Beiträge von Caelyn

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    Caerdoc von den Ambiani


    Das war eine durchaus berechtigte Frage, die Caerdoc eigentlich auch schon auf der Zunge gelegten hatte. Aber wieso sollte gerade er da den Anfang machen. Hinterher stach der Kerl ihn dann doch noch ab. "Wenn es nach mir geht, wäre ich für die zweite Alternative", antwortete er. Doch es durfte ihm klar sein, dass auch sein Gegenüber nicht so viel Vertrauen besaß, um einfach den Dolch sinken zu lassen. "Ich würde deshalb vorschlagen, dass wir beide gleichzeitig unsere Waffen wieder einstecken und uns anschließend ein paar Met genehmigen, sozusagen auf unsere neugewonnene Freundschaft. Was sagst du?", fragte er.

    "Blöde Kuh!" - "Dämliche Zicke!" So war es die halbe Nacht gegangen, bis einer von uns eingeschlafen war. Richtig gezofft hatten wir uns nicht, obwohl ich Gaia zu gerne meine Fingernägel in ihr Gesicht gerammt hätte.
    Am nächsten Morgen weckte uns der Sonnenschein, der durch eine kleine Öffnung in die Unterkunft drang. Wir saßen immer noch da, in unserem Gefängnis und warteten. Auf was eigentlich warteten wir? Warum ließ Sermo uns nicht raus? "Das ist alles nur deine Schuld!", machte Gaia weiter. Ich verroltte die Augen. Konnte sie nicht eifach ihre dämliche Fresse halten? Eine Antwort darauf ließ ich mir natürlich nicht nehmen. "Du kannst mich mal! Was gehen dich auch fremde Briefe an, obwohl du nicht mal lesen kannst? Da sieht man mal, wie bescheuert du überhaupt bist!" Gaia hasste es, wenn man sie damit aufzog, dass sie nicht lesen konnte. Sie hatte eben nicht viel Glück in ihrem Leben gehabt. Aber was kümmerte mich das? Das Glück kam auch nur in sehr sparsamen Dosen zu mir, wenn überhaupt. "Der Brief gehört dem Dominus!", sagte sie trotzig. "Dem Dominus gehört ein Scheißdreck!", gab ich zurück. Darauf wusste sie dann nichts meht zu sagen Zum Glück, dass Gaia nun erst mal ihre Klappe, was ungemein entspannend sein konnte, denn nun konnte ich endlich darüber nachdenken, was denn eigentlich in dem Brief gestanden hatte und wie es jetzt weitergehen sollte. Die darauffolgenden Stunden schwiegen wir uns nur an und vermieden es, uns gegenseitig anzusehen. Stunden später, es musste bestimmt schon Mittag sein, öffnete sich plötzlich die Tür und so ein wildfremder Kerl stand davor. "Wer ist das denn?", machte Gaia. "Woher soll ich das denn wissen." Keiner von uns konnte wissen, dass sich Sermo mit männlichem Ersatz eingedeckt hatte. Ob er auch auf Kerle stand, fragte ich mich gehässig. Der Sklave war noch ziemlich jung, schätzungsweise fünfzehn, sechzehn oder so um den Dreh. Naja, besonders hübsch sah er nicht gerade aus.


    Gaia und ich folgten dem Sklaven ins Atrium, wo uns Sermo bereits erwartete. Irgendwas war anders als sonst. Na klar, da hatte einer einige Seile an die Säulen gebunden. Auf den zweiten Blick erkannte ich dann auch den Rohrstock in Sermos Hand. Scheiße, der wollte doch nicht etwa…! Auf Sermos Zeichen hin, schnappte sich der Neue Gaias Arm und zerrte sie zu den Säulen. Gaia fing gleich an, fürchterlich zu jammern, aber sie wehrte sich auch nicht. Echt widerlich!
    Er verknotete die Seile an ihren Handgelenken so, damit sie sich nicht lösen konnten, wenn sie später unter den Schlägen zusammensinken sollte.
    Während der ganzen Zeit glotzte Sermo mich an, als wolle er Heul doch sagen. Aber den Gefallen tat ich ihm nicht! Ganz im Gegenteil, ich glotzte trotzig zurück. Zum Glück hatte ich keine Ahnung davon, dass große Schmerzen oder erhöhter Stress eine Frühgeburt auslösen konnten, sonst hätte ich wohl auch so hysterisch herum geflennt, wie Gaia, die mittlerweile von ihrer Schwester Unterstützung bekam.
    Daran konnte sich auch nichts ändern, als der Neue neben mir auftauchte, um nach meinem Arm zu greifen.

