch! Was machte ich hier nur?
Ich richtete mich mit meinen Armen auch auf. "Ja, ich bin´s. Nur Caelyn!" Meine Stimme klang enttäuscht und belegt. Und genauso ging´s mir auch. Ich war enttäuscht, wie ein Kind, dem man jahrelang Märchen erzählt hatte und das jetzt alt genug war, um herauszufinden, dass alles nur erfunden war.
"Och, ich hab mich hier gerade zum Idioten gemacht. Sonst ist nichts weiter. Keine Angst, es ist nix passiert, vor dem du dich fürchten musst!" Meine Stimme klang noch ganz ruhig und belanglos. Ich stieg aus seinem Bett. Mir war schlecht. Ich musste hier raus. Sofort! -
Die Berührung meiner Fingerspitzen in seinem Gesicht, bewirkten etwas, was ich zwar früher schon vermutet hatte, aber was ich nie mit Sicherheit sagen konnte.
Er regte sich. Sein Schlaf war nicht mehr so intensiv. Dann murmelte etwas. Cadhla. Cadhla? Erschrocken zog ich meine Hand zurück, als hätte mich eine Biene gestochen. Also doch! Dieser verdammte Mistkerl!
Aber das war noch lange nicht alles. Dann zog er mich zu sich. Ich hätte schreien können, aber ich konnt´s nicht. Mir schnürrte es die Kehle zu. Es tat so weh. Vor mehr als einem Jahr, bevor er nach Germanien gegangen war, hatte er mich zurückgewiesen. Damals hatte ich geglaubt, ich würde für ihn was empfinden. Jetzt wusste ich auch warum er mich nicht wollte. Das was er mir damals sagte, war alles nur Blödsinn. Dieses dämliche Patrizier- Sklavengelaber. Das war alles nur gelogen! Heuchler!
Alles kam mir so verlogen vor. Alles was er jemals zu mir gesagt hatte, war so verlogen. Wenn ich in den letzten Tagen so was wie ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, wusste ich jetzt, das es völlig unbegründet war. Er war nicht besser als ich. Nein das war er nicht!
Jetzt lag ich bei ihm, in seinen Armen. Ihm gefiel das. Aber ich schrie einen stillen Schrei. Ich wehrte mich nicht. Ich war ein Stück Holz. -
Ich hörte sein leises Schnarchen. Das war ja zu erwarten gewesen, er schlief. Trotzdem blieb ich aber hier. Ich konnte nicht sagen, warum ich nicht kehrt machte. Echt, ich musste total verrückt geworden sein. Keine Ahnung, was mit mir los war.
Ich ging auf sein Bett zu. Das Lämpchen sollte mir den Weg dahin leuchten. Das dünne Flämmchen spendete aber nur wenig Licht. Zu wenig Licht, um den Trümmern auf dem Boden ausweichen zu können. Mein Fuß verfing sich in einem Kleidungsstück und beinahe wäre ich mit samt der Lampe gestürzt. "Verdammter Mist! Was ist das denn? Wer räumt denn hier auf?" fluchte ich leise, damit er nicht wach wurde. Niemand räumte hier auf! Das war ja mal mein Job gewesen.
Nur mit gut Glück gelang es mir, mich zu fangen. Meine Hand verkrampfte sich in der Lampe. Wenn die zu Boden gegangen wäre, dann wäre hier alles in Flammen aufgegangen. Auch ´ne Art, sich zu rächen, dachte ich spöttisch.
Dann hatte ich es doch noch geschafft, irgendwie heil an seinem Bett an zu kommen. Das Lämpchen beleuchtete sanft sein Gesicht. Er schlief so ruhig und friedlich, wie ein Baby. Lächelte der im Schlaf? Echt krass! Es war lange her, seit ich ihn das letzte Mal hatte lächeln sehen. So nah war ich noch nie an ihn herangekommen.
