Beiträge von Caelyn

    Es war schon einige Wochen her, wie viele genau konnte ich gar nicht sagen, seit ich den Brief für Aretas an einen der Händler gegeben hatte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, ob er überhaupt angekommen war, oder ob der Händler ihn, bevor er ihn ins Feuer geschmissen hatte, gelesen und mal herzhaft darüber gelacht hatte.
    Jedes Mal wenn ich zum Markt ging, stolperte ich ´ne halbe Ewigkeit über den Markt und fror mir beinahe den Allerwertesten ab, auf der Suche nach dem besagten Händler oder irgendeinem Zeichen, was mich weiterbringen konnte.
    Aretas, das Kind, Gaia, diese dämliche Zicke, die mir zusätzlich das Leben schwer machte und nicht zuletzt Sermo, der die Krönung des Ganzen war, drückten erheblich meine Stimmung. Ach was, es machte mich schier krank, wenn ich daran dachte, wenn erst mal das Kind da war! Schlimm genug, dass es dann Sermo in die Hände fiel, dessen Eigentum es ja war und der mit ihm anstellen konnte, was er wollte. Mir war es inzwischen fast schon egal, wenn er seine Triebe an mir befriedigte. Ich ließ es jedes Mal über mich ergehen, wie ein gefühlloses Stück Holz.
    Aber mein Kind war mir nicht egal! Hätte ich doch einfach nur abhauen können! Aber mal ganz ehrlich, wie dämlich war es denn, wenn ´ne Schwangere flüchtete? Das war ziemlich dämlich! Und trotzdem kriegte ich diesen Gedanken nicht aus meinem Kopf heraus. Ich war jetzt im vierten oder fünften Monat. Wenn es mir gelang, in den nächsten Wochen zu türmen, dann konnte es noch was werden, bevor das Kind kam. Dann kam es in Freiheit! Und Sermo, der Dreckskerl konnte ihm nichts mehr anhaben!
    Wenn ich bis nach der Geburt wartete, konnte alles mögliche passieren und ich war dann vielleicht nicht in der Lage, was dagegen zu tun, weil ich dann zu geschwächt war.

    ´Nen Schreikrampf kriegte sie nicht. Eigentlich verhielt sie sich ziemlich freundlich. Viel zu freundlich für meinen Geschmack. Aber was anderes dummes passierte. Nämlich Gaia, meine spezielle Freundin, sah ich im Augenwinkel vorbeiflitzen. Schnell drehte ich mich zu ihr um und sah nur noch, wie sie wieder verschwand .Na klasse! Diese dämliche Kuh! Jetzt hatte sie mich mit Melina gesehen und spann sich garantiert wieder irgendwelches dumme Zeug zusammen. Ich hatte sowieso die Vermutung, sie bespitzelte mich, um mich bei gegebener Zeit bei Sermo anzuschwärzen. Wenn sie das machte, konnte sie was erleben!
    Etwas irritiert wandte ich mich wieder zu Melina, die mir etwas zu trinken eingeschenkt hatte und mir den Becher hinhielt. Zum trinken kam ich nicht, weil sie gleich anfing, mich auszufragen.
    "Ein anderer Sklave aus Rom, domina", antwortete ich wahrheitsgemäß. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, ihr Bruder wäre es gewesen, was ja nicht so ungewöhnlich gewesen wäre. In Rom aber hatte er seinen Trieb bei irgendwelchen Lupae befriedigt. Erst auf der Reise nach Germanien hatte er auf mich zurückgegriffen.

    Ziemlich lange hatte ich noch wach gelegen, während Sermo, dieses miese Schwein, längst in seinem Bett lag und schnarchte. Wäre ich nicht schwanger gewesen und hätte ich ein Messer oder so was gehabt, dann hätt ich ihm die Kehle durchgeschnitten. Dieser Deckskerl, hoffentlich blutete er eines Tages, für das, was er mir angetan hatte! In meinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab, wie ich mich an ihm rächen konnte. Aber egal, wie ich´s drehte, am Ende war ich immer wieder die Dumme. Und überhaupt, was würde dann aus meinem Kind werden? Nach der letzten Nacht machte ich mir keine Hoffnungen mehr, Sermo könnte so was wie Erbarmen mit ihm haben. Ich traute ihm sogar zu, dass er es mir gleich nach der Geburt wegnahm, um es zu töten oder zu verkaufen. Irgendwann, als es schon stockdunkel war, sackte ich langsam in einen von Alpträumen geplagten Schlaf hinüber.


