Beiträge von Caelyn

    Vom Castellum kommend, lief ich wieder auf direktem Weg zur Villa. Ich vermied es, mehr Zeit zu brauchen, als nötig war.
    Heute morgen hätt ich mir echt nich träumen lassen, was heute so alles passierte. Dabei hatte ich mich so auf diesen Tag gefreut. Mein Wiedersehen mit den anderen war gehörig in die Hose gegangen und Ursus war stinkig, weil Siv abhauen wollte. Echt, voll der Scheißtag!


    Nachdem ich in der Villa angekommen war, suchte ich mir den Erstbesten, der mir über´n Weg lief.
    "Hallo, da bin ich wieder! Ich hab ´nen Brief von Ursus, den ich Siv geben soll. Wo is sie denn?"

    Mit dem Brief in der Hand, lief ich zum Tor, Die Jungs von der Torwache mussten mich jetzt eigentlich schon kennen, deshalb schenkte ich mir jetzt einfach ma die ganzen Erklärungen zu meiner Person.
    "Salve, ich müsste ma zur Villa Aurelia. Hab ´nen Brief, den ich abgeben muß."

    Klar, hatte ich die ungute Stimmung gespürt, als ich zur Tür rein gekomm´n war. Irgendwas lag in ´ner Luft und der Grund dafür war mit hoher Wahrscheinlichkeit Matho. Das der Typ sich ständig so aufspiel´n musste! Da er hier in ´ner Villa keinen mehr über sich hatte, dem er selber gehorchen musste, nutze er seine Stellung völlig aus und gab den Grundgroßbesitzer.
    Ich wollt eigentlich schon wieder geh´n, als ich hinter mir ´ne zarte Stimme hörte, die in gebrochenem Latein zu mir sprach.
    "Hey, Fhionn! Na wie geht´s? Sag ma, was is´n hier los?" Ohne Rücksicht auf Verluste trompetete ich laut drauf los. Vor Matho hatte ich keine Angst. Ich fürchtete eigentlich nur, der Himmel könnte mir irgendwann ma auf´n Kopf fallen. :D Ich freute mich einfach über jeden, den ich vom aurelischen Gefolge wieder sah. "Och, mir geht´s gut! Ursus hat mir heut morg´n frei gegeb´n und hat mir erlaubt, zu euch zu komm´n. Aber wie´s aussieht, komm ich ´n bisschen ungeleg´n, oder?"
    Ich sah Fhionn nach, wie sie sich ´n Becher holte und sich Wasser eingoß. Sie wirkte nich besonders fröhlich auf mich. Aber das hatte sie noch nie getan, seitdem ich sie kannte. Sie war immer ´n bisschen verschlossen und redete nich viel. Warum, wusste ich nich.
    "Öhm, ja. Was zu trinken, wär nich schlecht!" Naja, Wasser war nich gerade mein Lieblingsgetränk. Aber besser als gar nix!

    Na das war doch Matho, wie er leibt und lebte! So, wie wir ihn liebten! :D


    Zitat

    Original von Matho (Merit- Amun)
    Matho bedachte Caelyn mit einem missmutigen Blick. Die hatte ihm nun echt noch gefehlt, mit ihrem treulosen Verhalten und der Klappe, die eindeutig eine Nummer zu groß für sie war. Was machte sie überhaupt hier - wieso war sie nicht im Kastell? "Nein, es ist nicht alles locker", presste der maiordomus der römischen villa zwischen den Zähnen hervor, mit bekannt hochrotem Gesicht. "Es gibt schließlich auch Leute, die ihre Arbeit gewissenhaft verrichten und nicht mal eben bummeln gehen, wie andere!" schnauzte er sie grob an, ehe er davondampfte und sowohl Caelyn stehen ließ als auch denjenigen, den er angebrüllt hatte


    Damit ich nich noch mehr von ihm beschimpft wurde, verduftete ich auf die Schnelle in die Küche, um ma zu schauen was die ander´n so trieben. Höchstwahrscheinlich war auch Siv in´ner Küche zu finden. Auch ihr machte Matho-ärgern Spass! Noch war ich gut gelaunt und dieser Tag, war für mich noch der schönste seit langem. Eigentlich hätt ich gern jemanden mit meiner Freude angesteckt. Ich hätt gerne einer von den Mädels erzählt, was heut Nacht passiert war und dass fast wieder alles gut war. Aber das war ganz schön komisch! Keine Menschensseele, weit und breit!
    "Haaalloo! Is einer da? Ich bin´s Caelyn!" Ich rief, so laut ich konnte, als ich in ´ne Küche kam. Wo die nur alle steckten! Also suchte ich weiter nach ´ner intelligenten Lebensform in dieser Villa. Matho konnte man ja nich wirklich dazu zählen. 8)