    Was schwafelte der denn da? Er hatte mir da zu spontan etwas angeboten? Wollte er mir etzt helfen oder nicht? Ach so, das Castellum! Au Scheiße, das Castellum! Nö, dann natürlich nicht. Da hätte ich mich Sermo ja gleich auf dem Silbertablett servieren können!
    "Du wohnst im Castellum???" Ich musste mich echt zusammennehmen, damit ich jetzt nicht hysterisch wurde. Das Castellum kannte ich ja auch noch von früher, als ich selbst mal dort gewohnt hatte. Und wenn´s jetzt richtig dumm lief, hatte ich in Nullkommanix ´ne ganze Horde Legionäre auf den Fersen, wenn er sich verplapperte. Toll gemacht, Caelyn! Aber Linos hatte da noch eine andere Idee. Eigentlich war´s ja meine Idee gewesen, denn wenn er vorhin nicht so am Stand des Käsehändlers herumgelungert hätte, dann hätte ich ihn gefragt, ob er mir helfen konnte. Wenigstens beteuerte er mir, er würde mich nicht verpfeifen. Ob ich Linos vertrauen konnte? Es waren schon ganz andere unter der Folter schwach geworden, wenn man ihnen eine Information entlocken wollte.
    "Der Käsehändler, ja schon möglich", antwortete ich belanglos. Vielleicht war es für Linos und mich besser, wenn ich ihn los wurde, bevor ich zurück zu Trutmos Käsestand ging. "Ach weißt du, eigentlich wäre es besser, wenn ich erst mal in einen Tempel gehe, um irgendeine Göttin darum zu beten, dass meinem Kind und mir nichts schlimmes passiert auf der Flucht." Gerade eben hatte ich mich über mich selbst gewundert, denn ich war um ehrlich zu sein, nicht wirklich religiös. Das letzte Mal, dass ich in einem Tempel war, war schon ewig her. Damals, als unsere Mutter noch gelebt hatte, war ich mit ihr in einem Tempel. Naja, vielleicht nützte es ja was.

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    Trutmo


    Was für eine Frage! Natürlich würde er selbst kommen! Welche Vorstellungen mache Leute doch hatten! Trutmo konnte es sich nicht leisten, noch zusätzlich eine Handvoll Mitarbeiter zu bezahlen oder gar ein paar Sklaven mit durchzufüttern. Nur seine Frau und manchmal auch die Kinder gingen ihm zur Hand. Das Geschäft mit dem Käse warf gerade mal so viel ab, dass er den Hof halten konnte und seine Familie davon satt wurde. Vielleicht würde das Ganze noch etwas erträglicher werden, wenn er noch öfter nach Mogontiacum kam, um Käse zu verkaufen. Das bedeutete allerdings auch, dass er größere Mengen produzieren müsste. In jedem Fall war es aber eine willkommene Abwechslung. Besonders in den schwülen Sommermonaten, wenn einem die Stechmücken in den Rheinauen, wo sein Vieh weidete, einem auffraßen.
    "Wie du wünschst, edle Dame. – Äh ja, ich werde selbst kommen." Er hatte sich nun wieder voll und ganz der Dame und ihren Sonderwünschen gewidmet. Die Schwangere war Nebensache geworden. Das Geschäft ging eben vor.



    Ich muss weg hier! So schnell, wie ein Hagelsturm aufziehen konnte, hatte ich meinen Entschluss gefasst und vor Linos ausgebreitet. Ob ich da nicht wieder ein bisschen zu unvorsichtig gewesen war? In den meisten Fällen zog ich ja das Unheil magisch an. Aber Linos sah nicht danach aus, als wolle er mich bei nächster Gelegenheit in die Pfanne hauen. Er hatte schon richtig verstanden, ich wollte nicht nur hier weg, vom Markt. Ich wollte richtig weg! Heute noch! Ohne Aufschub. "Wenn ich jetzt nicht gehe, dann… dann tut er meinem Kind oder mir noch etwas an… Schlimmeres, als das, was er schon getan hat... Oder dieser Kerl…", sagte ich eigentlich mehr zu mir selbst, als zu Linos. Aber dann kapierte ich, was der Grieche zu mir gesagt hatte. Blitzschnell sah ich zu ihm auf und visierte ihn an, ganz so, als könne ich dadurch besser verstehen, was er gerade eben von sich gegeben hatte. "Du lebst außerhalb der Stadt? Wo? Wo wohnst du? An der Straße, die nach Gallien führt?" Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein!