    Als mich am Morgen Sermos Fuß weckte, war es bereits schon wieder hell. Ich fühlte mich total beschissen. Alles tat mir weh, jeder einzelne Knochen, mein Kopf und vor allem mein Unterleib. Hoffentlich hatte das Kind nichts abgekriegt! Das war das erste, woran ich dachte.
    Das Ientaculum wartet,säuselte er. Das ich nicht lachte! Das wartete höchstens auf ihn. Für mich blieben wahrscheinlich nur die Reste, wenn überhaupt.
    Auch wenn ich nicht drauf scharf war, zu erfahren, mit welchen Gemeinheiten er heute wieder kam, raffte ich mich wortlos auf. Ich hatte keine Lust, was zu sagen und schon gar nicht Guten Morgen, oder so was. Ein guter Morgen sah anders aus! Zum Glück gab es hier keinen Spiegel, denn ich sah garantiert furchtbar aus. Ich schaute an mir runter. Meine Untertunika, die eingerissen war, erinnerte mich noch an letzte Nacht. Ich nahm meine Klamotten und zog meine wollene Tunika darüber. Dann zog ich noch die Strümpfe an, die ich demnächst auch wieder ausbessern musste. Zu guter Letzt kamen noch die Schuhe dran.
    Sermo stand schon an der Tür. Er hatte es ja richtig eilig. Oder war es Hunger? Mir war das ziemlich egal. Ich hätte einfach nur kotzen können. Ob das an meinem Zustand lag oder doch nur anSermos Anblick, konnte ich nicht genau sagen. Ich wich seinen Augen aus, indem ich lieber meinen Blick senkte, als ihn angucken zu müssen und schob mich durch die Tür.

    Nanu, was war das denn für ´ne miese Tour. Erst zickte sie mich an und dann wurde sie scheißfreundlich und meinte, ich würde nicht stören. Aber da ich es ja nicht erst seit heute mit den Quintiliern zu tun hatte, insbesondere mit einem ganz bestimmten, beschloss ich, erst mal ´ne ruhige Kugel zu schieben und ja nicht auf ihr freundliches Getue hereinzufallen. Ich hatte ja schon oft zu spüren gekriegt, wie so was endete.
    Aber der Hammer kam noch! Sie holte mir noch einen Stuhl und sagte, ich solle mich ausruhen! Wie krass war die denn drauf? Das machte mich ganz konfus. Ich konnte mich doch nicht einfach setzen, auch wenn der Fuß immer noch wehtat. Aber das war noch nicht alles, sie fragte mich allen ernstes, ob ich was zu trinken wollte. Hallo, war´n wir hier beim Nachmittagskränzchen und ich hatte es nicht mitgekriegt?
    Ich denke mal, sie konnte mir mein Misstrauen ansehen. Aber sie meinte es wohl tatsächlich ernst.
    "Der Fuß, ja... Dumm gelaufen!" Das konnte man wohl sagen! Na schön, ich setzte mich, wenn auch nur sehr zögerlich und ohne sie dabei aus den Augen zu verlieren.
    Ob ich schwanger war? Na klar war ich das! Und wie! Angefressen hatte ich mir den Wanst jedenfalls nicht. "Ja...", antwortete ich knapp, weil es mir unangenehm war. Irgendwie rechnete ich damit, dass gleich was blödes passierte. Zum Beispiel, dass Melina ´nen Schreikrampf kriegte und mich bestrafen wollte, weil ich mich "einfach so" hingesetzt hatte. Schließlich war sie ja die Schwester ihres Bruders. Und das sollte was heißen!

    So musste sich Vercingetorix gefühlt haben, in der Stunde seiner Niederlage. Genauso! Wenn ich jemals noch so was wie Hoffnung hatte, dass eines Tages alles wieder gut werden könnte, dass mein Kind frei sein könnte, oder sogar ich frei sein könnte, war dies der Augenblick in dem diese Hoffnung starb.


    Ich wartete gefasst darauf, bis er endlich begann. Mit Erbarmen oder mit Behutsamkeit rechnete ich nicht, nicht bei Sermo. Und so packte er mich mit voller Wucht, gnadenlos, grob, drückte meinen Kopf nach vorne, so dass ich mich gerade noch rechtzeitig mit meinen Hände abstützen konnte Dabei verspottete er mich auch noch. Ich schrie vor Schmerzen als er brutal meinen Unterleib zu seinem Schlachtfeld machte. Stoß für Stoß, ohne Rücksicht zu nehmen, auf mich oder das Kind, dass ich trug. Verzweifelt jammerte ich, als ob er sich davon beeindruckt zeigen könnte, was er natürlich nicht tat.
    Als der Bastard dann auch noch meinen Hals umschlang, glaubte ich, er wolle mich würgen, was alles noch viel schlimmer machte. Ich begann nach Luft zu schnappen und musste heftig husten. Warum drückte er nicht zu? Drück doch zu, du Scheißkerl! Drück doch endlich zu! Aber, diesem Dreckskerl machte es Spaß, mich noch mehr zu quälen.


    Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hatte. Aber als er endlich fertig war und sich, zufrieden mit seinem Werk, neben mir auf die Matratze sinken ließ, blieb ich zusammengekrümmt und wimmernd liegen. Ich brauchte etwas, bis ich wieder einigermaßen zu mir gekommen war. Dann versuchte ich mich aufzurappeln. Keine einzige verdammte Minute wollte ich noch in seiner Nähe bleiben, auch wenn diese Matratze verlockend weich war und die Decke wärmte.
    Ohne Sermo noch eines Blickes zu würdigen, torkelte ich wieder hinüber in meine Ecke und ließ mich dort zu Boden sacken. Die Kälte machte mir nichts mehr aus. Von mir aus hätte mich der Tod holen können, das war mir Schnuppe. Nur der Tod würde mich frei machen.

    Dieses miese Schwein! Von wegen, sein gespieltes Mitleid und sein bescheuertes Gesülze von gut mit einander auskommen und vernünftig sein. Das war alles Blödsinn! Gequirlte Kacke, war das! Und ich blöde Kuh war mal wieder drauf reingefallen. Nur weil ich geglaubt hatte, in ihm stecke doch was Gutes. Aber Sermo war einfach nur böse, durch und durch böse.
    Er steckte seine dreckige Pfote unter meine Tunika und griff in die vollen. Natürlich wehrte ich mich da nur noch umso mehr, so dass der Stoff der Tunika nachgab und riss. Um die Tunika machte ich mir eigentlich weniger Sorgen. Ich dachte nur an mein Kind. Das Einzigste, was mir von Aretas geblieben war. Und dieses Kind wollte ich gebären, auch wenn´s dann nur ein Sklave war, so wie seine Eltern.
    Erbittert leistete ich Widerstand, keuchte und kreischte, strampelte mit den Beinen, als ich merkte, dass seine Hand zwischen meine Beine vordringen wollte. Bald aber merkte ich, dass ich auf Dauer nicht gegen ihn ankommen konnte, denn Sermo war viel stärker als ich. Und dann hatte er auch schon meinen rechten Arm erwischt und drückte ihn zurück auf die Matratze.
    Ich sollte auf die Knie gehen, sagte er. Aber ich ignorierte alles, was er sagte. Stattdessen versuchte ich verzweifelt mit meinen Zähnen sein Handgelenk zu erwischen, um ihn zu beißen. Und ich biss zu.
    Meine andere Hand versuchte sein Gesicht zu erwischen, um ihm sein dreckiges Gegrinse herauszukratzen. Er sollte nicht ohne Blessuren davonkommen! Meine Fingernägel waren nicht besonders lang gewesen, aber dafür waren sie hart. Jetzt gruben sie sich in Sermos Wange und hinterließen einige unschöne Kratzer.
    Und dann, ich war völlig außer Atem, hörte ich plötzlich auf, mich zu wehren. Mein Körper erschlaffte und blieb ruhig liegen, bis auch er gemerkt hatte, dass keine Gegenwehr mehr zu befürchten hatte.
    Dann setzte ich mich auf und kniete mich mit dem Rücken zu ihm hin, so wie er es gewollt hatte. Genießen würde ich es ganz sicher nicht, wenn er sich das nahm, was er wollte.

    Verdammt, tat das weh! Zusammengekauert hockte ich am Boden und hielt noch mein Fußgelenk, als ob das was nützte. Die kleine Kröte hatte natürlich mitgekriegt, dass ich beinahe den Abgang gedreht hätte. Sie kam näher, als sie mich gesehen hatte. Ich sah zu ihr auf, als sie vor mir auftauchte und irgendwas daher säuselte, von wegen helfen und so. Das hatte sie natürlich nicht ernst gemeint. Melina war kein Deut besser als ihr blöder Bruder. Zu dieser Erkenntnis war ich jetzt schon gekommen, obwohl wir eigentlich noch keine drei Worte miteinander geredet hatten.
    Dann laberte sie was von hinter ihrem Rücken rumtänzeln und nannte mich ´ne rollende Kugel. Blöde Kuh! Das sagte ich ihr natürlich nicht, ich dachte es nur für mich. Stattdessen erhob ich mich und baute mich in voller Größe vor ihr auf. Wir waren ungefähr gleich groß. Aber das war auch das einzige, was wir gemeinsam hatten.
    [COLOR=[COLOR=seagreen]]"Danke, domina. Ich wollte nicht stören."[/COLOR] Und das war noch nett ausgedrückt. Auf die Schnepfe und ihre dämlichen Sprüche hätte ich locker verzichten können. Aber sie nun mal da gewesen, was ja ihr gutes Recht war. Schon blöd, wenn man dann auch noch unbedingt durchs Atrium musste, wenn man von A nach B wollte. Warum mussten die Römer auch ihre Häuser so bauen!