    Das war heute voll der Scheißtag! Obwohl ja alles so gut angefangen hatte! Mein Besuch heute Morgen in der Villa hatte schon bald ´n jehes Ende gefunden. Da Siv beim abhauen erwischt worden war, war die Kacke am Dampfen gewes´n. Nachdem Siv wieder zurück gebracht worden war, hatt ich´s nich mehr lange dort ausgehalten. Matho, diese Socke, hatte sich als Oberaufseher aufgespielt und die Muskeln spielen lassen. Da hatte ich echt die Schnauze voll und war wieder zurück ins Castell gegangen.
    Jetzt sollte ich also nochma zur Villa. Diesma dienstlich, weg´n dem Brief. "Ja mach ich sofort!" Ich nahm den Brief entgegen. Mit Ursus war heute nich mehr gut Kirschen essen. Der war echt sauer, wegen der Sache mit Siv.
    Ich zog mir ´nen Umhang über und verließ das Haus. Hey, ich war wieder unterwegs und diesma wieder ohne Sertorio!

    Ich war total überrascht, über mich selbst, aber auch über Ursus´ Reaktion. Was hatte ich mir denn nur dabei gedacht? Ich glaub´, in dem Moment konnt´ich gar nich anders. Er hatte allerdings gedacht, ich hätte ihn aus reiner Dankbarkeit geküsst. Naja, vielleicht stimmte das ja sogar auch.
    "Ich, öhm, ich hab... Ach nix, ´tschuldigung!" Na toll, das war ma wieder ´ne rhetorische Glanzleistung. Es war wirklich Zeit, dass ich endlich ins Bett kam. Gerade die letzten Minuten hatten mich ganz schön verwirrt. Irgendwie hatte ich die Gefühle für Ursus nie ganz abgelegt. Sie war´n immer da gewes´n. In der letzten Zeit war´n sie ganz unten irgendwo versteckt, aber jetzt lagen sie wieder obenauf.
    Er gab mir´n Küsschen auf die Stirn, so wie´s früher meine Mutter oft getan hatte. Er nahm mich nich für voll! Ich war in seinen Augen einfach nur ´ne kleine nervige Göre, die gelegentlich ihre Grenzen austestete.
    "Ja, schlaf gut!", sagte ich etwas enttäuscht und ging wieder zu Bett.

    Mhhm, ob Weihrauch da das richtige war? Schwer zu sag´n! Aber was bedeutete opfern denn überhaupt? Etwas hergeben, was einem zwar wichtig war, aber auf das man freiwillig verzichten wollte, um etwas anderes, noch besseres zu bekommen. Naja, da blieb nich so wahnsinnig viel Auswahl! Was hatt ich denn schon groß? N´paar Kleider, die genaugenommen ja auch nich mir gehörten und das Lederbänchen mit dem bronzenen Pferdeanhänger, den mir Ursus geschenkt hatte. Tja, und das war´s dann auch schon! Nich irre viel und nichts, was so ´ne Göttin vom Hocker hauen würde!
    "Eigentlich müsste ich ja was von mir hergeben, aber ich hab ja nix, außer meinem Pferdchen." Ich deutete auf den, auf einem Lederbänchen gefädelten Anhänger den ich Tag und Nacht trug. Nich weil er so umwerfend schön war, nee, wegen Epona. Die Pferdegöttin war so was wie meine Schutzgöttin. Aber wenn ich den Talisman der einen Göttin der anderen als Opfer gab, dann war das doch eigentlich ganz schön hirnverbannt! "Nee, lieber kein Huhn! Das arme Vieh muss nich extra wegen mir sterben! Na, vielleicht sollt ich´s doch ma mit diesem Weihrauchdings probier´n!" Ja, sowas konnte nie was schaden!
    Schon bald war´n wir wieder am Haus angekommen. Ursus öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. Er wünschte mir ´ne gute Nacht und strich mir noch ´n paar Strähnen aus mein´m Gesicht. Auch ich sah ihn an. Diese Nacht hatte alles verändert, einiges klargestellt und wieder neue Hoffnung gegeben. Sie hatte das bewirkt, was manch einer nich in einem Monat zu bewerkstelligen fähig war.
    Ich weiß nich was mich dazu getrieben hatte. Was in dieser kurzen Sequenz in mein´m Kopf vorgegangen war. Ohne wirklich darüber nachzudenken, schritt ich auf Ursus zu, umarmte ihn und küsste ihn.

