"Blöde Kuh!" - "Dämliche Zicke!" So war es die halbe Nacht gegangen, bis einer von uns eingeschlafen war. Richtig gezofft hatten wir uns nicht, obwohl ich Gaia zu gerne meine Fingernägel in ihr Gesicht gerammt hätte.
Am nächsten Morgen weckte uns der Sonnenschein, der durch eine kleine Öffnung in die Unterkunft drang. Wir saßen immer noch da, in unserem Gefängnis und warteten. Auf was eigentlich warteten wir? Warum ließ Sermo uns nicht raus? "Das ist alles nur deine Schuld!", machte Gaia weiter. Ich verroltte die Augen. Konnte sie nicht eifach ihre dämliche Fresse halten? Eine Antwort darauf ließ ich mir natürlich nicht nehmen. "Du kannst mich mal! Was gehen dich auch fremde Briefe an, obwohl du nicht mal lesen kannst? Da sieht man mal, wie bescheuert du überhaupt bist!" Gaia hasste es, wenn man sie damit aufzog, dass sie nicht lesen konnte. Sie hatte eben nicht viel Glück in ihrem Leben gehabt. Aber was kümmerte mich das? Das Glück kam auch nur in sehr sparsamen Dosen zu mir, wenn überhaupt. "Der Brief gehört dem Dominus!", sagte sie trotzig. "Dem Dominus gehört ein Scheißdreck!", gab ich zurück. Darauf wusste sie dann nichts meht zu sagen Zum Glück, dass Gaia nun erst mal ihre Klappe, was ungemein entspannend sein konnte, denn nun konnte ich endlich darüber nachdenken, was denn eigentlich in dem Brief gestanden hatte und wie es jetzt weitergehen sollte. Die darauffolgenden Stunden schwiegen wir uns nur an und vermieden es, uns gegenseitig anzusehen. Stunden später, es musste bestimmt schon Mittag sein, öffnete sich plötzlich die Tür und so ein wildfremder Kerl stand davor. "Wer ist das denn?", machte Gaia. "Woher soll ich das denn wissen." Keiner von uns konnte wissen, dass sich Sermo mit männlichem Ersatz eingedeckt hatte. Ob er auch auf Kerle stand, fragte ich mich gehässig. Der Sklave war noch ziemlich jung, schätzungsweise fünfzehn, sechzehn oder so um den Dreh. Naja, besonders hübsch sah er nicht gerade aus.
Gaia und ich folgten dem Sklaven ins Atrium, wo uns Sermo bereits erwartete. Irgendwas war anders als sonst. Na klar, da hatte einer einige Seile an die Säulen gebunden. Auf den zweiten Blick erkannte ich dann auch den Rohrstock in Sermos Hand. Scheiße, der wollte doch nicht etwa…! Auf Sermos Zeichen hin, schnappte sich der Neue Gaias Arm und zerrte sie zu den Säulen. Gaia fing gleich an, fürchterlich zu jammern, aber sie wehrte sich auch nicht. Echt widerlich!
Er verknotete die Seile an ihren Handgelenken so, damit sie sich nicht lösen konnten, wenn sie später unter den Schlägen zusammensinken sollte.
Während der ganzen Zeit glotzte Sermo mich an, als wolle er Heul doch sagen. Aber den Gefallen tat ich ihm nicht! Ganz im Gegenteil, ich glotzte trotzig zurück. Zum Glück hatte ich keine Ahnung davon, dass große Schmerzen oder erhöhter Stress eine Frühgeburt auslösen konnten, sonst hätte ich wohl auch so hysterisch herum geflennt, wie Gaia, die mittlerweile von ihrer Schwester Unterstützung bekam.
Daran konnte sich auch nichts ändern, als der Neue neben mir auftauchte, um nach meinem Arm zu greifen.