    Tja, das letzte Gedicht war nicht gerade das, was man vielleicht anregend nennen konnte. Eigentlich zog es jeden runter, der es hörte, ganz egal, ob man um jemand trauerte oder nicht. Bei Sermo war das nicht anders gewesen. Keine Ahnung, was er bis vor wenigen Minuten noch mit mir vorgehabt hatte, jetzt war ihm alles vergangen. Das war mein Glück, denn nun würde er mich nicht zu sich in sein Bett holen, auch wenn es da viel bequemer gewesen wäre, wie auf dem harten Boden.
    Aber ich ging mit Freuden in meine Ecke und dankte meinem Bruder, dass er mich in dieser Nacht gerettet hatte. Ich versuchte, mich so gut es ging, in meine Decke einzuwickeln, damit ich nicht so fror. Es hatte dann doch ganz schön lange gedauert, bis ich endlich einschlief. Meine vertane Chance heute, einfach vom Wagen zu springen, als wir Augustodunum passiert hatten, ging mir noch ziemlich lange nach. Ich war so nah dran gewesen! Nur ein Katzensprung. Dann wäre ich in die Stadt hineingerannt und wäre zu Iustus gelaufen. Ob Iustus überhaupt noch lebte? In meinem Traum tat er es. Ja, Iustus lebte! Und er hatte sich gefreut, mich wieder zu sehen. Mit offenen Armen und seinem großen Herzen hatte er mich willkommen geheißen. Von nun an würde er mir helfen. Das hatte er mir versprochen! Damit alles wieder gut wurde…

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    Trutmo


    Langsam begriff der Käsehändler, worauf die Dame hinaus wollte. Doch er fürchtete, sie enttäuschen zu müssen. Die Fahrt von Borbetomagus bis Mogontiacum war nicht gerade kurz und auch nicht immer ungefährlich, besonders wenn er durch die Nacht fahren musste. Doch das Geschäft mit der fremdländischen Dame klang sehr verlockend. "Äh… ich könnte es vielleicht einrichten… einmal in der Woche vielleicht… Wäre das genehmer?"
    Mit einem Ohr verfolgte er, was sich sonst noch vor seinem Stand abspielte. Erst als die junge Schwangere sich erhoben hatte und plötzlich wie ein geölter Blitz davon stürmte, wendete er den Blick von der Dame ab. Er sah Caelyn nur noch von weitem, wie sie mit dem Mann, der wohl auch ein Sklave gewesen war, in der Menschenmenge untertauchte. Schade, eigentlich, dachte er bei sich und schenkte der Dame wieder seine Aufmerksamkeit.



    Zum Glück war der Kerl uns nicht hinterher gerannt! Ich hatte wirklich richtig Angst gehabt, weil mir wieder dir irresten Sachen durch den Kopf gingen. Der Typ hatte nicht umsonst nach Sermo gefragt. Irgendwas führte der im Schilde. Es hatte was mit seiner Frau zu tun, die auch schwanger war und natürlich mit mir. Ich war zwar nie wirklich gut im rechnen gewesen, aber trotzdem konnte ich eins und eins zusammenzählen. Solche arroganten Typen, die sich aufspielten, als seien sie der Kaiser von was weiß ich woher, handelten nur aus Eigennutz heraus. Vielleicht suchte er eine Amme für sein ungeborenes Kind, oder vielleicht war er auch scharf auf mein Kind, warum auch immer. Wer wusste schon, was diese Fremden so alles mit kleinen Kindern anstellten.
    Mein Retter stellte sich als Linos vor und versprach mir, ich könne jede Hilfe von ihm erwarten. Wirklich jede? Er war doch auch nur ein Sklave.
    "Ich heiße Caelyn", antwortete ich und lächelte etwas dabei. "Ich weiß nicht, ob du mir helfen kannst, oder ob mir irgendjemand helfen kann. Ich will niemand in Schwierigkeiten bringen. Aber ich muss hier weg! Heute noch!"