    Tja, das war wirklich ´ne gute Frage! Ich selbst hatte in so´nem Tempel noch nie gebetet. Einma, als ich noch klein war, hatte ich meine Mutter begleitet. Ich wußte gar nich mehr, in welchen Tempel sie damals gegangen war. Aber aus den Geschichten, die mir mein Großvater immer erzählt hatte, wusste ich noch so einiges. Mein Großvater hatte nämlich immer gesagt, früher wär alles besser gewesen. Wie früher er meinte, wußte ich auch nich so genau. Vielleicht früher, bevor die Römer kamen. Komisch, woher der das denn wusste. Die Römer war´n schließlich schon da, bevor mein Großvater gebor´n wurde. -.^ Naja, wie auch immer. "Früher haben wir gar nich in solchen Tempeln gebetet. Da waren Quellen und Flüsse unsere Heiligtümer. Wenn man was opfern wollte, hat man eben ´ne Fibel oder ´n Schwert da rein geworfen. Und heute, öhm ja, weiß nich. Ich war noch nie in so´nem Tempel zum beten." Mann, Mann, Mann, das war echt ´n Armutszeugnis! Nich ma Ahnung von der eigenen Religion! Aber woher sollt ich´s auch wissen? Mir hatte keiner was darüber erzählt. Ich tröstete mich damit, dass ich wenigsten noch den Namen unserer Götter wusste. "Naja, aber Weihrauch klingt gut! Was is´n das?" :D

    Es war sicher schon ´ne halbe Ewigkeit her, seit ich das letzte ma zu irgend´nem Gott oder ´ner Göttin gebetet hatte. Vielleicht weil ich dachte, die tun nix für mich, also tu ich nix für die. Aber jetzt war´s wirklich wichtig, dass die Götter ma so´n bisschen in die Gänge kamen! Also galt für mich das gleiche! Zu Haus in Augustodunum wurde Rosmerta auch zusammen mit Merkur verehrt. Im Laufe der Zeit hatte sich in den keltischen und germanischen Provinzen die römische Religion der keltischen angenähert und beide waren eine Symbiose eingegangen. So war´s auch nich verwunderlich, dass es hier in Mogontiacum so was gab. Schließlich lebten hier auch immer noch Kelten - Mediomatriker und Treverer.


    "Hier soll´s ´nen Schrein für Rosmerta geben, im Merkurtempel", fügte ich noch ganz uneigennützig hinzu. Außerdem hatt ich überhaupt keinen blassen Schimmer, wo denn dieser Tempel überhaupt war und ob ich da so ohne weiteres reinmaschier´n konnte.
    Ganz unerwartet legte Ursus dann seinen Mantel um mich, damit mir´n bisschen warm wurde. Ich kuschelte mich gleich darin ein. "Danke!" Jetzt konnt ich wieder n´ bisschen lächeln.
    Zurückgeh´n war sicher das Beste, was man machen konnte, um nich noch ´ne Erkältung zu riskier´n. "Ja, noch ´ne Runde schlafen, ware gut!"

    Die wildesten Gedanken gingen mir im Kopf rum, als ich daran denk´n musste, wie´s mein´m Bruder ging und was er so machte. Echt, ich war Ursus ja so dankbar! Wie sollt ich das jemals wieder gut mach´n? Auch wenn man Louan nich finden würde, wenigstens hätte man´s aber dann versucht! Daran wollt ich aber erst gar nich denken. Louan musste einfach noch leben! "Ich werd zu Rosmerta beten und sie bitten, dass er gefunden wird!" Ich hatte von ´nem Altar für Rosmerta in ´nem Merkurheiligtum gehört, was es in Mogontiacum geben sollte. Vielleicht konnt ich da hin und zu der Göttin beten. Naja, eigentlich hatt ich´s ja nich so mit beten, aber wenn´s um meinen Bruder ging...
    Langsam wurd´s mir kalt an ´nen Füßen, denn ich war ja barfuß unterwegs und die Nächte in Germanien war´n alles andere als angenehm, jedenfalls um diese Jahreszeit. Hoffentlich holte ich mir nich ´n Schnupfen, sonst wär mein Ausflug zur Villa für´s erste ad acta gelegt. "Mir is kalt", sagte ich zu Ursus, der mich immer noch in seinen Armen hielt.