Ich streckte meine Hand nach ihm aus und meine Fingerspitzen berührten ganz leicht sein Gesicht. Das war echt krank, was ich hier machte! Warum lag ich nicht in meinem Bett und schlief? Morgen, bevor noch die Sonne aufgegangen war, würde für mich ein weiterer Arbeitstag beginnen. -
Dich hat wohl das schlechte Gewissen gepackt, was? He, was? Nee, wieso schlechtes Gewissen? Ich hab kein´n Grund ´n schlechtes Gewissen zu haben! Na und warum bist du dann hier, mmh? Ich? Öhm, nur so! Ich, ich wollte eigentlich gar nicht… Ach komm, gib es doch zu! Du hast eingesehen, dass du nicht anders kannst, als zu ihm zu gehen und ihn um Verzeihung zu bitten! Nee. Nein! So was werd ich nicht machen, niemals! Niemals, hast du das jetzt?! Nicht nachdem, was er gemacht hat! Aber ja! Natürlich.
Ich war todmüde. Meine Augen brannten und meine Finger waren mit kleinen Nadelstichen durchlöchert. Wenn ich vernünftig gewesen wäre, hatte ich mich schlafen gelegt. Morgen wartete bereits ein weiterer Berg von Kleidungsstücken auf mich, die genäht oder ausgebessert werden mussten. Aber dieses komische Zwiegespräch mit mir selbst ließ mir keine Ruhe.
Es war jetzt schon eine Woche her, seitdem Usus meinen Brief entdeckt hatte, ihn zerrissen und mir vor die Füße geworfen hatte. Mein Bruder meinte, ich wär stur und ich sollte mich nicht so haben. Warum verstand mich eigentlich keiner? Glaubten alle, ich wäre blöd oder einfältig? Ich wusste, für Probus und mich gab´s keine Zukunft. Aber ich hatte Gefühle! Ich war kein Stück Holz! Das war es, wasmich so verletzt hatte.
Jetzt stand ich vor der Tür. Nicht die Tür zur Sklavenunterkunft. Es war die von Ursus. Ich fragte mich selber, was ich hier eigentlich machte. Ich musste wirklich bescheuert sein!
Ich drückte langsam mit einer Hand die Türklinke nach unten und schob die Tür auf. Mit der anderen Hand hielt ich ein Öllämpchen. Es war schon dunkel, kein Licht brannte mehr. Unwahrscheinlich, dass er noch wach war. Aber trotzdem trat ich ein und schloß die Tür. -
Als ich meinen Namen hörte, riss ich meinen Kopf hoch. Ich konnt´s echt nicht glauben, was er da von sich gab. Nähen? Ich? He? Ich konnte doch gar nicht nähen! Nein, schlimmer noch, ich war allergisch gegen jegliche Art von Handarbeiten. Damit hatte ich früher auch schon meine Mutter zur Verzweiflung gebracht. Wenn man mir richtig eins reinwürgen wollte, dann war´s das, mich zum Nähen zu schicken! Klasse, echt!
Die ganzen bescheuerten Gefühle, die ich auf den Weg hierher noch hatte, alles was mich daran gehindert hatte, was zu sagen, waren wie weggeblasen. Die Wut errang die Oberhand. Ich ließ die Hand von meinem Bruder los und ging einige Schritte auf ihn zu. Auf einmal glaubte ich, soviel Kraft zu haben, wie ich brauchte, um ihm das zu sagen, was in mir brodelte.
"Na, schön! Schick mich doch zum Nähen, aber das wird nix an meinen Gefühlen ändern! Jeder Stich, der in meine Finger geht, kann nicht schlimmer sein, als der Schmerz, den ich fühle. Ich kann nix dafür, verdammt nochmal, dass es passiert ist. Eigentlich steh ich gar nicht auf Typen in Uniform. Aber es ist nun mal passiert und zum Verliebt sein gehören ja auch immer zwei dazu. Ich hab genau gewusst, dass das keine Zukunft hat. Ich bin ja nicht blöd! Aber auf Befehl kann ich meine Gefühle nicht abstellen, oder so tun, als hätt ich gar keine, so wie andre Leute. Es ist mir sowas von egal, was jetzt passiert. Für dich bin ich ja eh nur´n Stück lebloses Holz. Also, schmeiß mich doch weg!"Ich drehte mich zu meinem Bruder um, umarmte ihn noch schnell und wollte dann gehen. -
Ich war wie angewurzelt und meine Kehle schnürte es zu. Keinen Piepser brachte ich raus. Man sah ihm schon an, wie schlecht er gelaunt war. Ausgerechnet an mir blieb sein Blick hängen, so als wartete er auf etwas. Eine Entschuldigung etwa, von mir? Wofür sollte ich mich denn entschuldigen? Dafür etwa, dass er mich gestern so demontiert hatte? Nee, entschuldigen wollte ich mich nicht.