    Seit Sermos Mischpoche ihr Zeug zusammengepackt und nach Rom abgereist war, waren irgendwie meine Gedanken wo ganz anders. Von den Sklaven waren nur Gaia und Pera dageblieben, was bestimmt kein großer Trost war. Die eine konnte mich nicht leiden, was mittlerweile auch auf Gegenseitigkeit beruhte und die andere schwatzte einem das Ohr ab und wieder dran. Und dann war da noch Melina, Sermos Schwester. Bisher hatte ich versucht, ihr aus dem Weg zu gehen. Wenn sie ganz nach ihrem Bruder kam, dann standen mir schlimme Zeiten bevor. Zwei von der Sorte, das hielt ich nicht aus! Und wenn man bedachte, dass die meisten römischen Mädchen eines gewissen Alters widerliche Zicken waren, wollte ich, solange es ging, darauf verzichten.
    Eigentlich hatte ich nichts Bestimmtes vor, als ich das Atrium betrat und kurz stehen blieb, um mich zu strecken. Mein Rücken tat mir weh, was ganz normal war, wenn man schwanger war.
    Vielleicht hätte ich mich vorher mal umsehen sollen, denn wie ich ziemlich bald feststellte, war ich nicht allein! Da war noch Melina! Na, klasse! Jetzt nur die Kurve kratzen! Oder sich wenigstens beschäftigt stellen und so tun, als habe man sie nicht gesehen. Abhauen emfand ich irgendwie als bessere Option! Auf Zehenspitzen versuchte ich mich davonzustehlen. Aber wenn man schwanger war und schon etwas mehr wog, als sonst, passierte das,was einem Walross passierte, wenn´s versuchte Spitze zu tanzen. Richtig, ich verknickste mir den Fuß und schaffte es gerade noch, nicht wie ein Walross zu stürzen."Auaaa, Sch..."

    Oh, wie schön warm das war! Meine Füße fülten sich an wie Eisklötze und trotz dass ich noch meine Untertunika trug, war mir mit der blöden Decke am Boden nicht warm geworden. Aber jetzt war das was anderes. Was natürlich auch dran lag, dass Sermo bereits im Bett saß. Er drückte mich an sich und rubbelte mich warm auf dem Rücken. Wie freundlich er doch sein konnte, dachte ich noch. Das fühlte sich irgendwie schön an, so nah bei jemand zu sitzen, auch wenn´s Sermo war. Klar, mir wäre es natürlich viel lieber gewesen, wenn das Aretas gewesen wäre und nicht Sermo. Vielleicht war er ja doch nicht so ein Scheißkerl, wie ich immer meinte.
    Noch ahnte ich ja nichts, was Sermo wirklich im Schilde führte. Im Augenblick freute ich mich nur über die Wärme, sei es über die körperliche wie auch die zwischenmenschliche. Wenn Sermo in Zukunft nicht mehr der Arsch war, für den ich ihn immer gehalten hatte, würde es bestimmt einfacher werden, die Zeit in Germanien auszuhalten. Und vielleicht würde er dann auch mein Kind frei lassen, wenn ich ihn darum bat.
    Es sah wirklich danach aus, als ob Sermo gerade dabei war, sich zu ändern. Ein historischer Moment, oder so was. Zu dem was er sagte, konnte ich nur nickend zustimmen. Genau, wir sollten wieder wie vernünftige Leute miteinander umgehen. Für mich war das überhaupt kein Problem. Und für Sermo? Die Hand, die mich eben noch warm gerubbelt hatte, begann mich im Nacken zu kraulen. Ah, so was mochte ich. Hatte ich schon immer gemocht.Meine Mutter hatte mich früher oft gekrault, wenn ich traurig war. Damit hätte er stundenlang weitermachen können. Seine an der Hand fuhr über mein Bäuchlein, als ob das sein Kind wäre. Ich glaubte schon, er würde mir jetzt selber sagen, dass mein Kind nichts zu befürchten hatte und dass er es nach der Geburt frei lassen würde. Natürlich wehrte ich mich nicht, denn einerseits fühlte ich mich noch gut dabei und andererseits wollte ich jetzt nichts versauen.
    Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wann genau mein gutes Gefühl zu schwinden begann, als er sagte, wir könnten bestimmt gut miteinander auskommen oder als seine Hand zusehends nach oben zu meinen Brüsten hin wanderte. Irrte ich mich, oder ging sein Atem auf einmal schneller? Und was war mit der Umarmung? Die wurde fester, oder nicht? Mein ganzer Körper spannte sich plötzlich an. Spätestens jetzt begannen alle Alarmglocken zu läuten. "Was machst du da?", fragte ich leise. Wobei die Frage an sich total überflüssig war, weil man es sich nicht nur denken, sondern plötzlich auch spüren konnte, was er vor hatte. Mir war ja klar, dass er das verdammte Recht dazu hatte. Aber dass er´s so schamlos ausnutzte! "Bitte… tu das nicht! Bitte nicht!", bettelte ich fast schon weinerlich. Ich hatte nur noch Angst um mein Kind, er könne ihm was antun, wenn er sich gleich auf mich presste. Das würde er doch jetzt, oder? Endlich versuchten jetzt meine Arme, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Meine Hände versuchten ihn wegzudrängen und von mir fernzuhalten.