    "Huhu, is einer da?" Hinter mir schloß ich die Tür und ging weiter. "He, wo steckt ihr denn alle? Ich bin´s Caelyn!" Komisch, endweder hatten die alle ´nen Betriebsausflug gemacht oder Matho hatte jeden einzelnen zum Latrine putzen abkommandiert.
    Ich ging noch ´n Stücken weiter und sah mich um. Dann hörte ich von fernem ´ne ziemlich vertraute Stimme herumgröhlen. Das war Matho in Bestforn, wenn ich mich nich irrte! Klar doch, so nervte nur Matho. Mit wem schrie r denn so rum? Ich hörte Sivs Namen heraus. Hatte sie wieder was angestellt? Echt schade, dass ich hier nich wohnte! Matho in den Wahnsinn treib´n, war´n echter Spass!
    Ich ging einfach ma in die Richtung, aus der Mathos Stimme hallte.
    "Moin! Hallihallo, hier bin ich! Na, alles locker im Schritt, Matho?" Es war echt ´ne Freude, wieder hier zu sein!

    Nur noch wenige Schritte trennten mich von der Porta. Endlich war ich da. Ich konnt´s kaum noch abwarten, alle wieder zu sehn.
    Ich schenkte mir einfach ma das Klopfen, da ich nich davon ausging, dass man Matho zum Ianitor degradiert hatte.
    Ich öffnete also selbst die Tür und trat ein.
    "Huhu, is einer da?" Hinter mir schloß ich die Tür und ging weiter. "He, wo steckt ihr denn alle? Ich bin´s Caelyn!" Komisch, endweder hatten die alle ´nen Betriebsausflug gemacht oder Matho hatte jeden einzelnen zum Latrine putzen abkommandiert.

    Na das war ja einfach! Wenigstens war´n die Jungs von der Torwache nich so komisch drauf, wie die Ianitoren gewisser Villen in Rom!
    So, jetzt konnt´s endlich los geh´n! Frohen Mutes schlenderte ich die Straße entlang, der Stadt entgegen. Mogontiacum ich komme!
    Ich überlegte noch ma kurz, wie´s zur Villa Aurelia ging. Dann fiel mir der Weg wieder ein. Selbst das germanische Sauwetter konnte heute meiner guten Laune nix anhab´n.
    So wie ich´s Ursus versprochen hatte, lief ich direkt zur Villa und kam auch bald dort an. Die würden sicher Augen mach´n, wenn sie mich sah´n!

    Strahlend über´s ganze Gesicht hatte ich die Casa verlassen. Zwar mit ´nem mulmigen Gefühl im Magen, lief ich zielstrebig durchs Castellum zur Torwache hin. Ehrlich, ich war froh, wenn ich erst ma hier draußen war! Ich spürte die fragenden Blicke, die auf mich gerichtet wurd´n. Klar wusste ich, dass Frauen hier nich erlaubt war´n. Aber ich hatt´s mir ja nich ausgesucht, hier zu wohnen.
    Endlich war ich am Tor angekommen.
    "Save, ich bin die Sklavin von Tribun Aurelius Ursus und ich soll mich zur Villa Aurelia begeben!" Naja, von soll und muss konnte keine Rede sein, aber das mussten die von der Torwache ja nich wissen!

    Klar, erleichtert war ich jetzt auf jeden Fall und das nich nur wegen mein´m Bruder. Meine zweite Chance würd ich nutz´n und nich wieder sinnlos vertun. "Ich werd zuverlässig sein! Wirklich!" Gleich morgen würd ich´s ihm beweisen! Ich konnt´s kaum noch erwarten, Merit, Siv und die andern wieder zu seh´n. Naja, auf Matho war ich eigentlich nich so scharf, aber seinen unwiderstehlichen Charme nahm ich dann gern in Kauf.
    Während ich noch immer in Ursus´ Armen lag, kam ich dann doch ins grübel´n. Meinen Bruder zu finden, das war einfacher gesagt, als getan! Er konnte praktisch überall in der Stadt sein. Wir hatt´n keinen festen Schlafplatz gehabt. Ich fragte mich auch, ob er allleine überlebt hatte. Denn mehr oder weniger war er ja auf mich angewies´n gewesen. Ob er sich alleine nur vom betteln über Wasser gehalten hatte? Daran konnt ich kaum glaub´n! Ich sah das durchaus realistisch und machte mir nich allzu große Hoffnungen.
    "Es wird schwierig werden, meinen Bruder zu finden! Er kann überall und niergends sein!"
    Aber wenn er tatsächlich auffindbar wäre, dann würde ich sicher überglücklich sein.