Ich war so froh, Louan neben mir zu haben. Der Druck seiner Hand gab mir Kraft.
Aber Ursus´ Blick hielt ich auf Dauer nicht stand. Ich senkte meinen Blick und wartete darauf, endlich meine Strafpredigt zu hören. Denn das war es doch ,was jetzt kommen sollte. -
Die ganze Nacht hatten wir gequatscht. Ich hatte meinem Bruder alles erzählt, was war und was mir so alles auf dem Herzen gelegen hatte. Das war auch gut so. Seit Wochen hatte ich mich nicht mehr so erleichtert gefühlt. So konnte ich ganz locker einschlafen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich ganz dicht bei meinem Bruder auf seinem Bett. Für ´nen kurzen Moment dachte ich noch, wir wären wieder zu Hause in Augustodunum. Aber nein, das waren wir nicht. So ein schönes Zimmer hatten wir dort nicht und von einem Bett hatten wir da nur geträumt. Aber die Tatsache, dass es für ´nen kurzen Atemhauch wieder so sein konnte wie damals, machte mich zuversichtlich. Ich konnte gar nicht beschreiben, wie froh ich war, dass Louan wieder in meiner Nähe war! Klar, ich wusste auch, wem ich das zu verdanken hatte und genau das machte es für mich so schwer, ihn dafür zu hassen, was er mir gestern angetan hatte, als er den Brief vor meinen Augen zerriss und ihn mir vor die Füße warf. Logisch, wusste ich, dass es für Probus und mich keine Zukunft gab. So bescheuert war ich ja gar nicht! Aber konnte er nicht verstehn, wie sehr mir das Herz weh tat? Ich konnte nichts dafür, es war einfach passiert und ich wusste, Probus hatte ähnlich gefühlt wie ich, auch wenn er gewusst hatte, das das aussichtslos war.Louan hatte mich solange bearbeitet, bis ich damit einverstanden war, ihn zu Ursus zu begleiten. Eigentlich wollte ich ihn nicht sehen und schon gar nicht mit ihm reden. Ich wusste eh schon was kommen würde. Dieses ganze Gelabere über sein Ansehen, das ich beschmutzt hatte, ging mir eh auf den Keks. Mir war alles egal! Und wenn er mich die nächsten hundert Jahre zum Latrinenputzen abkommandieren würde, war´s mir auch Jacke wie Hose!
Louan nahm mich bei der Hand und wir gingen so wie damals, als wir noch Kinder waren, zu Ursus officium. Louan klopfte. Kurz darauf traten wir ein. Ich drückte Louans Hand besonders fest, denn das war der letzte Ort, an dem ich jetzt sein wollte. Meine Angst, meine Wut und mein Herzschmerz wollte ich Ursus nicht zeigen. Der hatte für so was ja eh kein Verständnis. Ich glaubte, einer wie der wurde mit ´nem Stein, statt ´nem Herzen in der Brust, geboren. Wusste der eigentlich was Liebe war? Woher denn auch?
Mir viel spontan ´n Sruch ein, den ein alter Kumpel aus Gallien immer brachte: Ich frage euch Brüder, was haben die Römer je für uns getan? Man kann sich nachts wieder auf die Straße trauen... ...und sie bringen unsere Gefühle durcheinander! -
Irgendwann war ich eingeschlafen. Als ich wieder wach wurde, musste es draussen schon dunkel geworden sein. Ausserdem war´s kalt geworden. In dem Schuppen war´s mir einfach zu ungemütlich. Ih musste raus. Langsam öffnete ich die Tür. Dabei machte sie ´nen Höllenkrach. So´n Mist, wenn mich jetzt einer hört. Ach was, is doch eh alles egal, dachte ich. Ich wollte schnell über den Hof huschen und mich dann in der Sklavenunterkunft verkrümeln. Als ich plötzlich aus dem Dunkel angesprochen wurde, schreckte ich zusammen.
"Louan, bist du das? Du hast mich aber erschreckt!" Was machte der denn hier draussen? Sag bloß, der hatte mich gesucht. Wahrscheinlich hatte ihn Ursus geschickt.