    Öhm, ja. Äh, nanu! Hatte ich was verpasst? Wie krass war das denn? Sermo machte nur ein ganz stinknormal betroffenes Hm. Kam da noch was? Und wenn ja, wann? Jetzt war ich aber enttäuscht! Nee, nicht wirklich. Aber mal ehrlich, was war denn mit dem los? Ich dachte immer, bei ihm funktionierte nicht die Mitleidsschiene. Mannaomann, der war ja ganz betroffen. Und nicht nur das. Meine Geschichte hatte irgendwas bei ihm bewirkt. Oder warum war er auf einmal so nett? Klar, die Frage hätte er sich schenken können, denn es war ja ganz offensichtlich, dass es mir saukalt war und ich mir hier auf Dauer was abfror.
    Naja, und unter normalen Umständen hätte ich mich garantiert nicht freiwillig zu ihm ins Bett gelegt, weil Sermo unter normalen Umständen nur eines von mir wollte, wenn ich mit ihm in seinem Bett lag. Bei genauer Überlegung hätte er ja jetzt das gleiche von mir haben wollen...können...sollen... Überhaupt, ging das denn, wenn man schwanger war? In der Beziehung hatte ich ja überhaupt keinen blassen Schimmer. Ach, was soll´s! Wenn er aufdringlich wurde, kriegte er einfach mein Knie in sein Allerheiligstes, ganz einfach! Außerdem, es war wirklich barbarisch kalt und tierisch unbequem auf dem Boden. Und es war jetzt nur anständig von ihm, mir einen Platz in seinem Bett anzubieten. Denn Sermo, die Ratte, hatte sich nicht nur das Bett mit ´ner echten Matratze unter den Nagel gerissen. Er hatte auch gleich mal ´ne zweite Decke abgegrast. Und zwar eine ohne Mottenlöcher.
    Logisch, war´s bei ihm warm! Damit hatte er mich auch sofort dazu überredet, meine Abneigung gegen ihn, wenigstens kurzfristig auf Eis zu legen, im wahrsten Sinne des Wortes. "Ja, gerne!" Ich ließ mich nicht lange lumpen und stand ziemlich schnell auf. Ahh, Kacke, tat mir mein Rücken weh! Gleich wird´s warm, tröstete ich mich und setzte mich auf Sermos Bett. Schnell zog ich noch die Beine hoch und schob sie unter die Decke. Junge, war das warm! Das tat richtig gut.
    "Danke, das is echt nett von dir!", sagte ich und lächelte dankbar. Tja, manchmal konnte er mich eben doch noch richtig überraschen!