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    Trutmo


    Trutmo überlegte. Nach Hause liefern? Er hatte niemand den er hätte schicken können. Doch Trutmo wäre nicht Trutmo gewesen, wenn er nicht auch hierfür eine Idee gehabt hätte. "Wenn es dir recht ist, könnte ich die Ware abends liefern, bevor ich wieder zurück nach Hause fahre. Wenn du möchtest, kann ich dir auch diesen Einkauf heute Abend vorbei bringen." Er deutete auf das Päckchen, das die Dame soeben gekauft hatte.


    Der Kerl hatte sich nicht wirklich mit meiner Antwort zufrieden geben können. Er sah richtig bedrohlich aus und drohte mir. Da hörte ich, was der Händler zu der Frau sagte. Heute Abend noch verließ er die Stadt. Plötzlich brach alles über mich hinein. Die Angst vor diesem Kerl hier, der sich für mich und mein Kind interessiert hatte, dann Sermo selbst, der unberechenbar war und dann die Furcht davor, was er mit meinem Kind machen könne, wenn es erst mal da war. Da kam mir dieser Hinweis des Händlers wie ein Zeichen.
    Als ich so da gestanden hatte und nichts antwortete, trat plötzlich der andere Sklave an mich heran und bot sich an, mich nach Hause zu bringen. Ich nickte schnell und eilte mit ihm davon. Nur weg hier! Ich drehte mich noch einmal um, um zu sehen, was der Kerl jetzt machen würde. "Wenn du zu meinem Dominus willst, musst du zur Casa Quintila gehen" rief ich.
    Als wir in eine Seitenstraße eingebogen waren, blieb ich stehen und atmete erst mal durch. "Danke, dass du mich gerettet hast!"

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    Trutmo


    Trutmo beobachtete das Treiben der buntgekleideten Dame eher skeptisch. Es gefiel ihm nicht sonderlich, wie sie einige der Käsestückchen, die er ihr zur Verkostung angeboten hatte, einfach wieder ausspie. Genauso wenig behagte es ihm, wie sie und ihr nicht minder exotisch gekleideter Begleiter seine Kundin behandelte, auch wenn sie tatsächlich eine Sklavin war. Trotzdem hielt er sich zurück und sagte nichts dazu. Es war das Mindeste, dass sie sich dazu durchringen konnte, doch etwas zu kaufen. Sie kaufte sogar recht viel. So war die schwangere Sklavin erst einmal vergessen. Eifrig packte er der Dame alles zusammen. "Oh, verehrte Dame, alle zwei Wochen bin ich hier auf dem Markt anzutreffen", antwortete er, als er ihr den Einkauf reichen wollte.


    Zu allem Überfluss trat nun auch noch dieser aufgetakelte Kerl auf mich zu und sprach mich an. Woher der nur rausgekriegt hatte, dass ich ´ne Sklavin war? Vielleicht benahm ich mich ja schon so, oder weil dieser andere Kerl, der mir mit dem Geld geholfen hatte, wohl einer war. Naja, auf jeden Fall fragte er nach meinem Dominus und ob der andere Sklave zu mir gehöre. Irgendwie wich der nicht von meiner Seite und guckte mich an, als ob er mir was sagen wollte, fast so, wie Aretas.
    "Mein Dominus? Was geht dich das an?" Durch ein paar bunte Klamotten, die wahrscheinlich aus reiner Seide waren, ließ ich mich doch nicht so schnell verunsichern. Trotzdem hätte ich nur zu gern gewusst, was er von Sermo wollte.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Caerdoc fand an dem Vorschlag seines Opfers durchaus gefallen. Wenn der Kerl ganz schnell seinen Geldeutel zu ihm hinüber wandern lies, dann würde er ihm sein erbärmliches Leben lassen. Sowieso hatte er wenig Lust darauf, ihn aufzuschlitzen. Das gab dann nur wieder eine riesige Sauerei.
    „Dann lass mal rüberwachsen, deine Krö… Auaaa!“ Der Ambianer schrie vor Schmerz auf, als sein Hinterkopf blitzartig gegen die Häuserwand schlug. Zu allem Übel hätte er beinahe auch noch seinen Dolch fallen lassen. Doch im letzten Moment festigte er noch schnell seinen Griff um den Schaft des Dolches. Er stöhnte vor Schmerz. Im Handumdrehen hatte sich alles geändert. Er war nicht mehr länger der Jäger und dieser Kerl sein Opfer, denn dieser war nicht etwa davon gerannt. Ganz im Gegenteil! Er stand immer noch vor ihm, hatte aus dem Nichts einem Dolch herbeigezaubert und bedrohte ihn nun seinerseits damit. Endlich erkannte er nun im Mondlicht, dass er diesen Kerl schon einmal gesehen hatte. Es war schon ein paar Tage her. Ja, genau! Er hatte ihn in dieser Taverne gesehen. Mogontiacum war doch klein!
    "Na sowas! So trifft man sich wieder!", entgegnete er trocken und richtete unvermindert seinen Dolch gegen ihn. Eigentlich hatte er keine große Lust, sich mit dem Kerl auf dem harten Boden zu raufen und um Leben oder Tod zu kämpfen.

