Beiträge von Heilruna

    Heile Markus!


    Heila sah man die Freude, ihren Freund zu sehen ins Gesicht geschrieben. Sie strich sich das eigentümlich braune Haar aus dem Gesicht und küsste Marcus zärtlich. Er schien etwas müde zu sein, hatte er doch einen langen Tag auf dem Exerzierplatz hinter sich.


    Wie war dein Tag, gabs Ärger mit den Probati?
    Nach einer kurzen Pause fiel ihr ein, dass ihr Freund bestimmt Hunger hätte.


    Soll i dir was kochen? Der kleine is bestimmt auch hungrig und wir könnten gemeinsam essen. Was meinste dazu?

    Mit dem Winter kam auch die Zeit der Kälte. Heilruna sass in dicke Wollgewänder gehüllt am Webstuhl. Das Baby lag unter einem Berg von Fellen und Decken in der Wiege und schlummerte vor sich hin.


    Heila hing ihren Gedanken nach. Wo war wohl Markus zu diesem Zeitpunkt. Sie hoffte, er würde sich nicht wieder irgendwo stundenlange herumtreiben, bevor er nach Hause kam.

    Schau, dort drübn steht ein dicker Germane, bei dem kauf i normalerweis' ein, wenn i Obst brauch.


    Sie zog Crispus frühlich mit sich. Nachher würden sie dafür etwas tun, was er sich wünschte.


    Wenn wir hier fertig sind darfst du wünschen, was wir machen, ist's gut?
    Schliesslich wollte sie ihren Freund auf keinen Fall überstrapazieren, wenn es ums Einkaufen ging.

    Heila lächelte ihren Begleiter an.


    Wenn'd Kohl magst, kann ich Mutter fragen, ob sie was Leckres draus kocht, was meinste?


    Sie sagte der Germanin im selben üblen Dialekt, wie viel Kohl sie wollte, diese unterbrach mürrisch ihre Parolen und gad der jungen Frau das Gemüse. Heila bezahlte und drehte sich schliesslich wieder zu Crispus.


    So Schatzerl, jetzt noch ein bisschen Obst, dann hab i alles.

    Kurz blieben Heilas Gedanken an Marcus mekrwürdiger Antwort zu seinem Verhalten hängen. Doch sie war kein Mensch, der lange über etwas sinnierte.


    Ich brauch Gemüse und Obst. Spielt nicht so ne Rolle welche Sorten. Mal sehen, was der Händler überhaupt zu verkaufn hat. Brauchste auch was, Marcus?

    Heila hörte Crispus genau zu. Irgendetwas liess sie vermuten, dass die Aussage über die Aufgaben als Primus Pilus vielleicht nur eine Ausflucht war. Marcus ganze Haltung sprach von Unwohlsein. Sie entschied sich daher, ihn gleich anzusprechen.


    Marcus, sag doch, was haste denn. Gehts dir net so gut? Möchtest lieber wo anders spazieren gehn?


    Sie wollte ihren Freund auf keinen Fall zwingen, mit ihr Einkaufen zu gehen. Schliesslich sollten sie ihre gemeinsamen Momente doch so ausgiebig wie nur möglich geniessen, wo sie doch so rar waren.

    Heila schaute die Leute an, die auf dem Forum standen oder einfach an den Ständen vorbei schlenderten. Sie hielt sich noch immer an Crispus Arm fest. Es sah aus, als wäre sie seine Frau.


    Der Kleine is süss. Er erinnert mich irgendwie an dich und das is schön. Manchmal kümmert sich auch Mama um ihn, wenn ich mal ne kleine Pause brauch. Aber sag, wirste in nächster Zeit mehr bei der Familie sein können?

    Marcus schien ihre Gewohnheiten durch und durch zu kennen. Darum sagte sie entspannt. Wenn's dir nichts ausmacht, müsst i noch aufn Markt gehn, um für Mama Gemüse und Trockenfleisch zu kaufen.
    Wie schön es doch war, mit ihm durch Mogontiacum zu schlendern. Seite sie sich nur noch seltener sahen, freute sie sich über jeden solchen Moment.

    Heila spürte, dass Crispus lieber nicht im Haus bleiben würde. Darum sagte sie: Ja, lass uns ein bissel spazieren gehn. Ich werd nur noch meiner Mama Bescheid sagen, dass sie weiss, dass i den Kleinen allein glass'n hab.