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    Mich nervte es ja auch, wegen jedem Rotz flennen zu müssen.Aber das war irgendwie so´n scheiß Zwang.Und Sermo war ja nun aber auch nicht gerade feinfühlig, wenn´s drum ging, mal einfach nur nett zu sein. Überhaupt nett sein war für ihn ein Fremdwort. Und die Römer hatten´s ja bekanntlich nicht so mit Fremdsprachen.
    Ja, komm schon, reite nur noch länger drauf rum! Als ob er nicht gewusst hätte, wie ich mir meine Rückkehr vorgestellt hatte. So dämlich konnte doch nur ein Römer sein! War doch wohl sonnenklar, dass ich gerne wieder als Freie nach Gallia zurückgekommen wäre. Das war doch auch mein Plan gewesen. Damals. Ach, Mist! Jetzt kam alles wieder hoch und ich hätte noch mehr flennen können. Jetzt wurde die blöde Decke auch noch nass von meinen Tränen und meinem Schlabber. Na, Klasse! Danke, Sermo! So umsorgst du mich! Ich hätte echt kotzen können. Der Typ konnte mir echt gestohlen bleiben. Alles was aus seinem Maul kam, war einfach nur beleidigend. Naja, fast alles. Hin und wieder nämlich, gelang es sogar Sermo, mich zu überraschen.
    "Hä, was?" Ich sah überrascht auf. Hatte ich gerade richtig gehört? Sermo interessierte sich für mich? Das war ja mal was ganz neues! Ich dachte immer, er wusste, dass ich nicht immer schon ´ne Sklavin gewesen war. Hatte ich ihm noch nix über mich und mein Leben davor erzählt? Wahrscheinlich hatte er´s schon längst wieder vergessen. Das sah ihm ähnlich.
    "Nein, ich war frei", antwortete ich schluchzend. Na, ging ihm jetzt ein Licht auf, warum ich´s so beschissen fand, wieder hier zu sein? "Bettelarm, aber frei! Ich hab mit meinem Bruder auf der Straße gelebt und wir haben uns das, was wir zum Leben gebraucht haben,… organisiert." Das hörte sich besser an, als geklaut."Aber das war nicht immer so. Bevor unsere Mutter starb, ging es uns gut. Wir hatten ein Zuhause und immer genug zu essen. Aber dann wurde sie krank und siechte langsam dahin. Damals war auch schon unser Großvater gestorben, der sich auch um uns gekümmert hatte. Unser Vater hatte sich schon vor Louans Geburt verp… öhm, verabschiedet." Dem Dreckskerl waren wir ziemlich schnuppe gewesen. Aber unsere Mutter hatte nie was auf ihn kommen lassen. Das hatte ich nie kapiert. "Als wir dann ganz allein auf uns gestellt waren, haben sie uns aus dem Haus gejagt.Unsere eigenen Verwandten! Ich war damals gerade mal zehn und mein Bruder acht. Von da an mussten wir uns so durchschlagen. Das hat auch ein paar Jahre geklappt." Ich war ja nicht besonders stolz, auf meine Karriere als Kleinkriminelle. Aber was hätte ich denn machen sollen? Ich musste ja auch für meinen Bruder sorgen. Und rumhuren für Geld wollte ich nicht. Eigentlich trug mein feiner Onkel und seine Frau die Schuld daran! "Und dann, als ich siebzehn war, haben sie mich erwischt, wie ich so n´en feinen Pinkel ausnehmen wollte. Der Dreckskerl, der mich gefasst hatte, meinte, ich wär nicht mal das Holz für das Kreuz wert, an dass sie mich hängen wollten. Dem Sklavenhändler, an den er mich verhökert hat, hatte er natürlich was ganz anderes erzählt. Ich schätze mal, er hat die Kröten selbst eingesteckt, die er für mich gekriegt hat." Auch wenn das alles schon so lange zurück lag, litt ich noch immer, wenn ich darüber erzählte. Das Leben war einfach nicht fair zu mir und meinem Bruder.
    So, und jetzt wartete ich nur noch auf Sermos nächsten blöden Spruch, der nach so´ner Story einfach kommen musste, sonst wäre Sermo nicht Sermo gewesen.