    Diese elende Mistkröte war schneller wieder auf den Beinen, als man gucken konnte, dann lief sie davon und kam nach kurzer Zeit wieder mit meinem Brief. Instinktiv wollte ich meine Hand danach ausstrecken. Aber nicht ich, sondern Sermo bekam den Brief. Das würde mir Gaia noch büßen! Und wenn ich ihr sämtliche Haare einzeln herausriss!
    Gaia hatte den Brief schon aufgemacht. Dabei konnte sie doch gar nicht lesen! Am liebsten hätte ich sie auf der Stelle erwürgt!
    Sermo öffnete den Brief, schaute zu mir herüber und begann ihn dann laut vorzulesen. Ich hätte vor Scham im Erdboden versinken können. Doch wenigstens erfuhr ich so, was Aretas mir geschrieben hatte. Nur noch ein gewonnenes Rennen und dann war er frei! Und dann wollte er nach Germanien kommen… Ach wie schön wäre das nur! Das klang fast so, als könne er vielleicht schon nächste Woche hier sein, um mich und unser ungeborenes Kind zu befreien… Aber ich hörte sofort wieder damit auf, mich durch solche Wunschgedanken einlullen zu lassen. Es konnte noch Monate oder sogar Jahre dauern, bis es soweit war. Bis dahin hatte er mich vielleicht längst vergessen. Wenn er erst einmal frei war und ihm die Frauen reihenweise hinterher liefen.
    Sermo hatte zu Ende gelesen. Seine Stirn lag in Falten. Aretas hatte in seinem letzten Satz damit gedroht, Sermo zu verprügeln, wenn er mir oder dem Kind etwas antat. Unter anderen Umständen hätte ich jetzt mal gegrinst, aber das ließ ich besser. Wenn er so guckte, dann war Gefahr in Verzug. Mir war es aber ziemlich schnuppe, was er jetzt mit mir anstellen wollte. Ich kannte jetzt den Inhalt des Briefes. Alles andere war mir egal.
    Dass ich dann am Ende mit Gaia im Servitricium eingesperrt wurde, darauf hätte ich aber gut verzichten können.

    Zitat

    Original von Caelyn
    ... Ach ja, ehe ich es wieder vergesse, nächste Woche bin ich auch nur sehr bedingt anwesend. ;)


    Wie sich jetzt herausgestellt hat, war ich gar nicht anwesend. :D Sorry, für alle die warten mussten. ;)
    Für diese Woche melde ich mich mal so "halb und halb" zurück.