    "Wenn ich wenigstens wüsste, dass es Louan gut geht und ich ihn nochma wieder seh´n könnte, dann wär ich schon zufrieden." Klar, Augustodunum wieder zu seh´n wäre zwar auch schön gewes´n, aber mein Bruder war mir da um einiges wichtiger.
    Als er meine Umarmung erwiderte, war´s für mich, als wär das Eis endlich gebrochen. Auf ´n Stückchen Nähe hatte ich die ganze Zeit gehofft und ich war richtig ausgehungert danach gewesen. Einach ´ne nette Geste ohne Hintergedanken, damit man sich nicht mehr wie der letzte Dreck fühlen musste, das war´s, wonach ich die ganze Zeit verzweifelt gesucht hatte.
    "Danke! Danke, du weißt gar nich, was du mir damit schenkst! Ich werd dich nich nochma enttäuschen! Wirklich nich! So dumm bin ich nich mehr!" Wobei man ja bekanntlich niemals nie sagen sollte, aber daran dachte ich in dem Moment nich.
    "Ich geb dir alles, was ich hab...", auch wenn das nich so wahnsinnig viel war,"und ich werd jetzt auch immer das tun, was du mir sagst. Ich versprech´s!"
    Ich verharrte in seiner Umarmung und weinte vor Glück. Diesma wollt ich´s nich nochma verbock´n!

    Das war ja echt irre, was diese Nacht nocht so an Überaschungen auf Lager hatte! Das war ja fast wie Saturnalien und Beltane an einem Tag!
    "Ich würd wieder nach Hause geh´n, zu mein´m Bruder und versuchen irgendwie Fuß zu fassen. Is doch klar! Ich vermiss die Hügel und die Wälder so sehr. Naja, und wenn ich hier hingeh´n könnt´wo ich wollt´, dann auf jeden Fall ma hier raus. Das einzigste, was man hier im Castellum machen kann, is im Haus zu bleib´n! Ich würd´gern ma raus, wenigstens einma, um zu den anderen zu geh´n. Ich würd gern wissen, was die Ägypterin macht", ohne drauf wart´n zu müssen, bis es Sertorio ma einfiel, mich mitzunehm´n. Genau das wollte ich machen, wenn ich gekonnt hätte.
    Ich wusste nun echt nich mehr genau, was los war. Ob´s nun an Sertorios Teigaschen lag oder ob´s doch an der dünnen Mondsichel am Himmel, dass man mit Ursus plötzlich wieder vernünftig reden konnte, konnte ich nich genau sagen, ehrlich gesagt war´s mir auch Schnuppe, woran´s lag. Wichtig war, dass wir wieder miteinander sprachen, so wie früher.
    "Das ist echt lieb von dir!", schluchzte ich und drückte ihn ma ganz fest. "So nett war schon lange keiner mehr zu mir!"