    Oh Mann, Sermo glaubt wirklich, er tat mir was Gutes, wenn er mich durch Gallien schleifte. Das war doch echt zum Mäuse melken! "Massilia ist nicht meine Heimat!" Ich fragte ihn ja auch nicht, wie berauschend er´s fand, wenn er gerade mal den Rubikon überquert hatte und noch ´ne halbe Ewigkeit weg war von Rom. Da kamen ihm bestimmt auch noch keine heimatlichen Gefühle. Gallia war eben nicht gleich Gallia, genauso wenig wie Gallier gleich Gallier waren. Aber so was kapierten die dämlichen Römer eben nicht.
    "Und außerdem hatte ich mir meine Rückkehr ein bisschen anders vorgestellt." Nicht als Sklavin von so einem blöden römischen Idioten, der bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot, ausrastete. Aber das band ich ihm natürlich nicht auf seine krumme Nase. Wahrscheinlich wusste er das sogar schon selbst.
    Und wie er mich schon wieder anglotzte! Als wolle er mich gleich fressen Wenn er so seine Augenbraue hob, das mochte ich überhaupt nicht. Das Beste kam aber noch! Was ich für´n Problem hatte, fragte er mich. Junge, mein Problem bist du! Wollte ich ihm ins Gesicht schreien, aber machte ich dann doch nicht. Ich war ja schließlich auch noch schwanger. Und wenn er mich erst mal so richtig mit Schmackes durchgeprügelt hatte, weil ich ´ne Spur zu frech war, war ich´s vielleicht nicht mehr.
    Oh Mann, Sermo übertraf sich malwieder selbst. Ein Meister der Selbstbeweihräucherung war er. Ja, ja, ja was er tolles vollbracht hatte, als er mich damals reingelegt hatte. Auf ewig musste ich ihm dankbar sein, dachte er. Mich vor der Peitsche bewahrt und so´n Scheiß. Ob er selber dran glaubte, was er hier zum Besten gab? "Ursus hätte so was nie gemacht!", schrie ich. Wenn ich so viel Blödsinn hörte, konnte ich nicht mehr ruhig bleiben. "Ja, mir geht´s richtig gut bei dir, domnius!" Na, das strotzte ja nur so von Ironie! Beim letzten Wort hätte ich echt kotzen können.
    Die blöde Decke, oder sollte ich besser sagen, der mottenzerfressene Fetzen, war mir runtergerutscht und schon wurde es mir wieder kalt. Vielleicht hätte ich meine Wut ein bisschen besser unter Kontrolle halten, denn als ich sie wieder hochziehen wollte, machte es ratsch und ich hielt ein Stück davon in der Hand. Zum Glück blieben wir hier nur eine Nacht!
    Scheiße, mir war so kalt! Und daran war nur Sermo schuld! Jetzt sorgte dieser Dreckskerl auch noch dafür, dass ich mich noch beschissener fühlte! Eigentlich war ich ja nicht so zartbesaitet, um mich von Sermos geschwollenem Gerede beeindrucken zu lassen. Aber es musste wohl an den scheiß Hormonen liegen, dass es diesmal klappte. "Ja, vielleicht wär´s wirklich besser gewesen, wenn du mich im Tiber versenkt hättest!", schluchzte ich und kämpfte mit den Tränen. Dann vergrub ich mein Gesicht in der stinkenden Decke, die über meinen angezogenen Knien lag. Kacke Mann, hoffentlich war´n wir bald in Germanien!

    "Ja, ja. Geh nur!" Ich nickte eifrig dazu. Als Pera dann endlich weg war, legte ich das Messer beiseite, atmete tief und hielt meinen Bauch. Tränen schossen mir in die Augen. Ich konnte echt nicht mehr! Verdammte Hormone! Ich war ziemlich nah am Wasser gebaut, seit ich schwanger war. Und wenn ich an die Zukunft dachte, dann sah ich sowieso nur noch schwarz. Eins war klar, lange würde ich´s hier nicht aushalten!

    Ich ließ Pera einfach reden. Was für´n Glück, sie fragte nicht weiter wegen dem Kind und allem, was dazu gehörte. Sie plapperte einfach weiter über ihre schlechte Erfahrung, die sie mit ´ner Sklavin gemacht hatten, die geglaubt hatte, was Besseres zu sein. Aber am Ende war sie auch nix besseres gewesen. Wenn Pera nur gewusst hätte, was sie in mir auslöste, als sie erzählte, man habe der Sklavin dann auch noch das Kind genommen, als sie verkauft worden war. Mir hatte es ´nen richtigen Stoß versetzt, von dem ich nicht so schnell erholen konnte. Allein schon der Gedanke daran, was Semo mit meinem Kind anstellen könnte, wenn´s erst mal da war, machte mich ganz kirre. Natürlich hatte ich nicht vor, hier vor Pera meine Ängste auszubreiten. Damit sie nix merkte, stürzte ich mich noch heftiger in die Arbeit. Meine Handgriffe hatten irgendwie was Hektisches. Eintopf? Ja, prima! Ich griff mir gleich mal einen Bund Möhren und machte mich dran, das Gemüse zu putzen.
    "Ja, mach mal. Ich halte hier die Stellung", rief ich ihr zu und wartete nur drauf, dass sie die Küche verließ.