    Ich machte wahrscheinlich einen ziemlich ferngesteuerten Eindruck auf die beiden. Erst recht als ich mich schnell bücken wollte, um die verdammten Münzen wieder einzusammeln. Naja, mit dem schnell bücken wenn man schwanger war, konnte ich vergessen. Irgendwie war da immer der Bauch im Weg. Offenbar hatte der Kerl, die die ganze Zeit auch am Käsestand herumgehangen hatte, die gleiche Idee, was zur Folge hatte, dass wir uns gegenseitig unsere Köpfe anstießen.
    "Au!", machte ich und hielt mir meine Birne. Heute war irgendwie ein Scheißtag! Ich sah auf und erblickte ihn, als sein Gesicht ungefähr auf gleicher Höhe war. Die dunklen Haare, der getönte Teint der Südländer, die dunklen Augen. "Aretas?", flüsterte ich. Ob das der Schubs gegen meinen Kopf war oder nur ein Wunschgedanke? Nur einer wie Aretas hätte mir geholfen!
    Aber ich erkannte ziemlich schnell, dass es nicht Aretas war. Aretas war in Rom und wenn es nach Sermo ging, würde er nie wieder etwas von mir hören. Das mit den Briefen konnte ich auch knicken, seitdem Gaia mir meinen Brief geklaut hatte und ihn Sermo gesteckt hatte.
    Bevor ich noch irgendetwas anderes zu dem hilfsbereiten Fremden sagen konnte, bauten sich ein paar ziemlich bunte Vögel vor uns auf. Die Frau hatte es wohl mit mir. Ich hatte echt Schwierigkeiten, sie zu verstehen, weil ihr starker Akzent so fremdartig klang. Langsam sah ich zu ihr auf. Sagen konnte ich nichts, weil ich einfach zu baff war. Die beiden waren garantiert nicht von hier, das konnte man schon von weitem sehen. Auf den zweiten Blick bemerkte ich dann auch, dass auch sie schwanger war.
    Der Fremde hingegen gab der Frau gleich kontra, was mich ziemlich beeindruckte. Der Kerl war wirklich nicht auf den Mund gefallen. Ich wünschte, ich wäre manchmal auch so schlagfähig. Schließlich mischte sich auch noch der Mann ein.
    Ich schaute schnell, dass ich die Münzen einsammelte. Der Fremde half mir dabei. "Danke", sagte ich leise und versuchte auch etwas zu lächeln, auch wenn´s mir heute besonders schwer fiel. Als ich alle Münzen wieder beisammen hatte, erhob ich mich. Die Frau war immer noch da und schaute gelangweilt über Trutmos Käseauswahl.


    Der Käsehändler hatte die ganze Situation stillschweigend beobachtet und dachte sich nur seinen Teil. Als er bemerkte, das die fremdartige Dame sich für seine Käsesorten interessierte bot er ihr schnell etwas zum probieren an. Er war ja schließlich geschäftstüchtig.


    "Es dauert noch zwei oder drei Monate. Wieso willst du das wissen?" Ich glaubte ja nicht, dass sie sich nur dafür interessierte, weil sie auch schwanger war und ihre Erfahrungen mit mir austauschen wollte. Dafür war sie einfach zu hochgestochen.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Inzwischen hatte Caerdoc seinen Dolch unter der Tunika hervorgezogen und wartete, bis sein Verfolger näher an ihn heran kam. Die ganze Zeit hatte er gerätselt, bei wem er es sich denn in Mogontiacum schon verscherzt haben könnte, dass man jemand auf ihn angesetzt hatte. Vielleicht war es auch nur ein Tagedieb, der zufällig die gleiche Gasse entlang gehen wollte. Aber egal, wer es war. Caerdoc wollte auf Nummer sicher gehen. Wenn nebenbei noch ein paar Sesterzen dabei abfielen, umso besser.
    Der Ambianer, dessen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich kommen. Als er direkt vor ihn stand, kam er aus seinem Versteck heraus, packte den Kerl und hielt ihm seinen Dolch an die Halsschlagader. "So Freundchen, sag mir wer du bist und weswegen du mich verfolgst!", flüsterte er ihm ins Ohr.

    Hektisch kramte ich im Geldbeutel herum. Dabei zitterte ich auch noch. Verdammt! Und die Kerle starrten mich an! Ich spürte ihre Blicke in meinem Nacken.
    Na, und dann passierte es! Mir rutschte der Geldbeutel aus der Hand und mit ihm das ganze Geld, was sie überall vor und unter dem Käsestand verteilte. Ganz toll! Auf so was hatte ich gerade noch gewartet!
    Noch hektischer ging ich in die Knie und versuchte das Geld wieder aufzusammeln. Ich hätte echt heulen können! Irgendwas musste passieren, schoss es mir gerade jetzt durch den Kopf. Ich stand kurz davor, durchzudrehen. Aber was nur? Was nur?
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis mir die Tränen über die Wangen liefen. Nicht wegen den paar Münzen… Wegen der Aussichtslosigkeit meiner Lage. Denn nichts würde sich zum Guten ändern. Erst recht nicht, wenn das Kind da war.