"Hat Ursus dich geschickt? Wenn ja, dann kannste gleich wieder zu ihm gehn! Ich werd nich mehr zu ihm gehn. Nicht aus freien Stücken! Da kann er sich meinetwegen auf den Kopf stellen." Wenn er mich brauchte, dann musste er mich schon holen kommen. Freiwillig ging ich nicht mehr zu ihm! -
Ich scherte mich nicht groß darum, was draussen vor der Tür passierte. Das Rufen meines Bruders hatte ich gehört. Beinahe hätte ich sogar zurück gerufen. Im letzten Moment biß ich mir aber auf die Zunge. Also schwieg ich und blieb weiter in meinem Versteck. Mir stand alles bis hier. Von denen wollte ich keinen mehr sehen, auch meinen Bruder nicht. Der entwickelte sich sowieso zu Ursus´ Speichellecker. Logisch, er war ja jetzt auch sein Klient! Na toll, dankeschön! Früher war er froh, wenn ich für ihn was zu essen mit nach Hause gebracht hatte. Heute hatte er ja so was nicht mehr nötig, der Herr Klient!
Ursus hatte ihn bestimmt beauftragt, mich zu suchen. Aber der konnte mich mal. Die konnten mich alle mal! Heute jedenfals und morgen, wusste ich noch nicht, was morgen war. -
Die Meldung ist, so wie ich es sehe, in einer regionalen Zeitung erschienen. Für diese Region ist dies sicher von Belang.
Überregional gesehen jedoch,findet die Meldung für die Allgemeinheit wohl eher weniger Interesse.
Was die Forschung angeht, kann man heute schon einiges unternehmen, ohne gleich den Spaten in die Hand nehmen zu müssen.
Außerdem: manchmal ist das Erdreich auch ein besserer Konservator für die Überreste vergangener Epochen. Nicht immer sind gleich die finanzellen Mittel für eine Grabung da, geschweige denn für eine Prospektion... -
Gut durchnässt, wieder zurück![SIZE=7] Wenn ich den erwische, der für dieses Sauwetter verantwortlich ist! Na warte, dem werd ich´s zeigen! So eine Sauerei, aber auch, wo gibt´s den sowas![/SIZE]
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Kaum ist sie da, schon ist sie wieder weg!
Bin genau ab jetzt weg! Bis Montag oder Dienstag! Also, macht´s gut!
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Ich hatte echt die Nase voll von Ursus! Wie von der Trarantel gestochen, rannte ich mit verheultem Gesicht durch die Villa.Vorbeilaufende Sklaven drehten sich nach mir um. Manchmal riefen sie mir böse Flüche hinterher, wenn ich sie angerempelt hatte. Aber das juckte mich überhaupt nicht!
In meiner Hand hielt ich noch die Papyrusfetzen meines Briefes an Probus. Das hätte er nicht machen dürfen! Das würde ich ihm nicht so schnell vergessen!
Endlich hatte ich den Hof erreicht. Zielstrebig rannte ich zu einem Schuppen, in den ich mich flüchtete. Ich schloß die Tür hinter mir. Meine Augen brauchten ein wenig Zeit, um sich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Dünne Lichtstrahlen von draußen drangen durch die Ritzen der Tür ins Innere. Ich setzte mich auf den Boden und breitete die einzelnen Schnipsel meines Briefes aus. In meiner Verzweiflung überlegte ich, was ich noch machen konnte. Irgendwie musste es doch ´ne Möglichkeit geben, Probus eine Nachricht zukommen zu lassen! Ich hatte aber keinen blassen Schimmer, wie ich das machen sollte. Eigentllich hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie´s jetzt überhaupt noch weitergehen sollte. Ich hatte kein großes Bedürfnis, Ursus noch einmal zu sehen. Der konnte mich mal! Am liebsten wär ich abgehauen! Was dann aber imt meinem Bruder passieren würde, wusste ich auch nicht. Bruder von ´ner flüchtigen Sklavin zu sein, war bestimmt nicht so prickelnd. Ach, das war alles sooo...verdammt schwierig!
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und heulte leise weiter.
Eins war klar, den Rest des Tages würde ich hier verbringen. Sollten doch allenach mir suchen, wenn sie was von mir wollten. Ich war bereits bestens bedient! -
Das, was Ursus sagte, prallte an mir einfach ab. Ich wollte es auch gar nicht hören. Das war echt zu viel!