    Dass Simplex kein Kind von Traurigkeit war, hatte ich mir ja schon gedacht. Aber bei mir hatte er da erdenklich schlechte Karten. "Ja, das hatte ich mir schon fast gedacht", antwortete ich und grinste.
    Ganz langsam lichtete sich das Chaos. Mir machte es gar nix aus, mit anzupacken. Dann kam ich wenigstens auf andere Gedanken. Ablenkung war im Moment das Einzigste, was half. Aber die dauerte nicht lange an. Als Pera bemerkte, dass ich schwanger war, stellte ich den Topf, den ich eben genommen hatte, um ihn wegzuräumen, wieder hin. "Ja, bin ich", sagte ich kurz. Ich war nicht wie andere Frauen, die sich über ihren Zustand wie ein Schnitzel freuten. Von mir aus hätte ich nicht schwanger werden müssen. Nicht nur, wegen der blöden Kotzerei.
    Als sie in dem Zusammenhang dann auch noch ihre Schwester ansprach, kapierte ich gar nix mehr. Aber langsam begann ich zu verstehen, warum Gaia so komisch zu mir gewesen war. "Keine Sorge, das hier ist nicht von Sermo, öhm von meinem dominus", erklärte ich, als sie fertig war, ohne darauf einzugehen, wer denn der Vater war. "Tut mir leid für euch, wenn ihr solche Erfahrungen habt machen müssen." Das meinte ich ernst, auch wenn ich so ´ne dämliche Gefühlsduselei nicht mochte. Deshalb war ein Themenwechsel an der Stelle gar nicht übel.
    "Eintopf?", versuchte ich das Thema "schwanger sein" geschickt zu umgehen. "Tolle Idee! Lass uns das doch machen. Den kann man notfalls auch verlängern und wenn wir noch ein paar Karotten oder Rüben mit rein schnippeln, reicht das bestimmt für alle."
    Tja, Pech gehabt, Caelyn! Pera ließ sich nicht so einfach abspeisen. Sie wollte es genau wissen. Aber ihr hier brühwarm von Aretas und mir zu erzählen, widerstrebte mir. Ich kannte sie ja überhaupt nicht. "Der Vater ist ein anderer Sklave", sagte ich merklich abgekühlt und wich ihrem Blick aus. Mir tat es einfach nur weh, wenn ich daran dachte, dass ich Aretas vielleicht nie mehr sehen würde.
    "Eine Hebamme?" Ich schaute wieder zu ihr auf. "Eine Hebamme wäre gut."

    Als sie ihre Schwester ansprach, hielt ich es für besser, wenn ich mich mal dezent zurückhielt. Man konnte ja nie wissen. Ich wollte mir´s ja nicht gleich am ersten Tag mit allen verscherzen. "Ja, hab ich. Und Simplex hab ich auch schon kennengelernt." Für den Typen, der mir ganz unverwandt auf die Brüste geschaut hatte, galt natürlich das Gleiche. Immer schon neutral bleiben, nur keine Wertung abgeben, dann konnte nix passieren.
    Pera hatte nochmal Anlauf genommen, das Chaos zu bändigen. Sie war ´ne echte Hochstaplerin, was die dreckigen Töpfe betraf. Allerdings hatte ihr Werk nicht lange bestand, denn als sie sich zu mir umdrehte, fiel es krachend zusammen.
    "Ja, sieht so aus. Komm, lass mich mal! Zu zweit kriegen wir das besser hin." Ich schnellte auf, als hätte ich nur auf diese Gelegenheit gewartet und krempelte mir die Ärmel hoch. "So, wo fangen wir denn an? Am besten, wir bringen mal die Vorräte in Sicherheit und schaffen etwas Platz, damit wir auch mal anfangen können." Gesagt getan! Gleich machte ich mich dran und begann die Vorräte mal auf dem Tischabzustellen um Platz auf der Anrichte zu kriegen.
    "Und? Was soll´s heute geben?"

    Hallo? Mannomann, die war ja echt voll im Stress. Hatte gar nicht richtig mitgekriegt, dass ich da war, obwohl sie mich eben noch begrüßt hatte. Aber wenigstens hatte sie ihren Namen nicht vergessen. "Ich weiß… öhm, ich meine, deine Schwester hat mir gesagt, dass ich dich in der Küche finde," erklärte ich und grinste. "Naja, und da bist du." Genau, da war sie und versuchte die chaotischen Verhältnisse irgendwie zu ordnen, was aber gar nicht so einfach war. Gerade dann, wenn man selbst nicht wusste, was man machen sollte.
    Ich setzte mich erst mal hin, als sie es mir anbot. Sitzend von meinem Stuhl aus, stieg auch gleich mal der Unterhaltungswert, als Pera versuchte, wieder die Übersicht zu bekommen. Hätte mir vorher einer gesagt, dass Pera und Gaia Schwestern waren, hätte ich ihn ´nen Lügner geschimpft.
    "Ja, das kenn ich auch. Mir passiert das auch ständig." Schon so oft waren meine Pläne über den Haufen geworfen worden. Zuletzt von Sermo, als er mir eröffnete, dass ich ihn nach Germanien begleiten sollte. Wenn man ´ne Sklavin war,wurde das einfach zum Dauerzustand.
    "Ja, das muss man wohl!" Auch hier konnte ich ihr nur zustimmen. Wenn man das nicht machte, dann fraß der Unmut einen irgendwann auf. Und auch diesmal würde ich wieder versuchen, das Beste draus zu machen. Dann verging die Zeit viel schneller und man konnte wieder neue Pläne schmieden, die dann wieder ein anderer über den Haufen warf.