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    Caerdoc von den Ambiani


    Nach der Pleite in der Taverna vor einigen Abenden, war Caerdoc noch einige Zeit durch die Stadt geirrt und war schließlich in der Nähe des Hafens fündig geworden. Eine nette Absteige mir wenig Ungeziefer, ganz passablem Essen und ein paar brauchbaren Mädchen. Eigentlich wurden dort die Zimmer nur stundenweise vermietet, doch die Chefin, eine fette Mittfünfzigerin, die etwas humpelte, hatte ein Herz und nahm Caerdoc unter ihre Fittiche.
    Nachdem er nun schon einige Tage hier war, wollte er sich etwas umhören, wie er seine Kasse aufbessern konnte. Der Ambianer war für ziemlich alles zu haben. Von Erpressung und Diebstahl bis hin zu Entführung, war alles in seinem Repertoire vorhanden. Selbst vor Mord schreckte er nicht zurück. Natürlich war er auch nicht abgeneigt, zur Abwechslung mal etwas Legales zu machen.
    Über Mogontiacum hatte sich die Dunkelheit gelegt. Der volle Mond war über der Stadt aufgegangen. Die Nacht war noch lang und er noch längst nicht abgefüllt. Obwohl er schon einige Met intus hatte, hielt er sich recht gut auf den Beinen. Er lief eine enge Gasse entlang. In der Nähe hörte man das Kampfgeschreie zweier Kater, die sich stritten. Ansonsten war alles ruhig. Alles? Nein, nicht alles. Hinter sich hörte er plötzlich leise Schritte. Er blieb stehen und fand in einer Häusernische Platz, wo er sich verstecken konnte. Mucksmäuschenstill wartete er auf denjenigen, der ihn verfolgte.

    Zum Glück kriegte sich Melina wieder ein. Das, was ich gesagt hatte, besänftigte sie - fürs erste jedenfalls. Ich atmete leise, aber erleichtert auf. Auf den Schreck musste ich einen Schluck trinken. Meine Hand griff nach dem Becher und führte ihn zu meinem Mund.
    Dann setzte Melina zu ihrer nächsten Frage an. Diesmal weitaus weniger impulsiv. "Ja also öhm", begann ich. Ich überlegte, ob ich ihr wirklich alles erzählen sollte, wie ich Aretas kennengelernt hatte.
    "Es war irgend so ein Feiertag. Auf jeden Fall hatte ich frei. Als ich abends so durch die Straßen der suburba lief, war er plötzlich da." Dass Aretas mich damals beinahe abgemurkst hätte, erzählte ich ihr natürlich nicht. "Aber damals hatte ich auch noch nicht gleich gewusst, dass es Liebe ist. Das kam erst später. Naja, die Liebe fällt eben nicht einfach so vom Himmel und dann ist sie da. Liebe braucht Zeit!" Das hatte ich auch erst lernen müssen.

    Tat richtig gut, diese blöde Zicke so zu sehen! Pera übertrieb mal wieder maßlos. Von wegen bluten und so. Gaia hatte sich nur ´ne kleine Schramme an der Stirn geholt. Naja, vielleicht noch ein paar Kratzer. Mehr aber nicht! Und daraus machte sie gleich so ein Theater!


    Die Schadenfreude über Gaias Anblick ließ mich übermütig und unaufmerksam werden, denn sonst hätte ich vielleicht gehört, wie jemand zur Haustür hereingekommen war. "So, du Mistkröte! Und jetzt rück den Brief raus! SOFORT!", rief ich. Aber da hörte ich auch schon besagte wohlbekannte Stimme, die mir einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Scheiße! Wenn das mal nicht Sermo war! Verdammt, wieso war der Kerl schon zu Hause? Ziemlich überfahren starrte ich zur Tür, in deren Rahmen er bereits aufgetaucht war und nicht besonders fröhlich gestimmt aussah.
    Na super! Welch ein Anblick bot sich ihm da! Gaia kroch mehr oder weniger immer noch am Boden herum. Pera kniete neben ihr, um zu helfen. Und ich? Klar, ich war mal wieder die Böse. So sah´s jedenfalls aus. Und da hörte ich es auch schon. Das, was ich eigentlich schon längst erwartet hatte: "Sie war´s! Sie hat angfefangen, Dominus! Und dann hat sie Gaia so arg getreten, dass sie kopfüber in die Holzscheite gefallen ist!", rief Pera ganz eifrig, um den Wissensdurst ihres Dominus zu befriedigen.
    Na los, Caelyn! Sag was! Sag, dass das nicht wahr ist, sagte mir eine innere Stimme immer wieder. Aber auch diesmal fehlten mir da die Worte. Total unbeholfen und ziemlich dämlich wirkend, musste ich ihm vorkommen. Und dann stand ich auch noch mit offenem Mund da. Mir ging nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: Der Brief! Wenn Sermo den Brief in die Finger kriegte, dann konnte ich einpacken!