    Sie verliessen die Stube und traten durch den Laden, wo Gisil arbeitete ins Freie, nachdem Heila ihre Mutter informiert hatte. Diese schien damit nicht ungliücklich zu sein, war ihr doch das Baby auch etwas ans grossmütterliche Herz gewachsen.


    Wohin woll'mer gehen?Sagte sie zu ihrem Freund und hängte sich bei ihm ein.

    Das breite Lächeln ihres Freundes gefeil Heila und auch Lucius schien seinen Spass an Papas Mimik zu haben. So sah er doch ganz süss und zufrieden aus, dachte seine Mutter.
    Meinste der Kleine weiss schon was a richtiger Soldat is?
    Sie musste auch Lachen und wiegte das Baby in ihren Armen.
    Gibt's nun wider öfter Zeit für die Familie? Oder sind die Jungs noch immer so aufsässig?
    Marcus war viel seltener zum Haus ihrer Familie gekommen, als er es früher zu pflegen tat. Seiner Freundin gefiel das überhaupt nicht und sie gab es ihm immer wieder zu spüren. Schliesslich ging es ja nicht nur um sie selbst, aber ihr Sohn hatte auch das Bedürfnis, Kontakt zu seinem Vater zu haben.


    Beide standen schweigend nebeneinander.
    Dann fielen dem Kleinen die Äuglein zu und Heila legte ihn zurück in die mit Schafsfell gepolsterte Wiege. Sanft deckte sie ihn zu und strich über sein Gesicht.
    Etzt, schläft'r! Möchtest etwas nach draussen gehn?

    Heila musste lachen, als sie Crispus mit dem "Grossen" zusah. Ja, Mama hat mir so das eine oder andere gezeigt. Und dazu gehörte auch, wie man den Kleinen heben soll. Das geht so, meint sie. Freundschaftlich schubste sie Marcus zur Seite.


    Heila trat selber wieder zur Wiege, in der Lucius noch immer nicht aufgehört hatte zu schreien, griff vorsichtig unter den kleinen Körper und legte ihn geschickt auf ihren Arm. Während sie das zarte Gesichtchen streichelte beruhigte sich das Geschrei und ein Lächeln bereitete sich auf dem Mäulchen des Babys aus. Heila sah es und schaute, vor Freude weinend, zu ihrem Freund.


    Schau Marcus, er lächelt dich an... Es scheint, sein Vater gefällt ihm.

    Heila hatte nicht gehört wie Marcus eingetreten war. Erst als er sie begrüsst hatte, drehte sie sich von Lucius weg und erwiederte: Heile Marcus!


    War Marcus schon lange hinter ihr gestanden? Merkwürdig, wo sie doch eben an ihn gedacht hatte.


    Sie legte den kleinen wieder in seie Wiege, obwohl er noch immer schrie.
    Lächelnd sah sie Marcus an und sagte.
    Dem Lucius geht's gut. Manchmal is'er ein bessel laut, aber so geht das halt wenn die Kleinen noch net reden können. Konntest für ein Moment aussem Lager verschwinden?

    Heilruna sass in ihrer kleinen Stube vor dem Webstuhl. Darauf enstand ein feiner Wollstoff mit kunstvoller Borte. Seit sie Mutter geworden war, hatte sie viel mehr Zeit zu Hause verbracht und sich eher femininen Arbeiten gewidmet. Doch innerlich vermisste sie die Freiheit im Wald, zusammen mit Irwin, dem Sohn der Nachbarn.


    Plötzlich begann das Baby in der Wiege zu schreien. Heila erhob sich. Nahm es aus den dicken Schaffellen und streichelte es.


    Dabei schaute sie seine braunen mandelförmigen Augen an. Wie sehr sie doch aussahen wie Marcus Augen. Sie selber hatte, wie viele Germaninnen blaue Augen.


    Wann würde sie Marcus wiedersehen. Er war viel im Lager und nur seltener zu Hause. War es wegen dem Kind? Aber es war sein Sohn und mittlerweile hatte sich doch auch ihr Papa an den Kleinen gewöhnt und Marcus als seinen Schwiegersohn akzeptiert. Das konnte es also nicht sein, aber...


    Doch sie vertrieb die Gedanken wieder. Sie liebte Marcus, und Marcus liebte sie, Heila. Und sie beide liebten ihr gemeinsames Kind.