    Ja, ja, ja! Selbst ich hatt´s bis hier hin schon begriffen, wie hirnrissig die ganze Aktion gewesen war! Aber was tat man nich alles in seiner Verzweiflung? Da machte man eben auch ma Blödsinn, der einem hinterher leid tat. "Sertorio hat mir erzählt, dass er spart und als er meinte, dass er in zehn bis fünfzehn Jahren soviel hat, damit er sich freikaufen kann, hab ich nur noch rot geseh´n! Das is zu lange! In fünfzehn Jahr´n bin ich ´ne alte Frau. Deswegen hab ich ´s gemacht. Und wenn sie mich dafür dann an ´n Kreuz genagelt hätt´n, hätt ich das auch in Kauf genomm´n. Was tun, is besser als nix tun!" Naja, das er mich nich einfach so freilass´n konnt´, das leuchtete mir ja vielleicht noch ein. Und eigentlich ging´s mir ja auch gut. Ich hatte so manches, wovon ich vorher nur geträumt hatte.
    Aber ich war ja völlig von der Rolle, als er seine Hände auf meine Schultern legte, nich um mich zu rütteln, nee, er tat das ganz sanft und sprach dann weiter.
    "Ja, du hast ja recht. Nix wär anders, außer dass ich eben dort hingeh´n kann, wo ich will"...und nich in so ´nem blöden Castellum wohnen muß. Als Ursus dann auf mein´n Bruder zu sprechen kam, sah ich verwundert auf. "Das würd´st du echt mach´n? Wirklich? Du würd´st einen schicken, der nach Louan sucht? Und das is jetzt nich nur so dahingelabert? Ehrlich?" Ich konnt´s nich glaub´n! Mir kamen schon wieder die Tränen, aber diesma wegen der Freude.

    Das war ja echt nett, was er da sagte! Er hatt mich noch immer sehr gern, auch wenn er´s nich zeigte. Naja, dafür konnt ich mir zwar jetzt auch nix kauf´n. Auch das mit der komischen Patrizierkiste hatte ich nich so richtig kapiert. Wieso war er dran schuld, wenn ich geklaut hatte? Wenn einer so über ihn dachte, dann hatte der doch auch nich alle Tassen beisammen! Aber wenn ihm das so wichtig war, auch gut.
    "Nee, das is nich krankhaft bei mir. Keine Sorge!" Ich musste da ja fast lachen, als er mich das fragte. Zum Glück, hatt ich nich ´n Sprung in der Schüssel. Aber eines war mir doch zu hoch, wieso verstand er einfach nich, warum ich geklaut hatte! Das hatt ich ihm doch erst heute Abend erklärt!
    "Du verstehst nich, warum ich frei sein will, oder? Weisste, wenn du fast nix und niemanden mehr hast, dann klammerst du dich eben an das und denjenigen, was du noch hast! Ich hab als Kind für ´ne kurze Zeit erlebt, wie´s is, wenn einer da is, der dich liebt. Das war richtig schön! Auf der Straße gibt´s niemanden, der sich um dich Sorg´n macht und der dich ma in´nen Arm nimmt, wenn´s dir nich gut geht. Da will ich auch nich mehr hin. Aber ich hätt gerne wieder jemanden, der mich lieb hat. Und außerdem is da noch mein kleiner Bruder…Naja, so klein is der auch nich mehr. Er is drei Jahre jünger als ich und eigentlich is er ja nur mein Halbbruder. Aber er is jetzt ganz auf sich selbst gestellt und ich weiß gar nich, ob er noch am Leb´n is. Ich hab keine Ahnung, ob du das jetzt nachvollziehen kannst, aber mein Bruder is meine Familie und für die bin ich verantwortlich." Vielleicht würde er ja jetzt endlich versteh´n. Das musste doch einleuchtend sein! Nur wegen meinem Vergüg´n hatt ich ja nich geklaut.

    Ich folgte Ursus einfach ma. Alleine hätt ich mich hier eh nich zurecht gefund´n. Wenigstens konnt ich so ma auf and´re Gedanken kommen und auch noch ´n bisschen Luft dabei schnappen. Dacht ich zumindest, bis er mich fragte, was ich gemacht hätte, wenn ich an seiner Stelle gewes´n wär. Darüber hatt´ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Naja, sauer wär ich bestimmt auch gewes´n.
    "Was ich an deiner Stelle gemach hätte? Ich weiß nich. Ich wär bestimmt auch sauer gewes´n. Ich wär aber nich so furchtbar nachtragend gewes´n. Klar, irgend ´ne Strafe muss ja sein, aber nich eine, die wochenlang dauert. Das is echt schlimm für mich, wenn ich wochenlang nich beachtet werd, wenn keiner mit mir was zu tun haben will, als hätt ich ´ne ansteckende Krankheit. Ich weiß, ich hab Mist gebaut, aber bitte lass mich nich einfach fallen. Nich hier, nicht wenn ich jetzt auch noch für´n ganzes Jahr hier eingesperrt bin. Ich hab doch hier niemanden!" Schon wieder war´s bald soweit, doch diesma, wollt ich mich nich einfach so geh´n lass´n, schließlich war ich früher auch nie ´ne Heulsuse gewesen.