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    Trutmo


    Natürlich mochte er Käse! Und er konnte mit Stolz von seinem Käse behaupten, dass er wirklich gut war. Wohlwollend sah er dem jungen Mann zu, wie das Stückchen Käse begutachtete und es sich schließlich in den Mund steckte. "Und?", fragte Trutmo gespannt.
    Die kleine Schwangere war heute ziemlich kurz angebunden, bemerkte der Bauer. Er sah sie forschend an. Naja, er kannte sie ja kaum. Vielleicht war sie heute Morgen nur mit dem falschen Fuß aufgestanden. Außerdem gehörte es sich nicht, irgendwelche Kundinnen wegen ihrer Verfassung anzusprechen, wenn sie nicht an einem offensichtlichen Gebrechen litten. Aber die Kleine war schwanger!
    "Na, geht´s gut?", fragte er sie während er den Käse für sie richtete und mit seinem Kinn auf ihren Bauch deutete.



    Seit ich an den Käsestand gekommen war, fühlte ich mich von allen Seiten beobachtet. Und als mich der Händler dann auch noch ansprach und wissen wollte, wie´s mir ging, wäre ich beinahe panisch geworden. Am liebsten wäre ich abgehauen. "Gut!" antwortete ich mit zittriger Stimme. Das war natürlich gelogen. Mir ging´s nicht gut. Um ehrlich zu sein, ging es mir beschissen!
    Flüchtig sah ich zu dem Kerl, der sich auch am Käsestand aufhielt und Käse probierte Schnell schaute ich aber wieder in eine andere Richtung. "Was macht das?" Ich hatte nur noch einen Gedanken, Schnell bezahlen und dann weg hier!



    "Das macht dann fünf Sesterzen", antwortete Trutmo freundlich. Er hatte ihr nicht wirklich abgenommen, dass es ihr gut ging. Dafür wirkte sie viel zu angespannt.

    Uuups, ich habe vergessen, mich abzumelden! :D Was ich aber hier auf der Stelle sofort und natürlich auch nachträglich noch tun möchte. :D Ach ja, ehe ich es wieder vergesse, nächste Woche bin ich auch nur sehr bedingt anwesend. ;)

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    "Und wie!" antwortete Trutmo mit halbvollem Mund und grinste. Er schluckte den Rest hinunter. "Willst du auch mal probieren?" Er hielt dem jungen Mann den Teller hin, auf dem die Käsestücke lagen. "Alles aus eigener Produktion. Du magst doch Käse, oder?"
    Die junge Frau, die er gerade eben wieder gesehen hatte näherte sich seinem Stand. Sie trug immer noch ihr Bäuchlein vor sich her. Es war also nichts Schlimmes passiert, mit dem Kind oder ihr, dachte er beruhigt. "Salve! Ich hab dich lange nicht gesehen. Ich dachte schon…" Trutmo redete nicht weiter. Die junge Frau sah nicht besonders glücklich aus.


    Ich war echt überrascht, dass sich der Händler noch an mich erinnerte. "Salve!", sagte ich kurz angebunden. "Fünf unciae von dem Käse, bitte!" Den Mann, der ebenfalls am Marktstand aufhielt, beachtete ich nicht weiter. Eigentlich war ich froh gewesen, als ich den Händler endlich gefunden hatte. Diesmal stand er an einem anderen Platz, als sonst. Aber jetzt, als ich ihn endlich gefunden hatte, da war alles so.. so.. bedrückend. Mein Plan, den ich vor Wochen geschmiedet hatte, den hatte aus den Augen verloren, obwohl die Zeit drängte. Jeder Tag zählte jetzt, wenn ich dem Kind, dass in mir wuchs, ein besseres Leben bieten wollte.