Dann zerriss er den Brief auch noch vor meinen Augen und warf mir die Schnipsel vor die Füße. Ob er nur die leiseste Ahnung davon hatte, was er mir damit angetan hatte? Wahrscheinlich nicht! Mit meinem Handrücken wischte ich die Tränen aus meinen verquollenen Augen fort. Ich bückte mich anschließend und sammelte behutsam die Papierfetzen auf, so als wären sie wertvoll. Für mich waren sie das auch und er hatte sie zerstört! Ich musste jetzt sofort hier raus, sonst hätte ich für nix mehr garantieren können. Offenbar waren die Welten, in denen wir lebten, so grundverschieden. Ursus konnte oder wollte mich nicht verstehen. Vielleicht lag´s auch an mir.
Ich blieb ihm eine Antwort schuldig und lief zur Tür. Nur noch weg von hier! Doch die dämliche Tür hatte sich auch gegen mich verschworen. Sie klemmte. "Verdammtes Mistding!" schluchzte ich, während ich mit der Tür kämpfte. Ich riss an der Klinke, so dass das Holz bereits quietschte. Endlich sprang sie auf. -
Das war ja mal wieder ein schöner Mist, in dem ich drin steckte! Warum hatte ich auch nicht besser aufgepasst?! Ursus war gleich schon am platzen. Ich ärgerte mich über mich selbst und auch über Ursus. Wie konnte er meinen Brief lesen? Das waren meine Gefühle, die da drin standen und die gehörten nicht ihm! Die gehörten immer noch mir und gegen die konnte ich auch nichts machen und er schon gar nichts!
Mittlerweile hatte sich mein Gesicht rot gefärbt. Nicht aus Scham, nee, aus Wut! Ich musste mich für nichts schämen! Es war ganz natürlich, dass sich ´ne junge Frau, wie ich, sich irgendwann mal in ´nen Typen wie Probus verguckte. Ob das bei Ursus so normal war, war ich mir da nicht mehr so ganz sicher. Vielleicht war das bei ihm ja so ´ne Art von Körperbeherrschung. Ich gehörte jedenfalls zu dem Typ Mensch, der dabei immer hundertprozentig versagte.
"Na, das steht doch da alles drin! Haste ´s nicht gelesen?" Ich wusste ja, dass ich mit meiner patzigen Antwort nicht weiter kommen würde. Aber was machte man nicht alles, wenn man sauer war?
"Du kannst aber beruhigt sein, das mit ihm und mir ist vorbei. Denn er ist im Mogontiacum und ich sitze hier,..." Den Rest verkniff ich mir. Ich wusste, Ursus hatte nicht viel für Fäkalsprache übrig. Außerdem war mir zum heulen zumute. Seitdem ich von Probus getrennt war, war ich eh nah am Wasser gebaut! "Er war nicht Schuld dran, ich war´s! Vielleicht hat er mich ja auch schon längst vergessen!" Genau das war das Stichwort, worauf meine Tränendrüsen die ganze Zeit gewartet hatten. Das war das Signal zum Angriff! Wasser Marsch! -
Das war jetzt ´ne ganz schön schwierige Frage! Klar kam mir das bekannt vor. Das war ja meine Schrift und somit Brief. Außerdem stand unten Caelyn drunter und oben Probus! Also lieber einen auf doof machen oder gleich Klartext reden. Ich entschied mich vorerst für das Mittelding. "Öhm, ja! Das is´n Stück Papyrus. Auf dem was gekritzelt ist." Ich schätzte mal, das war definitiv die falsche Antwort und wenn ich nich gleich nach was nachlegte, ging die Bombe hoch, vielmehr war Ursus ja schon am hochgehen. Ungefähr so, wie damals, als ich geklaut hatte. Aber auf der anderen Seite, wieso konnte der einfach so meine Briefe lesen! Das ging den doch überhaupt nix an! Naja, eigentlich schon! Schöner Mist, dachte ich.
Also doch lieber Klartext, was allerdings zur Folge hatte, dass ich alles zugeben musste.
"Ja, gut, das is mein Brief! Den hab ich geschrieben. Zufrieden?" Nee, wohl kaum, sonst wäre er ja nicht so "entzückt" gewesen. Logisch, er hatte ihn natürlich auch gelesen und wusste jetzt Bescheid! Naja, Probusse gab´s ja wie Sand am Meer, hoffte ich mal. Aber ehrlich gesagt, kannte ich auch nur den einen. -
Ach ja, ich bin auch wieder da!